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Version 1.05

Standard "Pflege von chronischen Wunden mit MRSA-Besiedelung"

 
Chronische Wunden und MRSA. Schon unabhängig voneinander sind das knifflige Pflegeprobleme. In bereits jeder fünften Wunde jedoch treten sie kombiniert auf. Um die resistenten Problemkeime wieder los zu werden, setzen Ärzte und Pflegekräfte inzwischen auf Fliegenlarven und Silberkügelchen.
 

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Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
 
Standard "Pflege von chronischen Wunden mit MRSA-Besiedelung"
Definition: Schätzungsweise zwei bis drei Millionen Deutsche leiden an einer chronischen Wunde. In nahezu allen chronischen Wunden sind Mikroorganismen, vor allem Staphylococcus aureus, permanent vorhanden. Zumeist haben sie aber keinen Einfluss auf den Heilungsprozess.

Rund 22 Prozent aller chronischen Wunden sind mit MRSA besiedelt, einer Mutation des Staphylococcus aureus. MRSA produziert ein verändertes Penicillin-Bindeprotein und ist damit unempfindlich gegenüber allen Beta-Lactam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine und Carbapeneme). Durch MRSA verursachte Infektionen sind daher schwieriger zu behandeln.

Senioren mit chronischen Wunden sind einem hohen Risiko ausgesetzt. Sie leiden oft zusätzlich unter Diabetes Mellitus oder Durchblutungsstörungen. Häufig treten Ekzeme auf, die die Anfälligkeit erhöhen. Weitere Erkrankungen erfordern häufigere Krankenhausaufenthalte und steigern somit das Risiko einer nosokomialen Infektion.

Die Beseitigung von Keimen und insbesondere von MRSA ist im Bereich einer Wunde deutlich anspruchsvoller als auf intakter Haut.

  • In exsudierenden Wunden wird der Wirkstoff stark verdünnt.
  • In der Wunde sind viele destruierende (zerstörende) Enzyme aktiv.
  • Das in großen Mengen vorhandene eiweißbasierte organische Material vermindert die Effektivität der Wirkstoffe.
  • Keime finden in einer Wunde ein ideales Umfeld für die massenhafte Vermehrung.
  • Es gibt zahlreiche verschiedene Keimspezies, die untereinander interagieren. Die Wirkung von Medikamenten lässt sich dann nicht exakt planen.
Grundsätze:
  • Wenn MRSA in einer Wunde nachgewiesen wurde, muss dieser Keim vollständig und nachhaltig ausgelöscht werden. Dazu gibt es keine Alternative.
  • Hygienemängel gefährden die Gesundheit der Bewohner und unserer Mitarbeiter. Sie können daher nicht geduldet werden.
Ziele:
  • Eine MRSA-Besiedelung innerhalb einer Wunde wird rechtzeitig erkannt.
  • MRSA wird vollständig beseitigt.
  • Der Einsatz eines Reserveantibiotikums wird vermieden.
  • Die Gesundheit des Bewohners wird geschützt.
Vorbereitung:
  • Wir bilden unsere Fachkräfte regelmäßig zum Thema Wundversorgung fort und halten aktuelle Fachliteratur bereit.
  • Wir benennen einen Wundbeauftragten, der eine entsprechende Weiterbildung erhält.
  • Wir stellen sicher, dass jede chronische Wunde mittels eines bakteriologischen Wundabstrichs auf MRSA untersucht wird.
  • Die Therapieform und die genutzten Präparate werden vom behandelnden Arzt ausgewählt.
Durchführung: Hygienemaßnahmen
  • Vor und nach jedem Bewohnerkontakt muss eine Händedesinfektion durchgeführt werden.
  • Bei jeder Wundversorgung werden Schutzkittel (alternativ Einmalschürze), Handschuhe sowie ein Mund-Nasen-Schutz getragen.
  • Der Verbandswagen wird nicht mit in das Zimmer des Bewohners genommen. Stattdessen werden die für die jeweilige Versorgung notwendigen Materialien separat transportiert. Alternativ können diese in kleinen Mengen auch direkt im Zimmer des Bewohners gelagert werden.
  • Pflegeutensilien (Medizinprodukte) wie etwa Blutdruckmessgeräte werden bewohnergebunden genutzt und nach Gebrauch desinfiziert, verworfen oder entsprechend wieder aufbereitet. Ebenfalls bewohnergebunden  zu benutzen sind auch  Antiseptikalösungen und Cremes für den Wundrand.
  • Abfälle werden als B-Müll (AS 18 01 04) entsorgt. Sie werden unmittelbar am Ort ihres Anfallens in reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und dichten Behältnissen gesammelt.
  • Kanülen und andere Gegenstände, von denen eine Stich- oder Schnittverletzungsgefahr ausgeht, werden gemäß AS 18 01 02 entsorgt. Also in bruch-, durchstich- und durchfeuchtungssicheren Behältern.
  • Vor dem Abtransport aus dem Zimmer werden Abfall- und Medizinproduktebehälter desinfizierend abgewischt.
Polihexanid und Octenidin
  • Die Nutzung von Polihexanid und Octenidin ("Octenisept") gilt als erste Wahl bei der Therapie von Wunden bei MRSA-Nachweis. Beide Substanzen sind als Wundspüllösung erhältlich, Polihexanid wird auch in Wundauflagen genutzt.
  • Die Nutzung von PVP-Jod ist zwar ebenfalls möglich, sollte aber eher vermieden werden.
  • Octenidin ist hochwirksam auch gegen MRSA. Ein direkter Kontakt von Octenisept mit PVP-Jod-Präparaten sollte vermieden werden. Hautverfärbungen (braun oder violett) sind möglich.
  • Polihexanid darf nicht gemeinsam mit Mikrofiltern aus Celluloseacetat, Ringer-Lactat-Lösung oder Jod-Zubereitungen genutzt werden. Auch der Kontakt mit Alginat-Wundauflagen oder wirkstoffhaltigen Fettgazen ist zu vermeiden.
  • Die weiteren Abläufe sind im Standard "Wundspülung" definiert.
Antibiotikatherapie
  • Wunden, die mit MRSA besiedelt sind, werden primär aseptisch behandelt. Eine Antibiotikatherapie ist nur dann notwendig, wenn sich eine Wundinfektion entwickelt, eine septische Streuung droht oder eine Ausbreitungstendenz (Phlegmone) besteht.
  • Als Reserveantibiotikum steht Vancomycin zur Verfügung, das insbesondere für eine systemische Therapie genutzt werden kann. Die Gewebepenetration gilt allerdings als unzureichend; insbesondere kolonisierte Schleimhäute werden nicht erreicht. Daher muss diese Therapie durch lokale Maßnahmen ergänzt werden.
  • Genutzt werden bevorzugt Antibiotika, die eine gute Gewebegängigkeit aufweisen, wie etwa Rifampicin, Fusidinsäure und Fosfomycin.

Hinweise:

  • Alternativ zu Vancomycin wird auch Teicoplanin genutzt.
  • Rifampicin und Fusidinsäure können Leberentzündungen hervorrufen. Daher sollten die Leberwerte engmaschig überwacht werden. Sie dürfen zudem wegen der Lebertoxizität in keinem Fall kombiniert werden.
weitere Maßnahmen
  • Die Nutzung von lokal appliziertem Silber zur Beseitigung von MRSA ist noch nicht ausreichend erforscht und dokumentiert.
  • Ggf. können steril gezüchtete Fliegenmaden der Gattung Lucilia sericata (sog. "Goldfliege") genutzt werden (sog. "Biochirurgie"). Die Larven werden 7 bis 11 Millimeter groß und ernähren sich von nekrotisiertem Wundgewebe. Sie geben dazu Enzyme in die Wunde ab, die das Gewebe verflüssigen und es so für die Larve verdaubar machen.
  • Kleine Druckulzera oder Ekzeme mit einer Fläche von maximal drei Quadratzentimetern können mit Mupirocinsalbe (ein lokal applizierbares Antibiotikum) behandelt werden. Hier ist die Gefahr einer Resistenzbildung relativ gering.
  • Vor jedem Sanierungsversuch muss die Wunde sorgfältig gereinigt werden. Schmierige, eitrige oder nekrotische Beläge sind zu entfernen.
soziales Leben
  • Bewohner, die unter einer mit MRSA besiedelten Wunde leiden, müssen nicht isoliert werden. Es sind allerdings einige Voraussetzungen zu erfüllen:
    • Der Verband muss keimdicht sein. Dieses ist etwa bei einem trockenen Verband mit Silberdotierung der Fall.
    • Der Bewohner ist nicht soweit dementiell verändert, dass er die Verbände eigenständig öffnet.
Nachbereitung:
  • Kontrolluntersuchungen sollten frühestens drei Tage nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen begonnen werden. Bewohner gelten als "MRSA-negativ", wenn mindestens drei negative bakteriologische Abstriche aus vormals positiven Arealen vorliegen und diese Abstriche in einem Abstand von mindestens 24 Stunden gewonnen wurden.
  • Wenn es uns nicht gelingt, den Keim in einer angemessenen Zeit vollständig zu beseitigen, wird der Bewohner in eine geeignete Fachklinik überwiesen. Dieses ist auch erforderlich, wenn eine Infektion auftritt.
  • Alle Maßnahmen werden sorgfältig dokumentiert.
  • ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
  • Wunddokumentation
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • Pflegefachkräfte
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite MRSA; ORSA; Resistenz; Antibiotikum; Staphylococcus aureus; Wunde; Wundinfektion; Infektion; Wundexsudat
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.