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Version 2.10b - 2013 |
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Standard "Pflege von Bewohnern
mit akutem Abdomen" |
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"Akutes
Abdomen = Notarzt rufen". Diese im Prinzip recht einfache Faustregel
zeigt in der Altenpflege ihre Schwächen. Denn was tun, wenn der
betroffene Senior unter einer schweren Demenz leidet und sich kaum
verständlich machen kann? Oder aufgrund anderer Krankheiten starke
Analgetika erhält, die auch den abdominalen Schmerz dämpfen? Ein guter
Standard gibt Pflegekräften trotz Hektik eine sichere Orientierung. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es
nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die
Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne
Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige
Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für
die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch
ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
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Standard "Pflege von
Bewohnern mit akutem Abdomen" |
Definition:
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- Der Begriff "akutes Abdomen" fasst alle
plötzlich auftretenden Schmerzen im Bauchraum zusammen, die so intensiv
sind, dass eine sofortige ärztliche Diagnostik und ggf. eine Therapie
erforderlich sind.
- Verschiedenste Erkrankungen können ein akutes
Abdomen verursachen, einige davon sind vergleichsweise harmlos, andere
lebensbedrohlich. Es ist daher wichtig, dass ein Arzt zeitnah den
Auslöser findet. Bis zu dieser Diagnosestellung ist sicherheitshalber
stets vom schlimmsten Fall auszugehen und entsprechend zu handeln.
- In der Altenpflege wird eine zügige Versorgung
von betroffenen Senioren durch verschiedene Faktoren erschwert. Einige
Betroffene haben nur geringe Beschwerden, etwa weil aufgrund einer
Neuropathie bei Diabetes mellitus das Schmerzempfinden gestört ist.
Andere Senioren spüren zwar den Schmerz, können sich aber als Folge
einer fortgeschrittenen Demenz nicht mehr verständlich machen. Fieber
als wichtiger Indikator tritt seltener auf, da die Immunabwehr alter
Menschen häufig geschwächt ist.
- Mitunter wird der Notfall als
Verwirrtheitszustand fehlinterpretiert. Dieses ist zunächst
naheliegend, da das Gehirn bei einem einsetzenden Schockgeschehen
schlechter durchblutet wird und in der Folge Funktionsstörungen
auftreten, wie sie auch bei Demenz üblich sind. In diesen Fällen ist es
entscheidend, dass Pflegekräfte über eine geschulte Beobachtungsgabe
verfügen, um Verhaltensänderungen oder körperliche Auffälligkeiten
schnell und korrekt zu deuten.
Typische Auslöser für ein akutes Abdomen sind:
- akute Entzündungen wie etwa:
- der Gallenblase (Cholezystitis)
- des Peritoneums (Peritonitis;
"Bauchfellentzündung")
- des Pankreas (Pankreatitis)
- des Wurmfortsatzes (Appendizitis)
- der Wand eines Divertikels (Divertikulitis)
- Nierenkolik, Gallenkolik, Eingeweidebruch mit
sackartiger Ausstülpung des parietalen Bauchfells (Hernie), Verschluss
eines Hohlorgans (z.B. tumorbedingte Darmlähmung oder Darmverschluss),
Verwachsungen nach früheren Operationen
- Perforationen, wie etwa Magenulkus
- Blutungen, etwa bei Milzruptur
- Durchblutungsstörungen, etwa akuter
Mesenterialinfarkt
- Vergiftungen
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Folgen eines Sturzes; insbesondere bei einem
stumpfen Bauchtrauma
- Aortenaneurysmen
- akuter Harnverhalt
- erhöhte Konzentration von Glukose im Serum
(Hyperglykämie), terminale Niereninsuffizienz (Urämie), Störung der
Biosynthese von Häm (Porphyrie), maligne Erkrankung des blutbildenden
Systems (Leukämie)
- Als Auslöser kommen auch Erkrankungen infrage,
die nicht im Abdomen lokalisiert sind, sondern deren Schmerzbelastung
in den Bauchraum ausstrahlt:
- Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Entzündung des
Perikards (Perikarditis),
- Entzündung des Lungenparenchyms (Pneumonie),
Brustfellentzündung (Pleuritis), Ansammlung von Luft im Pleuraraum
(Pneumothorax), Verschluss der arteriellen Lungenstrombahn
(Lungenembolie)
- Bandscheibenvorfall, andere Erkrankungen der
Wirbelsäule
- Hodentorsion
- Gynäkologische Erkrankungen
Die genaue Lokalisierung des Schmerzes erleichtert die Suche nach der
Ursache.
Auslöser im Abdomen:
- 3 und 6: Appendizitis (Entzündung des
Wurmfortsatzes des Blinddarms)
- 4: Divertikulitis (entzündliche Erkrankung des
Dickdarmes)
- 1 bis 4: Kolitis (Darmentzündung)
- 1: Cholezystitis (Gallenblasenentzündung)
- 2 und 6: Pankreatitis
(Bauchspeicheldrüsenentzündung)
- Abszess (umkapselte Eiteransammlung)
- 2 und 5: Perforiertes Ulcus ventriculi
- 1 und 2: Perforiertes Ulcus duodeni
- Eingeklemmte Hernien (Eingeweidebruch), etwa:
- 5: Hiatushernie ("Zwerchfellbruch")
- 3 und 4: Leistenhernie ("Leistenbruch")
- Tumore mit Ileus (Verschluss des Darms)
- 1: Eingeklemmte Gallensteine
- 1 und 2: Nierensteine
- 3 und 4: Harnleitersteine
- 1: Leberruptur (Verletzung der Leber)
- 2: Milzruptur (Verletzung der Milz)
- 6: Mesenterialinfarkt (Verschluss eines
Darmgefäßes)
- 6: Aortenaneurysma (Aussackung der
Hauptschlagader)
Gynäkologische
Auslöser
- 3 und 4: Adnexitis (Entzündung von Eileiter und
des Eierstocks)
- 3 und 4: Extrauteringravidität
(Eileiterschwangerschaft)
Störungen des
Stoffwechselsystems:
- Diabetische Ketoazidose
(Stoffwechselentgleisung)
Auslöser im
Thoraxbereich:
- 2 und 5: Myokardinfarkt ("Herzinfarkt")
- 1 und 2: Pneumonie ("Lungenentzündung")
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Grundsätze:
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- Wenn hinreichende Anzeichen für ein akutes
Abdomen sprechen, wird immer ein Notarzt gerufen. Die Folgen eines oder
ggf. auch mehrerer Fehlalarme wiegen weniger schwer als eine verzögerte
Behandlung bei einem echten Notfall.
- Der Notruf erfolgt auch dann, wenn der Bewohner
diesen nicht wünscht, etwa weil er die Gefährdung nicht korrekt
einschätzt.
- Bei einem akuten Abdomen geht es zwar oftmals
um Minuten, dennoch dürfen Maßnahmen nicht überhastet werden.
- Die schriftliche Patientenverfügung wird
beachtet, insbesondere bei einer Reanimation.
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Ziele:
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- Ein akutes Abdomen wird schnell erkannt.
- Bis zum Eintreffen des Notarztes wird der
Bewohner korrekt versorgt.
- Der Bewohner erleidet keine unnötigen
Schmerzen.
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Vorbereitung: |
allgemeine Maßnahmen:
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- Die richtigen Maßnahmen bei einem akuten
Abdomen werden regelmäßig im Rahmen der Erste-Hilfe-Ausbildung
thematisiert.
- Wir halten stets aktuelle Fachliteratur zu
diesem Thema bereit.
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Symptome:
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Wir
achten auf Symptome, die auf ein akutes Abdomen schließen lassen. Wir
beachten, dass bei alten Menschen die Symptomatik häufig schwächer
ausfallen kann als bei Jüngeren. Es droht die Gefahr, eine akute
Gefahrenlage zu übersehen.
primäre Symptome:
- schweres Krankheitsgefühl verbunden mit einer
deutlichen Verschlechterung des Allgemeinzustandes
- akut auftretende und sehr heftige
Bauchschmerzen; sowohl kolikartig als auch als Dauerschmerz
- abdominale (muskuläre) Abwehrspannung
- aufgetriebener Bauch
- Schocksymptome
- Kollapsneigung
- Erbrechen; vor allem Koterbrechen
(Bei Senioren können abhängig vom Auslöser verschiedene Reaktionen
beobachtet werden. Manche Betroffene bewegen sich unruhig im Bett und
krümmen sich aufgrund der Beschwerden. Andere liegen regungslos in
Rückenlage und vermeiden jede unnötige Bewegung.)
sekundäre Symptome:
- Durchfall
- Verstopfung
- Unruhe
- Kaltschweißigkeit
- eingefallene Gesichtszüge
- Veränderung der Hautfarbe hin zur Marmorierung
oder Blässe
- Angstzustände
- Stuhl- und Darmgasverhalt
- Verschlechterung des Allgemeinzustandes
- Fieber
- Exsikkose
- Herzrhythmusstörung mit einem Anstieg der
Herzfrequenz auf über 100/min (Tachykardie)
- sinkender Blutdruck
Weiteres:
- Bei Bewohnern mit einer Neuropathie, etwa in
Folge eines Diabetes mellitus, kann das Schmerzempfinden deutlich
herabgesetzt sein.
- Bei demenziell verwirrten Bewohnern kann ein
akutes Abdomen zumindest in der Anfangsphase leicht mit einem
Verwirrungszustand verwechselt werden.
- Mit einem Stethoskop kann eine Änderung der
Darmperistaltik erkannt werden, etwa durch ein ("metallenes") Glucksen
oder andere ungewöhnliche Geräusche. Oder die Darmgeräusche fehlen
komplett, etwa bei einer Darmlähmung.
- Das Beklopfen der Bauchdecke muss vorsichtig
geschehen. Wenn der Bewohner schon bei leichten Berührungen Schmerzen
hat, ist dieses ein Anzeichen für eine Peritonitis
("Bauchfellentzündung"). Es besteht dann Lebensgefahr.
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Durchführung:
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pflegerische
Maßnahmen:
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- Die Pflegekraft löst über die Rufanlage Alarm
aus und ruft weitere Kollegen herbei.
- Eine Pflegekraft alarmiert den Notarzt.
- Eine Pflegekraft bleibt permanent beim
Bewohner. Der Bewohner wird (soweit möglich) beruhigt.
(Hinweis: Wenn nur eine Pflegekraft vor Ort ist, muss diese den Notruf
schnellstmöglich absetzen. Es darf in der Hektik aber nicht dazu
kommen, dass wichtige Informationen nicht an die Notrufstelle
übermittelt werden.)
- Der
Bewohner wird bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nicht bewegt und
dort belassen, wo er vorgefunden wurde. Nur für lebenserhaltende
Maßnahmen darf er umgelagert werden.
- Ggf. wird der Bewohner beim Erbrechen
unterstützt. Wir reichen ihm dafür eine Nierenschale und Zellstoff.
Falls der Mund ausgespült wird, stellen wir sicher, dass der Bewohner
kein Wasser trinkt.
- Bei Bewusstlosigkeit wird der Bewohner in eine
stabile Seitenlage gebracht.
- Einengende Kleidung wird gelockert oder
entfernt. Falls notwendig erhält der Bewohner, soweit möglich, Sauerstoff.
- Wir messen Puls, Blutdruck und
Körpertemperatur. Die Erfassung von Puls und Blutdruck wird in kurzen
Abständen bis zum Eintreffen des Notarztes wiederholt.
- Wir fordern den Bewohner auf, ruhig und tief zu
atmen. Die Atmung wird engmaschig überprüft. Ggf. atmet die Pflegekraft
gemeinsam mit dem Bewohner.
- Bei Ankunft des Rettungstransportwagens und des
Notarztes wird der Arzt ausführlich eingewiesen.
- Die Dokumente werden übergeben.
- Alle weiteren im Standard
"Krankenhauseinweisung" beschriebenen Maßnahmen werden umgesetzt.
- Ggf. begleitet eine Pflegekraft, bevorzugt die
Bezugspflegekraft, den Bewohner mit in das Krankenhaus.
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Informationssammlung:
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Wir stellen für den
Notarzt alle Informationen zusammen, die für die Diagnose und die
Therapie relevant sein könnten:
- Erstes Auftreten der Beschwerden
- Allgemeinzustand des Bewohners
- Vitalzeichen
- Medikamentenplan
- Stuhlgang und Miktion
- Atemnot
- Anzeichen für eine Kreislaufzentralisierung
(kühle und blasse E
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Notfall; Abdomen, akutes; Bauchschmerz |
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Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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