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Vers. 2.1b

Standard "Ganzwaschung im Bett"

 
Die Ganzwaschung im Bett ist viel mehr als nur Teil der Körperpflege. Sie kann auch zur Krankenbeobachtung und zur Kommunikation genutzt werden. Gleichzeitig können Pflegekräfte immobilen Senioren Sicherheit und Selbstvertrauen vermitteln. Wir haben für Sie einen Standard erstellt, der alle diese Aspekte in einem Textvorschlag vereint.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Ganzwaschung im Bett"

Definition: Die Ganzwaschung im Bett ist eine Maßnahme zur Körperpflege für Bewohner, die aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit das Bett nicht verlassen können oder dürfen und weitgehend unselbständig sind.

Neben der Körperreinigung können mit der Ganzwaschung im Bett auch andere Pflegeziele erreicht werden, wie etwa die Beruhigung eines Bewohners oder eine Förderung des Schlafes.

Grundsätze:
  • Bewohner sollen einen möglichst großen Anteil der Waschung eigenständig erbringen. Selbst wenn ein Bewohner nur wenige Körperregionen selbst waschen kann, erhält er dafür alle notwendige Unterstützung. Insbesondere die Intimwäsche sollte der Bewohner - falls möglich - selbst durchführen.
  • Wir führen die Ganzwaschung im Bett nur dann durch, wenn eine Ganzwaschung vor dem Waschbecken nicht möglich ist.
  • Der Zeitpunkt und der Ablauf der Ganzwaschung im Bett richten sich nach den Bedürfnissen und Wünschen des Bewohners.
  • Wir beachten den Wunsch des Bewohners nach Waschung durch eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft.
Ziele:
  • Reinigung des Körpers
  • Vermeidung von Krankheiten
  • Schutz der Haut
  • Förderung des Wohlbefindens
  • Förderung der Selbständigkeit und des Selbstbewusstseins des Bewohners
  • Verbesserung der Durchblutung
  • Krankenbeobachtung. Erkrankungen sollen umgehend erkannt und behandelt werden.
  • Rückenschonendes Arbeiten der Pflegekraft
Vorbereitung: Material
  • Einwegschürze
  • Händedesinfektionsmittel
  • 1 bis 2 Paar Einmalhandschuhe
  • 2 Waschlappen (bei einer aktivierenden basalen Waschung 2 harte Waschlappen)
  • 2 Handtücher
  • 1 großes Badetuch
  • 1 Waschschüssel
  • 2 Tupfer
  • 1 Ölkompresse
  • Salben
  • Hautpflegemittel
  • bei Männern Elektro- oder Nassrasierer, Rasierwasser
  • bei Frauen Lippenstift, Parfüm
  • Kosmetikprodukte
  • Kleidungsstücke
  • Kamm, Bürste und Handspiegel
  • ggf. frische Bettwäsche
  • Abwurfbehälter
Planung
  • Der Bewohner wird befragt, wann er gewaschen werden möchte. Diesem Wunsch kommen wir - wenn es möglich ist - nach.
  • Wir befragen den Bewohner, ob er Schmerzen hat. Ggf. wird die Waschung verschoben oder rechtzeitig vorher in Absprache mit dem Arzt ein Schmerzmedikament gegeben.
  • Wir ermitteln in den regelmäßigen Fallbesprechungen die Ressourcen des Bewohners und prüfen, welche Körperbereiche er selbst reinigen könnte.
  • Wir ermitteln die biographischen Vorlieben des Bewohners hinsichtlich des Waschens. Ggf. sprechen wir die Angehörigen an.
  • Die korrekte Waschung von Bewohnern wird regelmäßig per Pflegevisite überprüft.
Durchführung: Organisation
  • Der Bewohner wird über die Ganzwaschung im Bett informiert und um Zustimmung gebeten.
  • Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
  • Dem Bewohner wird ein Steckbecken oder Toilettenstuhl angeboten.
  • Bei adipösen Bewohnern wird eine Pflegehilfskraft als Unterstützung hinzugezogen.
  • Die Waschschüssel wird mit Wasser gefüllt. Die Wassertemperatur richtet sich nach den Wünschen des Bewohners. Ggf. erhält der Bewohner die Möglichkeit, die Temperatur mit der Hand zu prüfen.
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Das Betreten des Bewohnerzimmers durch Angehörige oder Mitbewohner wird unterbunden.
  • Die Anzahl der anwesenden Pflegekräfte ist i.d.R. auf maximal zwei Personen begrenzt. Wenn der Bewohner Schamgefühle zeigt, werden insbesondere Praktikanten und Zivildienstleistende vor die Tür gebeten.
  • Ein Stuhl oder Hocker wird als Ablagefläche ans Bettende gestellt.
  • Das Bett wird auf eine angenehme Arbeitshöhe gestellt. Ist der Bewohner in der Lage, z.B. Gesicht und Oberkörper selbständig zu waschen, so ist darauf zu achten, dass der Nachtschrank mit der Waschschüssel bequem vom Bewohner erreicht werden kann. Dazu muss das Bett höher gestellt werden, so dass sich die obere Bettkante oberhalb der Kante des Nachtschranks befindet. Damit wird vermieden, dass der Bewohner ständig den Körper und die Arme anheben muss, um die Waschschüssel zu erreichen.
  • Die Vitalwerte werden gemessen.
  • Die Hilfsmittel (Hörgerät, Brille) werden zur Seite gelegt.
  • Ggf. vorhandene Lagerungshilfsmittel werden entfernt, soweit diese nicht unbedingt notwendig sind.
  • Der Oberkörper wird hochgelagert. Der Winkel richtet sich nach dem Gesundheitszustand und dem Schmerzempfinden des Bewohners.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch. Der Zeitpunkt, wann Einmalhandschuhe anzulegen sind, richtet sich nach den individuellen Gegebenheiten. Einmalhandschuhe müssen unbedingt bei etwaigen Infektionen wie Hautpilz oder bei MRSA getragen werden. Spätestens bei der Reinigung der Intimregion sind die Einmalhandschuhe anzulegen.
  • Die Mund-, Zahn- und Zahnprothesenpflege wird (gemäß Standard) durchgeführt.
Gesicht

Je nach Zustand des Bewohners sollte nicht unbedingt mit dem Gesicht (empfindsamste Zone) begonnen werden, sondern ggf. mit dem Oberkörper oder den Händen, z.B. bei sehr unruhigen Bewohnern mit Abwehrverhalten.

  • Die Bettdecke wird etwas zurückgerollt. Der Oberkörper wird entkleidet und mit dem großen Badetuch vor Auskühlung geschützt.
  • Das Kopfkissen wird - um das Bett zu schützen - durch ein Handtuch ersetzt. Ein ggf. vorhandenes Nackenkissen wird belassen.
  • Das Gesicht wird stets mit klarem Wasser ohne Seifenzusatz gereinigt. Wir verwenden auch keine ätherischen Öle.
  • Wenn der Bewohner in der Lage ist, beim Waschen zu helfen, so streift ihm die Pflegekraft einen Waschhandschuh über eine Hand. Der Bewohner soll möglichst weite Bereiche des Gesichts selbständig waschen.
  • Die Augen werden von Ablagerungen befreit. Die Wischbewegung erfolgt stets von außen nach innen in Richtung des Tränenflusses. Wenn die Absonderungen zu intensiv sind, verwendet die Pflegekraft zwei mit warmem Wasser angefeuchtete Tupfer. Bei Infektionen der Augen muss eine Keimverschleppung von einem Auge zum anderen vermieden werden.
  • Das Gesicht wird gewaschen, beginnend mit der Stirn über die Wangen bis zum Kinn.
  • Der Mund und die Nase werden gereinigt. Die Mundwinkel und Nasenflügel dürfen nicht vergessen werden.
  • Die Ohrmuscheln und die Hautbereiche hinter den Ohren werden gereinigt.
  • Alle Hautbereiche werden sorgfältig abgetrocknet.
  • Das Gesicht wird vorsichtig eingecremt.
Oberkörper

  • Dem Wasser wird eine Waschlotion beigemengt.
  • Ggf. richtet der Bewohner sich im Bett auf. Die Pflegekraft bietet ihm dafür den Bettgalgen (Ausnahme Apoplex) als Hilfe an.
  • Der Hals, die Achselhöhlen, die Arme und die Hände werden gewaschen. Um einen Intertrigo zu verhindern, achtet die Pflegekraft auf Hautfalten (Achselhöhlen und weibliche Brüste, Bauchfalten) sowie die Fingerzwischenräume. Ggf. können in die Falten Baumwolltücher zur Aufnahme der Feuchtigkeit gelegt werden.
  • Die Fingernägel werden kontrolliert. Bei Verschmutzung der Fingernägel sollte die Pflegekraft diese sofort reinigen. Ansonsten kann die Nagelpflege zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden.
  • Die Ellenbogen werden auf eventuelle Anzeichen eines Dekubitus überprüft.
  • Der Brustkorb und der Bauch werden in Richtung Füße gewaschen.
  • Die Pflegekraft überprüft, ob der Bauchnabel mit Nabeltalk oder Nabelstein verschmutzt ist. In diesem Fall wird der Nabel mit einer Ölkompresse gereinigt.
  • Der vordere Oberkörper wird abgetrocknet.
  • Der Rücken wird in Richtung Füße gewaschen.
  • Wenn Bewohner sich nicht aufsetzen können (starke Schmerzen, Immobilitätssyndrom usw.), wird der Bewohner auf die Seite gedreht und dann gewaschen.
  • Der Rücken wird abgetrocknet.
  • Der gesamte Oberkörper wird mit Körperlotion eingecremt, bekleidet und mit der Bettdecke bedeckt.
untere Extremitäten

  • Die unteren Extremitäten werden entkleidet.
  • Ein Handtuch wird als Schutz auf dem Bett platziert.
  • Die Ober- und Unterschenkel, Knie und Füße werden in Herzrichtung gewaschen.
  • Die unteren Extremitäten werden abgetrocknet, insbesondere die Hautzwischenräume.
  • Die Füße und Zehenzwischenräume werden auf Fußpilz untersucht.
  • Die Fersenregion wird auf Anzeichen eines Dekubitus untersucht.
  • Die unteren Extremitäten werden mit Körperlotion eingecremt, bekleidet und mit der Bettdecke bedeckt.
Intimbereich
  • Der Waschlappen und das Waschwasser werden gewechselt.
  • Der Intimbereich wird aufgedeckt und entkleidet.
  • Der Bauch ab dem Nabel wird abwärts gewaschen.
  • Ggf. wird der Urinbeutel geleert. Dabei achtet die Pflegekraft auf Menge, Konzentration und Farbe.
  • Bei der Frau:
      Die Bewohnerin stellt die Beine auf (soweit dieses möglich ist).
      Die Pflegekraft spreizt (sanft!) die kleinen Schamlippen. Sie wäscht die Harnröhrenöffnung und den Vaginaleingang. Danach spreizt sie die großen Schamlippen und reinigt die kleinen Schamlippen. Danach werden die großen Schamlippen gesäubert. Die Reinigung erfolgt von der Scham(bein)fuge zum Anus hin, also stets “von vorne nach hinten”. Wir verhindern damit das Eindringen von Keimen in den Harnröhren- und in den Vaginaleingang.
      Der äußere Genitalbereich wird gewaschen und getrocknet.
      Wenn die Bewohnerin eine Waschung ablehnt oder diese aus anderen Gründen nicht möglich ist, prüfen wir eine Genitalspülung.
      Die Pflegekraft führt eine Intertrigoprophylaxe in der Leiste durch.
  • Beim Mann:
    • Der Penis wird gewaschen.
    • Die Vorhaut wird zurückgezogen und die Eichel gewaschen. Insbesondere der Belag (Smegma) hinter der Eichel muss gründlich entfernt werden. Die Pflegekraft prüft überdies eine eventuelle (Pilz-)Infektion der Eichel. Danach wird die Vorhaut wieder zurückgeschoben.
    • Die Pflegekraft reinigt den Hodensack von vorne in Richtung Anus. Dazu wird der Hodensack vorsichtig angehoben.
    • Der Bereich wird gründlich getrocknet.
    • Die Pflegekraft führt eine Intertrigoprophylaxe zwischen Penis und Hodensack sowie zwischen Hodensack und Oberschenkel durch.
  • Der Bewohner wird zur Seite gedreht.
  • Die Pflegekraft wäscht den Anus in Richtung Steißbein.
  • Der Anus wird sorgfältig getrocknet.
  • Die Pflegekraft entsorgt die Einmalhandschuhe (bzw. wechselt diese).
  • Der Intimbereich wird wieder bekleidet.
Richtlinien für das Waschen
  • Wir achten stets darauf, dass keine Seifenreste zurückbleiben. Ggf. wird das Wasser während der Waschung getauscht. Waschaktive Substanzen müssen stets mit klare

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++








































 
   
 
 
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