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Version 1.09b - 2013

Standard "Anwendung von Aktivkohle bei chronischen Wunden"

 
Für viele Senioren mit chronischen Wunden sind die Schmerzen noch nicht einmal das Schlimmste. Viel bedrückender ist die penetrante Geruchsbelästigung, die etwa von Ulzerationen oder von durchbrechenden Karzinomen ausgeht. Über kurz oder lang werden selbst gute Freunde und Angehörige Abstand halten.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

Standard "Anwendung von Aktivkohle bei chronischen Wunden"
Definition:
  • Wundgerüche führen bei vielen betroffenen Senioren zu einer deutlichen Verminderung der Lebensqualität, da das soziale Umfeld den Kontakt meiden wird. Eine solche Belästigung tritt insbesondere bei infizierten Wunden sowie bei exulzerierenden Tumorwunden auf. Der unangenehme Geruch entsteht durch den Zerfall von Eiweißstoffen.
  • Die wirkungsvollste Therapie besteht darin, den Auslöser der Geruchsbelästigung zu beseitigen, also etwa die Keimbesiedelung einer infizierten Wunde. Dieses ist jedoch nicht immer möglich. In diesen Fällen konzentrieren wir uns darauf, den Wundgeruch zu beseitigen oder zumindest einzudämmen.
  • Wir setzen dafür Wundauflagen aus der Gruppe der Aktivkohle-Kompressen ein, die alle nach einem gemeinsamen Grundprinzip funktionieren. Genutzt wird die geruchsbindende Funktion der aktivierten Kohle, die den Kern der Kompresse bildet. Außerdem sind die Produkte i.d.R. mit weiteren Schichten versehen, etwa:
    • Absorptionskissen (Viskose, Polyethylen, Polypropylen)
    • Wunddistanzgitter aus Acrylfasern
    • Schaumstoffkompresse
    • Hydrofiber/Kalzium-Natriumalginat-Gemisch
    • Zellulose
    • Außenschicht aus Vliesstoff
    • Silberimprägnierung (bei infizierten Wunden)
  • Aktivkohle-Kompressen haben eine vergleichsweise hohe Saugkapazität und sind in der Lage, Eiweißmoleküle und Bakterien zu binden.
  • Einige Produkte werden als absorbierender Komplett-Wundverband angeboten. Damit wird die Nutzung einer separaten Wundauflage und eines zusätzlichen absorbierenden Verbandes unnötig.


Bild: Einsatz einer Hydrofaser-Wundauflage im Rahmen der Behandlung einer Amputationswunde als Folge des diabetischen Fußsyndroms. Die Pflegekraft bringt mittels einer Pinzette die Tamponade im Wundbereich auf. Das Material darf bei der Entnahme aus der Verpackung nicht mit der Hand der Pflegekraft in Kontakt kommen.
Grundsätze:
  • Wir sind uns stets bewusst, wie bedrückend eine übel riechende Wunde für den betroffenen Senioren ist. Wir werden alle Möglichkeiten nutzen, um die Lebensqualität des Bewohners zu erhalten.
  • Der beste Weg, um die Geruchsbelästigung zu beseitigen ist die Ursachenbekämpfung. Die Nutzung von Aktivkohle führt lediglich zu einer Linderung der Symptomatik.
Ziele:
  • Unangenehme Gerüche werden neutralisiert.
  • Wundexsudat wird absorbiert.
  • Ein ideales, feuchtes Wundmilieu wird geschaffen.
  • Die Wundauflage verklebt nicht mit der Wunde.
Vorbereitung: Indikation
  • Wir nutzen Aktivkohle-Wundauflagen bei folgenden Krankheitsbildern, die mit übel riechenden Wunden verbunden sind:
    • nach Entfernung von Tumoren, Abszessen oder Eiterherden
    • infizierte, eiternde Hautdefekte
    • infektionsgefährdete Wunden
    • infizierte Oberflächendefekte
    • Ulcus cruris
    • Dekubitus
    • diabetisches Fußsyndrom
  • Es sind keine relevanten Kontraindikationen bekannt.
  • Die Aktivkohle-Wundauflagen mit Silberimprägnierung sind auch wirksam bei MRSA-Stämmen (Methicillinresistente Staphylococcus aureus) und VRE-Stämmen (Vancomycin-resistente Enterokokken).
Durchführung: Verbandswechsel
  • Eine detaillierte Durchführung ist im Standard "Verbandswechsel bei septischen und aseptischen Wunden" beschrieben.
  • Die Wunde wird gemäß Standard gesäubert.
  • Bei tiefen Wunden: Die Tamponade kann beidseitig genutzt werden. Die Pflegekraft bringt die Tamponade mittig auf die tiefe Wunde auf. Sie nutzt dafür eine Pinzette. Die überstehenden Ränder werden vorsichtig eingedrückt. Die Tamponade sollte mit der Wundoberfläche einen direkten Kontakt haben, da die Wirksamkeit dann deutlich verbessert wird. Abhängig vom Exsudationsvolumen und der Wundsituation wird nun ein passender Sekundärverband gewählt, aufgebracht und mit einem geeigneten Material befestigt (etwa Fixierpflaster oder -binde).
  • Bei flachen Wunden: Die Saugkompresse wird mit der dunklen Aktivkohleseite auf die Wunde aufgebracht. Die Größe des Verbandes wird passend zur Wundfläche gewählt und sollte die Wunde um mindestens 2 bis 3 cm überlappen. Die Wundauflage wird mit einem geeigneten Material fixiert, also etwa mit einem nichthaftenden Schlauchverband, Mullbinden oder Klebestreifen.
  • Wenn die Kompresse beschädigt wird, kann die Aktivkohle in die Wunde gelangen. Die Wundheilung als solche würde dadurch nicht wesentlich beeinflusst. Jedoch färbt die Aktivkohle die Wunde schwarz und macht eine Wundbeobachtung vorübergehend unmöglich. Aus diesem Grund ist es auch nicht sinnvoll, die Kompresse zu zerschneiden oder zu zerreißen.
  • Bei direktem Kontakt der Kompresse mit der Wundoberfläche kann es zu Verklebungen kommen. Daher sollten diese Wundauflagen zum Entfernen stets angefeuchtet werden. Alternativ kann der Wundgrund mit Fettgaze abgedeckt werden.
  • Folienbeschichtete Wundauflagen fördern ein feucht-warmes Wundmilieu und somit das Zellwachstum. Bei exulzerierenden Tumorwunden ist diese Eigenschaft problematisch, da auch die Vermehrung von entartetem Gewebe unterstützt wird. Folglich sollte bei diesem Wundtyp eine konventionelle Sekundärabdeckung gewählt werden. Die meisten Produkte dürfen laut Beipackzettel ohnehin nicht mit luftdichten Materialien abgedeckt werden.
  • Bei Wunden mit erhöhter Exsudation sollten zusätzlich spezielle Vlieskompressen mit Superabsorbern genutzt werden. Die Wundauflagen müssen dann seltener gewechselt werden. Die Schmerzbelastung sinkt dadurch.
Nachbereitung:
  • Je nach Wundexsudation verbleibt die Wundauflage ein bis drei Tage auf der Wunde. Infizierte Wunden werden einmal täglich neu versorgt. Häufigere Intervalle sind auch bei intensiver Geruchsentwicklung sinnvoll.
Dokumente:
  • Wunddokumentation
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Hydrofaser; Dekubitus; Wunde; Wundauflage; Verband
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.