Pflegestandard "imprägnierte Wundgaze" |
Definition:
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- In der modernen Wundtherapie ist ein
atraumatischer Verbandswechsel von zentraler Bedeutung. Damit wird
nicht nur eine optimale Wundheilung sichergestellt, sondern der
Bewohner wird auch vor unnötigen Schmerzen geschützt. Viele moderne
Wundauflagen haben jedoch den Nachteil, dass sie bei sehr großflächigen
Wunden wie etwa Schürf- oder Brandwunden aus Kostengründen nicht
eingesetzt werden können. In solchen Fällen wird von Ärzten gerne auf
imprägnierte Wundgaze zurückgegriffen. Diese ist vergleichsweise
preisgünstig.
- Wundauflagen aus Gaze sind grobmaschige Netze
aus Baumwolle oder aus Kunstfasern. Sie sind mit hydrophoben Fettsalben
imprägniert, die sich nicht mit Wasser vermischen. Verwendet wird dazu
etwa Vaseline oder dickflüssiges Paraffin.
- Das Exsudat kann aufgrund der großen
Maschenweite des Gittertülls ungehindert abfließen. Es wird dann von
Saugkompressen oder von Mullkompressen aufgenommen, die hinter der Gaze
aufgebracht werden. Gleichzeitig stellt die Salbenimprägnierung sicher,
dass der Verband nicht mit dem Wundgrund verklebt und somit
atraumatisch wieder entfernt werden kann.
- Fettgazen haben rückfettende Eigenschaften, die
insbesondere bei epithelisierenden Wunden die Heilung beschleunigen.
Das entstehende Narbengewebe ist geschmeidiger und widerstandsfähiger.
- Wenn die Exsudation nachlässt, sollte Wundgaze
nicht mehr genutzt werden. Dieses gilt vor allem für Kompressen mit
einer Paraffin- oder Vaselineimprägnierung. Diese Auflagen könnten
trotz der Imprägnierung mit dem Wundgrund verkleben; sie ließen sich
dann auch mit Kochsalz (wegen der Wasser abweisenden Eigenschaft) nur
schwer ablösen. Das Ablösen von anhaftender Fettgaze ist für Betroffene
überaus schmerzhaft.
Hinweis: Auf dem Markt sind zahlreiche verschiedene Produkte mit
vielfältigen Imprägnierungen verfügbar. Bei einigen Wundgazen kann die
Anwendung von den Vorgaben dieses Standards abweichen. Daher ist es
notwendig, die Packungsbeilage genau zu lesen und umzusetzen.
Anwendungsvarianten:
- Einige Präparate sind mit Silber-Sulfadiazin
bzw. Silbersalz versehen. Diese antibakterielle Komponente ermöglicht
eine Infektionsprophylaxe und -therapie insbesondere bei
Verbrennungswunden.
- Andere Auflagen enthalten Hydrokolloidpartikel. Diese nehmen Exsudat auf und schaffen ein feuchtes Wundmilieu.
- Honigbeschichtete Gaze wird für akute Wunden,
postoperative Nahtwunden, Verbrennungen sowie bei verschiedenen
chronischen Hautdefekten genutzt.
- Wundgaze, die mit einem Antiseptikum kombiniert
wird, eignet sich für Wunden mit hoher Infektionswahrscheinlichkeit
sowie zur Behandlung von bereits vorhandenen Hautinfektionen.
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Grundsätze:
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- Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Arzt
zusammen. Dieser nimmt die Wunde zumeist nur im Abstand von mehreren
Tagen in Augenschein. Pflegekräfte jedoch inspizieren den Hautdefekt
bei jedem Verbandswechsel und haben somit einen besseren Überblick über
den Heilungsprozess.
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Ziele:
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- Der Bewohner wird vor unnötigen Schmerzen geschützt.
- Eine Mazeration wird vermieden.
- Das neu gebildete, empfindliche Gewebe wird vor Verletzungen geschützt.
- Es kommt zu keinen störenden Narbenkontrakturen.
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Vorbereitung: |
Indikation
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Wir nutzen imprägnierte Wundgaze bei folgenden Hautdefekten:
- oberflächliche Wunden, die mäßig bis stark nässen
- exulzerierende Tumorwunden
- Spender- und Empfängerzonen bei Hauttransplantationen ("Spalthaut")
- Schürfwunden
- Verbrennungswunden 2. bis 3. Grades
- epithelisierende chronische Wunden
- Ekzeme und Läsionen der wundumgebenden Haut
- Druckgeschwüre und infizierte Unterschenkelgeschwüre (Dekubitus, Ulcus cruris)
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Kontraindikation
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Wir nutzen imprägnierte Wundgaze nicht bei folgenden Hautdefekten:
- Wunden mit wenig Exsudation (da diese mit der Wundauflage verkleben könnten)
- tiefe, zerklüftete Wunden
- Wunden mit Höhlen- oder Taschenbildung sowie unterminierte Wunden
- Fisteln und Abszesse
- Unverträglichkeit auf Inhaltsstoffe der Gazeauflagenimprägnierung
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Weiteres
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- Imprägnierte Wundgazen müssen vor Temperaturen über 25° C. geschützt werden. Sie werden stets liegend gelagert.
- Wir stellen sicher, dass der behandelnde Arzt
über eine etwaige Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) sowie über
andere bestehende Schilddrüsenerkrankungen informiert wird.
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Durchführung:
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Anwendung:
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- Die Gaze wird auf die Wundgröße
zurechtgeschnitten. Die Auflage, insbesondere die mit Jod imprägniert
ist, darf keinen Kontakt mit den Wundrändern haben.
- Die Pflegekraft legt die Gaze plan auf die Wunde. Sie nutzt dafür die Non-Touch-Technik (siehe Bild).
- Insbesondere hydrophob imprägnierte Auflagen
dürfen niemals mehrlagig auf die Wunde aufgebracht werden. Das Paraffin
würde ansonsten eine undurchlässige Schicht bilden, die den
Sekretabfluss aus der Wunde verhindern würde. Zudem wäre die
Sauerstoffversorgung des Wundgebiets unterbrochen. Es würde sich
letztlich eine feuchte Kammer bilden.
- Die Gaze sollte nicht als alleinige Wundauflage
genutzt werden. Abgestimmt auf die Menge der Sekretion wird die Gaze
mit Saugkommpressen oder mit Mull abgedeckt.
- Der Verband wird mit Binden oder mit Fixierflies fixiert.
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Nachbereitung: |
Verbandswechsel:
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- Das Intervall für das Wechseln des Verbands ist
abhängig von der Exsudatmenge und der jeweiligen Wundauflage. Bei
starker Sekretion erfolgt der Wechsel täglich. Wenn der Wundzustand und
die Sekretion es zulassen, kann die Auflage bis zu 7 Tage auf der Wunde
belassen werden. Generell gilt es möglichst lange Wechselintervalle
anzustreben.
- Bei stärkerer Sekretion oder im Rahmen der
Wundbeobachtung kann der Verbandswechsel auf den Austausch der
Kompresse oder des Mulls beschränkt werden.
- Gazen mit einer Hydrokolloidimprägnierung
können mit Ringer- oder Kochsalzlösung angefeuchtet werden, falls sie
mit dem Wundgrund verkleben. Nach kurzer Einwirkzeit können sie
atraumatisch abgelöst werden.
- Andere Produkte lassen sich leichter entfernen,
wenn die Gaze zuvor neu gefettet wurde. Hierfür trägt die Pflegekraft
Vaseline dünn mit einem sterilen Spatel auf die Salbenkompresse auf.
Nach kurzer Wartezeit kann die Gaze nun vorsichtig vom Hautdefekt
abgezogen werden. Danach müssen Salbenrückstände aus der Wunde entfernt
werden.
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Weiteres:
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- Wir stellen sicher, dass (bei einer vorliegenden Gefährdung) die Schilddrüsenfunktion ärztlich überwacht wird.
- Abhängig vom Produkt kann es während der
Nutzung zu einer Braunfärbung der in der Gaze enthaltenen Salbe kommen.
Diese Verfärbung ist normal und zeigt die keimtötende Wirkung der
Salbengaze. Eine fortschreitende Entfärbung ist ein Hinweis auf ein
Nachlassen der Wirksamkeit. Bei einer kompletten Entfärbung hat die
Gaze die Wirksamkeit verloren.
- Die Haut des Bewohners wird auf
kontaktallergische Reaktionen überprüft. Dazu zählen z. B. ein
Juckreiz, Rötungen, Bläschen oder ein Brennen.
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Dokumente: |
- Wunddokumentation
- ärztliches Verordnungsblatt
- Kommunikationsblatt mit dem Arzt
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit / Qualifikation: |
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