das Altenpflegemagazin im Internet
www.altenpflegemagazin.de
Start Log-in Service Registrierung AGB+Datenschutz Suche / Stichwortindex Quiz Mobil Impressum

 

Version 1.05

Standard "Pflege von Senioren mit einem Lymphödem"

 
Rund 80.000 Menschen leiden in Deutschland unter einem Lymphödem. Wir haben in einem Standard zusammengefasst, was Pflegekräfte über die Prophylaxe, Erkennung und Behandlung wissen sollten.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

Standard "Pflege von Senioren mit einem Lymphödem"
Definition:
  • Ein Lymphödem ist ein chronisches Ödem als Folge einer Störung des Lymphabflusses.
  • Es werden zwei Formen unterschieden:
    • Das primäre Lymphödem wird durch eine angeborene Minderentwicklung der Lymphgefäße ausgelöst. Es tritt zumeist im jungen Erwachsenenalter auf.
    • Das sekundäre Lymphödem ist oftmals die Folge ärztlicher Maßnahmen, in deren Folge die Lymphgefäße oder die Lymphknoten verlegt oder entfernt wurden. Dieses etwa als Nebenwirkung einer Strahlentherapie oder als gezielte Entnahme der axillären Lymphknoten bei einem Mammakarzinom. Auch Entzündungen wie etwa ein Erysipel oder Tumore wie ein malignes Lymphödem können diese Störung verursachen.
  • Ein Lymphödem tritt in vier Stadien auf:
    • Stadium 0. Die Transportkapazität der Lymphgefäße ist reduziert. Klinische Symptome treten aber noch nicht auf.
    • Stadium 1. Es bildet sich ein weiches Ödem. Nach dem Eindrücken bleibt in der Haut eine Delle zurück. Zunächst treten noch keine Gewebeveränderungen auf, daher ist das Lymphödem noch reversibel.
    • Stadium 2. Das Ödem verhärtet sich. Beim Eindrücken bildet sich keine Delle mehr. Im geschädigten Bereich entsteht zunehmend Bindegewebe („Fibrose“), das die Flexibilität des Gewebes reduziert. Selbst eine umfassende Behandlung kann diese Prozesse nur in Teilen rückgängig machen.
    • Stadium 3. Es kommt zu Elephantiasis (sog. „Elefantenmann-Syndrom“). Die dafür typischen Hautveränderungen sind irreversibel.
  • Dank neuer Operationsmethoden kann das Risiko eines Lymphödems deutlich reduziert werden.
Grundsätze:
  • Zu einer Kompressionsbehandlung gibt es keine Alternative. Auch Medikamente können Kompressionsverbände und –strümpfe nur ergänzen, aber nicht ersetzen.
  • Die Behandlung kann nur gelingen, wenn alle beteiligten Seiten gut zusammenarbeiten. Daher kooperieren wir eng mit Ärzten, Physiotherapeuten und den Angehörigen.
  • Bei der Behandlung von Betroffenen gibt es neben der körperlichen Seite auch einen ebenso wichtigen psychischen Aspekt. Es ist daher sehr wichtig, den Bewohner zu stützen und zu ermutigen, damit er mit seiner Situation zurecht kommt.
Ziele:
  • Die auslösende Grunderkrankung wird erkannt und behandelt.
  • Durch eine umfassende Beratung wird der Bewohner für die Risiken sensibilisiert.
  • Er wird in die Lage versetzt, durch entsprechende Maßnahmen selbständig auf den Krankheitsverlauf einzuwirken.
  • Eine Infektion der Haut wird vermieden.
Vorbereitung: Symptome
Wir achten auf Symptome, die für ein sich entwickelndes Lymphödem sprechen
  • zunehmende Schwellung
  • Spannungs- und Schweregefühl
  • Brennen
  • nachlassende Beweglichkeit der betroffenen Extremität
  • blasse, teigige Haut, im weiteren Verlauf Verhärtung des betroffenen Bereiches
  • keine Schmerzbelastung
  • keine Überwärmung
Unterscheidung zum venösen Ödem
Wir achten auf typische Merkmale eines Lymphödems, die bei einem venösen Ödem nicht auftreten.
  • Nicht nur die unteren Extremitäten sind geschwollen, sondern auch die Zehen (sog. „Kastenzehen“).
  • Im späteren Verlauf eines Lymphödems ist es (anders als bei einem venösen Ödem) nicht mehr möglich, eine Delle in die Haut zu drücken.
  • Bei einem Lymphödem werden vertiefte Hautfalten sichtbar.
Durchführung: Kompression
  • Wenn die Beine betroffen sind, werden diese durch Bandagen komprimiert. Alternativ nutzen wir maßgefertigte elastische Kompressionsstrümpfe.
  • Ist eine Kompression der Hände oder Arme erforderlich, nutzen wir Kompressionshandschuhe und Kompressionsärmel. Diese reichen bis zum Handgelenk, bis zum Unterarm oder bis zum Oberarm.
Lagerung
  • Der Bewohner sollte es vermeiden, längere Zeit zu sitzen oder zu stehen, wenn die unteren Extremitäten von den Schwellungen betroffen sind. Insbesondere sollte er die Beine nicht übereinander schlagen. Wann immer möglich sollte der Bewohner die Beine hochlegen.
  • Bei einem Lymphödem in den oberen Extremitäten sollte der Bewohner die Arme erhöht und in angewinkelter Position auf einem Kissen ablegen. Zusätzlich kann er Pumpübungen durchführen, also die Hand im Wechsel öffnen und schließen.
  • Wir machen den Bewohner darauf aufmerksam, wenn er einen betroffenen Arm über längere Zeit herabhängen lässt.
  • Während der Nachtruhe wird der ödematöse Arm hochgelagert.
Bewegung
  • Der Bewohner sollte auf das Tragen schwerer Gegenstände verzichten. Dieses insbesondere, wenn die oberen Extremitäten von der Schwellung betroffen sind.
  • Bei einem Lymphödem in den oberen Extremitäten sollte der Bewohner keine Bewegungen durchführen, die es erfordern, die Hände über den Kopf zu heben. Beispiel: Fenster putzen, obere Regale wischen usw.
Kleidung
  • Der Bewohner soll keine Kleidungsstücke tragen, die das Lymphsystem durch Einschnürungen beeinträchtigen. Dazu zählen insbesondere einengende Kleidungsstücke, Schuhe, Strümpfe mit Gummibündchen, Unterwäsche, Schlafkleidung, Gürtel usw.
  • Der Bewohner sollte keine enge Armbanduhr tragen. Ggf. sollte er auch Ringe ablegen, die er an einer betroffenen Hand trägt.
  • Die Träger des Büstenhalters dürfen weder an der Schulter noch am Brustkorb einschneiden. Die Bewohnerin sollte daher breite BH-Träger, Entlastungsmieder und ggf. leichte Brustprothesen nutzen.
Vermeidung von Wärme, Kälte und Verletzungen


  • Der Bewohner soll Wärme- und Kälteanwendungen meiden. Dazu zählen etwa Saunabesuche, warme Vollbäder und Sonnenbäder.
  • Der Bewohner sollte es vermeiden, die betroffene Extremität mit Dampf in Kontakt zu bringen. Dieses etwa beim Bügeln mit Dampf.
  • Im Winter achten wir bei Außenaufenthalten auf eine angemessene Bekleidung. Eispackungen sind zumeist schädlich.
  • Der Bewohner sollte Verletzungen vermeiden. Bei Haushaltstätigkeiten sollte er sehr vorsichtig sein, also etwa beim Nähen einen Fingerhut tragen. Zudem sollte der Bewohner darauf verzichten, ohne Hausschuhe zu laufen.
  • An dem betroffenen Arm werden keine Injektionen, Infusionen oder Blutabnahmen durchgeführt. Auch das Blutdruckmessen sollte am anderen Arm erfolgen.
  • Wenn es trotz aller Vorsicht zu Verletzungen gekommen ist, werden diese unverzüglich und angemessen behandelt.
  • Der Bewohner wird in der Nacht vor Insektenstichen in die betroffene Extremität geschützt, etwa durch ein Moskitonetz. Im Umgang mit Haustieren sollten Kratzer und Bisswunden sorgfältig vermieden werden.
  • Der Bewohner soll keine Zigarette in die Hand des geschwollenen Armes nehmen.
  • Der Bewohner soll mit dem geschwollenen Arm kein Geschirr im heißen Wasser spülen oder einen heißen Ofen oder Backofen ohne Handschuhtopflappen berühren.
Körperpflege
  • Nach dem Waschen bzw. Duschen wird die Haut des Bewohners mit einem geeigneten Hautpflegemittel behandelt. Damit können Hautrisse vermieden werden. Ideal sind sanfte Massagen mit Lotionen oder Öl von den Extremitäten ausgehend in Richtung Körpermitte.
  • Wir sensibilisieren den Bewohner, die betroffene Extremität sorgfältig auf Veränderungen zu überwachen. Wenn eine Rötung, Überwärmung oder ein zunehmendes Druckgefühl auftreten, sollte der Bewohner einem Arzt vorgestellt werden. Eine Infektion oder eine Tumorausbreitung können die Ursache dafür sein.
  • Wir achten auf eine sorgfältige Fußpflege. Auftretende Mykosen werden konsequent behandelt.
  • Der Bewohner sollte keine reizenden, allergisierenden Kosmetika verwenden.
Medikamente
  • Falls eine kardiale oder eine venöse Beteiligung vorliegen, erhält der Bewohner ggf. Diuretika. Wir stellen uns auf die typischen Nebenwirkungen ein. Etwa allergische Hautreaktionen, Wadenkrämpfe, Schwindel, Sehstörungen, Mundtrockenheit oder Natriummangel.
  • Falls ein Tumor ursächlich für das Lymphödem ist, können ggf. Kortikosteroide den Lymphabfluss verbessern. Deren Anwen

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++





 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Lymphödem; Ödem; Kompressionsbehandlung; Diuretika; Entstauungstherapie
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.