Standard "anregende Ganzkörperwaschung" |
Definition:
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- Eine anregende Waschung entfaltet bei Patienten
mit Bewusstseinsstörungen eine sichtbare - und auch messbare Wirkung.
Noch während der Durchführung werden etwa somnolente Senioren deutlich
munterer. Gleichzeitig steigt der Blutdruck um bis zu 10 bis 20 mmHg.
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Grundsätze:
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- Die Waschung kann nur gelingen, wenn die
Pflegekraft mit Ruhe, Konzentration und Zeit an die Aufgabe herangeht.
- Der Zeitpunkt und der Ablauf der Waschung
richten sich nach den Bedürfnissen und Wünschen des Bewohners.
- Wir beachten den Wunsch des Bewohners nach
Waschung durch eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft.
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Ziele:
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- Die Durchblutung wird angeregt.
- Der Bewohner wird aktiviert.
- Der Bewohner erspürt die Grenzen seines Körpers.
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Vorbereitung: |
Indikation
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Wir prüfen, ob eine
anregende Waschung sinnvoll ist. Dieses ist der Fall etwa bei:
- Bewusstlosigkeit oder Bewusstseinseintrübungen
- Depressionen
- Antriebsminderung
- Diabetes mellitus
- Gefäßkrankheiten oder -schädigungen
- niedriger Blutdruck (Hypotonie)
Nicht geeignet ist die Maßnahme bei:
- Desorientierung
- Unruhezustände
- Druckerhöhung im Gehirn
- Hypertonie
Hinweise:
- Im Verlauf dieser Maßnahme wird sich der
Blutdruck um mindestens 10 bis 20 mmHg erhöhen.
- Eine anregende Waschung kann auch ärztlich
angeordnet werden.
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Material
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- Händedesinfektionsmittel
- ein rauer Waschlappen oder (Natur-)Schwamm.
- 2 große Handtücher zum Abtrocknen
- Waschschüssel
- Hautpflegemittel
Hinweise:
- Die erste Waschung erfolgt mit reinem Wasser.
Bei späteren Maßnahmen kann Melisse oder Lavendelöl zugegeben werden.
Bei Hypertonikern und Epilepsiepatienten sollte kein Rosmarinöl genutzt
werden.
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Durchführung:
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Organisation
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- Die anregende Waschung sollte von der
Bezugspflegekraft oder zumindest von einer vertrauten Pflegekraft
durchgeführt werden. Ggf. kann nach entsprechender Einweisung auch ein
Angehöriger den Bewohner waschen.
- Der Bewohner wird über die Waschung informiert
und um Zustimmung gebeten.
- Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft
ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
- Dem Bewohner wird ein Toilettengang, ein
Steckbecken oder ein Toilettenstuhl angeboten.
- Die Waschschüssel wird mit Wasser gefüllt. Die
Wassertemperatur liegt rund 10°C unter der Körpertemperatur. Ggf.
erhält der Bewohner die Möglichkeit, die Temperatur mit der Hand zu
prüfen.
- In einem Doppelzimmer wird entweder ein
Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen
gebeten.
- Das Bett wird auf eine angenehme Arbeitshöhe
gestellt.
- Die Vitalwerte werden gemessen.
- Die Hilfsmittel (Hörgerät, Brille) werden zur
Seite gelegt.
- Ggf. vorhandene Lagerungshilfsmittel werden
entfernt, soweit diese nicht unbedingt notwendig sind.
- Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
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Waschung
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- Die Pflegekraft taucht den Waschlappen ins
Wasser ein. Dieser wird nicht ausgewrungen, ist also tropfnass.
- Bei der ersten Durchführung wird die
Reihenfolge wie bei der reinigenden Ganzkörperwaschung gewählt. Also
zunächst Arme, Gesicht, Brustkorb, dann Bauch und Beine. Der
Intimbereich bleibt ausgespart. Bei weiteren Waschungen kann diese
Ordnung variiert werden.
- Es wird immer nur der Bereich entkleidet, der
gewaschen werden soll. Ist die Maßnahme dort abgeschlossen, wird der
Bewohner abgetrocknet und das Körperareal falls möglich wieder
bekleidet.
- Wir sorgen für einen angemessenen Nässeschutz:
- Beim Waschen des Brustkorbes wird die Matratze
mit einem Handtuch vor Feuchtigkeit geschützt. Dem Bewohner wird
zusätzlich ein Handtuch als Tropfschutz über den Intimbereich gelegt.
- Beim Waschen der Arme oder der Beine wird
jeweils ein Handtuch unter die Extremität gelegt.

- Die Pflegekraft wäscht den Bewohner nun gegen
die Haarwuchsrichtung. Zudem sollte sie sich bemühen, beim Waschen den
Körperkonturen zu folgen, um dem Bewohner ein Gefühl für seine
Körpergrenzen zu vermitteln.
- Die Bewegungen sollten über die gesamte Länge
durchgängig („in einem Zug“) erfolgen, also ohne abzusetzen.
- Am Ende jeder Waschbewegung hebt die
Pflegekraft die Hand vom Körper des Bewohners ab und führt diese durch
die Luft zurück zum Ausgangspunkt für die nächste Bewegung. Der
Waschlappen wird also nicht auf der Haut (und dann mit der
Haarwuchsrichtung) zurückbewegt.
- Ggf. kann zwischen den Waschbewegungen eine
kleine Pause eingelegt werden. Dieses gibt dem Bewohner die
Möglichkeit, den Hautreiz „nachzuspüren“.
- Die Bewegung kann mehrfach wiederholt werden.
Dieses fördert die Körperwahrnehmung.
- Die Berührungen erfolgen für den Bewohner
spürbar und deutlich, also mit einem angemessenen Druck. Dieser wird an
die jeweilige Körperzone angepasst. Wenn z.B. der Rücken gewaschen
wird, sollte mit mehr Druck gearbeitet werden, da die Haut in diesem
Bereich nicht so sensibel ist.
- Der Bewohner wird in Haarwuchsrichtung
abgetrocknet. Auch hierbei wird das Handtuch nach jeder Trockenbewegung
abgesetzt. Der Bewohner wird also nicht „abgerubbelt“.
- Die Maßnahme sollte nicht länger als 20 Minuten
dauern.
- Schon nach wenigen Minuten sollte die
Pflegekraft bemerken können, dass der Bewohner wacher und aktiver wird.
- Ggf. kann ein Fußbad als Abschluss durchgeführt
werden.
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Richtlinien für das
Waschen
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- Die anregende Waschung kann als Ganzwaschung
und auch als Teilwaschung durchgeführt werden.
- Wenn der Bewohner mit der Maßnahme überfordert
wird, sollte diese abgebrochen werden.
- Die Pflegekraft sollte während des Waschens
möglichst wenig mit dem Bewohner sprechen, damit die beruhigende
Atmosphäre erhalten bleibt.
- Die Pflegekraft erkundigt sich regelmäßig nach
dem Befinden des Bewohners. Bei Schmerzen oder Unwohlsein wird die
Maßnahme abgebrochen und ggf. der Arzt informiert.
- Der Bewohner sollte nicht frieren.
- Wir kündigen dem Bewohner jede Maßnahme an,
auch wenn dieser aufgrund einer Demenz offenkundig den Sinn der Worte
nicht versteht. Zusätzlich lagern wir alle benötigten Materialien so,
dass der Bewohner diese sehen kann.
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Nachbereitung: |
- Die Pflegekraft prüft, ob das Bett nass
geworden ist.
- Die gesamte Bekleidung des Bewohners wird
gerichtet und der Bewohner bequem gelagert.
- Die Pflegekraft fragt nach dem Befinden des
Bewohners.
- Das Bettlaken wird von Falten befreit.
- Die Klingel wird in Reichweite gelegt.
- Der Bewohner erhält seine Hilfsmittel
(Hörgerät, Brille).
- Der Bewohner wird befragt, ob er weitere
Wünsche habe. Insbesondere wird ihm ein Getränk angeboten.
- Das Zimmer wird gelüftet.
- Das verbrauchte Material wird entsorgt.
- Die Waschschüssel wird gereinigt und
desinfiziert.
- Die Pflegemittel werden zurückgestellt. Bei
persönlichen Mitteln achtet die Pflegekraft darauf, dass die Behälter
beschriftet sind.
- Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
- Die Pflegekraft räumt das Zimmer auf.
- Die Waschung wird im Leistungsnachweis
dokumentiert.
- Die Lagerung wird im Lagerungs- und
Mobilitätsplan verzeichnet.
- Beobachtungen, etwa Hautveränderungen oder
Schmerzäußerungen, werden dokumentiert und ggf. dem Hausarzt mitgeteilt.
- Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
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Dokumente: |
- Leistungsnachweis
- Lagerungs- und Mobilitätsplan
- Vitaldatenblatt
- Berichtsblatt
- Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
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Verantwortlichkeit
/ Qualifikation: |
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