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Version 1.07b - 2015

Standard "medikamentöse Therapie bei Herzinsuffizienz"

 
Wenn Senioren eine Herzinsuffizienz entwickeln, wird es Zeit, einen größeren Medikamentendispenser zu kaufen. Denn oftmals lässt sich das Kreislaufsystem nur durch erhebliche Wirkstoffapplikationen stabilisieren. Pflegekräfte sollten daher ein geschultes Auge für Neben- und Wechselwirkungen haben.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

  Standard "medikamentöse Therapie bei Herzinsuffizienz"
Definition:
  • Eine chronische Herzinsuffizienz kann durch verschiedene Medikamente therapiert oder zumindest gelindert werden. Die Wirkstoffe greifen in verschiedene Mechanismen des Kreislaufsystems ein. So ist es möglich, durch das Ausschwemmen von eingelagertem Wasser das Herz erheblich zu entlasten. Andere Wirkstoffe steigern die Herzkraft und das Herzschlagvolumen. Auch Herzrhythmusstörungen lassen sich inzwischen korrigieren.
  • Heute wird zumeist eine Kombination aus verschiedenen Wirkstoffen eingesetzt. Zur Anwendung kommen insbesondere ACE-Hemmer und AT-1-Rezeptorantagonisten (zur Reduktion der Nachlast), Betablocker (zur Regulation der Herzfrequenz) sowie Diuretika (zur Ausschwemmung von Wassereinlagerungen). Im weiteren Krankheitsverlauf wird Digitalis genutzt. Diese Herzglykoside wirken sich anregend auf die Herzleistung aus.
  • Vor allem drei Probleme erschweren die medikamentöse Therapie:
    • Bei einigen Wirkstoffen (insbesondere bei Digitalispräparaten) ist die Gefahr einer ungewollten Überdosierung aufgrund der geringen therapeutischen Breite hoch. Das bedeutet: Der Bereich, in dem das Medikament ideal dosiert ist und wie gewünscht wirkt, wird leicht verfehlt. Eine kleine Unterdosierung führt dazu, dass die Wirkung ausbleibt. Eine geringfügig zu hohe Wirkstoffmenge verursacht eine Intoxikation (Vergiftung).
    • Bei alten Menschen wird die korrekte Dosierung durch die unbeständige Ernährungs- und Flüssigkeitsversorgung zusätzlich erschwert. Senioren leiden häufiger an Diarrhöe oder an Obstipation. Je nach Befinden und Außentemperaturen nehmen sie mal ausreichend und mal zu wenig Flüssigkeit zu sich. Es ist in der Praxis sehr kompliziert, diese Faktoren abzuschätzen und bei der Dosierung korrekt zu berücksichtigen.
    • Dazu kommt, dass Betroffene i.d.R. zusätzlich zur Herzinsuffizienz an weiteren Grunderkrankungen leiden. Diese weiteren Gesundheitsstörungen müssen ggf. ebenfalls medikamentös therapiert werden, etwa durch Schmerzmittel oder durch Parkinsonmittel. Mit jedem zusätzlichen Wirkstoff steigt das Risiko von Wechselwirkungen erheblich an.
  • Als letzte verbleibende Optionen bleiben die Implantation eines Herzschrittmachers sowie bei irreversiblem Pumpversagen die Herztransplantation.
Grundsätze:
  • Die medikamentöse Therapie von Herzinsuffizienz ist ein dynamischer Prozess. Eine Medikation kann sehr schnell durch eine Veränderung der physischen Konstitution überholt sein. Folglich ist es wichtig, das Befinden des Bewohners engmaschig zu überwachen.
  • Die korrekte Einnahme aller verordneten Arzneimittel ist entscheidend für das Wohlergehen des Bewohners. Daher lassen wir niemals ein Medikament weg, ohne mit dem Arzt Kontakt aufzunehmen.
Ziele:
  • Durch eine gezielte Medikation wird das Fortschreiten der Herzinsuffizienz gebremst. Ist dieses nicht möglich, erreichen wir für den betroffenen Senioren zumindest eine möglichst lange Phase mit guter Lebensqualität.
  • Neben- und Wechselwirkungen werden korrekt erfasst und ggf. durch eine angepasste Medikation reduziert.
  • Eine Überdosierung wird rechtzeitig erkannt. Eine Gesundheitsgefährdung wird abgewendet.
Vorbereitung:
  • Wir sammeln alle relevanten Informationen und stellen sicher, dass der behandelnde Arzt diese erhält. Der Wissenstransfer ist vor allem dann wichtig, wenn ein Bewohner demenziell erkrankt ist und Fragen des Arztes nicht sinnvoll beantworten kann. Beispiel: Ein Asthmatiker darf keine Betablocker erhalten.
  • Wir raten dem Bewohner dringend dazu, den Alkohol- und den Nikotinkonsum einzustellen, da beide Genussmittel ggf. mit den Medikamenten interagieren. Wir stellen sicher, dass der Arzt über etwaiges Suchtverhalten in Kenntnis gesetzt wird.
  • Wir tragen dafür Sorge, dass alle behandelnden Ärzte über alle verschriebenen Medikamente informiert sind. Dieses gilt insbesondere dann, wenn der Bewohner wegen diverser Grunderkrankungen bei unterschiedlichen Fachärzten in Behandlung ist.
  • Der allgemeine körperliche Zustand des Bewohners wird engmaschig überwacht. Vor allem das Körpergewicht und die Flüssigkeitsaufnahme entscheiden maßgeblich über die Effektivität einer medikamentösen Therapie.
  • In keinem Fall sollte der Bewohner eigenmächtig weitere frei verkäufliche Arzneimittel einnehmen. Vor allem der Konsum von Johanniskraut bei Depressionen sowie von Antazida ist riskant, wenn von uns  gleichzeitig verschreibungspflichtige Wirkstoffe appliziert werden.
  • Soweit möglich sollte der Bewohner die Medikamente selbstständig einnehmen. Dafür ist es notwendig, diesen über den Zweck der Medikation, den dafür richtigen Zeitpunkt und die Dosierung zu informieren.
  • Wir helfen dem Bewohner bei der eigenständigen Einnahme. Ideal ist eine Tablettendose, bei der die Arzneimittel über sieben Tage verteilt gerichtet werden. Wir fragen regelmäßig nach, ob der Bewohner die Wirkstoffe korrekt eingenommen hat.
  • Damit der Bewohner eine Verschlechterung seiner Situation frühzeitig bemerkt, wird er von uns über möglicherweise auftretende Krankheitszeichen und etwaige Nebenwirkungen (s.u.) informiert. Wenn er diese Symptome registriert, soll er eine Pflegekraft informieren.
Durchführung: Allgemeine Maßnahmen:
  • Die Vitaldaten des Bewohners werden engmaschig erfasst. Dieses ist insbesondere in den ersten Tagen nach einer Medikamentenumstellung unverzichtbar. Wenn z.B. ein ACE-Hemmer erstmalig appliziert wird, muss der Blutdruck genau überwacht werden, da das Risiko eines starken Abfalls besteht.
  • Beim Einsatz von Diuretika kommt es vermehrt zu Beinvenenthrombosen und Lungenembolien. Daher intensivieren wir unsere Maßnahmen im Rahmen der Thromboseprophylaxe. Sinnvoll ist oftmals die Einnahme eines Blutverdünners (Heparin, Marcumar).
  • Bei der Einnahme von Digitalispräparaten fragen wir die Arztpraxis regelmäßig nach den Laborergebnissen des Digitalisspiegels, um eine regelmäßige Überprüfung anzuregen und um eine Überdosierung schneller zu erkennen.
Nebenwirkungen:
Viele Wirkstoffe im Rahmen der Therapie einer Herzinsuffizienz weisen erhebliche Nebenwirkungen auf. Es ist wichtig, diese unerwünschten Effekte zu erfassen. Folglich sind verschiedene Maßnahmen unverzichtbar:
  • Die Pulsfrequenz wird regelmäßig erfasst. Die Pflegekraft muss dabei auch auf die Pulsqualität achten und etwaige Rhythmusabweichungen erkennen.
  • Der Bewohner wird in einem festen Turnus dem Hausarzt vorgestellt. Regelmäßige EKG-Kontrollen sowie Untersuchungen der Blutwerte sind wichtig. So können Abweichungen im Kreatinin-, Kalium- und Digitalisspiegel festgestellt werden.
  • Sofern der Bewohner orientiert ist, wird er zu seinem Befinden befragt. Wir fragen ihn also z.B., ob er eine Veränderung seines Sehens bemerkt hat. Bei demenziell erkrankten Senioren müssen wir den Bewohner genau beobachten. Wir schließen dann anhand etwaiger Verhaltensauffälligkeiten, der Gestik und Mimik auf dessen Zustand.
Unverträglichkeiten und Wechselwirkungen
Wir achten auf Anzeichen für medikamentöse Unverträglichkeiten und Wechselwirkungen, die im Rahmen der Therapie häufig auftreten:  
  • Die Haut des Bewohners ist gerötet und zeigt Quaddeln. Dieses sollte insbesondere bei der Körperpflege auffallen.
  • Der Bewohner ist dehydriert. Der Flüssigkeitsmangel wirkt sich auf die mentale Verfassung aus. Es kommt zu Konzentrations- und Gedächtnisschwäche. Angst- und Verwirrtheitszustände machen sich bemerkbar. Der Bewohner ist offenbar desorientiert.
  • Der Bewohner leidet unter Durchfall.
  • Der Bewohner leidet unter Hustenreiz.
  • Das Geschmacksempfinden des Bewohners ist gestört.
  • Der Bewohner klagt über Wadenkrämpfe (als Folge einer Hypomagnesiämie).
Digitalispräparate
Wir achten auf Symptome, die speziell auf eine Überdosierung von Digitalispräparaten hindeuten:
  • Der Appetit des Bewohners ist reduziert.
  • Dem Bewohner ist schlecht. Er übergibt sich.
  • Es kommt zu heftigen Kopfschmerzen.
  • Der Pflegebedürftige klagt über Störungen der Farbempfindungen. Sein visuelles Bild ist gelblich oder grünlich verfärbt. Die Pupillen sind erweitert.


  • +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++



 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Herzinsuffizienz; Herzkrankheit, koronare; KHK; Herzmuskelschwäche
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