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Version 2.05b - 2015

Standard "Inhalation mit Ultraschallvernebler ohne Maske"

 
Mit einem Ultraschallvernebler lassen sich Feuchtigkeit und Wirkstoffe zielgenau bis in die kleinsten Alveolen transportieren. Insbesondere bei bettlägerigen Senioren, die unter ausgetrockneten Schleimhäuten und unter Atemproblemen leiden, ist der Nebel eine Wohltat. Allerdings können schon kleine Hygienemängel dazu führen, dass Keime die winzigen Tröpfchen als Taxi in die Lunge missbrauchen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


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Standard "Inhalation mit Ultraschallvernebler ohne Maske"
Definition:
  • Ein Ultraschallvernebler versetzt mit unhörbaren Schallwellen Wasser in Schwingung, bis sich einzelne Flüssigkeitspartikel abteilen und ein Aerosol bilden. Der Vorteil eines Ultraschallverneblers gegenüber herkömmlichen Verneblungsdüsen liegt in der Winzigkeit der damit erzeugten Tröpfchen, die kleiner als 10 Mikrometer sind. (Ein Mikrometer entspricht dem Millionstel eines Meters.) Die Partikel können dadurch bis zu den Alveolen gelangen. Dort werden die Tröpfchen samt Wirkstoff vom Körper resorbiert.
  • Das Aerosol wird über einen Schlauch zum Bewohner transportiert. Das Endstück des Schlauchs wird nicht direkt an den Mund oder an die Nase des Bewohners gehalten, sondern rund einen halben Meter entfernt positioniert.
  • Aufgrund diverser Risiken wird der Einsatz dieser Ultraschallvernebler kontrovers diskutiert. So sind diese Systeme sehr anfällig für Hygienemängel. Überdies droht die Gefahr einer Hyperhydration, also einer übermäßigen Flüssigkeitszufuhr mit Lungenödem und Herzinsuffizienz.
  • Außerdem ist es ggf. problematisch, per Ultraschallvernebler Medikamente zuzuführen. Es ist nicht messbar, welche Dosis der Bewohner wirklich inhaliert. Zudem besteht das Risiko, dass Pflegekräfte und Besucher ungewollt das Arzneimittel einatmen.
Grundsätze:
  • Eine Anwendung des Medizinprodukts ohne vorherige Einweisung ist ausgeschlossen.
  • Hygienisches Arbeiten hat stets höchste Priorität. Das Aerosol kann tief in die Lunge vordringen und bei Hygienemängeln zu Infektionen führen.
  • Voraussetzung für die Inhalation mit Ultraschallvernebler ist eine ärztliche Anweisung.
Ziele:
  • Die Tracheal- und die Bronchialschleimhaut werden angefeuchtet.
  • Das Risiko einer Pneumonie sinkt.
  • Bronchialsekret wird gelockert.
  • Sekundärinfektionen, ausgelöst durch mangelnde Hygiene, werden vermieden.
Vorbereitung: Indikation / Kontraindiktionen
  • Wir setzen die Inhalation mittels Ultraschallvernebler hauptsächlich zur allgemeinen Pneumonieprophylaxe ein. Sinnvoll ist eine Anwendung ggf. auch zur Therapie von Lungenerkrankungen.
  • Viele Bewohner empfinden den kalten Nebel als unangenehm. Insbesondere bei Demenz-Patienten kann es zu Angstreaktionen kommen.
notwendiges Material
  • Ultraschallvernebler
  • steriles Schlauchsystem
  • sterile 0,9-prozentige NaCl-Lösung (Physiologische Kochsalzlösung stabilisiert die Funktionsfähigkeit der Schleimhaut.)
  • ggf. Zusatzstoffe, etwa Salze oder Sekretolytika (auswurffördernde Mittel)
  • Zellstoff
  • Sputumbecher
  • Bettschutz
  • ggf. Schutzkleidung
  • Handtuch
  • Abwurfbehälter
  • Küchenuhr ("Eieruhr")
Allgemeine Maßnahmen
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert. Die Information erfolgt auch, wenn der Bewohner den Sinn vermutlich nicht verstehen wird, etwa wegen einer Bewusstlosigkeit oder einer demenziellen Erkrankung.
  • Ggf. wird dem Bewohner ein Toilettengang angeboten.
  • Der Bewohner wird (soweit möglich) in eine aufrechte Sitzposition gebracht. Ggf. wird das Kopfteil des Bettes hochgefahren.
  • Die Pflegekraft studiert die Dokumentation und die ärztlichen Anweisungen. Sie bestimmt die Dauer und die Art der Inhalation. Die Pflegekraft wählt die zu nutzenden Zusätze.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Ggf. werden die Haare und die Brust des Bewohners mit einem Handtuch vor Feuchtigkeit geschützt.
  • Das Zimmer wird ggf. gelüftet und danach auf eine angenehme Raumtemperatur beheizt.
  • Der Klingelknopf wird in Reichweite des Bewohners abgelegt. Der Bewohner wird aufgefordert, bei Problemen die Pflegekraft zu rufen. Bewusstlose oder hilflose Bewohner werden während der Anwendung intensiv überwacht.
  • Ggf. wird der Bewohner aufgefordert, die Nase zu reinigen. Wir reichen ihm dafür ein Taschentuch oder Zellstoff.
  • Die Vitaldaten des Bewohners werden ermittelt.
Durchführung: Inbetriebnahme des Geräts
  • Das Inhalat und die Zusatzstoffe werden kontrolliert. Wir prüfen insbesondere das Verfallsdatum und achten auf sichtbare Veränderungen.
  • Das Schlauchsystem wird angeschlossen. Die Pflegekraft achtet darauf, dass die Schläuche nicht durchhängen.
  • Der Wasserbehälter wird am Gerät aufgehängt.
  • Der Ultraschallvernebler wird mit dem Stromkreis verbunden.
  • Das Gerät wird ca. 50 Zentimeter vom Bewohner entfernt aufgebaut. Das Schlauchende wird so platziert, dass sich der sichtbare Nebel unmittelbar vor dem Gesicht des Bewohners verflüchtigt.
  • Die Intensität der Vernebelung wird am Regler eingestellt.
Inhalation
  • Der Bewohner soll ruhig und langsam atmen. Die Aufnahme des Nebels wird verbessert, wenn sich der Bewohner nicht aufs Atmen konzentriert. Daher ist es sinnvoll, den Bewohner abzulenken und angemessen zu beschäftigen.
  • Wenn der Bewohner unruhig oder demenziell verändert ist, sollte die Pflegekraft anwesend bleiben.
  • Bei orientierten Bewohnern wird die Küchenuhr auf die geplante Zeit gestellt (zumeist zehn Minuten). Die Pflegekraft kann den Raum kurzfristig verlassen.
Nachbereitung: Abhusten von Sekret
Durch die Inhalation ist mit einer deutlich gesteigerten Bildung von Bronchialsekret zu rechnen. Da viele Menschen nicht wissen, wie sie richtig abhusten sollen, erklären wir dem Bewohner die richtige Hustentechnik.
  • Der Bewohner atmet durch die Nase ein.
  • Dann hustet er in kurzen, kräftigen Stößen.
  • Das gelöste Sekret wird ausgespuckt und nicht geschluckt. Wir reichen dem Bewohner einen Sputumbecher.
  • Die Hustenstöße werden erst dann wiederholt, wenn sich die Atmung beruhigt hat.
  • Ggf. erleichtern wir die Sekretlösung durch manuelle Maßnahmen wie etwa das Abklopfen des Thorax oder eine Vibrationsmassage.
  • Falls der Bewohner das Sekret nicht abhusten kann, saugen wir ihn ab.
Versorgung des Bewohners
  • Die Vitaldaten des Bewohners werden erneut ermittelt.
  • Der Bewohner wird nach seinem Befinden und nach der Wirkung der Inhalation gefragt.
  • Das Gesicht des Bewohners wird abgetrocknet. Ggf. setzen wir eine pflegende Hautcreme ein.
  • Falls die Haare des Bewohners feucht geworden sind, werden diese getrocknet.
  • Sofern notwendig führt die Pflegekraft eine Mund- und Nasenpflege durch. Mittels der Mundpflege wird das Risiko gesenkt, dass es zu Pilzerkrankungen oder zu Schleimhautdefekten kommt.
  • Der Bewohner wird bequem gelagert.
  • Dem Bewohner wird ein Getränk angeboten.
  • Der Bewohner sollte nach der Inhalation noch einige Minuten ausruhen.
  • Ggf. wird im Anschluss an die Inhalation die geplante Atemgymnastik durchgeführt.
  • Der Bewohner wird in der nächsten Stunde konsequent vor Zugluft geschützt.
  • Die Klingel wird in Reichweite abgelegt.
technische Arbeiten
  • Das Verbrauchsmaterial wird sachgerecht entsorgt. Das Schlauchsystem wird gemäß den Herstellervorgaben aufbereitet.
  • Das Gerät wird in den vom Hersteller vorgegebenen Intervallen gewartet. Dieses betrifft insbesondere den Wechsel von Verschleißteilen und Filtern.
  • Wir stellen sicher, dass das System für den nächsten Einsatz bereit ist.
Weitere Maßnahmen
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Bei relevanten Krankheitssymptomen wird der Hausarzt informiert.
  • Der Abfall wird entsorgt. Bei potenziell kontaminiertem Müll gelten die entsprechenden Standards.
  • Wir achten auf die typischen Symptome einer Hyperhydration. Dazu zählen eine Gewichtszunahme, ein Lungenödem sowie feuchte Rasselgeräusche in der Lunge.
Dokumentation
Die Maßnahme wird dokumentiert. Die wichtigsten Parameter dafür sind:
  • Beginn der Maßnahme
  • Dauer der Maßnahme
  • verwendete Zusätze
  • Reaktionen und Zustand des Bewohners
  • weitere relevante Beobachtungen
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • ggf. ärztliches Verordnungsblatt
  • Durchführungsnachweis
  • Pflegeplanung
  • Medizinproduktebuch
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
  • ggf. Pflegefachkräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Inhalation; Vernebler; Ultraschallvernebler; Pneumonie
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