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Version 2.05f - 2016

Standardpflegeplan "Alkoholsucht"

 
Alkoholabhängige Senioren leiden unter einer enormen Bandbreite verschiedenster Pflegeprobleme. Zu neurologischen Störungen gesellen sich Organschäden, soziale Isolation sowie Gewalt gegen sich selbst und gegen andere. Unser Standardpflegeplan zeigt, wie sich Sucht, Rausch und Entziehung auf praktisch alle AEDL auswirken.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 
Standardpflegeplan "Alkoholsucht"
Der Weg vom Alkoholmissbrauch zur Alkoholkrankheit verläuft gewöhnlich in drei Schritten:
  • Prodromalphase: Der Bewohner trinkt vermehrt heimlich Alkohol. In Gesprächen wird dieses Thema vermieden. Wird der Bewohner direkt auf das Problem angesprochen, so leugnet dieser den Konsum oder sucht Rechtfertigungen für den Alkoholgenuss.
  • Kritische Phase: Der Alkoholkonsum ist gestiegen. Häufig nimmt der Bewohner bereits morgens Alkohol zu sich, etwa um die Entzugserscheinungen wie innere Unruhe, Tremor und Schwitzen zu kontrollieren. Zudem sind die ersten Persönlichkeitsveränderungen zu bemerken. Der Bewohner ist aggressiver, misstrauisch, krankhaft eifersüchtig und zeigt übermäßiges Selbstmitleid.
  • Chronische Phase: Der Alkoholmissbrauch wird zum zentralen Lebensinhalt. Der Bewohner ist immer häufiger völlig betrunken. Er nähert sich dem psychischen und körperlichen Zusammenbruch.
Eine Alkoholkrankheit ist an folgenden Symptomen zu erkennen:
  • Der Bewohner verspürt einen starken Zwang (sog. "Craving"), Alkohol zu konsumieren.
  • Der Bewohner kann weder den Beginn noch das Ende des Alkoholkonsums steuern, noch kann er die Menge des konsumierten Alkohols bestimmen.
  • Im Laufe der Zeit verträgt der Bewohner eine stetig steigende Menge an Alkohol. Die Dosis wird daher ständig erhöht.
  • Andere Interessen, Bedürfnisse und Verpflichtungen rücken immer weiter in den Hintergrund.
  • Der Bewohner zeigt zunehmend Vergiftungserscheinungen.
  • Selbst wenn körperliche Folgeschäden sichtbar werden, schränkt der Bewohner den Alkoholkonsum nicht ein.
  • Der Bewohner zeigt bei Abstinenz körperliche Entzugserscheinungen, etwa Schweißausbrüche, ausgeprägte Unruhe, Tremor und Angstzustände. Der Bewohner ist desorientiert und wahrnehmungsgestört oder leidet unter Halluzinationen.
Bei der Dokumentation der Alkoholabhängigkeit nutzen wir die Typologie nach Jellinek
  • Alpha-Alkoholismus: Der "Konflikttrinker" nutzt den Alkohol, um Konflikte etwa mit Angehörigen, Mitbewohnern oder Pflegekräften zu betäuben.
  • Beta-Alkoholismus: Der "Gelegenheits- bzw. Verführungstrinker" trinkt nicht regelmäßig, dann aber maßlos. Anlässe sind etwa Geburtstagsfeiern, Silvesterfeiern, Sommerfeste usw.
  • Gamma-Alkoholismus: Ein "süchtiger Trinker" unterliegt psychischer, später auch physischer Abhängigkeit. Es besteht ein ausgeprägter Kontrollverlust. Eine zeitweilige Abstinenz ist möglich aber selten. Zudem entwickelt dieser Typus eine wachsende Toleranz und erhöht stetig die Alkoholdosis.
  • Delta-Alkoholismus: Ein "Gewohnheitstrinker" oder "Spiegeltrinker" trinkt regelmäßig viel Alkohol, ohne dabei jedoch die Kontrolle zu verlieren. Ein "Gewohnheitstrinker" ist nicht in der Lage, völlig auf den Alkohol zu verzichten.
  • Epsilon-Alkoholismus: Ein "Quartalstrinker" ist zu mehrmonatigen Abstinenzphasen in der Lage, trinkt dann jedoch exzessiv, oft über mehrere Tage. Dieses bringt ihn häufig bis an die Grenze der körperlichen Belastbarkeit.
Wichtig zu wissen ist:
  • Rund 400.000 Menschen in Deutschland über 60 Jahre missbrauchen Alkohol oder sind davon abhängig.
  • Alkoholmissbrauch liegt vor, wenn Frauen mehr als 20 Gramm Alkohol pro Tag zu sich nehmen (Männer 40 Gramm).
  • Das Gehirn eines alten Menschen reagiert viel empfindlicher auf Alkohol als das eines jüngeren.

Anmerkung:

  • Standardpflegepläne geben für spezielle Pflegeprobleme die typischen pflegerischen Maßnahmen vor, so etwa wie in diesem Beispiel für Alkoholsucht. Standardpflegepläne umfassen generelle und potenzielle Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele.
  • Aus diesem Grund erleichtert ein Standardpflegeplan zwar die Pflegedokumentation, aber er ersetzt auf keinen Fall eine individuelle auf den Bewohner / Patienten bezogene Pflegeplanung.
  • Jede Pflegefachkraft ist gehalten, diese generellen Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele auf Relevanz zu überprüfen und an die individuellen Einschränkungen und Ressourcen des jeweiligen Bewohners / Patienten anzupassen. Wichtig ist auch beim Einsatz von Standardpflegeplänen, diese in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten, da sie immer auf dem aktuellen Stand sein sollten.
Pflegeproblem Pflegemaßnahmen Pflegeziel
Kommunizieren
  • Unter Alkoholeinfluss ist der Bewohner nur eingeschränkt in der Lage, sich verbal verständlich zu machen.
  • Der alkoholisierte Bewohner scheint die Pflegekraft nicht zu verstehen, wenn diese mit dem Bewohner sprechen möchte.
  • Wenn eine Pflegekraft mit dem Bewohner spricht, sollte sie dabei stets ruhig und freundlich bleiben.
  • Diskussionen mit dem angetrunkenen Bewohner oder Vorwürfe sollten vermieden werden.
  • Die Pflegekraft redet stets in normaler Lautstärke. Schreien oder lautes Sprechen erzeugt häufig Aggressivität.
  • Die Pflegekraft verwendet einfache Sätze; im Idealfall Hauptsätze ohne Nebensätze.
  • Nach jedem Satz macht die Pflegekraft eine kurze Pause, damit der alkoholisierte Bewohner den Inhalt verarbeiten kann.
  • Auch unter Alkoholeinfluss bleibt eine verbale Kommunikation zwischen Bewohner und Pflegekraft möglich.
  • Der Bewohner konfabuliert als Folge eines Korsakowsyndroms.
  • Wenn der Bewohner im Gespräch abschweift, wird er einfühlsam wieder zum Thema zurückgeführt.
  • Dem Bewohner wird verdeutlicht, dass er sich für seine Gedächtnislücken nicht schämen muss und dass es besser ist, offen über die Defizite zu reden.
  • Wenn wir bemerken, dass den Bewohner ein innerer Konflikt quält, bieten wir ihm an, offen über dieses Thema zu sprechen.
  • Der Bewohner kann möglichst normal kommunizieren.
Sich bewegen
  • Der Bewohner zieht sich in sein Bett zurück. Er kann dort ungestört Alkohol konsumieren und danach schlafen. Überdies ist das Sturzrisiko im Rausch geringer.
  • Als Folge der Immobilität steigt das Risiko von typischen Komplikationen wie Dekubitus, Kontrakturen oder Pneumonie.
  • Der Bewohner wird konsequent dazu aufgefordert, das Bett zu verlassen und körperlich aktiv zu bleiben. Wenn eine Gangunsicherheit besteht, soll der Bewohner seinen Rollator nutzen.
  • Wir bieten dem Bewohner die Teilnahme an der Gymnastikgruppe an.
  • Der Bewohner bleibt körperlich aktiv. Komplikationen, die sich aus der Immobilität ergeben, werden vermieden.
  • Aufgestaute oder verdrängte Aggressionen werden durch die Bewegung leichter abgebaut.
Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten
  • Beim alkoholisierten Bewohner sind Pflegemaßnahmen notwendig. Der Bewohner reagiert darauf jedoch oft aggressiv.
  • Die Pflegekraft erklärt dem Bewohner, warum eine bestimmte Pflegemaßnahme jetzt erforderlich ist. Sie bleibt dabei freundlich, redet leise, aber bestimmt.
  • Wenn mehrere Pflegemaßnahmen notwendig sind, beginnt die Pflegekraft mit der Maßnahme, die am wenigsten in die Intimsphäre des Bewohners eingreift. Es sollte also zuerst die Pulsmessung erfolgen, dann die Blutdruckmessung und erst zum Schluss die Blutzuckermessung.
  • Soweit es möglich ist, hält die Pflegekraft immer etwas Abstand vom Bewohner. Dieser fühlt sich dann nicht bedrängt. Zudem bleibt der Pflegekraft mehr Zeit, um auf etwaige körperliche Aggressivität zu reagieren.
  • Die Pflegekraft sollte sich stets auf Augenhöhe begeben. Wenn ein gestürzter Bewohner auf dem Boden sitzt, begibt sich die Pflegekraft in die Hocke.
  • Der Bewohner erkennt trotz der Alkoholisierung, dass die geplante Pflegemaßnahme notwendig ist. Er ist kooperativ.
  • Das Immunsystem des Bewohners ist geschwächt als Folge des Alkoholmissbrauchs.
  • Die Anfälligkeit für Infektionserkrankungen ist erhöht. Der Bewohner ist häufig erkältet.
  • Die Wundheilung ist durch hartnäckige Wundinfektionen gestört.
  • Der Bewohner kann eine Leberzirrrose entwickeln.
  • Der Bewohner wird einmal im Jahr gegen die Influenza ("Virusgrippe") geimpft.
  • Der Bewohner soll sich im Rahmen seiner Möglichkeiten sportlich betätigen. Wir erklären ihm, dass Sport das Immunsystem stärkt.
  • Wir beraten den Bewohner und seine Angehörigen insbesondere zu Fragen der Infektionsprophylaxe. Der Bewohner soll den Kontakt mit Mitbewohnern meiden, wenn diese an einer akuten Infektion wie der Influenza leiden.
  • Alle Pflegekräfte, die das Zimmer des Bewohners betreten, führen vor und nach dem Besuch eine hygienische Händedesinfektion durch. Auch der Bewohner soll sich regelmäßig die Hände desinfizieren.
  • Die Versorgung von offenen Wunden muss besonders sorgfältig erfolgen. Bei Zu- und Ableitungen ist strikt auf Asepsis zu achten.
  • Der Bewohner sollte sich eiweiß- und vitaminreich ernähren.
  • Die Pflegekraft achtet darauf, ob sich eine Leberzirrrose entwickelt.
  • Die Immunabwehr wird gefördert.
  • Infektionen werden vermieden.
  • Eine Leberzirrrose wird rechtzeitig erkannt.
  • Der Bewohner verzichtet auf Alkohol. Er leidet unter Puls- und Blutdruckschwankungen als Folge des Entzugs. Dem Bewohner ist schwindelig.
  • Der Bewohner konsumiert Alkohol und gleichzeitig verschiedene Medikamente. Die Wechselwirkungen des Alkohols mit den Arzneimitteln führen zu Schwindel.
  • Die Vitalwerte des Bewohners werden engmaschig überwacht. Bei potenziell bedrohlichen Spitzen wird der Arzt/Notarzt informiert.
  • Aufgrund der Sturzgefährdung sollte der Bewohner beim Gehen von einem Mitarbeiter begleitet werden, also etwa ins Badezimmer.
  • Wir prüfen, ob Medikamente zu einer anderen Tageszeit appliziert werden können. Wenn der Bewohner vornehmlich am Abend Alkohol konsumiert, sollten Arzneimittel bevorzugt am Morgen verabreicht werden.
  • Die Vitalfunktionen des Bewohners bleiben intakt.
  • Der Bewohner nimmt weniger oder gar keinen Alkohol mehr zu sich.
  • Als Folge des Alkoholentzugs kommt es zu motorischer und zu innerer Unruhe.
  • Der Bewohner wird häufiger in seinem Zimmer besucht.
  • Sofern es möglich ist, wird der Bewohner durch Beschäftigungsmaßnahmen abgelenkt.
  • Wir prüfen regelmäßig, ob Drainagen und Verweilkatheter noch korrekt liegen. Wenn der Bewohner daran manipuliert hat, müssen diese ggf. entfernt und neu gelegt werden.
  • Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir den Einsatz von Medikamenten, um die Entzugserscheinungen erträglicher zu machen.
  • Wenn alle anderen Alternativen erfolglos bleiben und die Gesundheit des Bewohners gefährdet ist, prüfen wir als letzte Option die Anwendung von Fixierungsmaßnahmen.
  • Die Gefährdung für den Bewohner wird reduziert.
  • Die Entzugserscheinungen beim Bewohner werden abgemildert.
Sich pflegen
  • Der Bewohner leidet unter den typischen Hautschäden, die von anhaltendem Alkoholmissbrauch ausgelöst werden. Dazu zählen etwa Facies alcoholica (andauernde oder anfallsweise auftretende Gesichtsrötung), Palmarerythem (rote Handinnenflächen) oder Spider naevi (sog. "Spinnenhaut").
  • Der Bewohner hat eine trockene, rissige Haut.
  • Der Alkoholmissbrauch führt zu einem Verlust der Körperbehaarung.
  • Der Alkohol verschlimmert bereits existierende Hautkrankheiten wie etwa Akne, Psoriasis usw.
  • Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass sich diese Symptomatik verschlimmern wird, wenn er den Alkoholgenuss nicht einstellt oder zumindest reduziert.
  • Wir prüfen, ob neben dem Alkohol auch Medikamente mitursächlich für die Symptomatik sein könnten. Ggf. werden der Wirkstoff geändert und die Dosierung angepasst.
  • Der Bewohner wird einem Hautarzt vorgestellt. Die angeordnete Therapie wird gewissenhaft umgesetzt.
  • Der Bewohner wird dazu angeleitet, sich morgens mit einer pflegenden Hautlotion einzureiben.
  • Der Bewohner stellt unter dem Eindruck der Hautschäden den Alkoholgenuss ein.
  • Die Hautschäden werden angemessen behandelt, bilden sich zurück oder schreiten zumindest nicht weiter fort.
  • Der Bewohner vernachlässigt seine Körperpflege.
  • Als Folge des Alkoholmissbrauchs zeigt der Bewohner eine starke Hauttranspiration.
  • Der Bewohner riecht unangenehm. Freunde, Angehörige und Mitbewohner ziehen sich zurück.
  • Wir erfragen beim Bewohner, welche Vorlieben und Gewohnheiten er bei der Körperpflege hatte. Diese werden bei der Pflege durch uns berücksichtigt. Ggf. befragen wir dazu Angehörige.
  • Bei Männern regen wir eine regelmäßige Rasur sowie die Nutzung von Deo und von alkoholfreiem Rasierwasser an.
  • Wenn der Bewohner nach Schweiß oder nach Urin riecht, wird ihm dieses nicht offen gesagt. Hilfreicher ist es, gemeinsam mit dem Bewohner eine Körperwäsche vorzunehmen.
  • Wir können den Bewohner nicht dazu zwingen, ein gewisses Maß an Körperhygiene zu wahren. Gleichzeitig jedoch darf das nicht dazu führen, dass die Pflegekräfte die Verwahrlosung irgendwann hinnehmen. Der Bewohner muss permanent angeleitet und aufgefordert werden.
  • Wenn der Bewohner beginnt, sich äußerlich zu pflegen, so wird er dafür nachdrücklich gelobt.
  • Ggf. kann ein Friseurbesuch nicht nur die Frisur, sondern auch das Selbstbild deutlich verbessern.
  • Wir verzichten auf den Einsatz von alkoholhaltigen Einreibemitteln, da der Bewohner diese trinken könnte.
  • Der Bewohner ist körperlich gepflegt.
  • Der Bewohner bleibt sozial integriert.
  • Der Bewohner leidet unter Parodontitis, Zahnstein und Karies. Zudem ist die Mundschleimhaut entzündet. Er klagt über Schmerzen.
  • Der Bewohner muss sich häufig übergeben. Die Magensäure greift die Zahnsubstanz an.
  • Wir leiten den Bewohner zur regelmäßigen Zahnpflege an. Wir unterstützen ihn dabei, Zahn- und Mundpflegeprodukte zu finden, die keinen Alkohol enthalten, z. B. Mundwasser.
  • Wir leiten eine Zahnarztbehandlung ein, um die Zähne sanieren zu lassen.
  • Wir erinnern den Bewohner daran, die jährlichen Zahnarztkontrollen wahrzunehmen.
  • Wenn sich der Bewohner übergeben muss, erfolgt danach eine sorgfältige Mundpflege. Insbesondere sind Mundspülungen sinnvoll.
  • Die Zahnsubstanz wird geschützt.
  • Erkrankungen im Mundraum werden vermieden.
Essen und trinken
  • Der Bewohner trinkt zu viel Alkohol und vernachlässigt darüber die Nahrungszufuhr. Er verliert an Körpergewicht.
  • Wir ermitteln regelmäßig den BMI des Bewohners.
  • Gemeinsam mit dem Bewohner erstellen wir einen Ernährungsplan, der seine Wünsche berücksichtigt.
  • Der Bewohner erhält mehrere kleine Mahlzeiten statt der drei Hauptmahlzeiten.
  • Der Bewohner sollte seine Mahlzeiten im Speisesaal in Gesellschaft einnehmen und nicht allein auf seinem Zimmer.
  • Wenn Angehörige den Bewohner besuchen, sollten diese mit dem Bewohner eine Mahlzeit einnehmen.
  • Wenn der Bewohner über einen längeren Zeitraum die Nahrung verweigert, setzen wir den Standard "Nahrungsverweigerung" um.
  • Der Bewohner wird ausreichend mit Nahrung versorgt. Ein übermäßiger Gewichtsverlust wird vermieden.
  • Der Bewohner vernachlässigt die Ernährung. Er fällt dann in eine Unterzuckerung. Es besteht Lebensgefahr.
  • Wir achten darauf, dass der Bewohner regelmäßig Nahrung zu sich nimmt.
  • Wenn relevante Symptome erkennbar sind, werden der Blutzuckergehalt ermittelt und die sich daraus ergebenden Maßnahmen eingeleitet. Typische Anzeichen sind: Kontrollverluste des Körpers, Unruhe, Konzentrationsstörungen, Schweißausbrüche, Frieren usw.
  • Es ist zu beachten, dass bei Einnahme von Antidiabetika und beim gleichzeitigen Konsum von Alkohol die Gefahr einer Unterzuckerung erheblich wächst.
  • Der Bewohner unterzuckert nicht.
  • Wenn eine Unterzuckerung eintritt, wird diese zeitnah erkannt und angemessen behandelt.
  • Der Bewohner ist bereit, auf Alkohol zu verzichten. Er ist allerdings in seiner Abstinenz noch nicht gefestigt.
  • Wir achten darauf, dass der Bewohner in keinem Fall ungewollt mit Alkohol in Kontakt kommt.
  • Er erhält keine alkoholhaltigen Lebensmittel, etwa Pralinen mit Alkoholfüllung, Weincreme oder mit Wein verfeinerte Soßen.
  • Flüssiges Desinfektionsmittel wird durch Desinfektionsmittel in Gelform ersetzt.
  • Wir achten darauf, dass die verabreichten Medikamente möglichst keinen Alkohol enthalten. Dieses ist häufig bei pflanzlichen und bei homöopathischen Arzneien der Fall. Auch die Verwendung von alkoholischen Mundspülungen sollte unterbleiben.
  • Der Bewohner soll den Konsum von "alkoholfreiem" Bier vermeiden. Diese Getränke können geringe Mengen Alkohol enthalten. Zudem gibt es eine geschmackliche Nähe zu alkoholhaltigem Bier.
  • In Absprache mit dem Betreuer und mit dem Bewohner erhält der Betroffene kein Bargeld und wird bei Einkäufen von einem (ehrenamtlichen) Mitarbeiter begleitet.
  • Wir kontaktieren die Angehörigen. Wir bitten diese, den Bewohner für seine Bemühungen zu loben. Auch die Pflegekräfte motivieren den Bewohner jeden Tag.
  • Der Bewohner kommt nicht ungewollt mit Alkohol in Kontakt.
  • Der Bewohner leidet unter einem Flüssigkeitsdefizit, da er nicht ausreichend trinkt.
  • Als Folge des Alkoholkonsums muss der Bewohner vermehrt Wasser lassen. Es kommt im Körper zu einem Flüssigkeitsmangel bis hin zur Dehydratation.
  • Wir bieten dem Bewohner grundsätzlich vor und nach jeder Mahlzeit etwas zu trinken an.
  • Wir stellen sicher, dass sich die angebotenen Getränke stets in Griffweite des Bewohners befinden. Sehbehinderten Bewohnern wird die Position des Getränks gezeigt.
  • Dem Bewohner werden stets nur solche Getränke angeboten, die er akzeptiert. Ggf. fragt die Pflegekraft nach, ob ihm das Getränk nicht schmeckt und ob er ein anderes Getränk bevorzugt.
  • Wir achten darauf, ob Bewohner die angebotenen Getränke heimlich entsorgen (etwa in den Blumentopf oder in eine Vase).
  • Bewohnern, die nicht mehr in der Lage sind, selbstständig zu trinken, bieten wir Getränke vor und nach jeder pflegerischen Maßnahme an.
  • Die Flüssigkeitsversorgung ist sichergestellt.
  • Der Bewohner leidet durch seinen jahrelangen Alkoholkonsum unter einem Mangel an Thiamin, Vitamin B12 und Folsäure.
  • Der Bewohner erhält bevorzugt Nahrungsmittel wie Weizenkeime, Sonnenblumenkerne, Backhefen, Soja, Eier, Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse.
  • Der Bewohner ernährt sich ausgewogen.
  • Der Bewohner trinkt aktuell keinen Alkohol, ist aber suchtgefährdet.
  • Er neigt dazu, das Essen hastig herunter zu schlingen. Es besteht ein erhöhtes Aspirationsrisiko.
  • Es besteht die Gefahr einer Suchtverlagerung vom Alkohol zum Essen.
  • Der Bewohner wird beim Essen beobachtet und ggf. aufgefordert, langsam zu essen, gründlich zu kauen und vorsichtig zu schlucken.
  • Dem Bewohner werden kleine mundgerechte Portionen angeboten.
  • Das Körpergewicht wird regelmäßig erfasst. Ggf. wird die Ernährung angepasst.
  • Eine Aspiration wird vermieden.
  • Der Bewohner wird nicht adipös.
Ausscheiden
  • Der Bewohner trinkt am Abend große Mengen Alkohol. Im Rausch spürt er den Harndrang nicht. Er verliert im Schlaf Urin.
  • Der Bewohner wird mit Inkontinenzmaterial versorgt. Bei Männern ist die Nutzung eines Urinalkondoms sinnvoll.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, bei nächtlichem Harndrang die Nachtwache zu rufen. Diese begleitet ihn zur Toilette, damit er dort seine Harnblase entleeren kann.
  • Ein unfreiwilliger Harnabgang wird verhindert oder mit Hilfsmitteln kompensiert.
Sich kleiden
  • Der Bewohner zeigt kein Interesse an seiner Kleidung.
  • Der Bewohner kleidet sich nicht situationsgerecht, etwa bei Kälte oder bei großer Hitze.
  • Wir helfen dem Bewohner bei der Auswahl der Kleidung.
  • Wenn der Bewohner die Einrichtung für einen Spaziergang oder für eine Einkaufstour verlassen möchte, stellen wir sicher, dass er angemessen bekleidet ist und solides Schuhwerk trägt.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner seine Kleidung regelmäßig wechselt.
  • Wir animieren den Bewohner, seine Kleidung eigenständig auszuwählen.
  • Wir ermutigen Bewohnerinnen, ggf. auch Schmuck und Parfüm zu tragen.
  • Der Bewohner ist angemessen bekleidet.
Ruhen und schlafen
  • Der Bewohner verzichtet freiwillig auf Alkohol. Als Folge des Entzugs ist sein Biorhythmus gestört. Er ist abends nicht müde genug, um einzuschlafen.
  • Als Folge des Entzugs steigt die Anfälligkeit für Sinnestäuschungen. Diese beunruhigen den Bewohner und halten ihn vom Schlaf ab.
  • Durch sinnvolle, tagesstrukturierende Freizeitangebote wird der Bewohner so weit ermüdet, dass er abends einschlafen kann.
  • Wir sorgen für einen entspannten Verlauf des Abends und vermeiden es, den Bewohner aufzuregen.
  • Wir empfehlen dem Bewohner, am Abend Entspannungsübungen durchzuführen.
  • Feste Einschlafrituale (Nachrichten sehen, Schlummertrunk, Zigarillo, warmes Fußbad usw.) können Einschlafprobleme abbauen.
  • Den Einsatz von Schlafmitteln (Hypnotika) versuchen wir zu vermeiden. Stattdessen prüfen wir, ob warme Milch, pflanzliche Wirkstoffe oder Tees als Alternative genutzt werden können. Häufig sind auch atemstimulierende Einreibungen hilfreich.
  • Ggf. kann ein Dämmerlicht eingeschaltet werden.
  • Es gelingt dem Bewohner, abends auch ohne Alkohol einzuschlafen.
Sich beschäftigen
  • Der Bewohner ist als Folge eines Korsakowsyndroms nicht in der Lage, seinen Tagesablauf sinnvoll zu strukturieren.
  • Wir entwickeln einfache Handlungsketten, die der Bewohner täglich und immer gleich abarbeiten kann. Dieses etwa beim Ankleiden oder bei der Körperpflege. Wichtig ist, dass von diesen Prozeduren nicht abgewichen wird.
  • Die Komplexität dieser Handlungsketten wird stetig den Fähigkeiten des Bewohners angepasst. Bei einer Verschlechterung seines mentalen Zustands werden die Prozeduren vereinfacht und die Unterstützung durch die Pflegekraft intensiviert.
  • Eine Überforderung des Bewohners ist zu vermeiden. Korsakow-Patienten reagieren auf Überforderung nicht selten mit kompletter Verweigerung jeder Kooperation.
  • Der Bewohner verfügt über einen strukturierten Tagesablauf. Er ist bereit, sich im Rahmen seiner Fähigkeiten an der Pflege zu beteiligen.
  • Der Bewohner will die Alkoholsucht überwinden und nimmt derzeit keinen Alkohol zu sich.
  • Er spürt einen erheblichen Suchtdruck und ist sehr unruhig.
  • Wir versuchen, den Bewohner durch Beschäftigungsangebote abzulenken. Der Bewohner kann z. B. lesen, fernsehen oder Kreuzworträtsel lösen. Oftmals hilft es auch, den Bewohner warm oder kalt duschen zu lassen oder ein Bad mit ätherischen Ölen anzubieten.
  • Körperliche Unruhe kann durch Aktivität gelindert werden. Sofern der Bewohner körperlich dazu in der Lage ist, soll er Treppen steigen oder spazieren gehen. Bei Aktivitäten außerhalb der Einrichtung sollte sichergestellt sein, dass der Bewohner dabei keinen Alkohol kaufen kann.
  • Wir halten spiritushaltige Reinigungsmittel unter Verschluss und überkleben die Mittel mit einem Totenkopfzeichen.
  • Der Suchtdruck wird reduziert. Der Bewohner widersteht dem Impuls zum Alkoholkonsum.
  • Der Genuss von Alkohol war in den letzten Jahren für den Bewohner der zentrale Lebensinhalt. Der Bewohner hat keine anderen Hobbys.
  • Da er aktuell keinen Alkohol trinkt, ist dem Bewohner häufig langweilig. Es steigt das Risiko, dass er aus diesem Grund wieder Alkohol konsumiert.
  • Im Rahmen der Biografiearbeit erfragen wir, welche Hobbys der Bewohner hatte, bevor er alkoholkrank wurde. Diese Hobbys kann er nun wieder aufnehmen.
  • Wir informieren den Bewohner über das Freizeitangebot in unserer Einrichtung. Wir animieren ihn immer wieder, daran teilzunehmen.
  • Wir fördern den Kontakt zu Mitbewohnern. Dabei muss sichergestellt sein, dass diese in Gegenwart des Bewohners keinen Alkohol konsumieren.
  • Der Bewohner soll den Kontakt zu seiner Familie intensivieren.
  • Der Bewohner entwickelt Wege, um sich sinnvoll zu beschäftigen.
Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten
  • Der Alkoholmissbrauch führt zur Impotenz.
  • Der Körper des (männlichen) Bewohners verweiblicht. Insbesondere bilden sich Brüste aus.
  • Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass sich diese Symptomatik verschlimmern wird, wenn er den Alkoholgenuss nicht einstellt oder zumindest reduziert.
  • Wenn der Bewohner Potenzmittel einnimmt, darf er gleichzeitig keinen Alkohol konsumieren. Wir machen den Bewohner auf die erheblichen Risiken aufmerksam.
  • Der Bewohner wird einem Facharzt vorgestellt. Die angeordnete Therapie wird gewissenhaft umgesetzt.
  • Der Bewohner stellt unter dem Eindruck der Impotenz den Alkoholgenuss ein.
  • Der Bewohner ist wieder potent und gewinnt sein Selbstwertgefühl zurück.
Für eine sichere Umgebung sorgen
  • Der Bewohner leidet als Folge eines Korsakowsyndroms unter Wahnvorstellungen und unter Halluzinationen.
  • Wir versuchen, den Bewohner zu beruhigen.
  • Wir versuchen, durch gezielte Fragen und Themen den Bewohner von seiner Halluzination abzulenken und wieder mit der Realität in Kontakt zu bringen.
  • Wir testen, ob sich der Bewohner mit kreativen Spielen oder mit hauswirtschaftlichen bzw. handwerklichen Tätigkeiten ablenken lässt.
  • Die Pflegekraft erkennt die Realität des Bewohners an, bleibt aber selbst bei der eigenen Wirklichkeit. Etwa: "Ich glaube Ihnen, dass Ihnen der Mann im Schrank Angst macht, aber ich selbst kann ihn nicht sehen."
  • Die Pflegekraft unterlässt es, in der Sinnestäuschung des Bewohners "mitzuspielen", also etwa den Mann im Schrank zu verjagen. In diesem Fall kann sich die Halluzination zu einem Wahn verfestigen.
  • Wir sorgen für eine angemessene medikamentöse Versorgung.
  • Die Halluzinationen lassen nach. Sie stellen keine Gefährdung für den Bewohner und für sein Umfeld dar.
  • Unter Alkoholeinfluss ist das Verhalten des Bewohners aggressiv, irrational und unvorhersehbar. Es kann zu einer Fremd- und Selbstgefährdung kommen.
  • Der Bewohner ist in alkoholisiertem Zustand auch sexuell enthemmt. Er belästigt sowohl weibliche Pflegekräfte oder andere Bewohnerinnen.
  • Offenbar leidet der Bewohner unter Schmerzen. Im nüchternen Zustand erträgt er diese. Ist er alkoholisiert, sinkt der Kooperationswille.
  • Der Bewohner hat im Laufe seines Lebens Rituale entwickelt, etwa bei der Körperpflege oder beim Essen. Durch den Umzug in die Pflegeeinrichtung kann er diese nicht mehr einhalten. Er entwickelt Aggressionen, die im alkoholisierten Zustand zutage treten.
  • Wir prüfen, ob Schmerzen für das Verhalten ursächlich sind, also etwa ein Verbandswechsel oder unangenehme Mobilisationen. In diesem Fall sollte eine vorherige Schmerzmittelapplikation geprüft werden.
  • Im Rahmen der Biografiearbeit erfragen wir, welche Gewohnheiten der Bewohner bisher hatte. Wir befragen außerdem Angehörige sowie Personen, die den Bewohner bisher versorgten. Soweit möglich sollte der Bewohner seine Rituale auch in unserer Einrichtung weiterhin einhalten können.
  • Wir bleiben ruhig und sachlich. Wir verwenden einfache Sätze.
  • Wir lassen uns durch beleidigende Äußerungen nicht provozieren. Wir nehmen unverschämte oder verletzende Bemerkungen nicht persönlich.
  • Wir vermeiden es, dem Bewohner unseren Willen aufzuzwingen.
  • Insbesondere weibliche Pflegekräfte sollten möglichst nie mit einem alkoholisierten Bewohner allein sein. Es wird stets ein Kollege gerufen.
  • Wir lassen den Betrunkenen nie aus den Augen.
  • Dem Bewohner wird verdeutlicht, dass wiederholte sexuelle Belästungen dazu führen können, dass er die Einrichtung verlassen muss.
  • Bei invasiven und bei intimen Pflegehandlungen gehen wir besonders einfühlsam mit dem Bewohner um, da dieser mit Aggressionen reagieren könnte.
  • Wir entfernen alle Gegenstände aus dem Umfeld des Bewohners, die eine Gefahr darstellen könnten. Dazu zählen etwa Messer, Feuerzeuge usw. Wir achten auf mögliche Wurfgeschosse; etwa Bierflaschen.
  • Der Bewohner beruhigt sich und kann versorgt werden.
  • Aggressionen werden abgebaut.
  • Eine Gefährdung der Pflegekräfte besteht nicht.
 
 
 
 
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Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.