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Version 2.06c - 2015 |
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Pflegestandard "Einsatz von Hydrokolloid-Wundverbänden" |
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Nicht
appetitlich, dafür aber spektakulär: Mit allerlei
Vorher-Nachher-Bildern preist die Industrie die Wirksamkeit von
Hydrokolloid-Wundverbänden an. Tatsächlich jedoch funktioniert der
Zauber nur bei penibler Beachtung der Vorgaben. Und selbst dann kann
das "Heilungswunder" ganz anders ausfallen als erhofft. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und
an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
Dieses Dokument ist auch
als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar.
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Pflegestandard "Einsatz von Hydrokolloid-Wundverbänden" |
Definition:
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Aufbau von Hydrokolloidverbänden
- Ein Hydrokolloidverband besteht im Wesentlichen aus drei Elementen:
- Hydrokolloide, also quellfähige, hydrophile
Substanzen, die Carboxymethylcellulose, Alginate, Gelatine, Pektin,
Karaya-Gummi und weitere Zusatzstoffe enthalten.
- Die Hydrokolloide werden in eine Trägermasse
(sog. "Klebematrix") eingebettet. Diese besteht aus synthetischen
Kautschukarten und verleiht der Masse Elastizität. Die gute
Haftfähigkeit sorgt dafür, dass die Masse auf der Wunde nicht
verrutscht.
- Umschlossen wird der Verband durch einen
Polyurethanfilm oder vergleichbare Schaumstoffe. Diese Schicht ist
semipermeabel, keim- und wasserdicht.
- Hydrokolloide werden in verschiedenen Formen
verkauft. Insbesondere können Auflagen genutzt werden, die bereits an
die anatomischen Gegebenheiten etwa der Sakralgegend oder der Fersen
angepasst sind.
Funktionsweise
- Wenn die hydrophilen Partikel mit Wundsekret in
Kontakt kommen, quellen diese auf und lösen sich aus der Klebematrix.
Es bildet sich ein zähflüssiges Gel, das sich in der Wunde ausbreitet
und dort für ein ideal feuchtes Mikroklima sorgt.
- Das Gel nimmt dabei eine gelbliche, grünliche
oder bräunliche Färbung und einen unangenehmen Geruch an. Es legt sich
auf die Wunde, ohne damit zu verkleben. Überschüssiges Wundexsudat wird
ebenso wie Zelltrümmer und Keime aufgenommen und eingeschlossen.
- Je mehr die Gelschicht expandiert, um so
geringer wird die Klebekraft der Wundauflage. Daher kann der spätere
Verbandswechsel atraumatisch und schmerzarm erfolgen. Allerdings bleibt
dann eine Gelschicht zurück, die entfernt werden muss.
- Das Gel kann leicht mit Eiter verwechselt
werden. Daher ist es wichtig, die Wunde zunächst gründlich auszuspülen.
Erst danach wird der Wundzustand beurteilt und per Fotodokumentation
festgehalten.
- Inzwischen werden aber auch
Hydrokolloidverbände mit kompakter Gelstruktur angeboten. Diese dehnen
sich zwar in die Wunde aus, behalten dabei aber ihre Form. Sie werden
in einem Stück und rückstandsfrei aus der Wunde entfernt.
- Einige Produkte lösen eine überschießende
Granulation aus. Dieses ist die Reaktion auf den vorübergehenden
Sauerstoffmangel, den ein Hydrokolloidverband im Wundgebiet auslöst.
Dieser Effekt kann reguliert werden, indem für die weitere Therapie ein
Verband gewählt wird, der mehr Sauerstoff passieren lässt. Ggf. kann
die Heilungsstörung durch einen späteren chirurgischen Eingriff
korrigiert werden.
Vorteile
- Hydrokolloidverbände geben Feuchtigkeit an das Wundgebiet ab und fördern die Selbstreinigungsfähigkeiten einer Wunde.
- Hydrokolloidverbände verflüssigen oberflächliche Beläge und fördern die Granulation.
- Es wird ein ideal feuchtes Wundklima geschaffen.
- Die Wunde wird stets ideal warmgehalten. Die Epithelisierung kann ungestört fortschreiten.
- Hydrokolloid-Wundauflagen sind aufgrund der
Matrixeigenschaften elastisch und adhäsiv. Sie können daher ggf. ohne
weitere Fixierung direkt auf die Wunde geklebt werden.
- Viele Produkte benötigen keinen Sekundärverband.
- Schmutz und Keime können nicht in die Wunde gelangen.
- Hydrokolloide haben eine starke Barriereeigenschaft. Sie ermöglichen es dem Bewohner sogar, ggf. zu duschen.
- Viele Betroffene berichten, dass diese Auflagen den Wundschmerz lindern.
- Die Wundauflage kann zumeist atraumatisch und schmerzfrei entfernt werden.
- Hydrokolloidverbände können bis zu sieben Tage auf dem Wundgebiet verbleiben.
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Grundsätze:
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- Wir sind uns bewusst, dass Hydrokolloide die
Chancen auf eine Ausheilung deutlich steigern. Dennoch können diese
Wundtherapeutika nur eine Komponente einer komplexen
Behandlungsstrategie sein. Zudem hat die konsequente Druckentlastung
auch bei einer Hydrokolloid-Therapie oberste Priorität.
- Die lange Verweildauer der Wundauflage auf der
Haut ist Chance und Risiko zugleich. Zwar wird die Hauttraumatisierung
reduziert, gleichzeitig jedoch können krankhafte Veränderungen über
Tage unbemerkt bleiben.
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Ziele:
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- Die Wunde heilt ab.
- Der Bewohner hat keine vermeidbaren Schmerzen, insbesondere nicht beim Verbandswechsel.
- Komplikationen wie etwa Infektionen werden vermieden.
- Die Lebensqualität des Bewohners wird erhöht.
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Vorbereitung: |
Indikation:
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- Die Wundauflage ist geeignet für alle Wunden mit schlechter Heilungstendenz, also insbesondere Dekubitus sowie Ulcus cruris.
- Verbrennungen bis zum zweiten Grad können mit Hydrokolloiden zur Abheilung gebracht werden.
- Hydrokolloide können bei allen Wunden mit geringer bis mittlerer Exsudation benutzt werden.
- Wirksam sind Hydrokolloide auch bei Wunden mit
fibrinösen und mit schmierigen Belägen. Diese werden aufgeweicht,
gelöst und im Gel gebunden.
- Hydrokolloide werden auch nach der Entnahme von Spalthaut oder zur Versorgung von umfangreicheren Schürfwunden eingesetzt.
- Hydrokolloide eignen sich für Wunden in allen Heilungsphasen.
- Hydrokolloide können auch als Sekundärverband
genutzt werden, etwa wenn Alginate oder silberhaltige Produkte direkt
auf der Wunde aufliegen.
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Kontraindikationen:
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- Bei klinisch infizierten Wunden nutzen wir
keine Hydrokolloide, sondern silberhaltige Produkte oder
Kombinationsprodukte mit Lavaseptgel.
- Hydrokolloide sind ungeeignet bei Wunden mit freiliegenden Muskeln, Sehnen oder Knochen.
- Die Nutzung bei blutenden Wunden ist nicht sinnvoll.
- Wenn die Wunde schlecht zugänglich ist, sollten
keine Hydrokolloide genutzt werden. Ausnahme: Es stehen speziell
angepasste Wundauflagen zur Verfügung.
- Bei ischämischen Ulzera nutzen wir keine Hydrokolloide.
- Problematisch ist die Nutzung bei allen Wunden,
die häufig inspiziert werden müssen. Dieses etwa bei Geschwüren am
diabetischen Fuß.
- Hydrokolloide sind kontraindiziert bei allen
Geschwüren, die durch chronische Infektionen verursacht werden, also
etwa durch Tuberkulose, Syphilis, AIDS oder tief gehende
Pilzinfektionen.
- Bei Tumorwunden kann die Nutzung von Hydrokolloiden das Wachstum der entarteten Zellen um bis zu 20 Prozent beschleunigen.
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allgemeine Maßnahmen
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- Die Wundauflage muss mindestens einmal täglich inspiziert werden.
- Es gibt eine große Anzahl verschiedener
Produkte, deren Eigenschaften im Detail abweichen können. Die
Pflegekraft muss daher den Beipackzettel sorgfältig lesen.
- Die Pflegekraft beachtet die Vorgaben, die im
Standard "Verbandswechsel bei septischen und bei aseptischen Wunden"
festgelegt sind. Dieses betrifft insbesondere die Bestimmungen zur
Hygiene. Sie setzt zudem den Standard "Wundspülung" um.
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Durchführung:
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Anwendung:
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- Die Haut um die Wunde sollte sauber und fettfrei sein. Dieses erhöht die Saugkraft der Wundauflage.
- Die Pflegekraft wärmt die Wundauflage mit der
Hand auf. Der enthaltene Polyacrylatkleber entwickelt erst bei Wärme
seine optimale Haftfähigkeit.
- Die Pflegekraft entfernt die Schutzfolie der Wundauflage.
- Der Verband sollte die Wunde um mindestens drei
Zentimeter überlappen. Wenn die Blase den Wundrand erreicht hat, könnte
eine Verbindung nach außen entstehen. Keime könnten in die Wunde
eindringen.
- Falls nötig (und vom Hersteller erlaubt) können
auch mehrere Verbände gleichzeitig aufgebracht werden. Diese überlappen
sich dann.
- Ggf. kann die Wundauflage zugeschnitten werden.
- Die Wundauflage wird zunächst auf einer Seite
aufgebracht. Mit einer rollenden Bewegung wird nun der Rest auf der
Wundfläche abgelegt.
- Nach dem Auflegen wird das Hydrokolloid mit der
Hand anmodelliert. Wenn die Pflegekraft den Verband für zwei Minuten
vorsichtig aufdrückt, erhöht sie damit erheblich die Haftfähigkeit.
- Es ist wichtig, dass der Wundverband direkten
Kontakt mit dem Wundgrund hat. Es dürfen keine Luftblasen zu sehen
sein. Ist dieses nicht möglich, können zusätzlich Alginate genutzt
werden.
- Falls notwendig kann der Verband per
Pflasterfixierung auf dem Wundgebiet befestigt werden. Dieses ist
insbesondere bei Auflagen ohne einen Kleberand notwendig.
- Bei unruhigen Senioren kann die Wundauflage mit einer zusätzlichen Binde fixiert und geschützt werden.
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Verbandswechsel:
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- Ein angemessener Wechselzyklus ist wichtig für
den Therapieerfolg. Wird die Wundauflage zu häufig gewechselt, wird die
Wunde unnötig traumatisiert. Eine zu lange Wartezeit kann zu einer
Mazeration der Wunde führen.
- Durch die Aufnahme des Wundexsudats quillt das
Hydrokolloid auf. Es bildet sich eine Blase, die durch das
Verbandsmaterial sichtbar ist. Spätestens, wenn sich die Blase über die
gesamte Wunde erstreckt
+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Dekubitus; Wunde; Wundauflage; Hydrokolloide |
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Genereller
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angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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