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Version 1.08 |
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Pflegestandard
"Orientierungsstörungen" |
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Mit etwas Geduld und der richtigen
Strategie können Orientierungsstörungen oftmals deutlich
gelindert werden. Dieser Standard basiert auf dem
Realitäts-Orientierungs-Training (ROT) und richtet sich
insbesondere an Senioren im Frühstadium einer dementiellen
Erkrankung. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert
und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
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Pflegestandard
"Orientierungsstörungen" |
Definition: |
- Ein mental gesunder Mensch weiß, wie sein
Name lautet und wo er sich befindet. Das Datum, der Wochentag und
die ungefähre Uhrzeit sind ihm bekannt. Er weiß, was gerade um ihn
herum geschieht.
- Wenn ein Bewohner über dieses Wissen nur noch
teilweise verfügt, liegt eine Orientierungsstörung vor. Wenn diese
Fähigkeiten vollends verloren sind, leidet ein Mensch unter
Desorientiertheit, der schwersten Form einer Orientierungsstörung.
- Störungen zur zeitlichen Orientierung treten
oft schon in der Frühphase einer dementiellen Erkrankung auf.
Orientierungsstörungen zur eigenen Person stehen zumeist am Endpunkt
der Entwicklung.
- Oftmals sind Orientierungsstörungen die Folge
des Umzugs in ein Pflegeheim. Sie bilden sich dann nach einigen
Wochen zurück und verschwinden vollends.
- Diese Störungen sind abzugrenzen gegen
wahnhafte oder halluzinatorische Situationsverkennungen. Ein
Bewohner könnte etwa glauben, dass er Elvis Presley sei und in
Memphis/Tennessee wohne. Dieses ist aber keine Orientierungsstörung.
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Grundsätze: |
- Orientiertheit ist kein absolutes Ziel,
sondern kann ggf. einer höheren Lebensqualität untergeordnet werden.
Insbesondere bei hochbetagten Menschen mit dementiell bedingten
Hirnleistungsdefiziten ist es akzeptabel, dass diese den aktuellen
Wochentag nicht mehr nennen können.
- Die Würde des Bewohners bleibt stets gewahrt.
Wir gehen einfühlsam und taktvoll mit dem Bewohner um. Wir vermeiden
es, seine Schwächen offen zu legen und ihn damit bloßzustellen.
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Ziele: |
- Der Bewohner ist so umfassend wie möglich
orientiert.
- Der Bewohner weiß, wo er sich befindet. Er
ist in der Lage, sein Zimmer zu finden.
- Der Bewohner kennt das aktuelle Datum, den
Wochentag und die Jahreszeit.
- Der Bewohner kann Situationen korrekt
einschätzen. Er stört seine Mitbewohner nicht. Eine Selbst- und
Fremdgefährdung wird (soweit möglich) ausgeschlossen.
- Der Bewohner weiß, wer er ist. Er erkennt
Mitbewohner, Pflegekräfte und Angehörige wieder.
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Vorbereitung: |
Erfassung der Defizite |
- Eine Störung der zeitlichen Orientierung
liegt vor, wenn der Bewohner das Datum nicht nennen kann. Er kennt
weder den Wochentag, noch den Monat oder das Jahr. Dieses äußert
sich etwa darin, dass der Bewohner im Januar glaubt, dass aktuell
Sommer sei.
- Bei einer örtlichen Orientierungsstörung weiß
der Bewohner nicht, wo er sich aktuell befindet. Der Bewohner
glaubt, dass er an einem anderen Ort ist und verhält sich
entsprechend.
- Eine Störung der situativen Orientiertheit
führt zu einer Fehlinterpretation des Verhaltens von Mitmenschen.
- Eine Störung der Orientierung zur eigenen
Person liegt vor, wenn ein Bewohner nicht mehr weiß, wer er ist. Der
Bewohner kennt seinen Vornamen nicht. Bewohnerinnen verwechseln
ihren Mädchennamen mit ihrem jetzigen Nachnamen. Das Alter ist
unbekannt. Ggf. nehmen sich Bewohner sogar als eine andere Person
wahr.
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Durchführung: |
allgemeine Maßnahmen |
- Wir prüfen, ob der Bewohner Medikamente
einnimmt, die die Orientierungsstörungen auslösen oder fördern
können. Ggf. wird im Dialog mit dem behandelnden Hausarzt nach
alternativen Arzneimitteln gesucht.
- Wir prüfen, ob der Bewohner unter psychischen
Erkrankungen leidet, die mitursächlich für die
Orientierungsstörungen sein können. Relevant sind insbesondere
Halluzinationen oder Wahnerkrankungen.
- Wir stellen sicher, dass das Verhalten nicht
die Folge von Alkoholgenuss oder Drogenkonsum ist.
- Wir prüfen, ob die Hilfsmittel des Bewohners
funktionieren, insbesondere eine Brille oder das Hörgerät.
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Hilfestellung bei zeitlichen
Orientierungsstörungen: |
- Im Zimmer des Bewohners werden eine große
analoge Uhr (also mit Zeigern) sowie ein Abreißkalender aufgehängt.
- Ggf. sollte der Bewohner eine Armbanduhr mit
großen Zeigern tragen.
- Wir animieren den Bewohner, einen
Terminkalender oder ein Tagebuch zu führen.
- Der Bewohner wird täglich nach dem Datum
gefragt. Falls er dieses nicht weiß, geben wir ihm diese
Information.
- Der Tagesablauf sollte stets gleich bleiben.
Es gibt feste Zeiten für das Essen, für den Schlaf und für
Beschäftigungsangebote. Regelmäßig durchzuführende therapeutische
Maßnahmen sollten an stets gleichen Terminen geplant werden.
- Der Bewohner wird ermuntert, vertraute
Rituale (etwa ein kleines Glas Bier vor dem Schlafengehen) weiter zu
pflegen.
- Die Einrichtung und das Bewohnerzimmer werden
der Jahreszeit entsprechend dekoriert.
- Der Bewohner wird ermuntert, an Sonn- und
Feiertagen festlichere Kleidung zu tragen.
- Wir führen den Bewohner an das Fenster oder
in den Garten. Dieses insbesondere, wenn sich die Jahreszeiten
sichtbar ändern. Beispiele: Der erste Schnee des Winters fällt. Die
Natur erwacht im Frühling. Der Herbst färbt die Blätter. Wir
ermuntern den Bewohner, seine Eindrücke zu beschreiben.
- Wir ermuntern den Bewohner, die
Fernsehnachrichten zu verfolgen oder in der Zeitung zu lesen.
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Hilfestellung bei örtlichen
Orientierungsstörungen: |
- Die Tür des Bewohners wird mit einem Foto von
ihm gekennzeichnet. Der Bewohner wird an der Gestaltung dieser
Orientierungshilfe beteiligt.
- Jeder Bewohner erhält die Gelegenheit, seinen
Wohnraum mit eigenen Möbeln und Einrichtungsgegenständen
auszustatten.
- Möbel und wichtige Einrichtungsgegenstände im
Zimmer des Bewohners werden nicht ohne zwingenden Grund umgestellt.
Auch Gemeinschaftsräume sollten möglichst konstant beibehalten
werden.
- Der Bewegungsspielraum von neu eingezogenen
Bewohnern wird nur stückweise erhöht. Wir führen den Bewohner zu
verschiedenen Punkten innerhalb oder außerhalb der Einrichtung und
fordern ihn auf, den Weg nach Hause eigenständig zu wählen. Er wird
auf seinem Rückweg begleitet. Im weiteren Verlauf kann die Aufsicht
auch so erfolgen, dass der Bewohner glaubt, unbeobachtet zu sein.
- Wir prüfen insbesondere, ob der Bewohner im
Straßenverkehr sich oder andere gefährdet. Bei Spaziergängen
außerhalb der Einrichtung wird der Bewohner dann ggf. begleitet.
- Wir machen Mitbewohner darauf aufmerksam,
dass der Bewohner sich ggf. in ein falsches Bewohnerzimmer verirren
könnte. Wir stellen aber klar, dass dieses nicht in der Absicht
geschieht, etwas zu stehlen. Wir bitten die Mitbewohner, den
Bewohner dann in das richtige Zimmer zu begleiten.
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Hilfestellung bei situativen
Orientierungsstörungen: |
- Durchzuführende Pflegemaßnahmen werden dem
Bewohner immer wieder erklärt.
- Im Speisesaal oder bei Gruppenangeboten
sollte der Bewohner einen festen Sitzplatz haben.
- Wenn sich der Bewohner unangemessen verhält,
wird er darüber freundlich und taktvoll informiert.
- Der Bewohner wird nicht in seinem Irrtum
bestärkt, sondern mit der Wirklichkeit in Kontakt gebracht.
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Hilfestellung bei
Orientierungsstörungen zur Person: |
- Der Bewohner wird stets mit seinem Namen
angesprochen.
- Pflegekräfte stellen sich dem Bewohner immer
wieder mit ihrem Namen vor. Sie sollten zudem ein Namensschild
tragen.
- Der Bewohner wird stets mit "Sie"
angesprochen. Er wird nur geduzt, wenn der Bewohner dieses
ausdrücklich wünscht und das "Du" anbietet.
- Wir ermuntern den Bewohner, in Fotoalben zu
blättern und die abgebildeten Personen zu benennen. Dieses
gleichermaßen bei alten wie bei neueren Fotografien.
- Wir helfen dem Bewohner dabei, Familienfotos
in seinem Zimmer aufzustellen oder an die Wand zu hängen.
- Im Raum des Bewohners wird ein großer Spiegel
aufgehängt.
- Die Frisur des Bewohners wird nicht ohne
zwingenden Grund geändert, etwa weil diese danach pflegeleichter
wäre.
- Wir animieren den Bewohner, Kontakte zu
Bezugspersonen außerhalb der Einrichtung weiterhin zu pflegen.
- Wir nutzen das Konzept der basalen
Stimulation, damit der Bewohner seinen Körper spüren kann.
- Wir zeigen dem Bewohner eine Liste mehrerer
Vornamen. Er soll in dieser seinen eigenen Vornamen finden. Ähnlich
gehen wir beim Nachnamen und dem Geburtsdatum vor.
- Wir nutzen konsequent das System der
Bezugspflege.
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Nachbereitung: |
- Der behandelnde Hausarzt wird regelmäßig über
den mentalen Zustand des Bewohners informiert. Dieses insbesondere,
wenn sich die Intensität der Orientierungsstörungen binnen kurzer
Zeit erhöhte.
- Die Pflegeplanung wird regelmäßig angepasst.
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Dokumente: |
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Verantwortlichkeit /
Qualifikation: |
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Realitäts-Orientierungs-Training; ROT;
Orientierungsstörungen; Demenz |
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angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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