Standard "Pflege von Senioren mit Migräne" |
Definition:
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- Migränepatienten leiden unter starken, oft
einseitig auftretenden Kopfschmerzattacken. Diese werden häufig von
Übelkeit, von Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie von Übelkeit
begleitet. In rund jedem zehnten Fall tritt bei einer Migräne auch eine
Aura auf. Der Bewohner bemerkt ein Flimmern vor Augen, das zwischen 20
bis 60 Minuten anhält.
- Migräne ist eine der häufigsten neurologischen
Erkrankungen. Rund 12 bis 14 Prozent aller Frauen und 6 bis 8 Prozent
aller Männer in Deutschland leiden unter Migräne.
- Eine Attacke dauert zumeist zwischen 4 bis 72 Stunden. Bei älteren Menschen sind die Schmerzphasen häufig kürzer.
- Die genauen Ursachen für Migräne sind bislang unbekannt. Erbliche Faktoren sind aber zumindest mitursächlich.
- Die Mehrzahl der Migränekranken erleidet "nur"
ein bis zwei Attacken im Monat. Lediglich acht Prozent der Betroffenen
haben mehr als drei Attacken.
- Treten die Kopfschmerzen über einen Zeitraum
von drei Monaten an mehr als 15 Tagen pro Monat auf, liegt eine
chronische Migräne vor.
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Grundsätze:
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- Migränepatienten wissen meist selbst am besten, was ihnen bei einer Migräne hilft.
- Migräne ist ein ganzheitliches
Gesundheitsproblem, das folglich mit Medikamenten allein nicht
behandelt werden kann. Unverzichtbar ist vor allem, die tägliche
Stressbelastung zu reduzieren.
- Wir sehen Migräne als eine ernst zu nehmende
Krankheit. Uns ist bewusst, dass Betroffene teils unerträgliche
Schmerzen über sich ergehen lassen müssen. Wir verwahren uns daher
gegen jeden Versuch, die Migräne als rein psychische Erkrankung
darzustellen, die sich der Bewohner "einbildet."
- Der Schmerz ist ein subjektives Geschehen. Er
kann nur vom Bewohner selbst korrekt erfasst und beschrieben werden.
Alle Beobachtungen von Außenstehenden können daher ungenau oder
fehlerhaft sein.
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Ziele:
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- Der Bewohner kann die Vorzeichen einer nahenden Attacke korrekt erkennen. Er bereitet sich angemessen vor.
- Der Bewohner kennt die Auslöser der Migräne und meidet diese.
- Der Bewohner verfügt über eine angemessene Bedarfsmedikation. Er kennt Wirkungen und Nebenwirkungen der Arzneien.
- Die Anwendung von Schmerzmitteln erfolgt mit Augenmaß, um einen medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz zu vermeiden.
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Vorbereitung: |
allgemeine Maßnahmen
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- Im Rahmen des Erstgesprächs erfragen wir, ob
der Bewohner an Krankheiten leidet, die ähnliche Symptome wie Migräne
verursachen und somit damit verwechselt werden könnten. Also:
Bluthochdruck, Fehlstellungen der Halswirbel, Augenkrankheiten wie ein
Glaukom, Entzündung der Nasennebenhöhlen, Zahnerkrankungen, verheiltes
Schädel-Hirn-Trauma oder zurückliegende Hirnblutung.
- Wir bitten den behandelnden Arzt um eine
Bedarfsmedikation. Diese sollte insbesondere dann verfügbar sein, wenn
herkömmliche Schmerzmittel nicht den gewünschten Effekt zeigen. Wir
stellen sicher, dass die notwendigen Medikamente im Medikamentenschrank
breit liegen, um im Bedarfsfall schnell appliziert zu werden.
- Wir raten dem Bewohner von jeder Form der
Selbstmedikation ab. Die medikamentöse Behandlung sollte stets von
einem Arzt vorgegeben werden.
- Wir hinterfragen kritisch, ob der behandelnde
Hausarzt ausreichend qualifiziert ist, um die Migräne des Bewohners zu
therapieren. Ggf. ist es sinnvoll, um eine Überweisung zum Neurologen
zu bitten.
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Ankündigungssymptome
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- Bei der Hälfte der Betroffenen zeichnet sich
ein Migräneanfall einige Stunden oder wenige Tage vorher ab. Die sog.
"Ankündigungssymptome" sind bei jedem Migränepatienten individuell
unterschiedlich.
- Viele Betroffene haben plötzlich Heißhunger nach Süßwaren. Sie sind überaktiv, ungewöhnlich kreativ und neigen zur Euphorie.
- Bei anderen Migränepatienten zeigt sich im
Vorfeld einer Attacke starke Müdigkeit. Der Betroffene hat
Konzentrationsschwierigkeiten.
- Weitere typische Ankündigungssymptome sind
Licht- und Lärmempfindlichkeit, Unruhe, Reizbarkeit, depressive
Verstimmungen sowie Angstgefühle. Es kann auch zu Durchfall oder zur
Obstipation kommen.
- Wenn hinreichende Anzeichen auf eine
bevorstehende Attacke deuten, bereiten wir uns entsprechend vor. Der
Bewohner erhält z. B. prophylaktisch ein Antiemetikum. Die während
einer Attacke auftretende Übelkeit führt dann nicht dazu, dass die ggf.
applizierte Schmerzmedikation wieder erbrochen wird.
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Prophylaxe
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- Wir demonstrieren dem Bewohner verschiedene
Entspannungstechniken, wie etwa Yoga, progressive Muskelentspannung
oder autogenes Training.
- Wir prüfen, ob Akupunktur und Biofeedback die Anfallshäufigkeit reduzieren.
- Soweit möglich, soll sich der Bewohner
körperlich betätigen. Wir raten ihm insbesondere dazu, an der
Gymnastikgruppe teilzunehmen. Die körperliche Aktivität sollte maßvoll
sein. Überanstrengung kann im Gegenteil die Migräne fördern.
- Der Bewohner sollte einem gleichbleibenden
Tagesablauf folgen und von diesem nicht ohne Grund abweichen. So können
etwa eine spätabendliche Feier und ein Urlaubsausflug nach einigen
Tagen eine Migräneattacke auslösen.
- Wichtig ist auch, die Mahlzeiten regelmäßig
einzunehmen. Der Bewohner sollte darauf achten, dass er nicht
unterzuckert, da dadurch eine Attacke ausgelöst werden kann.
- Bei sonnigem Wetter sollte der Bewohner im Freien eine Sonnenbrille tragen.
- Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir,
ob der Bewohner ein Migräneseminar besuchen sollte. Diese werden von
vielen Schmerzkliniken angeboten. In Kleingruppen lernen Betroffene,
wie sie im Akutfall mit den Migräneattacken umgehen, welche Medikamente
dabei helfen und welche Prophylaxemaßnahmen sinnvoll sind. Die
Sitzungen leiten i. d. R. Ärzte und speziell dafür ausgebildete
Psychologen.
- In vielen Fällen kann durch eine mehrmonatige
medikamentöse Prophylaxe das Symptombild deutlich verbessert werden.
Eine vorbeugende Applikation ist immer dann sinnvoll, wenn der Bewohner
an mehr als sieben Tagen pro Monat an Migräne leidet. Zur Verfügung
stehen etwa Betablocker, Antidepressiva oder Kalziumantagonisten. Ein
Arzneimittel sollte drei bis fünf Monate konsequent eingenommen werden,
bevor die Wirksamkeit beurteilt werden kann.
- Der Bewohner soll den Konsum von
problematischen Lebensmitteln einschränken. Dazu zählen etwa Käse,
Südfrüchte und Schokolade. Auch der Alkoholgenuss, insbesondere
Rotwein, sollte minimiert werden.
- Wenn der Bewohner gewohnheitsmäßig Getränke mit Koffein zu sich nimmt, sollte er diese nicht plötzlich absetzen.
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Durchführung:
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Pflegemaßnahmen während einer Attacke
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- Wir sorgen dafür, dass die
Flüssigkeitsversorgung auch während eines längeren Migräneanfalls
gewährleistet bleibt. Wir bieten dem Bewohner regelmäßig Getränke an.
Wenn dieser aufgrund der Übelkeit nicht trinken kann, prüfen wir, ob
übergangsweise eine Flüssigkeitszufuhr durch eine Infusionstherapie
sinnvoll ist. Falls notwendig führen wir ein Flüssigkeitsprotokoll.
- Wir geben dem Bewohner die Möglichkeit, sich in
einen dunklen und ruhigen Raum zurückzuziehen. Der Bewohner sollte viel
schlafen.
- Während einer Migräneattacke werden die
Pflegemaßnahmen auf ein Minimum zurückgefahren. Selbst banale
Tätigkeiten wie das Kämmen der Haare können unerträgliche Schmerzen
verursachen. Absolut notwendige Maßnahmen wie Umlagerungen im Rahmen
der Dekubitusprophylaxe werden so schonend wie möglich durchgeführt.
- Der Bewohner erhält Kälteanwendungen, also etwa einen kalten Umschlag oder ein Kühlelement auf die Stirn.
- In vielen Fällen lindert Pfefferminzöl die Beschwerden, wenn es auf die Schläfen aufgetragen wird.
- Die Beschwerden können dazu führen, dass der
Bewohner gereizt oder gar aggressiv wirkt. Wir zeigen daher im Umgang
mit ihm ein großes Maß an Einfühlungsvermögen.
- Wenn der Bewohner unter Gleichgewichtsstörungen
und unter Schwindel leidet, sollte er nicht allein das Bett verlassen.
Er könnte stürzen.
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Kriterien für das Rufen eines Notarztes
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- Wir beachten, dass viele Symptome einer Migräne
auch bei einem Schlaganfall oder bei einem Hirntumor auftreten können.
Also etwa Sensibilitätsstörungen, Lähmungserscheinungen,
Gleichgewichtsstörungen, Sprachstörungen und das Sehen von
Doppelbildern. Wenn sich also das Symptombild eines aktuellen Anfalls
deutlich von den sonst üblichen Beeinträchtigungen unterscheidet,
sollte der Notarzt gerufen werden. Wir müssen dabei primär auf die
Einschätzung des Bewohners vertrauen. Dieser kann die Schmerzbelastung
am besten einschätzen.
- Unter folgenden Bedingungen rufen wir sofort einen Notarzt:
- Der Bewohner klagt über einen Kopfschmerz, der plötzlich und viel intensiver auftritt als gewohnt.
- Neben dem Kopfschmerz kommt es zu einem der
folgenden Symptome: Fieber, Nackensteifigkeit, Hautausschlag,
Verwirrtheitszustände, Krämpfe oder schwere Sprachstörungen.
- Vor dem Kopfschmerz hat sich der Bewohner eine Schädelverletzung zugezogen, etwa weil er gestürzt ist.
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medikamentöse Behandlung
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Je nach
Symptombild nutzen wir verschiedene Medikamente, um akute Beschwerden
des Bewohners zu lindern. Der Bewohner sollte die Wirkstoffe schon bei
den ersten Symptomen in ausreichend hoher Dosierung einnehmen. Er
sollte nicht warten, bis die Beschwerden die maximale Intensität
erreichen.
- Bei mäßigen bis mittelschweren Beschwerden
erhält der Bewohner Nichtopioidanalgetika sowie nichtsteroidale
Antirheumatika in passender Dosierung. Sinnvoll ist die Applikation von
Ibuprofen, Paracetamol, Diclofenac, Acetylsalicylsäure (ASS) und
Naproxen.
- Der Bewohner erhält bei schweren Symptomen
Medikamente ("Triptane"), die neben dem Kopfschmerz auch die Übelkeit
und die Lichtüberempfindlichkeit reduzieren. Triptane sind als
Tablette, als Fertigspritze, als Nasens
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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