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Version 2.05 - 2016 |
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Standard "Pflege von Senioren mit Katarakt (grauer Star)" |
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Neun
von zehn hochbetagten Senioren leiden unter einer Eintrübung der
Augenlinsen. Pro Jahr müssen sich in Deutschland rund 600.000 Patienten
einer Kataraktoperation unterziehen. In einem Standard haben wir die
wichtigsten Pflegemaßnahmen zusammengefasst. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
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Standard "Pflege von Senioren mit Katarakt (grauer Star)" |
Definition:
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- Katarakt
(oder auch "grauer Star") bezeichnet
eine fortschreitende Eintrübung des Auges. Hinter der Pupille bildet
sich bei Betroffenen eine grauweiße Verfärbung. Der Arcus seniles
(Greisenbogen) hingegen ist im Alter nicht behandlungsbedürftig.
- 60 Prozent der 65- bis 75-Jährigen leiden unter
dieser Erkrankung. In der Altersgruppe der 85- bis 95-Jährigen steigt
der Wert auf 90 Prozent. Wenn ein Katarakt nicht behandelt wird, führt
diese Erkrankung zur Erblindung.
- Betroffenen Senioren kann operativ die Linse
entfernt werden. Diese wird durch eine Kunstlinse ersetzt. Der Eingriff
wird zumeist ambulant in einem Krankenhaus durchgeführt. Bei alten
Menschen kann ein kurzer stationärer Aufenthalt sinnvoll sein, wenn
gravierende Grunderkrankungen vorliegen.
- I.d.R. wird zunächst das stärker
beeinträchtigte Auge operiert. In einem zweiten Eingriff wird dann das
weniger geschädigte Auge therapiert. Zwischen den Behandlungen ist eine
Pause von einer bis sechs Wochen notwendig.
- Pro Jahr werden in Deutschland rund 600.000 Operationen wegen eines Katarakts vorgenommen.
- Bei Diabetespatienten tritt ein Katarakt
gehäuft auf. Auch Neurodermitis sowie die langjährige Einnahme von
Glukokortikoiden steigern die Wahrscheinlichkeit eines Auftretens.
- Kunstlinsen müssen (anders als z. B. künstliche Hüftgelenke) nicht wegen Verschleiß später ausgetauscht werden.
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Grundsätze:
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- Der Bewohner bestimmt selbst über den
Zeitpunkt, an dem die Linse entfernt werden soll. Er kann am besten
abschätzen, wann die Sehbehinderung durch die fortschreitende
Eintrübung unerträglich wird.
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Ziele:
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- Ein Katarakt wird frühzeitig erkannt und behandelt.
- Der Bewohner wird vor Erblindung geschützt.
- Der Bewohner kennt die Ursachen und die möglichen Folgen der Erkrankung.
- Der Bewohner findet sich trotz nachlassender Sehschärfe in seiner Umgebung zurecht.
- Im Anschluss an eine Kataraktoperation erhält der Bewohner eine optimale Pflege.
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Vorbereitung: |
Symptome
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Wir achten auf Symptome, die für eine Katarakterkrankung sprechen:
- Der Bewohner klagt über eine nachlassende Sehschärfe oder beschreibt Doppelbilder.
- Der Bewohner berichtet, dass er wie durch einen "grauen Nebel" oder wie durch ein "schmutziges Fenster" hindurch sieht.
- Der Bewohner ist sehr lichtempfindlich. Er kann bei dämmrigen Lichtverhältnissen besser sehen als bei guter Beleuchtung.
- In fortgeschrittenen Krankheitsstadien ist die
Eintrübung der Linsen des Bewohners mit bloßem Auge erkennbar. Die
Pupille erscheint nicht mehr schwarz, sondern grauweiß.
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Durchführung:
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Vorbereitung auf eine Operation:
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- Eine Staroperation kann in jedem Alter
durchgeführt werden. Gemeinsam mit dem Augenarzt / Anästesist prüfen wir aber, ob die
Konstitution des Bewohners eine Operation erlaubt. Insbesondere für das
Herzkreislaufsystem sind die Aufregung und der Eingriff selbst sehr
belastend.
- Es muss geprüft werden, ob der Bewohner
Medikamente erhält, die im Verlauf der Operation Komplikationen
auslösen können. Dazu zählen insbesondere
Thrombozytenaggregationshemmer (etwa ASS) sowie Marcumar.
- Am Tag der Operation muss der Bewohner nüchtern bleiben.
- Wir suchen den Kontakt mit dem Augenarzt und
thematisieren die Lagerung des Bewohners. In einigen Fällen kann
aufgrund der Operation nicht jede Lagerung genutzt werden, etwa eine
Seitenlagerung auf der operierten Seite.
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Pflege nach einer Operation
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- Wir stellen sicher, dass der Bewohner auf dem Hin- und Rückweg begleitet wird.
- Die Veränderung der Sehleistung des Auges kann
bei Senioren in den ersten Tagen nach dem Eingriff ein Schwindelgefühl
auslösen. Daher ist es notwendig, vorübergehend die Maßnahmen im Rahmen
der Sturzprophylaxe zu intensivieren.
- Ein Verband ist i. d. R. nur am ersten
postoperativen Tag notwendig. Danach ist der Schutz durch eine Brille
ausreichend. Da die künstliche Augenlinse mehr Licht durchlässt als
eine natürliche Linse, benötigen die meisten staroperierten Bewohner im
Freien ohnehin eine Sonnenbrille.
- Der
Bewohner sollte Zugluft meiden. Alternativ kann die Einrichtung auch
über die Anschaffung einer Radsportbrille nachdenken. Diese kann nach
Gebrauch desinfiziert werden, und dann beim nächsten Bewohner wieder
eingesetzt werden.
- Alternativ wird das Auge in den ersten drei
Tagen nach der Operation mit einer Schale/Lochschale und mit einer
Kompresse verbunden. Danach ist zumeist ein Hohlverband ausreichend,
der zudem nur nachts getragen wird.
- Wichtig ist eine sorgfältige Augenpflege, da das operierte Auge vor einer Infektion geschützt werden muss.
- In den ersten Tagen nach der Operation werden
die Vitaldaten des Bewohners engmaschig erfasst, also insbesondere Puls
und Blutdruck. Durch das Messen der Körpertemperatur kann eine
Infektion schnell erkannt werden.
- In der ersten Woche nach dem Eingriff sollte
der Bewohner längeres Lesen und Fernsehen vermeiden. Es kann zudem ein
Fremdkörpergefühl auftreten. Es ist wichtig, dass insbesondere
desorientierte Senioren nicht am operierten Auge manipulieren.
- Statt des Lesens können dem Bewohner auch Hörbücher angeboten werden.
- In den ersten vier Wochen nach der Operation
sollte der Bewohner auf körperliche Anstrengung verzichten. Dazu zählen
das Bücken und das Tragen von schweren Lasten.
- Einige Tage nach dem Eingriff ist es auch
möglich, den Bewohner wieder zu duschen. Die Pflegekraft stellt sicher,
dass keine Seife ins Auge gerät.
- Wir stellen sicher, dass der Bewohner die
ärztlich angeordneten Augentropfen oder Augensalben korrekt einnimmt.
Ggf. hilft die Pflegekraft bei der Applikation. Insbesondere in
den ersten vier bis sechs Wochen nach dem Eingriff ist die
Medikamenteneinnahme sehr wichtig für den Heilungserfolg.
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Nachbereitung: |
Prognose
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Wir achten auf Komplikationen als Folge einer Kataraktoperation:
- Die Kataraktoperation gilt als
komplikationsarm. Zumeist kann der Betroffene nach dem Eingriff
langfristig eine für den Alltag ausreichende Sehkraft erlangen.
- Eine spürbare Verbesserung der Sehkraft stellt
sich ggf. erst nach einigen Tagen ein. Der Bewohner soll sich keine
Sorgen machen, wenn er zunächst nur verschwommen sehen kann. In den
meisten Fällen dauert es einige Wochen, bis Bewohner ihre maximale
Sehqualität erreichen.
- Sollte ein Bewohner nun keine Brille mehr
benötigen, aber diese doch wünschen, helfen wir dabei 0-Dioprien-Gläser
einsetzen zu lassen.
- Starke Schmerzen im Auge oder eine rapide
Sehverschlechterung können ein Anzeichen für eine postoperative
Augeninnendruckerhöhung sein.
- Auslöser von Beschwerden kann auch eine
Endophthalmitis sein, also eine Entzündung der Augeninnenräume. Es
droht der Verlust des gesamten Auges.
- Die im Auge belassene hintere Linsenkapsel kann
sich innerhalb mehrerer Monate ebenfalls eintrüben und ihrerseits die
Sehkraft schmälern. Diese Komplikation kann mittels Laserbehandlung
korrigiert werden.
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Weitere Maßnahmen
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- Wir stellen sicher, dass der Bewohner eine
verordnete Brille auch tatsächlich verwendet. Bei alten Menschen, die
bislang keine Brille tragen mussten, ist die Motivation dazu häufig
sehr gering.
- Wenn wir die Brille eines Bewohners zur
(Ultraschall-) Reinigung zum Optiker geben, bestehen wir darauf, dass
er anschließend alle Schraubverbindungen festzieht.
- Durch die gestärkte Sehkraft kann sich
langfristig die Pflegebedürftigkeit des Bewohners reduzieren, was in
der Pflegeplanung berücksichtigt werden sollte. So sinkt etwa die
Sturzgefährdung. Gleichzeitig erhöht sich die Mobilität.
- In der Pflegedokumentation wird der Linsenpass vermerkt.
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Dokumente: |
- Berichtsblatt
- Pflegeplanung
- ärztliches Verodnungsblatt
- Linsenpass
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Verantwortlichkeit / Qualifikation: |
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Katarakt; Blindheit; Star, grauer; Auge |
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Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
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Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
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angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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