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Version 2.05a - 2017

Standard "Anwendung einer PCA-Pumpe"

 
PCA- oder Schmerzpumpen ermöglichen es schwer kranken Patienten, eigenverantwortlich über den Zeitpunkt einer Analgetikaapplikation zu entscheiden. Vor allem für Krebspatienten bedeuten diese Geräte einen immensen Gewinn an Lebensqualität.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Anwendung einer PCA-Pumpe"
Definition:
  • Eine PCA-Pumpe ("Schmerzpumpe") ist ein Applikationsgerät, das es dem betroffenen Patienten ermöglicht, aktiv in die eigene Schmerzmittelversorgung einzugreifen ("PCA" = "patient-controlled analgesia", also "vom Patienten gesteuerte Analgesie"). Über einen intravenösen oder subkutanen Zugang appliziert der Pumpmechanismus die erforderliche Dosis eines Analgetikums.
  • Die Grundversorgung mit Schmerzmitteln (sog. "Basalinfusionsrate") wird vom Arzt festgelegt, sofern diese notwendig ist. In regelmäßigen Zeitabständen wird immer wieder eine konstante Medikamentenmenge zugeführt. Diese Applikation erfolgt prophylaktisch, also noch bevor der Wirkstoffspiegel im Blut so weit gesunken ist, dass der Bewohner Schmerzen spürt. Ziel ist eine effektive Linderung eines ggf. permanent vorhandenen Schmerzniveaus.
  • Bei zusätzlich auftretenden Schmerzspitzen kann der Bewohner per Knopfdruck die Dosis eigenverantwortlich steigern. Ist die vom Arzt definierte Höchstmenge erreicht, sperrt sich das Gerät selbstständig. Bis zum Ablauf einer bestimmten Zeitspanne (sog. "Sperrintervall") kann der Bewohner keine Applikation mehr auslösen.
  • Bei vielen Betroffenen führt diese Form der Schmerzmittelversorgung zu einer Reduzierung des Gesamt-Wirkstoffbedarfs. Der Bewohner hat die Gewissheit, sich bei plötzlich auftretenden Schmerzen selbst helfen zu können. Folglich kann er die Dosis der prophylaktisch applizierten Analgetika reduzieren und prüfen, ob er auch mit geringeren Medikamentenmengen auskommt.
  • Die häufig zu hörende Befürchtung, dass Bewohner mittels PCA-Pumpe "ungehemmt zugreifen", ist aufgrund des Sicherungssystems unbegründet. Lediglich bei der Versorgung von Suchtkranken sind Fälle bekannt, bei denen der Patient den Sicherungsmechanismus überwandt.
  • Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte sinkt, da sie keine zusätzlichen Bedarfsmedikationen vorbereiten und applizieren müssen.


Bild: Tragbare PCA-Pumpe mit eingesteckter Kassette.


Bild: Viele PCA-Pumpen können in einer Tasche mitgenommen werden. Der Bewohner (hier nach operativer Versorgung einer Armfraktur) bleibt somit mobil.
Grundsätze:
  • Schmerz ist ein subjektives Empfinden. Nur der Bewohner kann entscheiden, ob die Beschwerden erträglich sind und ob ein verabreichtes Medikament wirksam ist. Daher sollte der Bewohner maßgeblich mitentscheiden, wenn die Dosierung und die Applikationszeitpunkte festgelegt werden.
  • Wir begreifen eine PCA-Pumpe als Werkzeug zur Wahrung der Autonomie. Der Bewohner sollte nicht davon abhängig sein, dass Pflegekräfte auf sein Klingeln reagieren, um dann (ggf. erst nach längerer Verzögerung) die notwendigen Schmerzmittel zu verabreichen.
  • Die Verwendung einer PCA-Pumpe ist keine Garantie für Schmerzfreiheit. Auch bei solchen Senioren muss zwingend in regelmäßigen Intervallen eine Schmerzanamnese erfolgen.
Ziele:
  • Der Bewohner erleidet keine unnötigen Schmerzen.
  • Die Dosierung der Schmerzmittel wird möglichst exakt an die Schmerzbelastung angepasst. Schmerzspitzen werden effektiv gelindert. Eine Überversorgung mit Analgetika wird vermieden.
  • Der Bewohner wird aktiv in die Schmerztherapie eingebunden.
  • Durch die Fähigkeit, die Schmerzbelastung eigenständig zu kontrollieren, wird die Lebensqualität verbessert und der Lebenswille gestärkt.
Vorbereitung: Indikation
Der Einsatz einer PCA-Pumpe ist nur unter folgenden Bedingungen sinnvoll:
  • Der Bewohner begreift den Zweck der Pumpe. Er versteht, dass die Analgetika seine Schmerzbelastung reduzieren.
  • Er ist in der Lage, das Gerät sicher zu bedienen.
  • Der Bewohner ist in der Lage, die Intensität und die Art der Schmerzen etwa mittels einer Schmerzskala zu beschreiben.
(Bei einer fortschreitenden demenziellen Erkrankung sind die drei obigen Voraussetzungen i. d. R. nicht mehr gegeben.)
  • Der Bewohner leidet unter schweren Schmerzzuständen, die auf eine konventionelle Therapie nicht mehr ansprechen. Die Pumpe kann bei chronischen und bei akuten Schmerzen genutzt werden.
  • Die Schmerzbelastung ist nicht gleichmäßig. Es kommt immer wieder zu Schmerzspitzen, die durch die Dauermedikation nicht kompensiert werden.
  • Eine orale Aufnahme von Schmerzmitteln ist nicht sinnvoll, weil der Bewohner unter Schluckstörungen, unter gastrointestinalen Resorptionsstörungen oder unter starker Übelkeit leidet.
  • Der Bewohner ist kooperationswillig und akzeptiert die PCA-Pumpe.
Organisation
  • Wir arbeiten eng mit dem Vertreiber der PCA-Pumpen zusammen. Insbesondere bei neuen Geräten ist es sinnvoll, dass ein Mitarbeiter in unser Haus kommt und unsere Pflegekräfte in die Bedienung einweist. Die Einweisung wird im Gerätebuch dokumentiert.
  • Wir drängen auf die Nutzung eines möglichst leichten Modells, dass der Bewohner mit sich tragen kann. Viele ältere Systeme sind schwer und sperrig. Dadurch kommt es zu einer vermeidbaren Immobilität.
  • Jede Pflegekraft, die eine PCA-Pumpe bedient, muss sich zuvor das Handbuch sorgfältig durchlesen.
  • Die Infusion als solche sollte in zwei Standards "subkutane Infusion" sowie "i.v. Infusion" im QM-Handbuch definiert werden.
  • Der Kassettenschlüssel und die Sicherheitscodes müssen so aufbewahrt werden, dass der Bewohner darauf keinen Zugriff hat. Wenn das Sperrintervall umgangen wird, besteht die Gefahr einer Überdosis.
  • Vor jeder Nutzung der Pumpe muss diese auf sichtbare Beschädigungen überprüft werden. Wenn über die Pumpe lebenswichtige Medikamente zugeführt werden, halten wir stets eine Reservepumpe bereit.
  • Falls die Pumpe zu Boden fällt, wird sie auf Beschädigungen geprüft. Das Gerät darf insbesondere dann nicht verwendet werden, falls die Akkuabdeckung oder die Befestigungslaschen beschädigt sind, da die Akkus dann nicht mehr fest sitzen.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass die Pumpe mit den richtigen Akkus bestückt ist. Auch der Ladezustand der Akkus wird überprüft. Wir halten immer Ersatzakkus bereit.
  • Wir stellen sicher, dass die Medikation eindeutig vom behandelnden Arzt vorgegeben und dokumentiert ist.
Durchführung:
  • Die Anwendung der PCA-Pumpe erfolgt gemäß der Bedienungsanleitung. (Hinweis: Zur Vermeidung von Dopplungen macht es keinen Sinn, die Inhalte der Bedienungsanleitung hier in den Standard zu übernehmen. Dieses ist insbesondere dann kontraproduktiv, wenn verschiedene Modelle in der Einrichtung parallel genutzt werden.)
  • Vor Beginn einer Infusion muss der Schlauch auf Knicke und auf geschlossene Klemmen geprüft werden. Wir entfernen Luft restlos aus dem Schlauch, um eine Luftembolie zu vermeiden.
  • Der Bewohner wird regelmäßig besucht, um seinen Zustand zu überwachen.
  • Wenn der Bewohner das Gerät bei sich trägt, wird es so angebracht, dass der Bolustaster nicht versehentlich gedrückt werden kann.
  • Wir stellen sicher, dass im Gerät immer ausreichend Wirkstoff vorhanden ist. Wir achten auf die Alarmmeldung, wenn der eingestellte Vorrat zur Neige geht.
  • Die Pumpe ist spritzwassergeschützt, aber nicht wasserdicht. Beim Duschen oder beim Baden besteht daher die Gefahr, dass Feuchtigkeit in die Pumpe eindringt. Wenn der Bewohner gebadet oder geduscht werden soll, kann die Pumpe kurz ausgeschaltet und abgenommen werden.
Nachbereitung:
  • Die Daten des Geräts werden regelmäßig ausgewertet. Relevant ist insbesondere die Aufstellung, zu welchen Zeitpunkten der Bewohner eigenständig Schmerzmittel zuführte. Die Ergebnisse nutzen wir dann, um die Dauerapplikation anzupassen. Ein Beispiel: Der Bewohner betätigt das Gerät sehr häufig am Nachmittag; am Vormittag jedoch nur sehr selten. In diesem Fall sollte die Dauerapplikation für den Nachmittag erhöht werden. Die morgendliche Dauerapplikation hingegen kann testweise gesenkt werden.
  • Wir prüfen regelmäßig, ob das in der Spritze verbleibende Volumen mit den auf der Pumpe dargestellten Werten identisch ist. Bei Abweichungen zwischen dem errechneten Verbrauch und dem tatsächlichen Verbrauch muss die Pumpe ggf. gewartet werden.
  • Wir stellen sicher, dass immer ein ausreichender Medikamentenvorrat zum Nachfüllen verfügbar ist.
Dokumente:
  • Bedienungsanleitung der PCA-Pumpe
  • Gerätebuch
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Schmerzanamnese gemäß Expertenstandard / Schmerztagebuch
  • Durchführungsnachweis
  • Berichtsblatt
  • Bestandsverzeichnis für Medizinprodukte
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite PCA-Pume; Schmerzpumpe; Schmerz
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