Standard "Pflege von Senioren mit einem Pusher-Syndrom" |
Definition:
|
- Das Pusher-Syndrom ist eine Körperbildstörung,
die gehäuft bei Schlaganfallpatienten auftritt. Beim Pflegebedürftigen
ist die subjektive Mittellinie des Körpers in Richtung der mehr
betroffenen Seite verschoben. Der Betroffene drückt und schiebt aktiv,
um seinen Körper in eine Position zu bringen, die er für symmetrisch
hält. Tatsächlich jedoch ist die Haltung schief.
- Wenn Pflegekräfte die Haltung des Bewohners
verändern und ihn aufrichten möchten, wirkt dieses auf ihn, als würde
er umgestoßen werden. Durch entsprechenden Gegendruck versucht er,
dieses zu kompensieren.
- Das zentrale Pflegeproblem bei einem Pusher-Syndrom ist die erhöhte Sturzgefährdung.
|
Grundsätze:
|
- Die Versorgung von Senioren mit einem
Pusher-Syndrom ist anstrengend. Es kann leicht der falsche Eindruck
entstehen, dass der Bewohner bewusst nicht "mitmachen will" oder sogar
aktiv "dagegen arbeitet". Es ist also wichtig, bei der Betreuung
geduldig und nachsichtig vorzugehen.
|
Ziele:
|
- Der Bewohner erkennt, dass seine Körperhaltung asymmetrisch ist.
- Der Pflegebedürftige lernt, sich eigenständig in eine gerade Körperhaltung zu bringen.
- Er hält die vertikale Position auch, wenn er andere Tätigkeiten ausführt und davon abgelenkt ist.
- Ein Sturz wird vermieden.
|
Vorbereitung: |
- Wir achten auf die typischen Symptome, die für
ein Pusher-Syndrom sprechen. Es ist wichtig, diese Störung von z.B.
Schiefhaltungen wegen Arthroseschmerzen zu unterscheiden.
- Liegend im Bett nehmen viele Pflegebedürftige
in Rückenlage eine "C-Haltung" ein. Der Körper ist also gekrümmt. Zudem
rutschen Betroffene gehäuft in Richtung Bettende.
- Wenn sich der Bewohner auf eine Bank oder auf
einen Stuhl setzt, so nimmt er eine schiefe Sitzhaltung ein. Das
Körpergewicht ruht größtenteils auf der mehr betroffenen Seite. Auch
der Kopf ist zur mehr betroffenen Seite gekippt. Der Körperrumpf ist
einseitig rotiert.
- Der weniger betroffene Arm drückt auf der
Armlehne den Oberkörper in die Fehllage. Der mehr betroffene Arm und
das mehr betroffene Bein bleiben inaktiv.
- Der Tonus der mehr betroffenen Seite ist niedrig.
- Bei milden Krankheitsverläufen ist die Haltung
nur leicht ungerade. Bei umfassenderen neurologischen
Beeinträchtigungen ist die Schieflage ggf. so erheblich, dass der
Bewohner das Gleichgewicht verliert und umkippt.
- Wenn der Bewohner steht, stellt er häufig den
mehr betroffenen Fuß vor den weniger betroffenen Fuß. Dadurch ist die
Stehposition instabil.
|
Durchführung:
|
- In leichteren Fällen kann der Bewohner auf eine
schiefe Sitzhaltung aufmerksam gemacht werden. Er korrigiert dann seine
Position.
- Wenn der Bewohner sitzt, kann unter das Gesäß
der mehr betroffenen Seite ein kleines Kissen gelegt werden. Die
Körperhaltung wird dadurch symmetrischer.
- Senioren mit einem Pusher-Syndrom sollten nicht unnötig lange Zeit sitzen.
- Wir beachten, dass eine ungleichmäßige
Gewichtsverteilung das Dekubitusrisiko steigert. Wir intensivieren die
Prophylaxemaßnahmen. Die Haut am Gesäß wird regelmäßig auf Druckschäden
untersucht.
- Die Pflegekraft setzt sich neben den Bewohner
auf die weniger betroffene Seite. Wenn der Pflegebedürftige nun zur
mehr betroffenen Seite kippt, entsteht eine Lücke zwischen dem Bewohner
und der Pflegekraft. Dieses sollte der Bewohner bemerken und seine Lage
entsprechend korrigieren.
- Der Bewohner sollte ein sog. "visuelles
Feedback-Training" erhalten. Dieses wird von einer Physiotherapeutin
durchgeführt. Der Bewohner lernt, vertikale Objekte zu erkennen (wie
etwa einen Türrahmen) und sich daran orientiert auszurichten.
- Wir intensivieren die Maßnahmen im Rahmen der
Sturzprophylaxe. Insbesondere sollte der Einsatz von Hüftprotektoren
erwogen werden.
|
Nachbereitung: |
- In vielen Fällen lässt die Pusher-Symptomatik
nach einigen Monaten wieder nach. Wir stellen sicher, dass die
Pflegeplanung dieser Entwicklung folgt.
|
Dokumente: |
- Berichtsblatt
- Leistungsnachweis
- Pflegeplanung
|
Verantwortlichkeit / Qualifikation: |
|