Standard "Pflege
von Senioren mit Augenprothesen" |
Definition: |
- Eine Augenprothese ist eine schalenförmige
Nachbildung eines realen Auges. Es dient der kosmetischen Korrektur
nach dem Verlust eines Auges, etwa durch einen Unfall oder nach
einer Tumoroperation.
- Augenprothesen werden zumeist aus
Kryolithglas gefertigt, da dieser Stoff gegenüber Kunststoffen
verschiedene Vorteile aufweist. Vor allem verteilt sich wegen der
sehr glatten Oberfläche die Tränenflüssigkeit gleichmäßiger. Zudem
ist Kryolithglas resistenter gegen externe Einflüsse und somit
langlebiger.
- Die Kosten für ein Glasauge betragen rund 300
Euro, die abzüglich einer Zuzahlung von 10 Euro von den
Krankenkassen übernommen werden. In der Regel muss ein Glasauge alle
12 Monate ersetzt werden, wobei diese Zeitspanne je nach Material
und Beanspruchung schwanken kann.
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Grundsätze: |
- Augenprothesen sind Wertgegenstände. Für
Beschädigungen ist die Pflegekraft haftbar. Nur leichte
Fahrlässigkeit wird durch unsere Versicherung abgedeckt.
- Über Steinfußböden oder ungefüllten
Waschbecken wird niemals mit der Prothese hantiert.
- Die Prothesenpflege sollte einmal pro Tag
erfolgen.
- Wenn der Bewohner in der Lage ist, seine
Augenprothese selbst zu reinigen, so wird ihm diese Aufgabe nicht
abgenommen. Ggf. wird er bei dieser Tätigkeit von uns unterstützt
und angeleitet.
- Augenprothesen werden ausschließlich im dafür
vorgesehenen Behälter gelagert. Ein Umwickeln mit Papier oder
Zellstoff ist zu unterlassen, da die Prothese aus Versehen
weggeworfen werden könnte.
- Augenbäder und die Gabe von Augentropfen
werden nur nach vorheriger ärztlicher Anordnung durchgeführt.
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Ziele: |
- Die Augenprothese wird sicher eingesetzt,
entnommen und gereinigt.
- Schäden an der Prothese und Krankheiten am
Auge werden erkannt.
- Der Bewohner beteiligt sich im Rahmen seiner
Fähigkeiten an den Maßnahmen.
- Mentale Belastungen werden erkannt. Es
entsteht ein Dialog zwischen Bewohner und Pflegekraft.
- Der Bewohner empfindet sich weiterhin als
vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft.
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Vorbereitung: |
Material |
Wir stellen das Material zusammen,
das für die Prothesenpflege benötigt wird.
- 0,9%ige NaCl-Lösung
- Reinigungsbehälter
- weiches Handtuch
- Baumwollkompressen
- Einmalhandschuhe
- stumpfes Stäbchen
- Spiegel
- Aufbewahrungsbox für die Prothese
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weitere Maßnahmen |
- Der Bewohner wird über die anstehende
Maßnahme informiert.
- Es werden Maßnahmen zur Wahrung der
Intimsphäre getroffen (die Zimmertür wird geschlossen, etwaige
Mitbewohner werden kurz vor die Tür gebeten usw.)
- Die Pflegekraft wäscht und desinfiziert sich
die Hände.
- Der Bewohner sollte sich an einen Tisch
setzen. Ein weiches Handtuch wird untergelegt, das ggf. eine
herabfallende Prothese auffangen soll.
- Der Spiegel wird so aufgestellt, dass der
Bewohner das Geschehen verfolgen kann. Idealerweise werden möglichst
viele Handgriffe vom Bewohner selbst erledigt. Der Spiegel dient
dann der Selbstkontrolle.
- Die Kontaktdaten des Augenprothetikers werden in der Bewohnerdokumentation erfasst.
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Durchführung: |
Herausnehmen der Augenprothese |
- Der Bewohner wird gebeten, nach oben zu sehen
und den Kopf in den Nacken zu legen.
- Die Pflegekraft zieht vorsichtig das Unterlid
nach unten, bis sie den unteren Rand der Prothese erkennen kann.

- Mit der Hand oder mit dem Stäbchen fasst
sie nun den unteren Rand der Augenprothese und hebt diese heraus.
- Achtung: Die Pflegekraft rechnet stets damit,
dass ihr die Prothese auch jederzeit in die Hand fallen kann.
- Häufig ordnet der Arzt an, dass Verkrustungen
und Sekretbildungen mit physiologischer Kochsalzlösung weggespült
werden.
- Die Augenprothese wird auf Schäden oder
Veränderungen überprüft. Eine raue Oberfläche etwa würde die
Augenhöhle reizen. Die Folge wären erhöhter Tränenfluss und
gelbliches Sekret. In diesem Fall muss die Prothese ggf. ersetzt
werden.
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Reinigung |
- Wenn keine Verunreinigungen sichtbar sind,
reicht es zumeist, die Prothese mit NaCl-Lösung abzuspülen.
- Bei Verschmutzungen wird die Prothese für
zehn Minuten in Kochsalzlösung gelegt und dann abgespült. Eine
längere Einweichzeit als zehn Minuten ist zu vermeiden.
- Alternativ (und kostengünstiger) kann die
Augenprothese unter fließendem Wasser gesäubert werden. Dabei sollte
die Pflegekraft allerdings auf eine lauwarme Wassertemperatur
achten. Plötzlich einsetzende Temperaturschwankungen schädigen das
Glas. Zudem sollte das Handwaschbecken bereits zur Hälfte mit
stehendem Wasser gefüllt sein. Im Fall eines Sturzes würde sonst das
Glasauge zerbrechen.
- Auf die gleiche Weise wird danach das Stäbchen gereinigt.
- Die Augenprothese sollte nicht über Nacht im
Wasser gelagert werden, da dieses zu Kalkablagerungen führen kann.
- Bei hartnäckigen Anhaftungen wird die Reinigung nur vom Augenprothetiker vorgenommen.
- Nach dem Spülen wird das Glasauge mit einem
weichen Handtuch getrocknet.
- Das Auge wird ausschließlich im dafür
vorgesehenen Behälter gelagert.
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Einsetzen der Augenprothese |
- Die Lidspalte wird ggf. mit einer
angefeuchteten Kompresse vorsichtig ausgewischt.
- Falls der Augenarzt eine Augensalbe oder
Augentropfen verschrieben hat, werden diese nun in die Augenhöhle
eingegeben.
- Die Prothese wird mit Kochsalzlösung
angefeuchtet.
- Der Bewohner wird gebeten, nach oben zu sehen
und den Kopf in den Nacken zu legen.
- Die Pflegekraft fasst die Prothese an der
breitesten Stelle mit dem Daumen und dem Zeigefinger.

- Die Pflegekraft hebt das Oberlid leicht an
und schiebt die Prothese in die Lidfalte.
- Nun wird das Unterlid herunter gezogen, damit
die Prothese in den Bindehautsack gleiten kann.
- Der Bewohner wird befragt, ob der Sitz
angenehm ist. Häufig bildet sich eine Luftblase unter dem Glasauge,
die die Prothese leicht anhebt. Ein sanfter Druck auf das Glas löst
dieses Problem.
- Der Bewohner wird gebeten, mehrfach zu
blinzeln.
- Die Pflegekraft kontrolliert, ob die Prothese
korrekt sitzt. Der spitze Teil der Prothese weist in Richtung Nase,
der breitere Teil zeigt zur Schläfe. Zudem darf der Bewohner beim
Geradeausblicken nicht schielen.
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achten auf Veränderungen |
- Wir achten auf Veränderungen, die auf eine
Erkrankung der Augenhöhle schließen lassen. Kriterien dafür sind:
- Rötungen
- Schwellungen
- Schmerz
- Sekretabsonderung
- veränderter Tränenfluss
- Bei relevanten Symptomen regen wir eine
fachärztliche Untersuchung an.
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Nachbereitung: |
Abschluss |
- Der Bewohner wird nach seinem Befinden
befragt.
- Der Bewohner wird bequem gelagert.
- Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners
abgelegt.
- Ggf. wird das Zimmer gelüftet.
- Die Arbeitsmaterialien werden entsorgt, bzw.
gereinigt und desinfiziert.
- Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
- Die Maßnahme und alle weiteren Informationen
werden dokumentiert.
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psychosoziale Betreuung |
- Viele Bewohner mit Augenprothese haben eine
sehr große Angst, auch das zweite Auge zu verlieren. Im Dialog mit
dem Bewohner versuchen wir unangemessene Ängste zu zerstreuen und
ihn über reale Gefahren zu informieren.
- Der Bewohner sollte all jene Tätigkeiten und
Sportarten unterlassen, die ein erhöhtes Verletzungsrisiko für das
Auge beinhalten.
- Vor allem in den ersten Monaten nach der
Operation fühlen sich viele Betroffene unsicher bei der Verrichtung
der täglichen Handgriffe. Wir begegnen dieser Unsicherheit mit
Geduld und Verständnis.
- Häufig fühlen sich Senioren als optisch
abschreckend und reduzieren in der Folge ihre sozialen Kontakte. In
den ersten Wochen nach der Operation lassen wir dem Betroffenen
Zeit, das Geschehen auch allein zu verarbeiten. Dann aber animieren
wir den Bewohner, verstärkt am sozialen Leben teilzunehmen.
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Dokumente: |
- Berichtsblatt
- Pflegeplanung
- Info an den Arzt
- Stammblatt
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Verantwortlichkeit /
Qualifikation: |
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