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Version 2.05a - 2016

Pflegestandard "imprägnierte Wundgaze"

 
Dass imprägnierte Gaze für die Wundversorgung genutzt wird, liegt nicht allein an den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Mindestens ebenso wichtig ist, dass diese Auflagen vergleichsweise preiswert sind. Und so wird Gaze mitunter auch für Hautläsionen eingesetzt, die mit Hydrogelen besser versorgt wären.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Pflegestandard "imprägnierte Wundgaze"
Definition:
  • In der modernen Wundtherapie ist ein atraumatischer Verbandswechsel von zentraler Bedeutung. Damit wird nicht nur eine optimale Wundheilung sichergestellt, sondern der Bewohner wird auch vor unnötigen Schmerzen geschützt. Viele moderne Wundauflagen haben jedoch den Nachteil, dass sie bei sehr großflächigen Wunden wie etwa Schürf- oder Brandwunden aus Kostengründen nicht eingesetzt werden können. In solchen Fällen wird von Ärzten gerne auf imprägnierte Wundgaze zurückgegriffen. Diese ist vergleichsweise preisgünstig.
  • Wundauflagen aus Gaze sind grobmaschige Netze aus Baumwolle oder aus Kunstfasern. Sie sind mit hydrophoben Fettsalben imprägniert, die sich nicht mit Wasser vermischen. Verwendet wird dazu etwa Vaseline oder dickflüssiges Paraffin.
  • Das Exsudat kann aufgrund der großen Maschenweite des Gittertülls ungehindert abfließen. Es wird dann von Saugkompressen oder von Mullkompressen aufgenommen, die hinter der Gaze aufgebracht werden. Gleichzeitig stellt die Salbenimprägnierung sicher, dass der Verband nicht mit dem Wundgrund verklebt und somit atraumatisch wieder entfernt werden kann.
  • Fettgazen haben rückfettende Eigenschaften, die insbesondere bei epithelisierenden Wunden die Heilung beschleunigen. Das entstehende Narbengewebe ist geschmeidiger und widerstandsfähiger.
  • Wenn die Exsudation nachlässt, sollte Wundgaze nicht mehr genutzt werden. Dieses gilt vor allem für Kompressen mit einer Paraffin- oder Vaselineimprägnierung. Diese Auflagen könnten trotz der Imprägnierung mit dem Wundgrund verkleben; sie ließen sich dann auch mit Kochsalz (wegen der Wasser abweisenden Eigenschaft) nur schwer ablösen. Das Ablösen von anhaftender Fettgaze ist für Betroffene überaus schmerzhaft.
Hinweis: Auf dem Markt sind zahlreiche verschiedene Produkte mit vielfältigen Imprägnierungen verfügbar. Bei einigen Wundgazen kann die Anwendung von den Vorgaben dieses Standards abweichen. Daher ist es notwendig, die Packungsbeilage genau zu lesen und umzusetzen.

Anwendungsvarianten:
  • Einige Präparate sind mit Silber-Sulfadiazin bzw. Silbersalz versehen. Diese antibakterielle Komponente ermöglicht eine Infektionsprophylaxe und -therapie insbesondere bei Verbrennungswunden.
  • Andere Auflagen enthalten Hydrokolloidpartikel. Diese nehmen Exsudat auf und schaffen ein feuchtes Wundmilieu.
  • Honigbeschichtete Gaze wird für akute Wunden, postoperative Nahtwunden, Verbrennungen sowie bei verschiedenen chronischen Hautdefekten genutzt.
  • Wundgaze, die mit einem Antiseptikum kombiniert wird, eignet sich für Wunden mit hoher Infektionswahrscheinlichkeit sowie zur Behandlung von bereits vorhandenen Hautinfektionen.
Grundsätze:
  • Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Arzt zusammen. Dieser nimmt die Wunde zumeist nur im Abstand von mehreren Tagen in Augenschein. Pflegekräfte jedoch inspizieren den Hautdefekt bei jedem Verbandswechsel und haben somit einen besseren Überblick über den Heilungsprozess.
Ziele:
  • Der Bewohner wird vor unnötigen Schmerzen geschützt.
  • Eine Mazeration wird vermieden.
  • Das neu gebildete, empfindliche Gewebe wird vor Verletzungen geschützt.
  • Es kommt zu keinen störenden Narbenkontrakturen.
Vorbereitung: Indikation
Wir nutzen imprägnierte Wundgaze bei folgenden Hautdefekten:
  • oberflächliche Wunden, die mäßig bis stark nässen
  • exulzerierende Tumorwunden
  • Spender- und Empfängerzonen bei Hauttransplantationen ("Spalthaut")
  • Schürfwunden
  • Verbrennungswunden 2. bis 3. Grades
  • epithelisierende chronische Wunden
  • Ekzeme und Läsionen der wundumgebenden Haut
  • Druckgeschwüre und infizierte Unterschenkelgeschwüre (Dekubitus, Ulcus cruris)
Kontraindikation
Wir nutzen imprägnierte Wundgaze nicht bei folgenden Hautdefekten:
  • Wunden mit wenig Exsudation (da diese mit der Wundauflage verkleben könnten)
  • tiefe, zerklüftete Wunden
  • Wunden mit Höhlen- oder Taschenbildung sowie unterminierte Wunden
  • Fisteln und Abszesse
  • Unverträglichkeit auf Inhaltsstoffe der Gazeauflagenimprägnierung
Weiteres
  • Imprägnierte Wundgazen müssen vor Temperaturen über 25° C. geschützt werden. Sie werden stets liegend gelagert.
  • Wir stellen sicher, dass der behandelnde Arzt über eine etwaige Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) sowie über andere bestehende Schilddrüsenerkrankungen informiert wird.
Durchführung: Anwendung:
  • Die Gaze wird auf die Wundgröße zurechtgeschnitten. Die Auflage, insbesondere die mit Jod imprägniert ist, darf keinen Kontakt mit den Wundrändern haben.

  • Die Pflegekraft legt die Gaze plan auf die Wunde. Sie nutzt dafür die Non-Touch-Technik (siehe Bild).
  • Insbesondere hydrophob imprägnierte Auflagen dürfen niemals mehrlagig auf die Wunde aufgebracht werden. Das Paraffin würde ansonsten eine undurchlässige Schicht bilden, die den Sekretabfluss aus der Wunde verhindern würde. Zudem wäre die Sauerstoffversorgung des Wundgebiets unterbrochen. Es würde sich letztlich eine feuchte Kammer bilden.
  • Die Gaze sollte nicht als alleinige Wundauflage genutzt werden. Abgestimmt auf die Menge der Sekretion wird die Gaze mit Saugkommpressen oder mit Mull abgedeckt.
  • Der Verband wird mit Binden oder mit Fixierflies fixiert.
Nachbereitung: Verbandswechsel:
  • Das Intervall für das Wechseln des Verbands ist abhängig von der Exsudatmenge und der jeweiligen Wundauflage. Bei starker Sekretion erfolgt der Wechsel täglich. Wenn der Wundzustand und die Sekretion es zulassen, kann die Auflage bis zu 7 Tage auf der Wunde belassen werden. Generell gilt es möglichst lange Wechselintervalle anzustreben.
  • Bei stärkerer Sekretion oder im Rahmen der Wundbeobachtung kann der Verbandswechsel auf den Austausch der Kompresse oder des Mulls beschränkt werden.
  • Gazen mit einer Hydrokolloidimprägnierung können mit Ringer- oder Kochsalzlösung angefeuchtet werden, falls sie mit dem Wundgrund verkleben. Nach kurzer Einwirkzeit können sie atraumatisch abgelöst werden.
  • Andere Produkte lassen sich leichter entfernen, wenn die Gaze zuvor neu gefettet wurde. Hierfür trägt die Pflegekraft Vaseline dünn mit einem sterilen Spatel auf die Salbenkompresse auf. Nach kurzer Wartezeit kann die Gaze nun vorsichtig vom Hautdefekt abgezogen werden. Danach müssen Salbenrückstände aus der Wunde entfernt werden.
Weiteres:
  • Wir stellen sicher, dass (bei einer vorliegenden Gefährdung) die Schilddrüsenfunktion ärztlich überwacht wird.
  • Abhängig vom Produkt kann es während der Nutzung zu einer Braunfärbung der in der Gaze enthaltenen Salbe kommen. Diese Verfärbung ist normal und zeigt die keimtötende Wirkung der Salbengaze. Eine fortschreitende Entfärbung ist ein Hinweis auf ein Nachlassen der Wirksamkeit. Bei einer kompletten Entfärbung hat die Gaze die Wirksamkeit verloren.
  • Die Haut des Bewohners wird auf kontaktallergische Reaktionen überprüft. Dazu zählen z. B. ein Juckreiz, Rötungen, Bläschen oder ein Brennen.
Dokumente:
  • Wunddokumentation
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Dekubitus; Wunde; Wundauflage; Wundgaze; Gaze
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