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Version 2.05a - 2016 |
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Standard "Pflege von Senioren mit Ödemen" |
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Kein
Alkohol, keine Sommersonne, dafür fades Essen und
Trinkmengenbeschränkung: Die Behandlung von Ödemen ist für viele
Betroffene unangenehmer als die Schwellungen selbst. Manch Senior fragt
sich insgeheim, ob die "dicken Beine" eine solche Quälerei wirklich
wert sind. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar.
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Standard "Pflege von Senioren mit Ödemen" |
Definition:
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- Ein Ödem ("Wassersucht") ist eine
unphysiologische Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe, etwa in der Haut
("Anasarka") oder in den Schleimhäuten.
- Ödeme entstehen, wenn der sog. hydrostatische
Druck im Gefäßsystem erhöht ist. Die Flüssigkeit wird dabei aus den
Gefäßen in das umliegende Gewebe gedrückt. Weitere Auslöser sind
Schädigungen der Kapillarwände, ein beeinträchtigter Lymphabfluss sowie
eine veränderte Zusammensetzung des Blutes.
- Die Schwellungen sind zumeist schmerzlos und
nicht gerötet. Sie können lokal begrenzt auftreten, etwa nur an einem
Bein. Auch eine generalisierte Symptomatik ist möglich, also am ganzen
Körper.
- Ödeme sind keine eigenständige Krankheit,
sondern Symptome einer Grunderkrankung. Eine langfristige Therapie
zielt daher primär nicht auf die Beseitigung der Ödeme ab, sondern auf
eine Linderung der Grunderkrankung.
- Ödeme sind außerdem gute Indikatoren für den
Verlauf der Grunderkrankung. An ihnen kann man also ablesen, inwieweit
sich die Grunderkrankung gebessert oder verschlechtert hat.
- Ödeme können verschiedene Ursachen haben. In der Altenpflege sind vor allem diese Formen relevant:
- Das kardiale Ödem ist ein Stauungsödem, das
durch eine mangelhafte Pumpleistung des Herzens verursacht wird. Bei
einer Rechtsherzinsuffizienz treten die Ödeme vor allem am Fußrücken
und am Knöchel auf. Eine Linksherzinsuffizienz führt oftmals zu einem
Lungenödem.
- Das renale Ödem tritt bei Nierenerkrankungen
auf, also etwa bei einer Glomerulonephritis. Es kommt dann zu einer
gesteigerten Eiweißdurchlässigkeit der Glomeruli ("Nierenknäuelchen").
Als Folge des Eiweißmangels kann die Flüssigkeit im Blutgefäß nur
unzureichend aus dem Gewebe in die Kapillare resorbiert werden. Die
Ödeme treten zuerst im Gesicht auf, vor allem in der Gegend der Lider.
Auch die Hoden, die Fußknöchel und das Schienbein können betroffen sein.
- Ein hepatogenes Ödem tritt vor allem bei Leberzirrhose auf. Es kommt zur Aszites ("Bauchwassersucht").
- Das kachektische Ödem ist die
Folgeerscheinung von Nahrungsmangel, radikalen Diäten aber auch von
konsumierenden Erkrankungen wie etwa Krebs.
- Ödeme können zudem verursacht werden durch
Allergien sowie durch Hormonstörungen (z. B. "Myxödem" als Folge einer
Schilddrüsenunterfunktion).
- Chronische Ödeme stören die Versorgung des
Gewebes mit Nährstoffen. Als Folge kann es zu Wundheilungsstörungen
oder zu Entzündungen kommen.
- Ödeme in der Lunge, im Hirn oder im Kehlkopfbereich sind lebensgefährlich.
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Grundsätze:
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- Ödeme sind keine bloßen optischen Makel, sondern Symptome von oftmals gravierenden Grunderkrankungen.
- Wir sind uns stets bewusst, dass insbesondere
eine Flüssigkeitsbeschränkung die Stimmungslage des Bewohners massiv
beeinträchtigen kann.
- Wir ermutigen den Bewohner dazu, sein Verhalten
dem Krankheitsbild anzupassen. Nur so besteht die Aussicht, dass sich
die Ödeme zurückbilden.
- Wir nehmen Schmerzäußerungen ernst und reagieren darauf umgehend.
- Jedes Ödem, dessen Ursache nicht bekannt ist, rechtfertigt die Vorstellung des Bewohners bei seinem Hausarzt.
- Wir arbeiten eng mit dem Hausarzt zusammen und
besprechen sorgfältig jede Maßnahme. Ohne Zustimmung des Arztes werden
insbesondere keine Medikamente abgesetzt.
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Ziele:
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- Ein entstehendes Ödem wird zeitnah erkannt.
- Die Ursache des Ödems wird korrekt bestimmt.
- Durch eine Behandlung der ursächlichen Grunderkrankung bildet sich das Ödem zurück.
- Komplikationen werden vermieden. Die Haut bleibt intakt.
- Der Bewohner weiß, wie er durch sein eigenes Verhalten die Ödeme abklingen lassen kann. Er ist kooperativ.
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Vorbereitung: |
Wir achten auf die typischen Symptome:
- Das Körpergewicht des Bewohners steigt
innerhalb kurzer Zeit deutlich an, ohne dass dieses etwa durch eine
erhöhte Nahrungszufuhr erklärt werden könnte.
- Die Haut des Bewohners war zuvor runzelig und unelastisch. Sie wirkt plötzlich glatt und faltenfrei.
- Bei mobilen Bewohnern treten die Ödeme an den
Unterschenkeln auf. Der Umfang der Beine nimmt dort sichtbar zu. Der
Bewohner klagt über "dicke Beine".
- Hinweis:
- Wenn das Ödem die Folge einer Herzinsuffizienz ist, kommt es i. d. R. zu einem beidseitigen Ödem.
- Einseitige Ödeme werden zumeist durch Thrombosen ausgelöst.
- Bei Immobilität verlagern sich die Ödeme auf
die Körperbereiche, die am tiefsten liegen. Sie bilden sich also am
Rücken, um die Hüfte sowie an den Oberschenkeln.
- Die Ödeme werden zunächst am Abend bemerkt. Sie
bilden sich in der Nacht durch eine intensivierte Ausscheidung wieder
zurück. Der Bewohner leidet folglich unter Nykturie, also unter einem
vermehrten nächtlichen Wasserlassen.
- Das Gesicht des Bewohners ist aufgequollen. Vor
allem im Bereich der Lider sammelt sich die Flüssigkeit verstärkt an.
Der Bewohner kann ggf. als Folge eines Lidödems die Augen nicht
vollständig öffnen.
- Ödeme an den Händen führen zu Einschnürungen an Fingerringen.
- Wenn im Rahmen von operativen Eingriffen auch
Lymphknoten entfernt wurden, treten Ödeme auch in weiteren
Körperbereichen auf, etwa am Ober- oder am Unterarm.
- Ist der geschwollene Bereich häufig gerötet und druckschmerzempfindlich, so kann ein entzündlich bedingtes Ödem vorliegen.
- Der Bewohner berichtet über ein Brennen oder über Parästhesien.
Hinweis:
- Kardial bedingte Ödeme an den Füßen und den Beinen lassen sich mit einem Test feststellen.
- Die Pflegekraft drückt vorsichtig eine kleine Delle in die Haut und zieht den Finger zurück.
- Gesunde Haut gleicht den Fingerdruck umgehend wieder aus; die Haut glättet sich sofort wieder.
- Bildet sich die Delle nur langsam zurück, liegt
ein kardial bedingtes Ödem vor. Im Gegensatz dazu ist ein Lymphödem
nicht wegdrückbar. Beim Tasten wirkt es hart und derb.
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Durchführung:
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Ursachenforschung
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Falls der
Bewohner unter Ödemen leidet, regen wir eine Vorstellung beim Hausarzt
an. Für diesen stellen wir alle relevanten Informationen zusammen.
- Ist eine Herzinsuffizienz bekannt?
- Bewegt sich der Bewohner zu wenig? Bevorzugt er es, lange zu sitzen oder zu stehen?
- Leidet der Bewohner unter venöser Insuffizienz? Gab es in der Vergangenheit bereits eine Beinvenenthrombose?
- Sind akute oder chronische Nierenerkrankungen bekannt?
- Leidet der Bewohner unter gastrointestinalen
Gesundheitsstörungen? Etwa Leberschädigungen, Maldigestion (Störung der
Verdauung im Magen und im Duodenum) oder Malabsorption (Störung der
Resorption im Darm)?
- Leidet der Bewohner unter Hormonstörungen?
- Konsumiert der Bewohner Alkohol in großen Mengen?
- Nimmt der Bewohner Medikamente ein, deren Nebenwirkungen Ödeme auslösen können? Etwa:
- Antiphlogistika (Mittel mit entzündungshemmender Wirkung)
- Laxanzien (Mittel zur Förderung und zur Erleichterung der Darmentleerung)
- nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Iboprofen
- Antidepressiva
- Glukokortikoide (sog. "Stresshormone")
- Ist der Bewohner unterernährt, etwa weil er sich falsch ernährt oder weil er die Nahrung verweigert?
- Leidet der Bewohner unter einer Lymphabflussstörung? Diese könnte etwa von einem Tumor ausgelöst werden.
- Leidet der Bewohner unter Allergien? Auf welche Stoffe reagiert der Bewohner allergisch?
- Hat sich der Bewohner in den letzten Tagen oder Wochen verletzt, etwa als Folge eines Sturzes?
- Ist die Harnausscheidung gestört?
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Flüssigkeitszufuhr
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Mittels einer
Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr wird eine Rückresorption der
bislang eingelagerten Flüssigkeit angestrebt. Zudem soll eine
zukünftige Flüssigkeitsansammlung vermieden werden.
- Die Ein- und Ausfuhrmengen werden genau erfasst. Nach jeweils 24 Stunden wird eine Flüssigkeitsbilanz erstellt.
- Die pro Tag zulässige Trinkmenge wird vom Hausarzt festgelegt. Diese Trinkmenge sollte weder über- noch unterschritten werden.
- Unverzichtbar ist eine NaCl-arme Kost.
- Der Bewohner wird über die Zusammenhänge
zwischen der Flüssigkeitszufuhr und den Ödemen informiert. Dieses soll
den Kooperationswillen fördern.
- Der Bewohner wird bei der Einhaltung der
rigiden Vorgaben zum Flüssigkeitskonsum unterstützt. Wenn der Mundraum
ausgetrocknet ist, erhält der Bewohner Eiswürfel zum Lutschen. Zudem
feuchten wir die Mundschleimhaut und die Lippen an.
- Als zusätzliches Instrument zur Verlaufs- und
Erfolgskontrolle wird der Bewohner jeden Morgen unter vergleichbaren
Bedingungen gewogen.
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Behandlungsstrategie
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Im
Mittelpunkt der Therapie muss stets die Linderung der Grunderkrankung
stehen, da ansonsten die Ödeme immer wieder auftreten werden.
Unterstützend stehen verschiedene Wirkstoffgruppen zur Verfügung:
- Schleifendiuretika hemmen die Salzresorption,
wirken sofort und besonders stark. Sie sind anders als Thiazide auch
bei Niereninsuffizienz ggf. noch wirksam.
- Thiazide wirken mittelstark und erst nach längerem Vorlauf. Sie sind zumeist gut verträglich.
- Kalium sparende Diuretika vermindern den
Kaliumverlust, wirken allein aber nur schwach und werden daher oft
gemeinsam mit Thiaziden verwendet.
- Falls die Blutgerinnung gestört ist, kann eine Low-dose-Heparinisierung sowie niedrig dosierte Acetylsalicylsäure sinnvoll sein.
- Wir applizieren die Medikamente am besten
morgens, um die Nachtruhe so wenig wie möglich durch Toilettengänge zu
beeinträchtigen.
- Wir achten auf Nebenwirkungen, besonders auf Herzrhythmusstörungen und auf Muskelkrämpfe.
- Wenn der
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Ödem; Wassersucht; Nykturie; Aszites; Bauchwassersucht |
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Genereller
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angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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