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Version 1.05 - 2013

Standard "Größenbestimmung von Wunden"

 
Eine Wunde kann binnen weniger Tage schrumpfen, sich dann plötzlich ausdehnen und zu guter Letzt wieder schrumpfen. Eine medizinische Sensation? Keinesweg! Sondern unvermeidlich, wenn jede Pflegekraft Wunden so vermisst, wie sie es für richtig hält.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

Standard "Größenbestimmung von Wunden"
Definition:
  • Die korrekte Vermessung der Wundgröße und der Wundtiefe ist ein zentrales Instrument zur Einschätzung des Wundheilungsverlaufes. Nur wenn wir die Entwicklung eines Hautdefektes über einen längeren Zeitraum genau einschätzen können, ist es uns möglich zu erkennen, ob die aktuell genutzte Therapie wirksam ist oder nicht.
  • Die Wundoberfläche wurde bislang oftmals anhand der Länge und der Breite des Wundgebietes errechnet. Diese Werte wurden mittels eines Zentimetermaßes gemessen. Bei ungleichmäßig geformten Wunden ist dieses Vorgehen aber sehr ungenau. Wir nutzen daher bevorzugt die sog. "Tracing-Methode", also das Übertragen ("Durchpausen") der Wundform auf eine Folie. Die Folie ist in Quadrate zu jeweils einem Quadratzentimeter aufgeteilt. Wenn diese Quadrate ausgezählt werden, ergibt sich die Wundoberfläche.
  • Die Wundtiefe gibt den Unterschied an zwischen dem Niveau der nicht geschädigten Haut und dem Wundbett. Sekundär heilende Wunden schließen sich durch das Wachstum von Granulationsgewebe. Wenn also die Wundtiefe abnimmt, lässt dieses auf einen fortschreitenden Heilungsprozess schließen.
  • Die hier beschriebenen Messmethoden liefern stets nur einen Annäherungswert, da es aufgrund der unregelmäßigen Form vieler Wunden nicht möglich ist, Volumen und Flächenmaß einer Wunde präzise zu bestimmen. Dieses ist jedoch auch nicht entscheidend. Viel wichtiger ist es, relative Veränderungen zu erkennen, ob also eine Wunde wächst oder ob eine Wunde verheilt. (Hinweis: Ein ganz ähnlicher Ansatz gilt übrigens auch beim Körpergewicht. Wichtiger als der absolute Wert sind oft die Veränderungen des Körpergewichts.)
Grundsätze:
  • Alle Pflegekräfte müssen sich sorgfältig an die hier beschriebene Durchführung halten. Jede Messung, die anders durchgeführt wurde als hier beschrieben, ist wertlos und als Fehlmessung ggf. sogar abträglich für den Therapieerfolg.
Ziele:
  • Die Größe der Wunde wird möglichst genau erfasst.
  • Veränderungen der Wundgröße werden zeitnah erkannt.
  • Basierend auf den Messergebnissen sind wir in der Lage, die Wirksamkeit einer Therapie einzuschätzen und diese ggf. zu wechseln.
  • Die Schmerzbelastung wird auf ein Minimum reduziert.
  • Eine Verkeimung der Wunde während der Messung wird vermieden.
Vorbereitung: Organisation:
  • Es stehen verschiedene Messtechniken zur Verfügung. Grundsätzlich gilt dabei: Je genauer die Methode ist, umso größer ist die Schmerzbelastung. Dieses gilt insbesondere für den Einsatz von Sonden in der Wunde. Wir verwenden nach Möglichkeit die präziseste Technik. Nur wenn der Bewohner diese als zu schmerzhaft ablehnt, nutzen wir eine schonendere, dafür aber ggf. fehleranfälligere Methode. Dieser Entscheidungsprozess muss genau dokumentiert werden, damit wir uns nicht dem Vorwurf aussetzen, mit einer ungenauen Methode lediglich Zeit sparen zu wollen.
  • Die korrekte Durchführung des Messverfahrens wird regelmäßig im Team unter Anleitung der Wundbeauftragten geübt. (Hinweis: In der Praxis wird es sich oftmals trotzdem nicht vermeiden lassen, dass jede Pflegekraft im Detail etwas anders misst und es somit zu abweichenden Ergebnissen kommen wird.)
  • Die Wundmessung wird regelmäßig im Rahmen von Pflegevisiten überprüft. Überdies ist die Durchführung Bestandteil der Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
  • Nach Möglichkeit sollte die Messung bei einem Bewohner stets von einer bestimmten Pflegekraft durchgeführt werden, i.d.R. also von der Bezugspflegekraft. Zumeist kann die Bezugspflegekraft am besten abschätzen, welche Schmerzbelastung vom Bewohner toleriert wird.
Messtasche:
  • In einem hygienischen Behälter ("Messtasche") stellen wir alle Instrumente und Verbrauchsmaterialien zusammen, die für die Messung erforderlich sind. Wir haben dann alles Notwendige griffbereit. Anhand einer Liste wird diese Messtasche regelmäßig wieder aufgefüllt. (siehe unten)
Material:
Flächenmessung per Trägerfolie (sog. "Tracing):
  • Trägerfolie mit Zentimeterraster
  • wasserfester Folienstift
Messung der Tiefe:
  • sterile Knopfsonde
Messung des Volumens:
  • sterile Folie
  • sterile Spritze und Kanüle
  • isotonische Kochsalzlösung oder Ringerlösung
Hinweis:
  • Kunststofflineale u.Ä. sollten nicht genutzt werden. Mehrfachmessinstrumente lassen sich nicht oder nur sehr aufwendig desinfizieren. Es könnte daher zu Keimübertragungen kommen.
weitere Maßnahmen:
  • Die Größenbestimmung erfolgt im Rahmen des Verbandwechsels. Die Wunde wird zuvor gründlich gesäubert.
  • Es gelten alle Vorgaben des Standards "Verbandswechsel bei septischen und aseptischen Wunden"; insbesondere hinsichtlich der Hygiene.
  • Die Messung der Wunde sollte stets in der gleichen Körperlage erfolgen. Wir vermeiden damit, dass sich Wunden durch das Körpergewicht ausdehnen oder sich zusammenziehen.
Durchführung: Tracing:


  • Die Wunde wird gründlich trocken getupft.
  • Die Folie wird auf dem Wundbereich aufgebracht.
  • Die Pflegekraft zieht mit dem wasserfesten Stift die Konturen des Hautdefektes auf der Trägerfolie nach. Das Nachmalen sollte mit möglichst geringem Druck erfolgen, da ansonsten eine erhebliche Schmerzbelastung zu befürchten wäre.
  • Um später festzustellen, in welchem Winkel die Folie auflag, wird mit einem Pfeil die Richtung zur Körpermitte eingezeichnet.
  • Die Pflegekraft zieht die Rasterfolie ab und versieht diese mit Datum und mit dem Namen des Bewohners. Die Folie kann in der Dokumentationsmappe abgelegt werden.
  • Die Trägerfolie wird vorsichtig entfernt und verworfen. Alternativ kann sie für eine sich nun anschließende Volumenmessung auf der Wunde verbleiben. (siehe unten)
  • Die Kästchen, die von der Linie eingeschlossen werden, werden ausgezählt. Kästchen, die zu mehr als der Hälfte eingeschlossen sind, werden mitgezählt. Kästchen, die zu weniger als 50 Prozent eingeschlossen sind, werden nicht berücksichtigt.
Messung der Wundtiefe:


  • Die Pflegekraft inspiziert die Wunde. Sie sucht die tiefste Stelle des Wundbettes. Sie führt nun einen sterilen Watteträger senkrecht in die Wunde ein, bis sie auf das nachwachsende Gewebe stößt. Sie umfasst den Watteträger so, dass die Fingerspitzen auf dem Niveau der intakten Haut liegen.


  • Sie zieht nun den Watteträger wieder heraus und misst mit einem Lineal den Abstand von der Spitze des Watteträgers bis zu den Fingerspitzen. Dieser Wert ist die Wundtiefe.
Sondierung von Wundtaschen:
  • Die Pflegekraft führt eine Knopfkanüle in die Wundtasche ein.

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++



 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Wunde; Wunddokumentation; Dekubitus
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