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Version 1.05 - 2013 |
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Standard "Anwendung eines Flutters zur Sekretlösung" |
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Quälender
Dauerhusten am Tag und in der Nacht kann die körperlichen Ressourcen
eines alten Menschen schnell erschöpfen. Vor dem Griff zum
medikamentösen Hustenlöser kann es sinnvoll sein, um die Verschreibung
eines Flutters zu bitten. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es
nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die
Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne
Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige
Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für
die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch
ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
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Standard "Anwendung eines Flutters zur Sekretlösung" |
Definition:
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- Ein Flutter (auch "kleine Pfeife", "VRP-Gerät"
oder "Vario Resistance Pressure"-Gerät) ist ein Medizinprodukt, das
Atemübungen gegen einen erhöhten Widerstand erlaubt.
- Das Gerät besteht aus einem Hauptteil mit
Mundstück, einem Trichter, einem abschraubbaren und mit Löchern
versehenen Kopfteil sowie aus einer im Inneren frei beweglichen
Metallkugel.
- Ein Flutter funktioniert ähnlich wie eine
Trillerpfeife. Der Klient bläst Luft in das Gerät ein. Zunächst ist der
Luftstrom durch die Metallkugel versperrt. Der Druck erhöht sich binnen
weniger Sekundenbruchteile so weit, dass die Kugel vom Trichter abhebt.
Sie hält sich für einen kurzen Augenblick schwebend, während die Luft
unter ihr entweicht und der Druck wieder sinkt. Die Kugel fällt herab
und blockiert den Luftstrom erneut. Sie beginnt also zu "flattern".
- Es kommt somit zu periodischen
Druckschwankungen, die sich auf den Körper und insbesondere in das
Lungengewebe des Klienten ausbreiten. Die Vibration wird auch
"endobronchiale Perkussion" genannt.
- Festsitzender Schleim wird durch die
anhaltenden Schwingungen gelockert und verflüssigt. Es fällt dem
Klienten dadurch leichter, das Sekret abzuhusten.
- Ein Flutter kann vom Hausarzt verordnet werden. Im freien Handel kostet ein Gerät rund 100 Euro.
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Grundsätze:
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- Ein Flutter ist ein hochwirksames
Therapiemittel mit entsprechenden Nebenwirkungen. Ohne eine vorherige
ärztliche Verordnung ist eine Anwendung beim Bewohner ausgeschlossen.
- Der Klient wird während der Anwendung ggf. überwacht.
- Die Anwendung erfolgt gemäß der dem Gerät beiliegenden Gebrauchsanweisung.
- Wir arbeiten eng mit dem Hausarzt und mit dem Physiotherapeuten zusammen. Diese entscheiden über Art und Umfang des Trainings.
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Ziele:
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- Das in den Bronchien anhaftende Sekret wird verflüssigt und kann ausgehustet werden.
- Der unproduktive Hustenreiz wird vermindert.
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Vorbereitung: |
Wir nutzen den Flutter bei folgenden Krankheitsbildern:
- obstruktive Lungenerkrankungen
- restriktive Ventilationsstörungen mit gesteigerter Sekretbildung
- Mukoviszidose
- nach operativen Eingriffen, die zu einer gesteigerten Sekretbildung führen
Eine Anwendung ist bei folgenden Krankheitsbildern nicht sinnvoll:
- jede Form der Immobilität, die die
Mobilisierung ins Sitzen oder in eine erhöhte Rückenlage verhindert
(wichtig: Ein Flutter sollte nur in aufrechter Körperhaltung genutzt
werden.)
- Lungenembolie
- Thrombosen
- Pneumothorax
- Thrombopenie mit Sekretverhalt
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Durchführung:
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- Der Klient sitzt aufrecht. Er stützt sich mit den Ellenbogen etwa auf einem Tisch ab.
- Er nimmt den Flutter in beide Hände. Die Löcher im Kopfstück müssen frei bleiben.
- Der Klient soll tief durch die Nase einatmen und die Luft für einen kurzen Augenblick anhalten.
- Er soll nun das Mundstück fest mit den Lippen umschließen.
- Der Klient wird aufgefordert, langsam und
kontrolliert auszuatmen. Er soll dafür auch die Bauchmuskulatur nutzen,
aber nicht die Backen aufblasen.
- Die Pflegekraft achtet darauf, dass es zu keiner Halsvenenstauung kommt.
- Die Pflegekraft muss zudem für die Anzeichen
einer Hyperventilation sensibilisiert sein und die Maßnahme dann
unverzüglich abbrechen.
- Wir animieren den Klienten, den Neigungswinkel
des Flutters während der Bedienung zu variieren. Damit kann er zunächst
den notwendigen Druck anpassen, der für das Bewegen der Kugel notwendig
ist. Je mehr das Gerät geneigt wird, um so weniger Luft muss der Klient
in den Flutter pressen. Überdies kann die Frequenz der Schwingungen
angepasst werden. Je nach Winkel variiert die Frequenz zwischen 6 bis
26 Hz. Die Eigenfrequenz eines Brustkorbs liegt bei rund 12 Hz. Je
genauer dieser Wert erreicht wird, um so effektiver ist die
Verflüssigung des Sekrets. Die meisten Klienten erspüren diesen Effekt
eigenständig und optimieren den Neigungswinkel des Flutters unbewusst,
also quasi automatisch.
- Der Klient soll den Flutter mehrmals täglich
für jeweils 10 Minuten verwenden. Die meisten Anwender berichten, dass
sie es dann spüren, wenn der Schleim aufsteigt. Sie sollen dann
kontrolliert das Sekret abhusten.
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Nachbereitung: |
- Der Klient wird angeleitet, das Gerät
regelmäßig zu zerlegen und es unter laufendem und warmem Wasser zu
reinigen. Der Flutter sollte danach trocknen, bevor der Klient ihn
wieder zusammensetzt.
- Ist eine Desinfektion erforderlich, können die meisten Modelle abgekocht werden.
- Der Klient wird ggf. wieder gelagert.
- Die Pflegekraft erkundigt sich nach dem Befinden des Klienten.
- Die Pflegekraft führt erneut eine hygienische Händedesinfektion durch.
- Relevante Beobachtungen werden umgehend dem Hausarzt mitgeteilt.
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Dokumente: |
- Leistungsnachweis
- Berichtsblatt
- Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
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Verantwortlichkeit / Qualifikation: |
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Bronchitis; Husten; Atemnot;
Atmung; Pneumonieprophylaxe; Sauerstoff; Infektion; Vibration; Flutter |
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Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch
kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel
diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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