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Version 1.07b

Standard "Hemiplegie: Sitzen im Bett"

 
Wenn es Pflegekräften gelingt, einen Hemiplegie-Patienten in eine sitzende Position zu mobilisieren, ist dieses eine enorme Arbeitserleichterung. Speisen lassen sich leichter eingeben, der Betroffene kann sich an der Körperpflege beteiligen, fernsehen oder lesen. Unser umfangreich bebilderter Standard zeigt, wie diese Lagerung Schritt für Schritt durchgeführt werden sollte.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (rtf-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Hemiplegie: Sitzen im Bett"

Definition:
  • Das Sitzen im Bett bietet im Vergleich zu einer liegenden Position deutlich mehr Bewegungs- und Interaktionsmöglichkeiten. Ein sitzender Bewohner kann sich an der Körperpflege beteiligen, Speisen zu sich nehmen, ein Buch lesen oder fernsehen. Auch die Kommunikation mit Besuchern und Pflegekräften gestaltet sich sitzend einfacher.
  • Nachteilig ist, dass eine Sitzhaltung im Bett nach einiger Zeit zu Steifigkeiten und zu einer gebeugten Haltung führen kann. Daher ist es besser, den Bewohner langfristig in einen normalen Stuhl oder in den Rollstuhl zu mobilisieren.
Grundsätze:
  • Die individuellen Wünsche des Bewohners sind uns wichtig und werden beachtet.
  • Das Lagern von Hemiplegiepatienten ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel berufliche Erfahrung erfordert. Daher werden Praktikanten, Zivildienstleistende oder Pflegeschüler nur assistierend eingesetzt.
  • Der Pflegebedürftige sollte sich im Rahmen seiner Fähigkeiten an der Maßnahme beteiligen.
Ziele:
  • Der Bewohner kann Tätigkeiten durchführen, die im Liegen nicht möglich sind, wie etwa essen oder fernsehen.
  • Der Bewohner wird im Rahmen seiner Fähigkeiten in die Maßnahme eingebunden und somit aktiviert.
  • Der Bewohner fühlt sich wohl.
  • Die Entwicklung einer Spastik wird vermieden. Der Muskeltonus wird normalisiert.
  • Die Eigenwahrnehmung des Bewohners wird verbessert.
  • Die weniger betroffene Seite wird aktiviert. Die betroffene Seite bleibt eingebunden.
  • Der Bewohner hat keine Schmerzen als Folge der Lagerung, insbesondere gehen keine Beschwerden von der Schulter aus.
Vorbereitung: Indikation / Kontraindikation
  • Wir nutzen diese Lagerung, wenn der Bewohner nicht oder nur sehr kurze Zeit auf einem Stuhl oder in einem Rollstuhl sitzen kann.
  • Wenn der Bewohner in der Lage ist, im Rollstuhl oder auf einem regulären Stuhl zu sitzen, wird er aus dem Bett mobilisiert.
  • Bewohner, die an Druckgeschwüren im Bereich des Steißes leiden, werden nicht ins Sitzen mobilisiert.
Weiteres:
  • Der Bewohner wird im Bett möglichst hoch in Richtung Kopfende bewegt. Die Vorgaben des Standards "Hochbewegen im Bett von teilaktiven Hemiplegie-Patienten" werden umgesetzt.
  • Der Bewohner wird in eine A-Lagerung gebracht. Wir setzen dafür den Standard "A-Lagerung von Hemiplegie-Patienten" um.
Durchführung:
  • Die Pflegekraft faltet eine Decke und legt diese unter dem Knie des Bewohners ab. Damit wird sichergestellt, dass die Knie in einer angewinkelten Position bleiben.
  • Eine zweite Decke wird ebenfalls gefaltet und griffbereit am Kopfende abgelegt.
  • Die Pflegekraft stellt ein Knie auf das Bett. Durch eine Verlagerung des Gewichts nach hinten kann nun der Oberkörper des Bewohners aufgerichtet werden.

  • Mit einem Arm geht die Pflegekraft über den Bewohner hinweg und stabilisiert ihn seitlich am Thorax. Der Bewohner wird aufgefordert, sich gegen den Körper der Pflegekraft zu lehnen.
  • Die Pflegekraft legt die zweite gefaltete Decke in den Lendenbereich des Bewohners. Durch die Decke wird das Becken des Bewohners aufgerichtet.
  • Der Bewohner wird nun zurück in die A-Lagerung gebracht.
  • Die Pflegekraft stellt das Kopfteil hoch und richtet damit den Oberkörper des Bewohners auf. (Hinweis: Mitunter wird empfohlen, den Bewohner erst in das Sitzen zu mobilisieren und dann das Kopfteil hochzufahren. Dafür jedoch ist ggf. die Hilfe einer zweiten Pflegekraft sinnvoll.)

  • Die Enden der Decken werden nach innen eingerollt. Der Bewohner wird damit seitlich stabilisiert.

  • Je nach Vorlieben des Bewohners ruht sein Kopf auf den beiden Kissen der A-Lagerung oder alternativ auf nur einem quer gelegten Kissen. Wenn der Bewohner eine gute Kopfkontrolle hat, kann ggf. auf das Kissen ganz oder zeitweise verzichtet werden. Bei schlechter Kopfkontrolle gilt: Je höher das Bett aufgestellt wird, umso besser muss der Kopf unterstützt werden.
  • Der mehr betroffene Arm und die mehr betroffene Hand werden durch ein Kissen unterstützt. Alternativ kann der Arm auf dem Serviertischchen abgelegt werden. Dadurch wird die aufrechte Haltung unterstützt.
  • Das Becken des Bewohners sollte nun aufgerichtet sein. Er ist auch gegen ein seitliches Abrutschen geschützt. In dieser Position kann der Bewohner lesen, Nahrung zu sich nehmen usw.
  • Ggf. wird im Rahmen der Spitzfußprophylaxe eine Decke oder ein Kissen vor den Fußsohlen platziert.
Nachbereitung:
  • Die Lage des Bewohners wird regelmäßig überprüft. Wir achten insbesondere darauf, dass der Bewohner nicht in Richtung Fußende abrutscht.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner ein erhöhtes Dekubitusrisiko hat. Ggf. nutzen wir ein kleines Kissen, dass im Wechsel unter die rechte und unter die linke Gesäßhälfte gelegt wird. Durch eine regelmäßige Veränderung der Höhe des Kopfteils kann die Druckbelastung im Steißbeinbereich weiter reduziert werden.
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
  • Das Bett wird wieder in die ursprüngliche Höhe gestellt.
  • Der Bewohner wird nach seinem Befinden befragt.
  • Falls notwendig, kann das Zimmer kurz gelüftet werden.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Maßnahme wird im Grundpflegenachweis dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • Lagerungs- und Bewegungsplan
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
  • geschulte Pflegehilfskraft
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Sturz; Hemiplegie; Schlaganfall; Transfer; Hirninfarkt; Apoplexie; Insult, apoplektischer; Insult, zerebrovaskulärer; Ischämie, zerebrale
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