Standard "beruhigende Ganzkörperwaschung" |
Definition:
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Im
Pflegealltag stehen uns verschiedene Maßnahmen zur Verfügung, mit denen
wir auf den mentalen Zustand eines Bewohners einwirken können. Um
Bewohner zu beruhigen, nutzen wir neben Einreibungen und Vollbädern
auch entsprechend wirkende Ganzkörperwaschungen.
Mögliche Indikationen für eine beruhigende Ganzkörperwaschung sind:
- Verlust oder Beeinträchtigung des Körpergefühls
etwa in Folge eines apoplektischen Insults.
- innere Unruhe
- situative Unruhezustände
- Hyperaktivität
- Einschlafstörungen
- Schmerzen
- Asthma bronchiale
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Grundsätze:
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- Der Zeitpunkt und der Ablauf der Ganzwaschung
richten sich nach den Bedürfnissen und Wünschen des Bewohners.
- Wir beachten den Wunsch des Bewohners nach
Waschung durch eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft.
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Ziele:
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- Der Bewohner kann sich entspannen.
- Unruhezustände werden abgebaut.
- Der Konsum von Sedativa wird reduziert.
- Das Körpergefühl wird gestärkt, ein ggf.
vorhandenes Körperdesintegrationsgefühl wird abgebaut.
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Vorbereitung: |
eigenes Erleben
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Falls
möglich führt jede Pflegekraft mit einem Kollegen testweise eine
beruhigende Ganzkörperwaschung im „Selbstversuch“ durch. Dabei sollte
sie folgende Varianten ausprobieren:
- kurze und schnelle Bewegungen / langsame
Bewegungen
- punktuelle Bewegungen / weit ausgreifende
Bewegungen
- variierender Druck / gleichmäßiger Druck über
die gesamte Bewegung
- weiche Bewegungen / festes Zupacken
- verschiedene Wassertemperaturen
- raues und kaltes Handtuch / weiches und
angewärmtes Handtuch
- weicher Waschhandschuh / harter Naturschwamm
- Bewegung mit der Haarwuchsrichtung / Bewegung
gegen die Haarwuchsrichtung
- Bewegung mit geschlossenen Fingern / Bewegung
mit abgespreizten Fingern.
Die Empfindungen sollten dann im Kollegenkreis diskutiert werden.
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notwendiges Material
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Waschschüssel
gefüllt mit rund 37° C bis 47° C warmen Wasser (abhängig von den
individuellen Vorlieben)
- ggf. Zusätze wie etwa Lavendel oder Melisse
- Waschhandschuh (ein normaler Waschlappen
verrutscht zu schnell)
- ggf. weicher Schwamm
- weiches und angewärmtes Handtuch
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Allgemeines
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- Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
- Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme
informiert und um Zustimmung gebeten.
- Dem Bewohner wird ein Toilettengang angeboten.
- Das Bett wird auf eine angenehme Arbeitshöhe
gestellt.
- Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft
ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
- In einem Doppelzimmer wird entweder ein
Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen
gebeten.
- Das Betreten des Bewohnerzimmers durch
Angehörige oder Mitbewohner wird unterbunden.
- Kleidungsstücke, die die Waschung behindern
würden, werden ausgezogen. Der Bewohner sollte bereits zu Beginn der
Maßnahme komplett entkleidet werden. Ein teilweises Ent- und Ankleiden
während der Ganzkörperwaschung sollte vermieden werden, da dieses die
beruhigende Wirkung stören würde.
- Unnötige Lagerungshilfsmittel werden entfernt.
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Durchführung
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- Es wird stets entsprechend der
Haarwuchsrichtung gewaschen („mit dem Strich“). Auch die Abtrocknung
erfolgt stets in Haarwuchsrichtung.
- Wenn eine Waschbewegung durchgeführt ist, wird
die Hand vom Körper abgehoben und erneut aufgesetzt.
- Die Pflegekraft sollte die Waschbewegungen nach
Möglichkeit mit einem gleich bleibenden Rhythmus durchführen.
- Die Hand wird großflächig auf die Haut
aufgelegt. Sie passt sich bei der Bewegung den Körperkonturen an.
- Die Pflegekraft kann die eigenen Hände
vorwärmen. Der Bewohner erschrickt sich dann nicht bei einem Kontakt.
- Der Waschhandschuh wird gut ausgewrungen.
- Die Pflegekraft sollte während der Durchführung
möglichst wenig mit dem Bewohner reden, damit sich die beruhigende
Wirkung voll entfalten kann. Der Bewohner soll sich auf die Berührungen
und seinen Körper konzentrieren.
- Die Maßnahme sollte nach Möglichkeit nur von
jeweils einer Pflegekraft durchgeführt werden; idealerweise der
Bezugspflegekraft.
- Ggf. können Angehörige in die Maßnahme
einbezogen werden.
- Die Reihenfolge der zu waschenden Körperteile
kann variiert werden. Maßstab dabei sind die Erfahrungen und Eindrücke
bei vorherigen Ganzkörperwaschungen. Der Intimbereich wird in jedem
Fall ausgespart.
- Bei Bewohnern mit Einschlafproblemen kann es
sinnvoll sein, die komplette Körperpflege auf den Abend zu verlegen.
Die reguläre Waschung wird dann mit einer beruhigenden
Ganzkörperwaschung kombiniert.
- Bei Bewohnern, die nachts unruhig sind, kann es
sinnvoll sein, dass auch die Nachtwache die beruhigende
Ganzkörperwaschung durchführt. Dieses ist allerdings abhängig von der
allgemeinen Arbeitsbelastung.
- Bei der ersten Waschung werden noch keine
Zusätze verwendet.
- Die Waschung kann nach dem Trocknen mit einem
Eincremen der Haut abgeschlossen werden.
- Bei einem Apoplexie-Patienten wird zunächst die
weniger betroffene Körperseite gewaschen und danach die andere Hälfte.
Damit sollen die erspürten Eindrücke auf die stärker betroffene Seite
übertragen werden und die Körperwahrnehmung verbessert werden.
- Die beruhigende Ganzkörperwaschung muss nicht
unbedingt komplett durchgeführt werden. Die beruhigende Wirkung lässt
sich ggf. auch mit einer Teilwaschung erreichen. Vor der Mobilisierung
eines gehbehinderten Bewohners kann ein Fußbad mit einer anschließenden
Teilwaschung durchgeführt werden. Beim Aufstehen wird der Bewohner in
den Beinen ein anregendes Schweregefühl verspüren.
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Nachbereitung: |
- Wenn der Bewohner während der Maßnahme
einschläft, kann vermerkt werden, dass die beruhigende
Ganzkörperwaschung insbesondere für die Schlafförderung genutzt werden
kann. Der Bewohner wird in diesem Fall vorsichtig wieder bekleidet und
zugedeckt.
- Die gesamte Bekleidung des Bewohners wird
gerichtet und der Bewohner bequem gelagert.
- Die Pflegekraft fragt nach dem Befinden des
Bewohners.
- Das Bettlaken wird von Falten befreit.
- Die Klingel wird in Reichweite gelegt.
- Der Bewohner wird befragt, ob er weitere
Wünsche habe. Insbesondere wird ihm ein Getränk angeboten.
- Das Zimmer wird gelüftet.
- Das verbrauchte Material wird entsorgt.
- Die Waschschüssel wird gereinigt und
desinfiziert.
- Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
- Die Pflegekraft räumt das Zimmer auf.
- Die Lagerung wird im Lagerungs- und
Mobilitätsplan verzeichnet.
- Beobachtungen, etwa Hautveränderungen oder
Schmerzäußerungen, werden dokumentiert und ggf. dem Hausarzt mitgeteilt.
- Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
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Dokumente: |
- Leistungsnachweis
- Berichtsblatt
- Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
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Verantwortlichkeit
/ Qualifikation: |
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