Standardmaßnahmenplan "Inkontinenz"
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- Harninkontinenz liegt vor, wenn der Bewohner
den Harn nicht halten kann. Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland
leiden unter Harninkontinenz. Vor allem Menschen über 60 Jahre sind
betroffenen. Frauen bilden eine überproportional große Gruppe. Abhängig
vom Auslöser werden verschiedene Formen der Inkontinenz unterschieden:
- Belastungsinkontinenz: Der ungewollte Harnverlust
tritt bei einer plötzlichen Druckerhöhung im Bauchraum auf, also etwa,
wenn der Betroffene lacht, hustet, niest, Lasten hebt oder eine Treppe
benutzt. Der Schließmuskel der Blase ist mit dem Druck im Bauchraum
überfordert. Der Urin geht in kurzen Spritzern ab.
- Dranginkontinenz: Betroffene verlieren die
Kontrolle über den Blasenmuskel. Dieser hat die Aufgabe, beim
Toilettengang den Harn aus der Blase zu drängen. Wird dieser Muskel
ungewollt aktiv, kommt es zu einem plötzlichen Harndrang, der sich
nicht mehr unterdrücken lässt. Dieses auch dann, wenn die Blase kaum
gefüllt ist. Der Betroffene schafft es nicht mehr rechtzeitig zur
Toilette, da die Vorwarnzeit zwischen Harndrang und Blasenentleerung zu
kurz ist.
- Unfreiwillige reflektorische
Blasenentleerung: Der Betroffene spürt keinen Harndrang, da die
Nervenbahnen zum Gehirn unterbrochen sind. Eine solche Störung tritt
häufig auf bei Querschnittlähmung, Multipler Sklerose, Tumoren oder
Morbus Parkinson.
- Überlaufinkontinenz: Durch eine vergrößerte
Prostata, Harnsteine oder Tumore wird der Abfluss des Harns gestört.
Die Betroffenen sind nicht mehr in der Lage, ihre Harnblase vollständig
zu entleeren. Es bleibt nach dem Wasserlassen immer etwas Urin in der
Blase zurück. Die Blase wird überdehnt und kann sich nicht mehr
zusammenziehen. Irgendwann ist sie prall gefüllt, es kommt zu einem
ungesteuerten Abgang von geringen Harnmengen.
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Maßnahmen
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Begründung und Anmerkungen
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Fallbeispiel: Frau
Meier leidet unter einer leichten bis mittelschweren Inkontinenz. Sie
benötigt Inkontinenzmaterial. Sie nutzte bislang Einlagen aus
Zellstoff, die nun aber nicht mehr ausreichen. |
- Wir versorgen Frau Meier tagsüber mit
Inkontinenzeinlagen. Diese werden mit einer elastischen Netzhose
fixiert.
- Frau Meier bevorzugt Inkontinenzeinlagen mit
Superabsorber.
- In der Nacht trägt Frau Meier Einmalslips.
- Zum Schutz des Bettes nutzen wir eine
Krankenunterlage.
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- Inkontinenzmittel sollten stets situationsgemäß
angewendet werden. Eine Überversorgung ist ebenso zu vermeiden wie eine
Unterversorgung.
- Superabsorber setzen keine Feuchtigkeit frei und binden Gerüche.
- Weitere Informationen in den Standards
"Einmalslips" und "Zweiteilige Versorgungssysteme bei Inkontinenz".
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Fallbeispiel: Herr
Müller ist immobil und leidet unter einer schweren Inkontinenz. Bei
zweiteiligen Versorgungssystemen besteht das Problem, dass die
Inkontinenzvorlage und die Fixierhose verrutschen.
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- Wir versorgen Herrn Müller mit einer
Inkontinenzhose.
- Herr Müller verwendet ein Modell mit
Nässeindikatorstreifen. Wenn deren Muster verwaschen ist, muss die
Inkontinenzhose gewechselt werden.
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- Inkontinenzhosen sollten nur dann verwendet
werden, wenn zuvor die Nutzung von Inkontinenzslips erfolglos getestet
wurde.
- Es ist zu beachten, dass von vielen Produkten
eine Tag- und eine Nachtvariante verfügbar sind. Die Inkontinenzhosen
für die Nacht sind mit einer noch stärkeren Saugleistung ausgestattet.
- Nässeindikatorstreifen ermöglichen es, eine
Durchnässung der Inkontinenzhose zu erkennen, ohne diese öffnen zu
müssen.
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Fallbeispiel: Herr
Müller leidet unter Inkontinenz. Er benutzt ein Kondomurinal. Die
Handhabung erledigt er weitgehend selbstständig. Allerdings ist es
notwendig, die Durchführung zu überwachen, da es in einigen Fällen zu
Anwendungsfehlern kommt.
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- Wir helfen Herrn Müller dabei, die Haut im
Bereich des Penisschafts sorgfältig zu rasieren und den Genitalbereich
zu reinigen. Wir verzichten dabei auf rückfettende Mittel. Wir nutzen auch bei Männern einen elektrischen
Trockenrasierer für Frauen.
- Um einen Kontakt der Klebeflächen mit der
verbliebenen Behaarung zu vermeiden, nutzen wir ein Lochtuch oder ein
Lochpapier, das über den Penis gestülpt wird.
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- Auf einer behaarten Hautfläche wird das
Kondomurinal nicht sicher haften. Zudem droht eine Entzündung der
Haarbälge (Follikulitis).
- Oftmals hilft es, die
Rasur mit etwas Humor "an den Mann" zu bringen, etwa als "modische
Kurzhaarfrisur".
- Bei einem
elektrischen Trockenrasierer für Frauen sind der Griff, der Scherkopf
und der Langhaarschneider so konstruiert, dass die Problemzonen im
Intimbereich (Hodensack und Penisansatz) besser erreicht werden als mit
normalen Rasierapparaten für Männer.
- Weitere Informationen im Standard "Anwendung
von Kondomurinalen".
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- Herr Müller legt das Kondomurinal selbstständig
an. Wir achten lediglich darauf, dass zwischen der Penisspitze und dem
Ablaufstutzen mindestens ein Zentimeter Platz bleibt.
- Wir stellen sicher, dass Herr Müller das
Kondomurinal fest andrückt und den Ablaufschlauch fest mit dem
Ablaufbeutel verbindet.
- Nach dem Anlegen des Kondomurinals soll sich
Herr Müller die Hände desinfizieren.
- Am Tag erhält Herr Müller einen
Unterschenkelbeinbeutel. Er bevorzugt ein Mehrkammersystem.
- Der Beinbeutel wird mit einem Beingürtel
befestigt.
- Die Entleerung des Beinbeutels übernimmt Herr
Müller selbstständig.
- In der Nacht wird Herr Müller mit einem
Bettbeutel versorgt.
- Das Kondomurinal wird einmal am Tag morgens
gewechselt. Beinbeutel und Bettbeutel werden alle zwei Tage
ausgetauscht.
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- Für viele Betroffene sind Kondomurinale die
optimale Versorgungsform. Sie schützen die Haut vor Feuchtigkeit und
sind bequem zu tragen.
- Sofern keine fortgeschrittene demenzielle
Erkrankung vorliegt, kann der Betroffene das Kondomurinal selbst
anwenden.
- Alternativ zum Beingürtel können Ober- und
Unterschenkelstulpen sowie Beinlinge benutzt werden.
- Ein undichtes Kondomurinal ist fast immer die
Folge eines Anwendungsfehlers. Materialdefekte sind selten.
- Bei einem Mehrkammersystem füllen sich die Beutel gleichmäßig. Es treten überdies bei Bewegung keine glucksenden Geräusche auf.
- Weitere Informationen im Standard "Anwendung
von Kondomurinalen".
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Fallbeispiel: Als
Folge der Inkontinenz ist die Haut von Frau Meier angegriffen. Für die
Hautpflege nutzt sie selbst beschaffte Pflegeprodukte, etwa
Babypflegeartikel oder desinfizierende Pflegeprodukte. Frau Meier ist
adipös. In den Hautfalten sammelt sich Feuchtigkeit.
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- Wir reinigen den Intimbereich von Frau Meier
nur mit Wasser. Bei starker Verschmutzung geben wir dem Wasser eine
pH-neutrale Waschlotion zu. In diesem Fall muss mit klarem Wasser
nachgespült werden.
- Da die Haut von Frau Meier sehr empfindlich
ist, müssen beim Waschen starkes Rubbeln und Reiben unterlassen werden.
- Wir führen eine Hautpflege mit W/O-Präparaten
durch.
- Wir tragen Hautschutzprotektoren ("Cavilon"
oder "Menalind") auf.
- Wir raten Frau Meier davon ab, zusätzliche
Produkte zu nutzen.
- Einmal in der Woche
wird der Hautbereich von unserer Wundbeauftragten inspiziert.
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- Seife ist alkalisch und beeinträchtigt die
Haut. Dieses gilt insbesondere auch für desinfizierende Produkte und
für Franz-Brandwein.
- Babypflegeartikel sind häufig sehr stark
parfümiert. Babyöl eignet sich daher nicht für die Pflege von
Altershaut.
- Puder neigt zur Klumpenbildung und bietet somit
keinen gleichmäßigen Schutz.
- W/O-Produkte sind Wasser-in-Öl-Emulsionen.
Diese wirken deutlich besser als Artikel, die als "schnell einziehend"
beworben werden.
- Abdeckende Salben, Öle und Pasten sollten bei
intakter Haut nicht verwendet werden. Sie dichten die Haut ab und
fördern die Entstehung von Nässe auf der Haut.
- Vaselinehaltige Salben lagern sich auf Einlagen
ab und reduzieren deren Aufsaugfähigkeit erheblich.
- Hautirrrationen
sollten nicht als Dauerzustand hingenommen werden. Es droht eine
Chronifizierung.
- Weitere Informationen in den Standards
"Hautschutz bei Inkontinenz" und "Einsatz von Hautschutzfilmen".
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Fallbeispiel: Herr
Müller leidet unter einer demenziellen Erkrankung. Er ist weder
zeitlich noch örtlich oder zur Person orientiert. Er ist oft nicht in
der Lage, eine Toilette eigenständig aufzusuchen. Inkontinenzvorlagen
zieht er eigenmächtig aus und legt diese unter das Bett. Seine Kleidung
und die Matratze sind häufig durchnässt.
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- Wir öffnen die Hose von Herrn Müller und
klappen den Toilettendeckel hoch. Er setzt sich dann eigenständig und
entleert Darm und Harnblase.
- Wir versorgen Herrn Müller mit Einweghosen
(sog. "Pull-Ons").
- Wir ziehen Herrn Müller Kleidung an, die er
selbst ausziehen kann, also Textilien mit Klettverschlüssen anstelle
von Reißverschlüssen oder von Knöpfen.
- Herr Müller verwendete in seinem Leben stets
das Wort "Abort" und nicht "WC" oder "Toilette". Daher ist die Toilette
mit einem Toilettensymbol und zusätzlich mit dem Schriftzug "Abort"
versehen. Im Dialog mit Herrn Müller nutzen wir ebenfalls den Begriff
"Abort".
- Wir reichen Herrn Müller bei einem
Toilettengang die Zeitung.
- Bei Herrn Müller treten plötzliche Phasen von
akuter Verwirrtheit auf. Dieser Zustand ist oftmals die Folge von
Harndrang. Wir führen Herrn Müller dann zur Toilette, damit er seine
Harnblase entleeren kann.
- Herr Müller leidet an Dranginkontinenz. Wir
verabreichen die verschriebenen Spasmolytika (Trospiumchlorid).
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- In 70 bis 80 Prozent der Fälle ist ein
Demenzpatient im Spätstadium auch inkontinent.
- Eine Behandlung mit Antidementiva bessert
oftmals nach wenigen Wochen auch die Kontinenz.
- Einweghosen können wie "normale" Unterhosen an-
und ausgezogen werden. Ihre Funktion ist also biografisch verankert.
Daher werden diese Inkontinenzmittel i. d. R. besser akzeptiert.
- Rituale sind hilfreich, um die Harnentleerung
in einer noch fremden Umgebung zu fördern. In diesem Fall kann der
Bewohner die Zeitung aufgrund der Demenz zwar kaum noch lesen, wir
knüpfen damit aber an eine oft tief verwurzelte Gewohnheit an.
- Weitere Informationen im Standard "Einmalslips".
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Fallbeispiel: Frau
Meier leidet unter einer motorischen Dranginkontinenz. Wenn sie
Harndrang verspürt, bleibt ihr nicht genug Zeit, um die Toilette zu
erreichen. Die Pflegekraft hat die Miktionsgewohnheiten mittels eines
Miktionsprotokolls erfasst. Wir führen basierend auf den Ergebnissen
nun ein Toilettentraining durch.
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- Frau Meier wird alle drei Stunden gefragt, ob
sie Harndrang verspürt und ob sie Harn verloren hat. Also direkt nach
dem Aufstehen, um 10 Uhr, um 13 Uhr, um 16 Uhr, um 19 Uhr und direkt
vor dem Zubettgehen. Wir prüfen, ob ihre Angaben korrekt sind.
- Danach bieten wir Frau Meier an, sie zur
Toilette zu begleiten. Dieses Angebot wird mehrfach wiederholt, falls
Frau Meier einen Toilettengang zunächst nicht wünscht.
- Zu ihrer eigenen Sicherheit und Beruhigung
erhält Frau Meier eine kleine Vorlage, die sie selbst einlegen kann.
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- Durch das Toilettentraining passen wir die
Toilettengänge an die individuellen Ausscheidungsgewohnheiten des
Bewohners an.
- Wir führen also einen Toilettengang durch, noch
bevor der Bewohner Harndrang verspürt und sich ggf. einnässt.
- Falls möglich soll der Bewohner eine Stoppuhr
mit Countdownfunktion nutzen, die ihn eigenständig an den
anstehenden Toilettengang erinnert.
- Weitere Informationen im Standard
"Toilettentraining".
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- Wir sorgen dafür, dass die Klingel immer in
Griffweite liegt. Wir ermuntern Frau Meier regelmäßig, sich zu melden,
wenn sie Harndrang verspürt.
- Wir stellen ggf. einen fahrbaren Toilettenstuhl bereit.
- Wir stellen eine Urinflasche bereit.
- Wir sorgen dafür, dass der Weg vom Pflegebett
zur Toilette frei von störenden Gegenständen und Stolperfallen ist.
- Wir lassen auch in der Nacht das Licht im
Badezimmer brennen. Die Tür zum Badezimmer wird nur angelehnt, aber
nicht geschlossen.
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- Urinflaschen gibt es nicht nur für Männer,
sondern auch für Frauen. Alternativ dazu können Frauen auch ein
Urinschiffchen nutzen. Allerdings werden
diese Hilfsmittel (sog. "Enten") von vielen Frauen nicht akzepiert.
- Weitere Informationen in den Standards "Nutzung
eines Toilettenrollstuhls" und "Anwendung einer Urinflasche".
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- Wir helfen Frau Meier bei der Auswahl der
Kleidung. Diese sollte sich schnell und ohne Schwierigkeiten öffnen und
wieder anlegen lassen.
- Frau Meier sollte weite Kleidung tragen, die
die Inkontinenzhilfsmittel kaschiert. Ideal sind weite Blusen, Hosen
und Pullover. Die Textilien sollten großzügig gemustert sein.
- Nach Möglichkeit sollte Frau Meier bevorzugt
Kleidung tragen, die bei 60 Grad C° waschbar ist.
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- Kleidung speziell für Inkontinenzpatienten ist
im Handel schwer zu bekommen. Daher ist es notwendig, dass die Kleidung
in Eigenregie überarbeitet wird. Haken und Reißverschlüsse sollten
durch Klettverschlüsse ersetzt werden.
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- Wir bieten Frau Meier jeweils zu den
Hauptmahlzeiten, zum Nachmittagskaffee sowie vor dem Zubettgehen ein
Getränk ihrer Wahl an.
- Frau Meier füllt das Trink- und das
Miktionsprotokoll selbstständig aus. Sie wird dadurch motiviert.
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- Der Entleerungsrhythmus ist auch von der
Trinkmenge abhängig. Wenn der Bewohner seine Getränke sehr
ungleichmäßig über den Tag verteilt einnimmt, wird es schwierig, den
richtigen Zeitabstand bis zum nächsten Toilettengang zu bestimmen. Die
Folge wäre Einnässen und Frustration.
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Fallbeispiel: Frau
Meier leidet unter einer Belastungsinkontinenz. Wenn sie hustet, niest,
lacht oder schwere Lasten hebt, kommt es zu einem ungewollten
Harnverlust. Als Folge von drei Geburten ist der Beckenboden
geschwächt. Insbesondere die Beckenbodenmuskulatur ist beeinträchtigt.
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- Wir leiten Frau Meier dazu an,
Beckenbodentraining durchzuführen.
- Wenn Frau Meier nachmittags fernsieht, erinnern
wir sie daran, dass auch dabei ein Beckenbodentraining möglich ist.
- Zum Aufheben von Gegenständen vom Boden soll
Frau Meier die Hebetechniken nutzen, die ihr vom Physiotherapeuten
vermittelt wurden. Wir geben ihr alternativ eine Greifzange, damit sie
Gegenstände erreichen kann, ohne sich zu bücken.
- Frau Meier soll zweimal täglich für jeweils 30
Minuten die Elektrostimulation durchführen.
- Wir führen morgens einen Vaginaltampon ein.
Dieser wird abends entfernt und unter fließendem Wasser gereinigt. Die
maximale Tragedauer beträgt zwölf Stunden.
- Nach sieben Tagen, immer am Montag, wird der
Vaginaltampon entsorgt und durch ein neues Produkt ersetzt.
- Frau Müller soll dreimal täglich jeweils 15
Minuten mit ihren Vaginalkonen üben.
- Frau Meier sollte eine starke Beugung der Hüfte
vermeiden. Sie sollte schnürsenkellose Schuhe tragen, die sie nicht
zubinden muss. Ideal sind Slipper, die mit
einem Schuhlöffel angezogen werden.
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- Die Auswahl der geeigneten Übungen zum
Beckenbodentraining ist Aufgabe der Physiotherapeuten. Pflegekräfte
arbeiten mit diesen eng zusammen.
- Allerdings können Pflegekräfte auch spezielle
Kurse zum Beckenbodentraining und zur didaktischen Anleitung von
Bewohnern besuchen.
- Vaginaltampons fördern den Verschluss der
Harnröhre, indem sie die vordere Scheidenwand anheben und den
Blasenhals stützen. Gleichzeitig wird die Funktion der
Beckenbodenmuskulatur unterstützt.
- Aus hygienischen Gründen ist es sinnvoll, den
Vaginaltampon nach jeder Nutzung drei bis fünf Minuten auszukochen oder
in der Waschmaschine bei 60 Grad zu reinigen.
- Vaginalkonen fördern die Funktionsfähigkeit der
Beckenbodenmuskulatur.
- Bei Hilfsmitteln, die vaginal oder rektal
eingeführt werden, ist die Kooperationsbereitschaft häufig gering.
Demenzpatienten und Opfer von sexualisierter Gewalt lehnen die
Anwendung oftmals rigoros ab.
- Weitere Informationen in den Standards
"Beckenbodentraining ohne unterstützende Technik" und
"Gebärmuttersenkung".
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Fallbeispiel: Herr Müller leidet
unter Multipler Sklerose. Die Harnableitung erfolgt mittels eines
suprapubischen Blasenkatheters.
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- Die Einstichstelle
des suprapubischen Blasenkatheters wird mit einem kleinen Pflaster
versorgt.
- Wenn Herr Müller baden oder duschen möchte,
bringen wir über der Einstichstelle einen geeigneten Folienverband an.
Sein Katheter wird abgeklemmt, bleibt aber mit dem Auffangsystem
verbunden. Nach dem Baden oder Duschen erfolgt ein steriler
Verbandswechsel.
- Wir nutzen die
Trigger-Technik, beklopfen also das Hautareal über der Harnblase, um
deren Enteleerrung auszulösen.
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- Das
Klopfen zum Auslösen der Blasenentleerung ("Triggern") sowie das
Ausquetschen der Blase von außen (Credé-Handgriff) sind riskant, weil
es zu einem Rückstau von Harn in die Nieren kommen kann. Die
Entscheidung über die Anwendung trifft der Urologe.
- Zwei
bis vier Wochen nach der Neuanlage ist die Einstichstelle i. d. R.
reizlos und granuliert. Dann ist ein Pflaster als Abdeckung
ausreichend. Die Punktionsstelle kann aber ggf. auch offen gelassen
werden.
- Weitere Informationen im Standard "Pflege von
Senioren mit einem suprapubischen Blasenkatheter".
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Fallbeispiel: Frau Meier leidet
unter einer Belastungsinkontinenz. Sie ist kooperativ und motiviert genug,
um ein Blasentraining durchzuführen.
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- Frau Meier soll den Harn bewusst zurückhalten
und die Zeitintervalle zwischen den Miktionen möglichst weit ausdehnen.
Der Toilettengang sollte erst dann erfolgen, wenn Frau Meier einen
starken Harndrang verspürt.
- Wir verdeutlichen Frau Meier, dass es nicht
schlimm ist, wenn sie dabei kleinere Mengen Harn unwillkürlich verliert.
- Wir versuchen, Frau Meier vom Harndrang
abzulenken. Wir bieten ihr an, mit ihrer Familie zu telefonieren oder
Kreuzworträtsel zu lösen. Auch das Durchführen von Übungen zum
Beckenbodentraining sowie Atemtechniken helfen Frau Meier.
- Frau Meier soll den Konsum von Kaffee, Cola und
Alkohol reduzieren. Wir bieten ihr Getränke an, die sie mag, also
Mineralwasser und Tee.
- Wir loben Frau Meier, wenn der Toilettengang
erfolgreich war und wenn die Vorlage trocken geblieben ist.
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- Durch ein Blasentraining kann das
Füllungsvolumen der Blase vergrößert werden. Der Bewohner ist in der
Lage, den Urin länger ohne Drang zu halten. Der Betroffene spürt den
Füllungszustand seiner Blase und kann gezielt die Toilette aufsuchen,
bevor es zum Harnverlust kommt. Zu häufige Toilettengänge können damit
vermieden werden.
- Weitere Informationen im Standard
"Blasentraining".
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Fallbeispiel: Die
Themen Ausscheidung und Inkontinenz sind für Frau Meier sehr
schambehaftet. Sie würde diese Problematik niemals von sich aus
ansprechen. Sie hat immer wieder inkontinente Phasen, ohne uns jedoch
davon zu berichten.
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- Wir fragen Frau Meier regelmäßig, ob sie
Harndrang verspürt oder eingenässt hat. Wir warten nicht darauf, dass
Frau Meier uns anspricht.
- Wir achten auf Hinweise, dass Frau Meier
ungewollt Harn verloren hat. Dazu zählen Urinflecken in der Bettwäsche
und in der Kleidung. Während inkontinenter Phasen versteckt Frau Meier
ihre Unterwäsche und benutzt Damenbinden. Wir achten auf Uringeruch.
- Wenn Frau Meier für die Ausscheidung das Bett
nicht verlassen kann, sorgen wir dafür, dass ihre Intimsphäre gewahrt
bleibt. Besucher werden vor die Tür gebeten. Wir stellen ggf. eine
spanische Wand auf.
- Wir sorgen für strikte Diskretion. Wir sprechen
die Themen Harnausscheidung und Inkontinenz nur dann an, wenn keine
dritten Personen (Angehörige oder Mitbewohner) anwesend sind.
- Bei einer Beratung zum Thema Inkontinenz ist es
wichtig, dass wir Informationsgrafiken nutzen, um Frau Meier die
Zusammenhänge zu erklären.
- Wenn Frau Meier kein Wasser lassen kann,
tauchen wir ihre Hände in warmes Wasser. Zusätzlich erzeugen wir ein
plätscherndes Geräusch, indem wir den Wasserhahn laufen lassen.
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