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Version 2.41h

Standard "Katheterisierung von Männern"

 
Die Katheterisierung von Männern ist nicht ohne Risiko. Für Pflegekräfte bedeutet das: Keine Fehler machen - oder eine gute Haftpflichtversicherung abschließen. Mit einem soliden Standard können Sie zwar keine hundertprozentige Sicherheit schaffen, aber doch zumindest die häufigsten Missgriffe verhindern.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Katheterisierung von Männern"

Definition: Viele Krankheiten der Nieren und der ableitenden Organe erfordern eine zeitweilige oder dauerhafte künstliche Ableitung des Harns nach außen. Die transurethrale Harnableitung mittels Katheter zählt zu den ärztlichen Tätigkeiten, die nur unter fest definierten Voraussetzungen an Pflegekräfte delegiert werden dürfen.

Es gibt verschiedene Arten von Katheterisierungen:

  • Die Einmalkatheterisierung setzen wir ein, um die Harnblase bei akutem Harnverhalt zu entleeren oder den Restharn zu bestimmen.
  • Die Dauerkatheterisierung erlaubt eine Entleerung der Blase für einen längeren Zeitraum.
  • Unter einer intermittierenden Katheterisierung versteht man eine regelmäßige Blasenentleerung (3 bis 5 Mal pro Tag), die häufig vom Betroffenen selbst durchgeführt wird.

Die Indikation für eine transurethrale Katheterisierung besteht bei:

  • einer Harnverhaltung, also Unfähigkeit, die gefüllte Harnblase spontan zu entleeren. Betroffen sind etwa Patienten mit Multipler Sklerose, Querschnittspatienten.
  • chronischem Restharn, also einer Blasenentleerungsstörung, die dazu führt, dass nach einer Miktion in der Harnblase eine relevante Urinmenge zurückbleibt.
  • einer Blaseninstillation, also das therapeutische Einleiten von Flüssigkeit in die Harnblase
  • einer Anurie, also eine Harnausscheidung unter 100ml pro Tag
  • der Kontrolle des Urins, etwa mittels bakteriologischer Untersuchung
  • einer Kontraindikation für eine suprapubische Blasenpunktion, etwa aufgrund von Blutgerinnungsstörungen oder mutwilligen Entfernen der Blasenfistel.

Keine Indikation besteht bei:

  • einer Inkontinenz, da diese mit alternativen Methoden angemessen versorgt werden kann.
  • einer Behandlung eines Dekubitus. Moderne Verbandsmaterialien sind wasserdicht. Zudem wird durch eine Katheterisierung eine Blaseninfektion wahrscheinlicher.
  • Harnwegsinfekte behindern zudem die Wundheilung.
Grundsätze:
  • Die Delegation auf Pflegekräfte ist nur unter strengen Voraussetzungen möglich. Es ist zunächst eine gute Qualifikation der Pflegekräfte erforderlich, die auf entsprechenden Weiterbildungen erworben werden kann. Zudem muss eine präzise ärztliche Verordnung vorliegen. Sind die Voraussetzungen nicht erfüllt, lehnen wir die Übernahme ab.
  • Eine Übernahme der Katheterisierung ist ebenfalls abzulehnen, wenn Komplikationen zu erwarten sind, etwa durch eine im Alter veränderte Anatomie.
  • Die Sterilität der Materialien ist unverzichtbar.
  • Es ist besser, für zwei oder drei Tage Einmalkatheterisierungen durchzuführen, als für diesen kurzen Zeitraum einen Dauerkatheter zu legen.
  • Die Maßnahme wird nur dann durchgeführt, wenn der Bewohner zustimmt.
  • Die Maßnahme wird nicht durchgeführt, wenn die Gefahr besteht, dass demente Bewohner den Blasenverweilkatheter mutwillig entfernen.
  • Ein Blasenverweilkatheter bringt ein hohes Infektionsrisiko mit sich und ist ein gravierender Eingriff in die Intimsphäre. Es ist daher stets das letzte Mittel. Wir werden immer versuchen, eine Alternative zu finden.
  • Ein Blasenverweilkatheter sollte nur so kurz wie möglich verwendet werden.
  • Wir verwenden ausschließlich ein geschlossenes Urinableitungssystem nach ISO/DIS8669-2.
Ziele:
  • Die Würde des Bewohners bleibt gewahrt.
  • Die Lebensqualität wird verbessert.
  • Die Schmerzbelastung wird auf ein Minimum reduziert.
  • Ein freier Harnabfluss wird gewährleistet.
  • Die Harnausscheidung wird überwacht und Krankheiten schnell und sicher erkannt.
  • Es werden kontaminationsfreie Urinproben gewonnen.
  • Durch konsequente Umsetzung hygienischer Standards wird eine Verschleppung pathogener Keime von der Harnröhrenmündung in die Blase und somit eine Infektion der Blase und der Niere verhindert.
  • Eine Verletzung oder eine Entzündung der Harnröhrenschleimhaut wird vermieden.
Vorbereitung: Allgemeines:
  • Unsere Pflegekräfte werden regelmäßig zur medizinischen Behandlungspflege fortgebildet.
  • Die Qualität der Katheterisierung wird regelmäßig per Pflegevisite überwacht.
ärztliche Anordnung: Wir stellen sicher, dass für die Katheterisierung eine ärztliche Anordnung vorliegt. Diese umfasst:
  • Art des Katheters (Form, Länge, ggf. mit Ballon usw.)
  • Kathetergröße in Charr.
  • Material des Katheters (PVC, Latex, Silikon, Hydrogel- oder Silberbeschichtung)
  • Liegedauer des Katheters
Material bereitlegen:
  • Händedesinfektionsmittel
  • flüssigkeitsundurchlässiges Einschlagtuch als Schutz für das Bett
  • dreigeteilte Schale mit 6 Kugeltupfern ("Pflaumen") oder Kompressen für die Desinfektion des Genitalbereiches
  • Urinauffangschale mit einem Fassungsvermögen von mindestens 750ml
  • 2 sterile Pinzetten zur Desinfektion und für das Einführen des Katheters (ggf. aus Plastik)
  • geschlitztes Lochtuch zum Abdecken der Genitalien (Größe ca. 50 * 60 cm, Vorderseite aus Zellstoff, Unterseite aus wasserabweisender Folie)
  • 1 Paar unsterile Handschuhe für die Durchführung der Intimtoilette
  • 3 Paar sterile Handschuhe
  • Schutzkittel
  • Gleit- und Anästhesiemittel (per Einwegspritze)
  • Schleimhautantiseptikum für die Desinfektion der Harnröhrenöffnung
  • ggf. steriles Gefäß für die bakteriologische Untersuchung
  • sterile 10-ml-Spritze mit steriler Glycerin-Wasserlösung als Blockungsflüssigkeit für den Ballon bei Blasenverweilkathetern (Kochsalzlösung kann im Ballon kristalisieren und den Kanal verstopfen.)
  • zwei Katheter (Einmal- bzw. Ballonkatheter nach ärztlicher Anweisung mit 12 bis 14 Charr.; einer als Ersatz)
  • geschlossenes Harnableitungssystem mit Vorrichtung zum Aufhängen
  • Material zur Durchführung einer Intimtoilette (laut Standard)

(Viele dieser Materialien sind auch als Katheterisierungsset erhältlich.)

Organisation:
  • Die Katheterisierung wird soweit möglich von zwei Pflegekräften durchgeführt: eine Pflegefachkraft und eine assistierende Pflegehilfskraft.
  • Der Heimbewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert (unabhängig von der Kommunikationsfähigkeit). Seine Fragen werden umfassend beantwortet. Der Bewohner wird um Zustimmung gebeten.
  • Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
  • Das Bett wird in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Die Pflegekraft zieht den Schutzkittel an.
  • Die Pflegekraft führt eine Händedesinfektion durch und legt die unsterilen Handschuhe an.
  • Die Unterlage wird zwischen Gesäß und Bett gelegt.
  • Die Pflegekraft führt eine Intimtoilette durch. Das Material für die Intimtoilette wird entsorgt.
  • Der Bewohner wird bequem auf dem Rücken gelagert.
  • Der Bewohner streckt die Beine durch und spreizt sie etwas ab.
  • Die Urinauffangschale wird zwischen den Beinen platziert.
  • Das Schlitztuch wird über den Genitalbereich gelegt. Der Penis muss freiliegen.
  • Die Pflegekräfte führen eine hygienische Hände- und Unterarmdesinfektion durch und legen die sterilen Einmalhandschuhe an. Über die Arbeitshand der durchführenden Pflegekraft wird ein zweiter steriler Handschuh gezogen.
  • Das sterile Material wird griffbereit in die Nähe gelegt und das Gleitmittel geöffnet.
  • Die Tupfer werden mit der antiseptischen Lösung getränkt.
Durchführung: Reinigung:
  • Die Pflegekraft fasst den Penis mit einer Hand. Zum besseren Halt kann sie ihn mit einer Kompresse umgreifen. Nun schiebt sie die Vorhaut zurück.

  • Danach wird die Eichel desinfiziert; erst die eine, dann die andere Seite. Nun wird die Harnröhrenöffnung gespreizt und ebenfalls desinfiziert. Es wird stets von der Harnröhrenöffnung nach außen gewischt.
  • Für jeden Wischvorgang nutzt die Pflegekraft einen neuen Tupfer. Die Einwirkzeit wird abgewartet.
  • Der Hodensack wird mit einer sterilen Kompresse bedeckt. Der Penis wird auf dieser Kompresse abgelegt.
  • Der zusätzliche Handschuh der Arbeitshand wird abgestreift und verworfen. Diese Hand ist nun wieder steril.
Einführen des Katheters:
  • Mit einem leichten Druck mit Daumen und Zeigefinger wird der Harnröhreneingang gespreizt.

  • Mit einer Spritze führt die Pflegekraft ein Gleitgel in die Harnröhre ein. Die Harnröhrenmündung wird soweit komprimiert, dass kein Gel herausläuft. Eine Minute einwirken lassen.
  • Nach der Einwirkzeit wird mit dem letzten Kugeltupfer noch einmal die Harnröhrenöffnung desinfiziert.

  • Der Penis wird seitlich der Kranzfurche gefasst und leicht gestreckt. Die Pflegekraft hebt den Penis in Richtung Decke an, um den Knick der Harnröhre zu begradigen.
  • Die Pflegekraft lässt sich den Katheter anreichen. Mit einer Pinzette fasst sie den Katheter einige Zentimeter unterhalb der Spitze. Der Schlauch wird mit dem Ringfinger und dem kleinen Finger fixiert.

  • Der Katheter wird rund zehn Zentimeter tief eingeschoben. Der Penis wird nun etwas in Richtung Füße abgesenkt.
  • Mit etwas Druck wird der Widerstand des Schließmuskels überwunden.
  • Falls der Bewohner über starke Schmerzen klagt, wird die Katheterisierung abgebrochen und der Hausarzt gerufen.
Vorgehen bei Einmalkathetern:
  • Sobald der Harnfluss einsetzt, wird der Katheter nicht weiter eingeführt.
  • Der Urin wird in die Auffangschale abgelassen.
  • Falls eine Laboruntersuchung notwendig ist, werden zunächst 500ml abgelassen und dann die Probe entnommen.
  • Um die Entleerung zu fördern, kann die Pflegekraft von außen leichten Druck auf die Harnblase ausüben. Zudem kann so eine möglicherweise vorhandene Verklebung der Katheteröffnung mit Gleitmittel beseitigt werden.
  • Bei Harnverhalt sollte der Urin in Einzelmengen zu je 500ml abgelassen werden. Ggf. kann die Abflussgeschwindigkeit gedrosselt werden, indem der Schlauch zusammengedrückt wird. Zwischen den Abflussvorgängen wird eine Pause von 60 Minuten gemacht, während derer der Katheter abgeklemmt wird.
  • Der Katheter wird unmittelbar nach Abschluss der Maßnahme vorsichtig herausgezogen und verworfen. Die Katheteröffnung wird dazu mit dem Zeigefinger verschlossen.
Vorgehen bei Blasenverweilkathetern:
  • Der Katheter wird mit dem Ableitungssystem verbunden. Alle Maßnahmen zum Anschließen und Entfernen des Systems müssen aseptisch erfolgen.
  • Der Katheter wird eingeführt, bis der Urinfluss beginnt. Danach wird der Katheter weitere zwei Zentimeter eingeführt.
  • Mittels Spritze wird die sterile Glycerin-Wasserlösung in die dafür vorgesehene Katheteröffnung eingespritzt, der Ballon gefüllt und der Katheter geblockt, dabei die Reaktion des Bewohners beobachten. Die Menge des zum Blocken genutzten Wassers wird dokumentiert. Das Fassungsvolumen des Ballons ist auf dem Katheteransatz aufgedruckt. Zumeist handelt es sich um 5 bis 15 ml. Umfangreichere Volumina sind zu vermeiden, da eine größere Kontaktfläche zur Blasenschleimhaut entsteht. In der Folge kann es zu Reizungen oder gar zu Blasenkrämpfen kommen.
  • Der Katheter wird ohne Kraftaufwand einige Millimeter zurückgezogen.
  • Ggf. wird eine Intimpflege durchgeführt.
  • Bei verwirrten Personen wird ggf. der blockende Ballon nur so wenig wie nötig gefüllt. Bei einem voll geblockten Katheter würden die Harnröhre und der Schließmuskel verletzt, wenn sich der Bewohner den Katheter gewaltsam selbst entfernt. Ein weiterer Vorteil der geringeren Blockung ist die Verminderung des Restharns sowie der Reizung durch den Fremdkörper in der Blase.
  • Die Schlauchklemme wird geöffnet.
  • Die Handschuhe werden ausgezogen und verworfen.
  • Das System wird so am Bett befestigt, dass ein Gefälle zur Blase besteht. Ein Abknicken des Schlauches wird vermie

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Schlüsselwörter für diese Seite Blasenkatheter; Prophylaxe; Katheterisierung; Inkontinenz; Einmalkatheterisierung; Dauerkatheterisierung
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