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Version 1.05 - 2014

Standard "Pflege von Senioren mit Bronchiektasen"

 
Die Versorgung von Bronchiektasen-Patienten ist vor allem eine mentale Herausforderung. Der Senior muss jeden Tag aufs Neue zur Kooperation bewegt werden, obwohl die Prognosen selbst bei bester Compliance zumeist alles andere als rosig sind.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von Senioren mit Bronchiektasen"
Definition:
  • Bronchiektasen sind irreversible Erweiterungen großer Bronchien. Die Schädigungen können ein- oder beidseitig, diffus (an unterschiedlichen Stellen der Lunge) oder auch nur lokalisiert auftreten.
  • In den Aussackungen und Erweiterungen der Bronchien sammelt sich Bronchialsekret an. Das angestaute Sekret ist der ideale Nährboden für Bakterien. Die gehäuft auftretenden Infektionen gehen dann in chronische Entzündungsprozesse über. Die Erkrankung hat einen chronisch fortschreitenden Verlauf und ist zumeist nicht heilbar. Regelmäßige Antibiotikatherapien können das Fortschreiten erheblich abmildern und verzögern.
  • Etwa Dreiviertel der Erkrankten klagen über Luftnot (Dyspnoe). Jeder zweite leidet unter Bluthusten (Hämoptysen). Am Ende des Krankheitsverlaufes steht nicht selten ein chronisches Lungenversagen.
Grundsätze:
  • Bereits die Schilderung der typischen Beschwerden legt den Verdacht auf Bronchiektasen nahe. Dieses insbesondere dann, wenn der Bewohner unter langjährigem Asthma oder unter schweren Lungeninfekten in der Kindheit litt.
  • Eine schmerzfreie Atmung ist Voraussetzung für eine menschenwürdige Existenz.
  • Jeder Bewohner hat Anrecht auf die beste Pflege und medizinische Betreuung.
  • Die Gabe von Sauerstoff ist stets nur als letztes Mittel zu wählen.
  • Wir arbeiten eng mit dem Haus- bzw. Facharzt zusammen. Jede Maßnahme wird zuvor genau mit dem Arzt besprochen und erst dann durchgeführt, wenn dieser zugestimmt hat.
  • Verfahren der Naturheilkunde kommen als Ergänzung (nicht Ersatz!) konventioneller Therapien in Betracht.
  • Alle Beobachtungen und Vitaldatenmessungen werden sorgfältig dokumentiert.
  • Wir nehmen alle Schmerzäußerungen des Bewohners ernst.
  • Nur wenn der Bewohner umfassend über seine Erkrankung informiert ist, kann er als Partner des Arztes aktiv an seiner Behandlung mitwirken.
Ziele:
  • Durch eine konsequente pflegerische und ärztliche Betreuung wird das Fortschreiten der Erkrankung verzögert.
  • Die Lebensqualität des Bewohners wird verbessert, insbesondere hat er keine unnötigen Schmerzen.
  • Die Atemsituation wird verbessert. Der Bewohner kann mühelos atmen.
  • Atemwegsinfektionen werden vermieden und ggf. wirksam bekämpft.
  • Komplikationen wie Cor Pulmonale oder eine Rechtsherzinsuffizienz werden vermieden.
Vorbereitung: Symptome
Wir achten auf Symptome, die auf eine Erkrankung hindeuten, etwa:
  • Der Bewohner leidet unter chronischem Husten mit (ggf. auch blutigem) Auswurf. Vor allem am Morgen hustet der Bewohner intensiv, um den Schleim zu lösen, der sich in der Nacht in den  Bronchiektasen angesammelt hat. Der Bewohner kann bis zu 200 ml aushusten (sog. "maulvolle Expektoration"). Das Sputum ist eitrig und übelriechend. Wenn es in einem Spitzglas gesammelt wird, bilden sich drei Schichten. Am Glasboden setzt sich eine ballenförmig-eitrige Schicht ab. In der Mitte lagert sich schleimiges Sputum ab. Oben ist der Auswurf schmierig-wässrig. Häufig können auch Blutbeimengungen beobachtet werden.
  • Ähnlich wie beim Asthma kann es zu begleitenden Bronchospasmen kommen.
  • Der Bewohner erleidet gehäufte Infektionen und Fieberschübe.
  • Der Bewohner bildet Trommelschlägelfinger (Verdickung der Fingerenden) und Uhrglasnägel (verstärkte Wölbung und Rundung der Fingernägel) aus als Folge des gestörten Blutkreislaufes und des chronischen Sauerstoffmangels.
  • Beim Abhören der Lunge kann man feuchte Rasselgeräusche feststellen.
(Hinweis: Nicht jeder Betroffene erleidet derartige Beschwerden. Es gibt auch symptomarme Verläufe.)
Prophylaxe
  • Wir raten dem Bewohner, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Diese Impfung muss alle 3 Jahre aufgefrischt werden.
  • Dem Bewohner wird nahegelegt, einmal jährlich die Grippeschutzimpfung durchführen zu lassen.
  • Wir sorgen für eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung. Der Bewohner sollte nach Möglichkeit warme Getränke zu sich nehmen.
  • Wir nutzen Ingwer-Brust-Kompressen, um die Durchblutung zu steigern und das körpereigene Immunsystem zu aktivieren. Nach einer sorgfältigen Einweisung sind viele Senioren in der Lage, die Maßnahme eigenständig durchzuführen.
  • Dem Bewohner wird dringend nahegelegt, das Rauchen einzustellen. Der Bewohner sollte darauf achten, dass er nicht als Passivraucher weiter mit den Giften in Kontakt kommt.
  • Der Bewohner wird vor schädlichen Luftbestandteilen geschützt, insbesondere vor Ozon oder Smog.
  • Der Bewohner erlernt Körperpositionen, die die Atmung erleichtern.
  • Wir vermitteln auf Wunsch den Kontakt zu Selbsthilfegruppen.
Durchführung: Abhusten
  • Der Bewohner wird angeleitet, am Morgen richtig abzuhusten. Er wird dafür in eine geeignete Körperhaltung gebracht.
    • Knie-Ellenbogen-Lage: Der Bewohner befindet sich "auf allen Vieren" auf dem Boden oder auf dem Bett. Er stützt sich mit den Knien und mit den Ellenbogen ab. Dadurch ist der Oberkörper abgesenkt.
    • Quincke-Hängelage: Der Bewohner liegt bäuchlings quer auf dem Bett. Der Oberkörper befindet sich außerhalb des Bettes. Der Bewohner stützt sich mit den Armen auf einer Fußbank ab. Der Kopf liegt auf einem tieferen Niveau als das Becken, der Oberkörper ist also in einer Tieflagerung.
  • Wir nutzen Klopfmassagen, Vibrationsanwendungen und Inhalation, um das Sekret zu lockern.
  • Bewohner mit folgenden Krankheitsbildern erhalten keine Vibrationsbehandlung:
    • Schädel-Hirn-Trauma
    • Herzinfarkt
    • Lungenembolie
    • Phlebothrombose
    • erhöhte Blutungsneigung
    • Osteoporose
    • Frakturen oder Tumorbildung im Thoraxbereich, im Abdomen oder in der Wirbelsäule
  • Der Bewohner sollte den Auswurf nach Möglichkeit nicht verschlucken, sondern in einem Becher auffangen.
  • Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass konsequentes Abhusten das Risiko von komplizierten Infektionen senken kann.
  • Wir leiten den Bewohner in der Nutzung eines "Flutters" an, um endogene (innere) Vibrationen auszulösen.
  • Nach dem Abhusten ermöglichen wir dem Bewohner eine intensive Mundpflege.
medikamentöse Therapie
  • Die medikamentöse Therapie erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt. Wir beobachten die Wirkungen und die Nebenwirkungen und geben die Informationen an den Arzt weiter.
  • Zur Verbesserung der Reinigungsleistung und zur Vermeidung von Bronchospasmen können Theophylline und Betamimetika genutzt werden.
(Hinweis: Die Anwendung von Schleimlösern und Schleimverflüssigern ist umstritten. Kritiker bemängeln den fehlenden Wirksamkeitsbeweis für die Dauertherapie.)
  • Entzündungen werden mit Antibiotika bekämpft. Im Vergleich zu unkomplizierten Infektionen der Atemwege werden die Medikamente aber über einen längeren Therapiezeitraum und in höheren Dosierungen verabreicht. Wir stellen sicher, dass der Bewohner die Therapie nicht eigenmächtig abbricht.
  • Vor der Verabreichung von Antibiotika kann es sinnvoll sein, eine bronchoskopische Absaugung und Spülung durchzuführen.
  • In Einzelfällen sind sogar dauerhafte oder regelmäßig wiederkehrende Antibiotikagaben sinnvoll, die auch inhalativ erfolgen.
  • Antibiotikagaben erfolgen nach genauer Abwägung des Nutzens und der Risiken. Zuvor sollte ein Antibiogramm angefordert werden. Wenn der Bewohner von resistenten Keimen befallen ist, gelten verstärkte Hygienestandards vergleichbar zu Infektionen mit MRSA.
operative Therapie
Falls der behandelnde Arzt einen operativen Eingriff empfiehlt, stehen wir dem Bewohner jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung. Wir sind uns bewusst, dass jeder Eingriff an der Lunge mit großen Ängsten verbunden ist.
  • Bei lokal begrenzten Bronchiektasen kann eine Resektion der betroffenen Lungenabschni

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++



 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Atmung; Lunge; Bronchiektasen
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