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Version 3.05a - 2017

Standard "Einsatz von medizinischen Thromboseprophylaxestrümpfen (MTS)"

 
Richtig angewendet sind medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe ein wirksames Mittel im Rahmen der Thromboseprophylaxe. Allerdings ist die Handhabung fehlerträchtig. Schnell wird eine Beinvene nicht nur komprimiert, sondern komplett gestaut.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Einsatz von medizinischen Thromboseprophylaxestrümpfen (MTS)"
Definition:
  • Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe (MTS) werden im Rahmen der Thromboseprophylaxe getragen. Sie dienen zur Kompression der oberflächlichen Beinvenen und steigern die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes in den tieferen venösen Gefäßen.
  • Die gewünschte Wirkung tritt nur dann ein, wenn die Strümpfe optimal passen. Die Strumpfgröße wird ermittelt, indem die Dicke der Wade und des Oberschenkels sowie die Länge des Beines gemessen werden. Die meisten Hersteller bieten ihre Strümpfe in neun verschiedenen Größen an. Jede Größe hat ihre eigene Farbcodierung. Das passende Modell kann häufig bereits auf dem vom Hersteller mitgelieferten Maßband abgelesen werden. Wenn die Seriengrößen mit dem Körperbau nicht vereinbar sind, können alternativ Kompressionsverbände genutzt werden.
  • Ein zu weiter Strumpf, dessen obere Hälfte dem Bewohner “in der Kniekehle” hängt, hat keinerlei Kompressionswirkung. Ein zu enger Strumpf wiederum schnürt das Bein ein und behindert die Durchblutung.
  • MTS werden bei bettlägerigen Bewohnern genutzt. Es handelt sich also um sog. “Bett- oder Liegestrümpfe”. Sobald der Bewohner wieder mobil ist, erfolgt der Rückstrom per Muskel-Venen-Pumpe und ohne Beteiligung der Strümpfe. MTS werden bei überwiegend immobilen Bewohnern trotzdem kontinuierlich getragen. Der Zeitaufwand für das An- und Ausziehen ist zu hoch.
  • MTS bestehen aus Polyamid und Elasthan. Sie sind i. d. R. weiß gefärbt und ggf. kochfest. Die Strümpfe haben ein Sichtfenster am Fußende im Bereich der Zehen. Dort kann die Durchblutungssituation erfasst werden.
  • Zum Anziehen der Strümpfe können Applikationshilfen genutzt werden. Auf diese Metallgestelle (sog. “Butler”) wird der Strumpf aufgezogen. Die Applikationshilfe wird am Bein hochgeführt. Dabei gleitet der Stumpf auf das Bein.
  • Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe dürfen nicht mit Kompressionsstrümpfen verwechselt werden. Diese sind zumeist braun und werden vom Sanitätshaus individuell angepasst. Kompressionsstrümpfe werden nur am Tag getragen. Der von ihnen ausgeübte Druck ist wesentlich stärker und wirkt auch beim Gehen.
Grundsätze:
  • Thromboseprophylaxestrümpfe sind kein Ersatz für eine Mobilisation.
  • Nur ein passender Strumpf kann seine Aufgabe erfüllen. Das Anziehen eines nicht passenden Strumpfes ist ein Pflegefehler.
  • MTS müssen ärztlich angeordnet werden.
  • Die Herstellervorgaben werden stets sorgfältig beachtet.
  • Wann immer möglich wird eine Anziehhilfe genutzt, da diese für den Bewohner zumeist deutlich angenehmer ist.
  • Wenn der Bewohner in der Lage ist, die Thromboseprophylaxestrümpfe selbstständig anzuziehen, wird ihm diese Aufgabe nicht abgenommen. Ggf. assistiert die Pflegekraft beim Anziehen und überprüft die Passgenauigkeit.
Ziele:
  • Eine Thrombose wird vermieden.
  • Der Rückfluss aus den tieferen Beinvenen wird verbessert.
  • Die oberflächlichen Beinvenen werden komprimiert.
  • Das Tragen der Thromboseprophylaxestrümpfe ist möglichst angenehm.
  • Die Wirkung der MTS wird korrekt ausgewertet.
  • Verbrauchte Strümpfe werden rechtzeitig ersetzt.
Vorbereitung: Indikation / Kontraindikation
Wir prüfen die Notwendigkeit von Thromboseprophylaxestrümpfen:
  • Der Bewohner ist ganz oder teilweise immobil.
  • Er weist deutliche Krampfadern auf.
  • Der Bewohner leidet unter erheblichem Übergewicht.
  • Der Bewohner wurde vor kurzer Zeit im Bauchraum operiert.
  • Eine medikamentöse Therapie allein ist nicht ausreichend oder ist überhaupt nicht möglich (etwa bei Unverträglichkeiten).
Der Einsatz von Thromboseprophylaxestrümpfen ist unter bestimmten Bedingungen ausgeschlossen:
  • Der Bewohner leidet an massiven Ödemen.
  • Es wurde eine dekompensierte Herzinsuffizienz (“Herzschwäche”) diagnostiziert.
  • Es liegt eine arterielle Verschlusskrankheit vor.
  • Der Bewohner leidet an einer Polyneuropathie (Erkrankung peripherer Nerven).
  • Es liegt eine Phlegmasia coerulea dolens (Sonderform der Venenthrombose) oder eine septische Phlebitis vor.
  • Es besteht eine Allergie gegen das Strumpfmaterial.
  • Der Bewohner wurde vor kurzer Zeit im Beinbereich operiert.
  • Im Hautbereich liegt eine lokale Erkrankung vor, etwa Gangrän oder Dermatitis.
Hinweis:
  • Als Alternative zu Thromboseprophylaxestrümpfen bietet sich ggf. das Wickeln der Beine an.
  • Wenn die Hautschädigung nur einseitig und lokal ist, kann auch ggf. nur ein Bein mit einem Thromboseprophylaxestrumpf versorgt werden. Dieses ist etwa bei Verbrennungen möglich.
  • Die Effektivität von Thromboseprophylaxestrümpfen ist strittig. Bei verschiedenen Krankheitsbildern können MTS das Thromboserisiko offenbar nicht signifikant senken. Zudem steigern Thromboseprophylaxestrümpfe das Risiko von Hautverletzungen, etwa Blasenbildung oder Nekrosen.
  • Bei hohen Außentemperaturen oder bei Juckreiz empfinden viele Bewohner das Tragen von MTS als sehr unangenehm. Zahlreiche Senioren leiden ohnehin schon unter einer sehr trockenen Haut. Thromboseprophylaxestrümpfe belasten die Haut zusätzlich, weil diese kaum Luft durchlassen und somit die Hautatmung beeinträchtigen.
notwendiges Material
Die Pflegekraft stellt das notwendige Material zusammen:
  • Maßband, um die Größe des Beins zu vermessen (Wir nutzen eine metrische Skala. Skalen, die in Zoll messen, werden nicht genutzt.)
  • ggf. Anziehhilfe
  • Thromboseprophylaxestrümpfe in der passenden Größe
  • Hautpflegemittel
Beratung des Bewohners
  • Der Bewohner wird über die Wichtigkeit der Thromboseprophylaxestrümpfe beraten. Die Motivierung ist wichtig, da das Tragen von MTS zumeist unangenehm ist.
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert (auch Bewusstlose). Seine Fragen werden umfassend beantwortet. Der Bewohner wird um Zustimmung gebeten.
  • Wenn die Kooperationsbereitschaft des Bewohners nachlässt, kann dieser die Strümpfe tagsüber für kurze Zeit ausziehen. In dieser Zeit sollte er Bewegungsübungen durchführen.
  • Wir machen den Bewohner darauf aufmerksam, dass er die Strümpfe nicht teilweise abrollen darf. Es besteht das Risiko von Einschnürungen.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, relevante Beobachtungen und Empfindungen zeitnah an die Pflegekräfte zu melden. Dazu zählen etwa ein anhaltendes Kribbeln in den Beinen und Schmerzen. Wenn sich der Bewohner diesbezüglich meldet, wird die korrekte Lage der MTS sofort überprüft.
weitere Maßnahmen
  • Die Pflegekraft prüft die Thromboseprophylaxestrümpfe auf sichtbare Beschädigungen. Sie kontrolliert auch, ob die Elastizität noch gegeben ist. Diese Prüfung muss insbesondere bei solchen Strümpfen erfolgen, die schon mehrfach in Gebrauch waren und sich dem Ende der Nutzungsdauer nähern.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
  • Das Bett wird in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
  • Kleidung, die die weitere Durchführung stören würde, wird entfernt.
Entstauung der Beine
Die Beine des Bewohners sollten vor dem Anlegen der ATS entstaut sein.
  • Dieses ist zumeist nach zwanzig Minuten erhöhter Lagerung erreicht. Um ein zügiges Arbeiten zu ermöglichen, sollte der Bewohner möglichst früh informiert werden. Er kann dann die Entstauung ggf. selbstständig vornehmen.
  • Ggf. kann die Pflegekraft den venösen Rückstrom unterstützen, indem sie die Beine des Bewohners ausstreicht. Ein fünfmaliges Ausstreichen von der Ferse bis oberhalb des Knies sollte ausreichen.
  • Die Pflegekraft geht umsichtig vor, da die Leistengegend zum Intimbereich gehört. Ggf. sollte eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft die Maßnahme durchführen.
  • Wenn der Verdacht besteht, dass der Bewohner bereits an einer Thrombose leidet, werden die Beine in keinem Fall ausgestrichen. Wir rufen den Notarzt.
  • Auch bei Bewohnern mit einer Herzinsuffizienz werden die Beine nicht ausgestrichen.
Durchführung: Ermittlung der Strumpfgröße
  • Die Messung erfolgt im Liegen. Die Beine werden zuvor entstaut. Das Messen sollte am Morgen durchgeführt werden. Die Beine sind dann weniger ödembelastet.
  • Bei Bewohnern, die Diuretika erhalten, werden die Beine vor jedem Strumpfwechsel neu ausgemessen. Entwässerungsmittel können den Umfang der Beine in kurzer Zeit erheblich verändern.
  • Der Fuß muss einen 90°-Winkel zum Bein bilden. Die Wadenmuskulatur muss entspannt sein.
  • Die Pflegekraft misst von unten nach oben. Zuerst werden die Umfangsmaße ermittelt, dann die Längenmaße.
    • Die Beinlänge wird gemessen, indem das Maßband von der Ferse bis zur Gesäßfalte angelegt wird.
    • Zur Bestimmung des Beinumfangs wird das Maßband an der dicksten Stelle des Oberschenkels bzw. der Wade angelegt.
  • Der Strumpf ist am Oberschenkel und am Sichtfenster im Bereich der Zehen farblich markiert. Mit diesen Codierungen und der vom Hersteller gelieferten Anleitung kann abgelesen werden, um welche Konfektionsgröße es sich beim jeweiligen Strumpf handelt. Verwechslungen sind damit nahezu ausgeschlossen.
(Die genauen Messstellen können je nach Hersteller variieren.)
Anziehen der Thromboseprophylaxestrümpfe mit Anziehhilfe
  • Die Breite der Anziehhilfe wird so eingestellt, dass diese berührungsfrei über die Ferse und über das Bein des Bewohners gleiten kann.
  • Die Pflegekraft führt den Strumpf bis zur Ferse in die Anziehhilfe.
  • Der Strumpf wird in die Anziehhilfe eingespannt. Die Farbmarkierung des Strumpfes wird so ausgerichtet, dass diese zur schmaleren Seite zeigt.
  • Die Pflegekraft zieht wechselseitig auf der einen und dann auf der anderen Seite. Der Strumpf wird mehr und mehr aufgezogen. Schließlich erreicht die Farbmarkierung das obere Ende der Anziehhilfe.
  • Nun wird die Anziehhilfe über den Fuß gezogen. Das Verrutschen des Strumpfes nach innen kann die Pflegekraft verhindern, indem sie ihn mit einer Hand festhält.
  • Die Pflegekraft steht dabei auf Höhe des Beckens des Bewohners mit dem Rücken zum Kopfende des Bettes. Sie zieht also den Strumpf zu sich hin. Dieses ist für viele Pflegekräfte rückenschonender als folgende Variante: Die Pflegekraft steht am Fußende des Bettes, blickt zum Kopfende und schiebt den Strumpf von sich weg.
  • Die Anziehhilfe wird bis zum Knie vorgeschoben.
  • Mit der Hand streift die Pflegekraft nun den Strumpf bis zur Leiste hoch. Sie achtet darauf, dass keine Falten entstehen. Der Strumpf sollte zudem bis ganz nach oben gezogen werden.
  • Der obere Rand des Strumpfes wird umgeschlagen. Die Pflegekraft entfernt die Anziehhilfe.
  • Die Pflegekraft richtet die Sichtfenster an den Zehen aus. Kleinere Passungenauigkeiten an den Zehen, an der Ferse, am Knie und am Oberschenkel werden korrigiert. Ein korrekt angezogener Strumpf wirft weder Falten noch schnürt er ein. Wenn der Strumpf größere Falten wirft, wird er ausgezogen und noch einmal neu angezogen.
  • Zudem muss sichergestellt sein, dass der Strumpf nicht verkehrt herum angezogen wurde. Die Gumminoppen am Oberschenkel weisen zur Haut.
Anziehen der Thromboseprophylaxestrümpfe ohne Anziehhilfe
  • Die Pflegekraft greift in den Strumpf. Die Fersenrundung sollte auf dem Handballen liegen. Sie hält die Ferse des Strumpfes fest. Nun wird das Beinteil des Strumpfes nach außen (“auf links”) gestülpt.
  • Die Pflegekraft weitet mit beiden Händen die Öffnung, um das Anziehen des Strumpfes zu erleichtern.
  • Sie zieht den Strumpf über den Vorderfuß bis zur Ferse. Die Pflegekraft stellt sicher, dass die

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++




 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Antithrombosestrumpf; Thromboseprophylaxestrumpf; Kompressionsstrumpf; Thrombose; Prophylaxe; Thromboseprophylaxe; ATS; Krampfader; Ödem; Verschlusskrankheit, arterielle; Strumpf
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