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Version 2.05f - 2014

Standard "Pflege von Senioren mit akuter / chronischer Gastritis"

 
Das Leben ist mitunter ungerecht: Manch ein Magen verkraftet klaglos selbst langjährigen Alkohol-, Nikotin- und Kaffeekonsum. Bei anderen Senioren hingegen wird schon ein hastig gegessener Eisbecher mit einer akuten Gastritis quittiert.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von Senioren mit akuter / chronischer Gastritis"
Definition:
  • Die Magenschleimhaut bildet die innere Auskleidung des Magens. Sie produziert einerseits die für die Verdauung notwendige Magensäure. Gleichzeitig schützt Sie den Magen davor, von eben dieser Säure selbst verdaut zu werden.
  • Verschiedene Infektionen oder Umwelteinflüsse können zu einer Entzündung der Magenschleimhaut ("Gastritis") führen. Diese kann einmalig auftreten oder permanent vorliegen.
  • Die Entzündung beeinträchtigt die Fähigkeit der Magenschleimhaut, das darunter liegende Gewebe vor der Magensäure zu schützen. Es kommt dann zu Erosionen, also zu fleckförmigen und oberflächlichen Defekten des Magengewebes. Bei weiterer Verschlechterung kann sich ein Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür entwickeln.
akute Gastritis:
  • Eine zentrale Ursache für eine Gastritis sind Lebensmittelvergiftungen, also der Konsum von kontaminierten Speisen und Getränken.
  • Wenn Lebensmittel nicht ausreichend durcherhitzt werden, nimmt der Betroffene die Krankheitserreger durch die Nahrung auf. Die Keime vermehren sich im Körper und befallen die Magenschleimhaut. Es liegt also eine Infektion vor.
  • Andere Keime schädigen die Schleimhaut indirekt. Hier lösen nicht die Bakterien selbst die Entzündung aus, sondern die von ihnen produzierten und ausgeschiedenen Toxine. Die Erhitzung der verdorbenen Lebensmittel bietet davor keinen Schutz. Zwar werden die Keime abgetötet, deren Giftstoffe jedoch bleiben intakt. Der Betroffene konsumiert die Toxine über die Nahrung und bringt sie mit der Magenschleimhaut in Kontakt.
  • Häufige Erreger sind Salmonellen, Shigellen und Staphylokokken. Die Übertragung erfolgt primär über Lebensmittel (rohe Eierspeisen, Mayonnaise, Geflügel, Speiseeis) oder fäkal-oral als Folge mangelnder Händehygiene.
  • Auch Stress kann eine Gastritis auslösen, also etwa die Angst vor einer anstehenden Operation.
  • Das hastige Essen von zu heißen oder zu kalten Speisen kann ebenfalls eine akute Gastritis verursachen. Einen vergleichbaren Effekt hat der übermäßige Alkohol- und Nikotinkonsum.
  • Auslöser können auch Arzneimittel sein, hier vor allem Schmerzmedikamente wie Acetylsalicylsäure, entzündungshemmende Wirkstoffe wie Diclofenac oder Ibuprofen sowie Kortison.
  • Wenn die Ursachen konsequent beseitigt werden und der Bewohner keine relevanten Zusatzerkrankungen hat, heilt eine akute Gastritis zumeist innerhalb weniger Tage ohne Folgeschäden aus.
chronische Gastritis:
  • Es werden drei Formen der chronischen Gastritis unterschieden:
    • Typ A, Autoimmungastritis: Bei dieser seltenen Variante (Häufigkeit: 5 Prozent) bilden sich Antikörper gegen Zellen, die die Salzsäure produzieren. In der Folge sinkt die Salzsäurekonzentration im Magensaft. Das Risiko für die Bildung eines Magenkarzinoms ist erhöht.
    • Typ B, bakterielle Gastritis: Bei dieser mit 85 Prozent häufigsten Form besiedeln Bakterien (Helicobacter pylori) den Magen. Diese Infektion kann über Jahre mangels Krankheitszeichen unentdeckt bleiben.
    • Typ C, chemisch-toxische Gastritis. Hier führt z.B. ein Gallensaftrückfluss oder die langjährige Einnahme von Medikamenten zu Beschwerden. Die Häufigkeit liegt bei rund 10 Prozent.
  • Eine chronische Gastritis ist im Alter sehr häufig. Jeder Zweite über 50-Jährige ist betroffen, oft allerdings ohne Beschwerden oder mit nur geringen Symptomen.
  • Überproportional oft erkranken auch intensivpflegebedürftige Senioren; also etwa Langzeitbeatmete, Bewohner mit Schädel-Hirn-Trauma, Patienten mit schweren Verbrennungen usw.
(Hinweis: Die Symptome und die pflegerischen Maßnahmen ähneln in weiten Teilen dem Vorgehen bei einem Magengeschwür. Daher ist es sinnvoll, beide Themen parallel für das QM-Handbuch umzusetzen.)
Grundsätze:
  • Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Hausarzt zusammen. Auch eine Kooperation mit einer Diätberaterin ist bei einer Gastritis sinnvoll.
  • Wir werden stets frühzeitig einen Arzt hinzuziehen, wenn potenziell bedrohliche Symptome auftreten.
  • Demente Bewohner können sich häufig nicht verständlich machen. Folglich ist es notwendig, das Verhalten der Bewohner sehr aufmerksam zu beobachten. Es ist besser, eine ärztliche Untersuchung ohne Befund durchzuführen, als eine mögliche Infektion über Jahre zu ignorieren.
  • Verfahren der Naturheilkunde kommen als Ergänzung (nicht als Ersatz!) konventioneller Therapien in Betracht.
Ziele:
  • Der Bewohner ist beschwerdefrei.
  • Die Ursache der Gastritis wird korrekt erkannt.
  • Der Bewohner entwickelt kein Geschwür.
  • Dem Bewohner ist die Wichtigkeit der Diät bekannt. Er richtet sich nach den Vorschriften.
Vorbereitung: Informationssammlung
  • Wir stellen alle Informationen zusammen, die für die Diagnose und für die Behandlung relevant sein könnten. Etwa:
    • Seit wann leidet der Bewohner unter den Beschwerden?
    • Wurde der Bewohner bereits einmal wegen Gastritis behandelt?
    • Welche Medikamente nimmt der Bewohner ein, die Auswirkungen auf die Magenschleimhaut haben könnten?
    • Tritt die Gastritis akut auf? Ist der Verlauf bereits chronisch?
  • Viele Senioren leiden bereits seit Jahren an einer Gastritis. Sie haben eigene Strategien entwickelt, um mit den Symptomen umzugehen. Sie sind also gewissermaßen Experten für die eigene Krankheit. Wir befragen den Bewohner bzw. seine Angehörigen dazu und prüfen, inwieweit wir diese Strategien weiterhin nutzen können.
Prophylaxemaßnahmen:
Durch gezielte Prophylaxemaßnahmen versuchen wir, die Entstehung einer Gastritis zu vermeiden.
  • Eine allgemeingültige "Gastritisdiät" gibt es nicht. Der Bewohner soll sich gesund ernähren. In vielen Fällen entwickeln Senioren mit den Jahren eine eigene "Diät", um eine Gastritis zu vermeiden oder zu kontrollieren. Diese Einschränkungen können zu einer einseitigen Ernährung führen.
  • Dem Bewohner wird nahegelegt, dass er die Speisen nicht mit Salz und mit Pfeffer nachwürzen sollte.
  • Der Bewohner sollte einen normalen BMI anstreben.
  • Der Bewohner sollte den Nikotin- und den Alkoholkonsum komplett einstellen. Beide Genussgifte regen die Magensäureproduktion an. (Hinweis: Vor allem hochprozentige Spirituosen sind eine erhebliche Belastung.)
  • Der Kaffeekonsum sollte auf ein Mindestmaß reduziert werden. Insbesondere sollte der Bewohner den Kaffee nicht auf nüchternen Magen trinken.
  • Wir sorgen dafür, dass in der Einrichtung Laugen und Säuren stets gut unter Verschluss sind, dieses insbesondere bei depressiven oder bei demenziell veränderten Bewohnern.
  • Wir sorgen für eine lückenlose Hygiene insbesondere im hauswirtschaftlichen Bereich. Eine Lebensmittelvergiftung muss vermieden werden.
  • Übermäßiger Stress ist schädlich. Wir sprechen Bewohner direkt an, wenn wir vermuten, dass diese etwas bedrückt. Zudem sollte der Bewohner Entspannungsübungen durchführen.
  • Eine Herzinsuffizienz wird konsequent behandelt, um eine Stauungsgastritis zu vermeiden.
achten auf Symptome:
Bei vielen Betroffenen treten keinerlei Beschwerden auf. Nur gelegentlich klagen diese Bewohner über Völlegefühl oder über Unverträglichkeiten von schwer verdaulichen Speisen. Darüber hinaus kann es zu folgenden Symptomen kommen:
  • Magenschmerzen, ggf. auch Rückenschmerzen
  • Völle- und Druckgefühl im Oberbauch
  • ggf. Schmerzen im Oberbauch
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Blähungen
  • Appetitlosigkeit
  • fauliger Mundgeruch
  • weißlicher Zungenbelag
  • ggf. Bluterbrechen (Ulkuszeichen)
  • ggf. Teerstuhl (Ulkuszeichen)
  • ggf. Fieber
  • Schwächegefühl
  • Unverträglichkeit von bestimmten Nahrungsmitteln, insbesondere bei fetthaltigen Speisen
Durchführung: allgemeine Maßnahmen
  • Bei einer nur leichten Gastritis erhält der Bewohner leichte Kost wie Kamillentee und Zwieback.
  • In vielen Fällen sind die Beschwerden jedoch so erheblich, dass der Bewohner in den ersten 24 bis 36 Stunden auf Nahrungsmittel verzichten sollte.
  • Der Bewohner sollte seinen Flüssigkeitsbedarf primär mit Tee decken. Kamillentee wirkt krampflösend. Pfefferminztee lindert Schmerzen.
  • Es kann zu gravierenden Flüssigkeitsverlusten sowie zu lang anhaltender Nahrungskarenz als Folge etwa von Erbrechen kommen. Wir prüfen dann gemeinsam mit dem behandelnden Arzt die Notwendigkeit einer parenteralen Ernährung und Flüssigkeitsversorgung.
  • Der Bewohner sollte während des Kostaufbaus komplett auf den Konsum von Kaffee, Nikotin und Alkohol verzichten.
  • Einengende Kleidung wird gelockert.
  • Der Bewohner sollte Bettruhe halten, wenn der Kreislauf instabil ist.
  • Ggf. erhält der Bewohner eine lokale Wärmebehandlung. Eine Wärmflasche kann krampfartige Magenschmerzen lindern.
  • Sobald die Nahrungskarenz endet, sollte der Bewohner fünf bis sechs kleine und leichte Mahlzeiten pro Tag zu sich nehmen. Der Bewohner sollte dabei sorgfältig kauen und langsam essen. Wir erläutern dem Bewohner, dass der Speichel als natürliches Antazidum wirkt.
  • Der Kostaufbau erfolgt mit leicht verdaulichen Kohlenhydraten wie etwa Haferschleim oder Weißbrot. Im weiteren Verlauf der Gesundung können eiweißhaltige und fettarme Lebensmittel gegeben werden, also etwa Milchprodukte, fettarmes und leicht verdauliches Fleisch sowie Fisch.
  • Ggf. erhält der Bewohner eine geeignete Wunschkost, da er seinen Zustand oftmals am besten einschätzen kann.
  • Der Bewohner wird engmaschig zu etwaigen Schmerzen befragt.
  • Die Ausscheidungen des Bewohners werden kontrolliert; insbesondere hinsichtlich von Blutbeimengungen.
  • Die Vitaldaten werden regelmäßig überprüft.
  • Eine infektiös ausgelöste Gastritis ist eine Gefahr für abwehrgeschwächte Bewohner. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Blutvergiftung, Hirnhautentzündung und Knocheninfektionen.
  • Alle (nach Ansicht des Arztes) nicht zwingend erforderlichen Medikamente werden abgesetzt, um den Magen nicht weiter zu belasten.
  • Die Pflegekraft muss bei jedem Kontakt mit Erbrochenem Schutzkleidung tragen, um eine Keimverschleppung etwa von Salmonellen zu vermeiden.
  • Nach jedem Erbrechen führt die Pflegekraft eine Mundpflege durch.
medikamentöse Therapie:
  • In vielen Fällen bessert sich das Symptombild durch die Applikation von Antazida

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++




 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Gastritis; Magenschmerzen; Blähungen; Appetitlosigkeit; Autoimmungastritis
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