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Version 2.05 - 2014 |
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Standard "Hilfestellung geben
beim Erbrechen" |
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Nach zehn oder mehr Berufsjahren haben die meisten
Pflegekräfte eine beeindruckende Ekel-Resistenz entwickelt. Aber selbst
das dickste Fell wird arg strapaziert, wenn es daran geht, Erbrochenes
unter die Lupe zu nehmen. Doch nur, wenn Farbe, Konsistenz und
Beimengungen korrekt bestimmt werden, wissen Pflegekräfte, ob der
Senior einen Kamillentee oder den Notarzt braucht. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
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Standard "Hilfestellung
geben beim Erbrechen" |
Definition:
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- Erbrechen (auch "Emesis" oder "Vomitus")
bezeichnet die Entleerung von Magen- und Speiseröhreninhalt durch den
Mund. Es handelt sich dabei um einen komplexen Vorgang, der im Hirn
durch das Brechzentrum gesteuert wird.
- Der Betroffene atmet tief ein. Der Kehldeckel
und der Nasenrachen werden verschlossen.
- Die Magenmuskulatur und der obere
Ösophagusschließmuskel erschlaffen.
- Es kommt zu einer ruckartigen Kontraktion des
Zwerchfells und der Bauchmuskulatur. Der intraabdominale Druck steigt.
Der Magen entleert sich. Falls es zusätzlich zu einer
Pyloruserschlaffung kommt, erbricht der Bewohner auch Gallenflüssigkeit.
- Nach dem Erbrechen kommt es in vielen Fällen
zu einer ausgeprägten Muskelschwäche. Viele Betroffene zittern am
ganzen Körper. Diese Symptomatik klingt aber i.d.R. nach wenigen
Minuten wieder ab.
- Ein einmaliges Erbrechen hat i.d.R. weder einen
Krankheitswert noch sonstige Folgen. Dauerhaftes Erbrechen verursacht
Hunger, Austrocknung sowie Störungen im Säure-Basen-Haushalt. Im
Extremfall kann die Elektrolytverschiebung zu Herzrhythmusstörungen bis
hin zum Herzstillstand führen.
- Erbrechen ist insbesondere für bettlägerige und
stark geschwächte Senioren eine Gefahr, da Erbrochenes in die Luftröhre
gelangen kann.
- Auslöser können Erkrankungen des
Magen-Darm-Bereiches, Störungen des ZNS, mechanische Störungen,
Manipulationen im Mund-Rachen-Raum sowie der Kontakt mit chemischen
Substanzen sein. Wir unterscheiden verschiedene Formen des Erbrechens:
- Das nervöse Erbrechen wird durch schaukelnde
Bewegungen (im Auto oder auf einem Schiff) sowie durch emotionalen
Stress (Ärger, Angst und Aufregung) ausgelöst.
- Das gastrische Erbrechen ist die Reaktion des
Körpers auf den Verzehr von verdorbenen Lebensmitteln. Weitere Ursachen
können eine Gastritis oder der Missbrauch von Alkohol sein.
- Das zerebrale Erbrechen ist die Folge etwa
von Gehirnerschütterungen, Schädelverletzungen, Tumorwachstum oder
starken Schmerzen.
- Ein organisch bedingtes Erbrechen tritt auf
etwa nach Herzkreislauferkrankungen, Erkrankungen des
Magen-Darm-Traktes, Appendizitis oder nach einer diabetischen
Entgleisung.
- Erbrechen kann auch als Folge von
Infektionserkrankungen auftreten.
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Grundsätze:
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- Das Erbrechen ist für jeden Bewohner eine große
physische und psychische Belastung. Viele Menschen empfinden es als
entwürdigend, wenn sie sich übergeben müssen. Der betroffene Bewohner
ist in dieser Situation auf die Unterstützung, Hilfe und Zuwendung
durch die Pflegekraft angewiesen.
- In solchen Situationen ist es für Pflegekräfte
wichtig, die Ruhe zu bewahren. Angst und Aufregung werden auf den
Bewohner übertragen und können die Symptome verstärken.
- Jede Pflegekraft muss sich bewusst sein, dass
sie den Ekel vor dieser Situation zwar unterdrücken, aber nicht
ausschalten kann. Dieses darf später nicht zu unterschwelligen
Aggressionen gegen den Bewohner führen.
- Der Bewohner wird beim Erbrechen nicht allein
gelassen. Es besteht die große Gefahr einer Aspiration
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Ziele:
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- Der Bewohner erbricht nicht mehr.
- Der Bewohner fühlt sich wohl und hat keine
Schmerzen.
- Eine Exsikkose wird vermieden.
- Die Versorgung mit Elektrolyten ist
sichergestellt.
- Auslösende Krankheiten werden festgestellt und
angemessen behandelt.
- Komplikationen wie etwa eine Aspiration werden
vermieden.
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Vorbereitung: |
- Wenn ein Bewohner bereits über Übelkeit klagt,
versuchen wir zu verhindern, dass sich der Bewohner übergibt. Wir
passen die Ernährung an und prüfen Medikamentennebenwirkungen. Oft
können Pflegekräfte Erbrechen verhindern, indem sie den Bewohner
ablenken, etwa durch Fernsehen, Radio, Gespräche oder Lesen. Im Detail
sind diese Maßnahmen im Standard "Pflege von Senioren bei Übelkeit"
beschrieben.
- Wir sorgen dafür, dass die Toilette eines
Bewohners mit Magen-Darm-Problemen in kürzeren Intervallen gereinigt
wird und dort insbesondere keine Geruchsbelästigungen auftreten.
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Durchführung:
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Verhalten bei
Erbrechen
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- Der Bewohner wird nicht allein gelassen.
- Die Pflegekraft zieht Schutzkleidung an. Dazu
zählen insbesondere Einmalhandschuhe.
- Der Bewohner wird aufgefordert, sich in eine
aufrechte Position zu bringen. Ggf. wird er dabei unterstützt.
- Falls sich der Bewohner eigenständig nicht in
aufrechter Position halten kann, wird das Kopfteil des Bettes
aufgestellt und der Bewohner mit Kissen unterstützt. Die Pflegekraft
stützt den Kopf des Betroffenen. Sie hält eine Nierenschale und
Zellstoff bereit und reicht es dem Bewohner an.
- Falls möglich, wird dem Bewohner vor dem
Erbrechen die Zahnprothese entnommen. Ansonsten besteht die Gefahr,
dass das Gebiss aus dem Mund heraus fällt.
- Falls sich der Bewohner aufgrund einer
Krankheit nicht aufsetzen darf oder bewusstlos ist, wird er in eine
stabile Seitenlage gebracht und der Kopf zur Seite gedreht.
- Ggf. wird die Kleidung des Bewohners gelockert.
Sie wird falls möglich mit Zellstoff vor Verschmutzung geschützt.
- Der Bewohner wird aufgefordert, ruhig und
gleichmäßig zu atmen.
- Sofern es der Bewohner nicht bis zur Toilette
schafft, wird ihm eine Nierenschale bereitgestellt.
- Es ist wichtig, die Atemwege frei zu halten.
Falls notwendig, wird der Bewohner abgesaugt. Mitunter ist es
zusätzlich erforderlich, dem Bewohner Sauerstoff zu verabreichen.
- Wir halten für den Bewohner feuchte Tücher zur
Reinigung bereit.
- Zwischen den Erbrechensschüben wird dem
Bewohner immer wieder der Mund mit Zellstoff abgewischt.
- Ggf. wird an die Stirn des Bewohners ein kalter
und gefalteter Waschlappen gehalten.
- Das Erbrochene wird sofort entsorgt. Falls
notwendig, wird von dem Erbrochenen eine Probe genommen; dieses etwa
beim Verdacht auf eine toxikologische Ursache. Wir stellen sicher, dass
sich keine Zahnprothese im Erbrochenen befindet und ungewollt ebenfalls
entsorgt wird.
- Die Vitaldaten werden erfasst; insbesondere
Puls und Blutdruck.
- Wenn der Bewohner unlängst in der Bauchregion
operiert wurde, kann es beim Erbrechen zu starken Schmerzen kommen.
Diese kann die Pflegekraft lindern, indem sie mit der flachen Hand
einen sanften Druck auf den Wundbereich ausübt.
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Nachbereitung: |
Verhalten nach dem
Erbrechen
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- Dem Bewohner wird eine Mund- und Nasenpflege
angeboten.
- Dem Bewohner wird ein Getränk angeboten.
- Das Gesicht und die Hände des Bewohners werden
gewaschen.
- Falls notwendig, wird die Bekleidung des
Bewohners gewechselt.
- Wenn sich der Bewohner unkontrolliert übergeben
hat, wird das Erbrochene aufgenommen. Betroffene Gegenstände werden
sorgfältig gereinigt und desinfiziert. Ggf. wird das Bett neu bezogen.
- Falls notwendig, sollte der Bewohner auf jede
Nahrungsaufnahme verzichten. Wichtig: Bei Diabetikern wird das weitere
Vorgehen in jedem Fall mit dem behandelnden Hausarzt diskutiert.
- Danach erhält der Bewohner Schonkost. Die
genauen Ernährungseckpunkte werden gemeinsam mit dem Arzt und der
Hauswirtschaft festgelegt.
- Ggf. sollte der Bewohner Bettruhe einhalten.
Nach dem Erbrechen folgt häufig eine Phase der Lethargie oder
ausgeprägte Muskelschwäche. Viele Senioren frieren. Der Bewohner wird
deswegen gut zugedeckt.
- Ggf. wird der Bewohner so gelagert, dass die
Bauchdecke entspannt wird.
- Ggf. wird das Zimmer gelüftet. Zugluft ist zu
vermeiden.
- Das Material wird entsorgt.
- Wir prüfen, ob es notwendig ist, den
Flüssigkeits- und Elektrolytverlust mittels Infusion zu kompensieren.
- Wenn eine Flüssigkeitsbilanzierung erfolgt,
wird die Menge des Erbrochenen eingerechnet. Die Pflegekraft wiegt
dafür die Nierenschale mit dem Erbrochenen. Sie zieht dann das Gewicht
einer leeren Nierenschale davon wieder ab.
- Wenn sich der Zustand des Bewohners
verschlechtert, sollte ein Arzt bzw. ein Notarzt gerufen werden. Ggf.
prüfen wir die Überweisung in ein Krankenhaus.
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Dokumentation und
Ursachensuche
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Nach jedem Erbrechen
ist es wichtig, die Ursache zu finden. Insbesondere, wenn das Erbrechen
gehäuft auftritt, gelingt es ggf. den Auslöser zu bestimmen. Wir
dokumentieren den Verlauf des Erbrechens sowie alle relevanten
Begleiterscheinungen. Wir klären außerdem folgende Punkte:
- Welche Mengen wurden erbrochen? Das Volumen
kann etwa als "ein Mund voll" oder "eine Nierenschale voll" abgeschätzt
werden. Bei größeren Mengen erfolgt die Angabe in Litern.
- Wie wurde erbrochen? Gleichmäßig fließend,
explosionsartig / schwallartig oder würgend?
- Klagt der Bewohner über Schwindelgefühle?
- Kam es zu Bewusstseinseintrübungen?
- Klagt der Bewohner über Lähmungen?
- Leidet der Bewohner unter Kopfschmerzen oder
unter Nackensteifigkeit?
- Klagt der Bewohner beim Erbrechen über
Schmerzen? Wo hat er Schmerzen?
- Gibt es Auffälligkeiten bei den Vitalwerten,
etwa Puls, Blutdruck, Körpertemperatur?
- Gibt es Beimengungen von Schleim, Blut, nicht
gelösten Medikamenten oder Nahrungsresten? Unverdaute Nahrungsreste
können auftreten bei
- Aussackung der Speiseröhre
- Verengung des Mageneingangs
- Verzehr von verdorbenen Lebensmitteln
- zu hastige Nahrungsaufnahme
- Schleimbeimengungen deuten auf eine Gastritis.
- Grünliche und gallige Verfärbungen treten auf
- bei einer Abflussbehinderung unterhalb der
Mündung des Gallengangs in das Duodenum
- bei Erbrechen bei nüchternem Magen
- Riecht das Erbrochene säuerlich? Dann kann eine
Störung der Magenentleerung als Folge eines Tumors vorliegen.
- Gibt es verlässliche Vorzeichen wie etwa
Übelkeit, Völlegefühl, Bauchschmerzen, Würgen oder intensivierten
Speichelfluss? Ein reflektorisches Erbrechen kündigt sich häufig durch
vorherige Übelkeit an. Ein zentrales Erbrechen tritt schwallartig und
ohne
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Erbrechen; Emesis; Vomitus |
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