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Version 2.05 - 2013 |
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Standard "Händedesinfektion" |
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99,99
Prozent aller Keime lassen sich mit einer fachgerechten
Händedesinfektion unschädlich machen. Eine eindrucksvolle Zahl, die
sich in der Praxis durch Schlendrian, Zeitdruck und mangelndes
Problembewusstsein schnell relativiert. Mit einem Standard können Sie
diese zentrale Hygienemaßnahme vereinheitlichen. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar.
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Standard "Händedesinfektion" |
Definition:
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- Durch eine Händedesinfektion werden 99,99
Prozent aller Keime abgetötet. Diese Maßnahme ist um das Hundertfache
wirksamer als eine Seifenwaschung, die lediglich 99 Prozent der Keime
beseitigt. Im Vergleich zur Seifenwaschung überleben also hundertmal
weniger Keime.
- Wir nutzen in unserer Einrichtung
gebrauchsfertige Lösungen. Diese bieten ein breites Wirkungsspektrum
und eine schnelle Wirksamkeit. Zudem sind sie einfach in der Handhabung
und gut verträglich. Sie schonen also insbesondere die Haut der
Pflegekräfte.
- Bei der Desinfektion werden keine Hautlipide
dauerhaft von der Haut abgetragen. Sie werden beim Desinfizieren zwar
vorübergehend emulgiert, lagern sich danach aber wieder auf der Haut
ab, sofern sie nicht mit Wasser abgespült werden. Den meisten
Händedesinfektionsmitteln sind überdies rückfettende Substanzen
beigemischt. Diese ersetzen aber keine zusätzliche Hautpflege mit
Handpflegecremes o.Ä.
- Hauptproblem ist, dass viele Pflegekräfte bei
der Händedesinfektion automatisch die "typischen Waschbewegungen"
ausführen. Dies kann insbesondere dann leicht passieren, wenn der
Mitarbeiter abgelenkt ist. Bei diesem Ablauf kommen
Fingerzwischenräume, Nagelfalze, Fingerkuppen und die Daumen kaum mit
dem Wirkstoff in Kontakt. Die dort befindlichen Keime werden nicht
abgetötet.
- Dieser Standard beschreibt die
Händedesinfektion mit einem fest installierten Spender. Ein solches
Vorgehen hat den Vorteil, dass die Pflegekraft keine Kittelflaschen
benötigt, die selbst verkeimt sein können. Nachteilig ist das Risiko,
dass demenziell erkrankte Senioren an den Spendern hantieren könnten,
um den Inhalt zu trinken.
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Grundsätze:
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- Nur gewaschene aber nicht desinfizierte Hände
sind als potenzielle Keimträger eine Gefahr für die Gesundheit unserer
Bewohner und der Pflegekräfte.
- Häufiges Händewaschen strapaziert die Haut weit
mehr als Händedesinfektionen. Daher gilt: Bei "an sich sauberen" Händen
wird nur desinfiziert, aber nicht gewaschen.
- Die Händedesinfektion ist eine schwierige und komplexe Maßnahme, die mit der notwendigen Konzentration durchgeführt werden muss.
- Die Händedesinfektion ist nur ein Teil der Händehygiene. Ebenso wichtig sind die Handwäsche und die Handpflege.
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Ziele:
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- Auf der Haut befindliche Krankheitskeime werden vollständig abgetötet.
- Kontaminationen und Infektionen werden vermieden. Infektionsketten werden unterbrochen.
- Wir finden die Balance zwischen der
erforderlichen Hygiene und dem Hautschutz. Die Anzahl der
Handdesinfektionen wird auf das Maß beschränkt, das für die
Infektionsprophylaxe erforderlich ist.
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Vorbereitung: |
Material und Ausbildung
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- An allen notwendigen Orten werden komplette
Handwaschplätze eingerichtet. Diese umfassen einen Seifen- und einen
Händedesinfektionsmittelspender, Hautpflegemittel, Einmalhandtücher
sowie einen Abwurfbehälter.
- Alle Mitarbeiter werden regelmäßig zum Thema Händewaschen und Händedesinfektion geschult.
- Die korrekte Durchführung wird von der
Pflegedienstleitung stichprobenartig kontrolliert. Wir nutzen dafür
insbesondere das Prinzip der kollegialen Pflegevisite.
- Im Dialog mit allen Pflegekräften versuchen wir, die häufigsten Einwände gegen die Händedesinfektion zu entkräften. Diese sind:
- hoher Zeitdruck während der Arbeit
- schlechte Erreichbarkeit des Desinfektionsmittelspenders
- drohende Hautschäden und Allergien
- Zweifel an der Effektivität der Maßnahme
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Indikation für die hygienische Händedesinfektion
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- Alle Pflegekräfte führen eine Händedesinfektion aus:
- vor Beginn und nach dem Ende der Schicht, also beim Betreten des Wohnbereiches und vor dem Verlassen
- vor Kontakt mit Arzneimitteln, Speisen und Getränken
- vor und nach jedem Kontakt mit Wunden, Drainagen und anderen Zugängen
- nach dem Naseputzen
- vor und nach allen Pflegemaßnahmen bei Bewohnern mit geschwächter oder mit künstlich supprimierter Immunabwehr
- nach jedem Kontakt mit Bewohnern, die an einer gefährlichen Infektionskrankheit leiden, insbesondere HIV, Hepatitis C oder MRSA
- nach dem Kontakt mit infektiöser Haut, etwa bei Fußpilz
- nach jedem intensiven Hautkontakt wie Körperpflege, Fußpflege und körperlichen Untersuchungen
- nach Kontakt mit Blut oder mit Ausscheidungen
- vor dem Öffnen von Sterilgut
- nach der Arbeit mit kontaminierten Gegenständen, etwa Verbandsmaterial Instrumenten, usw.
- nach dem Ausziehen und dem Verwerfen von
Einmalhandschuhen, wenn diese mit potenziell kontaminierten Oberflächen
in Kontakt gekommen sind
- nach der Benutzung der Toilette (auch bei einem eigenen Toilettengang)
- nach dem Naseputzen
- nach "Schmutzarbeiten", etwa dem Abziehen von Betten oder nach dem Transport von Müll
- Hinweis: Diese Aufzählung listet nur die
häufigsten Indikationen für die Händedesinfektion auf. In der Praxis
werden sich zahlreiche weitere Hygienerisiken ergeben, die eine
Händedesinfektion erfordern. Es ist Aufgabe jeder Pflegekraft, diese
eigenverantwortlich zu erkennen.
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Allgemeines
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- Sichtbare Verunreinigungen werden vor der
Desinfektion entfernt. Die Pflegekraft tränkt dafür ein Papiertuch mit
Desinfektionsmittel und wischt die Verschmutzung weg.
- Starke Verunreinigungen können zunächst mit
Wasser und Seife abgespült werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die
Umgebung nicht unnötig kontaminiert wird.
- Wir führen zuerst die Händedesinfektion durch und schließen daran falls nötig eine Händewaschung an.
- Die Hände werden vor der Desinfektion
sorgfältig abgetrocknet. Wenn das Desinfektionsmittel auf feuchte Haut
aufgetragen wird, kommt es zu einer ungewollten Verdünnung und zum
Wirkungsverlust.
- Wir nutzen 3 bis 5 ml des Desinfektionsmittels,
das entspricht zwei Hüben aus dem Spender. Falls auch die Unterarme
desinfiziert werden sollen, muss die Menge entsprechend erhöht werden.
- Die aufgebrachte Menge muss so gewählt werden,
dass die Hände bis knapp über das Handgelenk vollständig benetzt sind.
Vor allem Fingerzwischenräume, Fingerkuppen, Nagelfalze sowie die
Daumen werden häufig nicht ausreichend mit Desinfektionsmittel
behandelt.
- Bis zum Ende der Einwirkzeit sollte das
Desinfektionsmittel kontinuierlich auf der Haut verrieben werden. Die
Einwirkzeit beträgt 30 Sekunden und wird unbedingt abgewartet. Das
Desinfektionsmittel muss vollständig weggetrocknet sein.
- Eventuell vorhandene Desinfektionsmittelreste dürfen nicht mittels eines Handtuchs entfernt werden.
- Die Pflegekraft darf keine Ringe oder
Armbanduhren tragen, da diese eine lückenlose Keimabtötung verhindern.
Ohnehin bilden insbesondere Ringe einen Schutzraum für Keime.
- Nach Arbeitsende sowie in Arbeitspausen trägt die Pflegekraft eine Pflegelotion auf, um die Haut zu regenerieren.
- Wenn eine Pflegekraft allergisch auf das
Desinfektionsmittel reagiert, prüfen wir die Nutzung alternativer
Produkte. Zumeist klingen die Symptome ab, sobald hypoallergene
Händedesinfektionsmittel ohne Farb- und Duftstoffe genutzt werden.
- Wenn sich bei einer Pflegekraft die Hautdefekte
(etwa Nagelbettentzündungen) häufen, wird der Mitarbeiter dem
Betriebsarzt vorgestellt. Dieser kann z.B. die häufigere Nutzung von
Handschuhen empfehlen. Alternativ wird das Tätigkeitsfeld der
Pflegekraft zeitweilig so weit umorganisiert, dass diese keine
medizinisch-pflegerischen Arbeiten durchführt.
- Verschiedene Erreger werden durch die üblichen Desinfektionsmittel nicht ausreichend abgetötet.
- Unbehüllte Viren (wie etwa Noro-Viren) können
mittels spezieller viruzider Präparate inaktiviert werden. Im Fall
einer Infektion werden die herkömmlichen Desinfektionsmittel gegen
solche Produkte ausgetauscht. Die Einwirkzeit wird ggf. auf bis zu zwei
Minuten erhöht. Da diese Präparate belastend für die Hände der
Pflegekräfte sind, werden nach Ende des Ausbruchs wieder die
konventionellen Desinfekti
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Händedesinfektion; Infektion; Hygiene; Prophylaxe; Grippe |
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Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
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diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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