Pflegestandard "Einsatz von Hydrogelen" |
Definition:
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- Wenn in einer Wunde ein physiologisches
Mikroklima herrscht, verheilt diese deutlich schneller. Ein wichtiger
Faktor dabei ist das richtige Maß an Feuchtigkeit.
- Vor allem bei Verbrennungen, Dekubital- und
Beingeschwüren kommt es oftmals jedoch zu einem Flüssigkeitsmangel. Ist
ein Hautdefekt ausgetrocknet, werden weder Nekrosen noch Beläge mittels
autolytischer Wundreinigung abgetragen und entfernt. Auch die
Granulation und die Epithelisierung setzen nur dann ein, wenn
ausreichend Feuchtigkeit vorhanden ist.
- Bei Wunden mit schwacher bis mäßiger Exsudation
nutzen wir daher Hydrogele. Diese enthalten 15 bis 95 Prozent Wasser,
sind selbst aber nicht wasserlöslich. Die in der Wundauflage
gespeicherte Flüssigkeit wird schrittweise abgegeben. Nekrosen und
Beläge quellen auf und bieten dadurch den Abwehrzellen des Körpers mehr
Angriffsfläche. Letztlich lösen sich diese Zerfallsprodukte vom
Wundgrund und werden bei der nächsten Wundspülung ausgewaschen.
- Im Gegensatz zur Enzymtherapie wird dabei
gesundes Gewebe nicht angegriffen. Die Anwendung ist folglich
vergleichsweise schmerzarm. Hydrogele verursachen i.d.R. keine
Allergien und wirken kühlend. Anders als bei feuchten Kompressen ist
das Risiko einer Mazeration (Aufweichung der Haut) eher gering. Weder
die Wundränder noch die Wundumgebung werden bei korrekter Anwendung
durch die Hydrogele beeinträchtigt.
- Hydrogele werden in verschiedenen Formen angeboten:
- Als Gel können Hydrogele direkt aus einer
Tube in die Wunde appliziert werden. Durch die halbflüssige Form eignen
sie sich auch für tiefe und zerklüftete Hautdefekte. Das Gel muss
danach mit einer zusätzlichen Wundauflage geschützt werden.
- Gelplatten und Gelkompressen eignen sich zur
Abdeckung von größeren Hautdefekten, die vor einer Austrocknung
geschützt werden müssen. Hier ist das Hydrogel mit einer semipermeablen
(halb durchlässigen) Folie überzogen. Es handelt sich dabei um
formstabile und glasklare Platten, durch die die Pflegekraft die Wunde
wie durch ein Fenster betrachten kann. Dieses ermöglicht eine
Wundkontrolle, ohne dafür den Verband wechseln zu müssen. Die Wunde
wird gepolstert und ist gleichzeitig vor Keimen und vor Flüssigkeit
geschützt.
- Kleinere Wunden können mit einem
Hydrogel-Pflaster versorgt werden. Dieses besteht aus einem
Hydrogelkern und einem transparenten, hauchdünnen Polyurethan-Film als
Trägermaterial. Ein transparenter, hypoallergener Haftklebstoff sorgt
für eine sichere Fixierung. Das durchsichtige Material erlaubt eine
gute Wundbeobachtung. Da das Pflaster mit der Wunde nicht verklebt,
lässt es sich schmerzlos entfernen.
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Grundsätze:
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- Wundtherapeutika auf Basis von Hydrogelen sind
"Spezialisten" mit einem vergleichsweise engen Einsatzspektrum. Daher
ist es wichtig, dass die Wunde vor der Wahl des richtigen Produkts
genau erfasst wird; dieses insbesondere hinsichtlich der
Wundexsudation. Gleichzeitig müssen wir den Heilungsprozess genau
beobachten und bei Veränderungen ggf. eine andere Wundauflage wählen.
- Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Arzt
zusammen. Dieser nimmt die Wunde zumeist nur im Abstand von mehreren
Tagen in Augenschein. Pflegekräfte jedoch inspizieren den Hautdefekt
bei jedem Verbandswechsel und haben somit einen besseren Überblick über
den Heilungsprozess.
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Ziele:
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- In der Wunde wird ein Mikroklima erzeugt, das den Heilungsprozess fördert. Insbesondere wird das Areal feuchtgehalten.
- Nekrosen und Beläge werden aus dem Hautdefekt entfernt.
- Die Wunde wird vor dem Eindringen von Keimen geschützt.
- Der Bewohner hat keine unnötigen Schmerzen.
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Vorbereitung: |
Indikation:
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Wir prüfen, ob Hydrogele für die Wunde geeignet sind. Der Einsatz kommt bei folgenden Krankheitsbildern in Betracht:
- nicht-infizierte, chronische Hautdefekte mit
ungünstiger Heilungstendenz, also etwa Ulcus cruris, diabetisches
Fuß-Syndrom sowie Dekubitalgeschwüre ab der Granulationsphase
- in Kombination mit silberhaltigen Zusatzstoffen auch für infizierte Wunden
- Wunden mit geringer bis mäßiger Exsudation
- trockene Wunden mit Nekrosen
- Verbrennungen 1. und 2. Grades
- Hautbereiche nach einer Spalthautentnahme
- großflächige Schürfwunden
- nach einer Dermabrasion (Abschleifung der Haut, z.B. zur Entfernung von Altersflecken oder Narben
Der Einsatz von Hydrogelen ist bei verschiedenen Schädigungen nicht sinnvoll:
- Wunden mit starker Exsudation
- stark blutende Wunden
- Geschwüre, die durch chronische Infektionen
verursacht werden, also etwa durch Tuberkulose, Syphilis, AIDS oder
tief gehende Pilzinfektionen
- Brandwunden 3. Grades
- Wunden mit freiliegenden Knochen, Muskeln oder Sehnen
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allgemeine Maßnahmen
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- Die Wundauflage muss mindestens einmal täglich inspiziert werden.
- Es gibt eine große Anzahl verschiedener
Produkte, deren Eigenschaften im Detail abweichen können. Die
Pflegekraft muss daher den Beipackzettel sorgfältig lesen.
- Die Pflegekraft beachtet die Vorgaben, die im
Standard "Verbandswechsel bei septischen und bei aseptischen Wunden"
festgelegt sind. Dieses betrifft insbesondere die Bestimmungen zur
Hygiene. Sie setzt zudem den Standard "Wundspülung" um.
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Durchführung:
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Wundreinigung:
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- Die Pflegekraft reinigt die Wunde mit einer
sterilen Ringerlösung oder mit einer anderen geeigneten Spüllösung. Die
umgebende Haut wird sorgfältig abgetrocknet.
(Hinweis: Je nach Produkt kann die weitere Verarbeitung abweichen.
Bitte passen Sie diesen Abschnitt an die bei Ihnen verwendeten
Wundauflagen an.)
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Hydrogele in Gelform
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- Die Pflegekraft nimmt die sterile Spritze aus der Blisterverpackung und entfernt die Schutzkappe.
- Sie richtet die Spritzenöffnung auf die Wunde, ohne dabei den Wundgrund zu berühren.
- Je nach Konsistenz des abzulösenden Belags werden die Hydrogele zwischen 0,3 bis 0,5 cm dick aufgetragen.
- Ein direkter Wundkontakt des Hydrogels ist sehr
wichtig für den Therapieerfolg. Bei tiefen oder bei kavitösen Wunden
muss die Pflegekraft genau darauf achten, dass möglichst die gesamte
Wundfläche mit dem Gel in Kontakt kommt.
- Überschüssiges Gel wird mit einem sterilen Tupfer oder mit einer Kompresse entfernt.
- Die in die Wunde abgegebene Gelmenge lässt sich
an der Spritze ablesen, sofern der Kolben mit einer Skala ausgestattet
ist. Bei einem ziehharmonikaförmigen Spender kann die Menge nur
geschätzt werden.
- Nicht verwendetes Gel muss verworfen werden. Es darf insbesondere nicht bei einem anderen Bewohner genutzt werden.
- Danach wird ein geeigneter Sekundärverband
aufgebracht. Bei der Auswahl des Sekundärverbands sind zwei Faktoren
wichtig: Die Abdeckung darf dem Gel nicht zu viel Flüssigkeit
entziehen. Gleichzeitig jedoch müssen die Wundränder und die umgebende
Haut vor einer Mazeration geschützt werden. Bei festen Belägen und
wenig Exsudat wählen wir z.B. eine Transparentfolie. Ist die Exsudation
stärker, kann ein feinporiger Polyurethanschaumverband genutzt werden.
- Die Umgebungshaut sollte mit einer Hautschutzcreme vor einer Mazeration geschützt werden.
- Hydrogele werden nicht zusammen mit Salben und
mit Cremes angewendet, da diese die Bindung von Mikroorganismen an die
Wundauflage beeinträchtigen.
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Gelplatten und Gelkompressen
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- Die Pflegekraft prüft die Sterilverpackung auf
Beschädigungen. Sie öffnet die Verpackung. An der Entnahmelasche kann
nun die Gelplatte entnommen werden.
- Die Pflegekraft legt die Platte auf dem
Wundgrund auf. Die Ränder der Platte sollten Kontakt zur gesunden Haut
der Wundumgebung haben. Ideal ist ein Überstand von 2 cm. Ggf. kann der
Verband auf eine passende Größe zurechtgeschnitten werden.
- Die Wunde wird nun mit dem beigelegten
selbstklebenden Strechverband fixiert. Alternativ kann auch Gaze oder
ein Mull-Verband genutzt werden.
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Hydrogel-Pflaster
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- Die Pflegekraft entfernt die Schutzfolie über den Klebeflächen.
- Das Pflaster wird nun über der Wunde aufgelegt.
- Sobald das Pflaster über dem Hautdefekt fixiert
ist, wird die oben liegende, zweite Schutzfolie abgezogen. Auf der
Wunde liegt jetzt nur noch der transparente, hauchdünne
Polyurethan-Film samt Hydrogel-Depot.
- Der freie Blick auf die Wunde ist für viele
Betroffene und auch für Mitbewohner unangenehm. Ggf. kann eine
Mullbinde als Sichtschutz genutzt werden.
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Nachbereitung: |
Wechsel des Verbands:
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- Die Verweildauer von Gelplatten und von
Gelkompressen wird vom Arzt vorgegeben. Möglich sind Abstände zwischen
einem bis sieben Tagen. Ein Hydrogelverband wird spätestens gewechselt,
wenn er sich milchig-trüb verfärbt.
- Sofern der behandelnde Arzt keine anderen Vorgaben gemacht hat, werden Hydrogele in Gelform nach folgendem Schema erneuert:
- bei trockenen Nekrosen nach maximal drei Tagen
- bei weichen Nekrosen und bei Fibrinbelägen nach einem bis zwei Tagen
- bei Infektionen täglich
- Ein Austausch von Hydrogelen in Gelform ist auch notwendig, wenn das Exsudat aus dem Sekundärverband ausläuft.
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weitere Maßnahmen
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- Die Applikation, die Reaktionen des Bewohners
darauf sowie die erzielte Wirkung werden dokumentiert. Bei relevanten
Abweichungen vom geplanten Therapieerfolg wird der behandelnde Arzt
informiert.
- Wir dokumentieren auch die Menge des in die Wunde applizierten Hydrogels.
- Es kann anfänglich zu einer scheinbaren
Vergrößerung der Wunde kommen. Dieser Eindruck täuscht. Durch die
Wundauflage wird Gewebe abgebaut, das zwar gesund aussieht, tatsächlich
jedoch bereits irreparabel geschädigt ist.
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Dokumente: |
- Wunddokumentation
- Berichtsblatt
- ärztliches Verordnungsblatt
- Kommunikationsblatt mit dem Arzt
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit / Qualifikation: |
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