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Version 1.05 |
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Standard
"Lesestunde" |
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Vor fünfzig Jahren gab es weder Internet,
noch Kabelfernsehen oder Videospiele. Daraus kann man aber nicht
schließen, dass jeder heutige Senior damals Bücherwurm war und
heute noch ist. Wir zeigen Ihnen, wie Sie selbst "Büchermuffel"
für Lesestunden begeistern. |
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fertig
Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert
und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
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Standard
"Lesestunde" |
Definition: |
- Der Wunsch, sich neues Wissen anzueignen, ist
bei den meisten Menschen auch im fortgeschrittenen Alter vorhanden.
Wir geben daher unseren Bewohnern die Möglichkeit, sich regelmäßig
mit Literatur zu beschäftigen. In unserem Lesekreis behandeln wir
einmal in der Woche ein jeweils wechselndes Thema. Wir stellen dazu
passende Erzählungen, Nachrichten, Gedichte oder andere Texte vor.
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Grundsätze: |
- Eine Lesestunde kann nur bis zu einem
bestimmten Grad geplant werden, da sich vieles spontan entwickelt.
- Der spielerische Faktor hat Vorrang vor
therapeutischen Zielen. Die Lesestunde soll unseren Bewohnern Spaß
machen.
- Die Teilnahme an der Lesestunde ist
freiwillig.
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Ziele: |
- Unsere Bewohner sollen ihr Interesse an der
Literatur erhalten oder neu entdecken.
- Wir geben unseren Bewohnern die Möglichkeit,
über ihr eigenes Leben zu reflektieren.
- Die Konzentrationsfähigkeit wird gesteigert.
- Das Gedächtnis unserer Bewohner wird
verbessert. Sie sollen Eindrücke aus dem Kurzzeitgedächtnis mit
alten Erinnerungen verknüpfen.
- Die Kommunikationsfähigkeit wird gestärkt.
- Wir bieten ein Forum zum geistigen Austausch
innerhalb der Bewohner.
- Der geistige Abbau wird insgesamt
verlangsamt.
- Das Lesen weckt die Lebensfreude des
Bewohners.
- Bewohner, die sich ansonsten zurückziehen,
werden wieder im gesellschaftlichen Leben der Einrichtung
integriert.
- Der Bewohner wird von Schmerzen abgelenkt.
- Die Selbstheilungskräfte werden aktiviert.
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Vorbereitung: |
Organisation |
- Als Übungsleiter setzen wir erfahrene
Pflegekräfte, Ergotherapeuten oder Sozialpädagogen ein.
Qualifikation:
- Erfahrungen in Gruppenarbeit
- Kommunikationsfähigkeit
- Kenntnisse über Lehrmethoden in der
Erwachsenenbildung
- Kenntnisse über gerontopsychiatrische
Krankheitsbilder
- Da das Lesen hohe Konzentration und
Aufmerksamkeit erfordert, ist der Vormittag als Termin die beste
Wahl. Die Lesestunde findet einmal in der Woche statt. Die Planung
wird mit dem Pflegeteam und der Hauswirtschaft abgestimmt.
- Die genauen Termine für die Lesestunde werden
regelmäßig am schwarzen Brett und in der Heimzeitung bekannt
gegeben. Terminverschiebungen werden allen teilnehmenden Bewohnern
rechtzeitig mitgeteilt. Die Teilnehmer werden aufgefordert, ihr
Hörgerät mit geladenen Batterien und ihre Brille mitzubringen.
- Der Gruppenleiter macht sich mit den
Biographien der Bewohner vertraut. Diese Informationen sind wichtig
beim Diskussionsteil, der sich an das Vorlesen anschließt.
- Der Gruppenraum wird reserviert.
- Die Lesestunde sollte nicht länger als 60
Minuten dauern.
- Ggf. werden externe Personen eingeladen, sich
an der Lesestunde zu beteiligen, also etwa Ehrenamtliche, Geistliche
usw.
- Je kleiner die Gruppengröße gewählt wird,
umso besser kann sich der Einzelne einbringen.
- Ggf. kann ein Praktikant, ein
Zivildienstleistender oder ein Pflegeschüler bei der Durchführung
der Lesestunde mithelfen.
- Die Wohnbereiche der teilnehmenden Senioren
werden informiert. Bewohner, die nicht selbstständig den Gruppenraum
aufsuchen können, werden von Pflegekräften stets dorthin begleitet
und später wieder abgeholt.
- Der Übungsleiter lüftet den Raum durch und
stellt ggf. die Heizung an.
- Ausreichend Stühle werden im Halbkreis
aufgestellt. Ggf. werden in der Mitte Tische positioniert.
- Der Raum wird mittels Tischdekoration
freundlich gestaltet.
- Störfaktoren werden nach Möglichkeit
ausgeschaltet. Dazu zählen etwa ein Fernseher, Radios usw.
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Kriterien für die Textauswahl |
- Der Gruppenleiter wählt ein passendes Thema.
Ggf. wurde dieses auch schon bereits in der Vorwoche von den
Bewohnern vorgeschlagen.
- Ggf. kopiert der Gruppenleiter einzelne Texte
für die Gruppe. Dabei kann die Lesbarkeit verbessert werden, indem
beim Kopierer eine entsprechende Vergrößerungsstufe eingestellt
wird.
- Der gewählte Text sollte nicht zu lang sein.
Bei einer großen Schrift liegt die Grenze zumeist bei einem
doppelseitig gedruckten DIA-A4-Blatt.
- Der Text sollte einen Bezug zum Leben der
Bewohner haben.
- Religiöse Texte sind nur dann geeignet, wenn
es sich um eine konfessionell einheitliche Gruppe handelt.
- Die Sprache sollte zum Vorlesen geeignet
sein. Komplexe Satzkonstruktionen können die Bewohner verwirren.
- Der Gruppenleiter legt im Vorfeld fest,
welche Aspekte des Textes beleuchtet werden sollen. Beispiel: das im
Gedicht thematisierte moralische Problem. Diese Punkte kann er auf
einem kleinen Notizzettel dokumentieren.
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Durchführung: |
Begrüßung |
- Jeder Bewohner wird von dem Übungsleiter
begrüßt.
- Bewohner mit eingeschränkten Hörfähigkeiten
werden nahe am Gruppenleiter positioniert. Sehbehinderte Senioren
sollten dem Gruppenleiter möglichst gegenüber sitzen.
- Der Übungsleiter legt eine Teilnehmerliste
an.
- Es wird sichergestellt, dass alle Bewohner
ihr Hörgerät angeschaltet haben.
- Das Telefon wird umgeleitet.
- Bei neu gebildeten Gruppen: Der Gruppenleiter
lässt im Stuhlkreis einen Gegenstand (Stein, Blume usw.) von einem
Bewohner zum nächsten weiterreichen. Wer den Gegenstand in der Hand
hat, stellt sich kurz vor.
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Vorlesen |
- Der Gruppenleiter stellt das Thema vor. Ggf.
singt die Gruppe ein dazu passendes Lied.
- Falls vorhanden, präsentiert der
Gruppenleiter passendes Material zum Thema, also etwa alte Fotos,
alte Zeitungsausschnitte, Haushaltsgegenstände usw.
- Beim Lesen achtet der Gruppenleiter auf
verschiedene Kriterien:
- Die Texte werden langsam vorgelesen.
- Eine sorgfältige Aussprache ist wichtig.
- Die Lautstärke sollte etwas höher liegen.
- Zentrale Aussagen im Text sollten durch
eine entsprechende Betonung hervorgehoben werden.
- Die Sprachmelodie sollte so gewählt
werden, dass diese zur lustigen oder traurigen Stimmung des
Textes passt.
- Bei wörtlicher Rede wählt der
Gruppenleiter für jeden Charakter eine passende Tonhöhe und
ermöglicht es den Zuhörern, dem Dialog zu folgen.
- In Maßen kann auch Mimik und Gestik
genutzt werden, um die Dramaturgie zu unterstützen.
- In regelmäßigen Abständen löst der
Gruppenleiter den Blick vom Text und sucht den Blickkontakt zu
den Zuhörern.
- Der Gruppenleiter fragt regelmäßig nach,
ob die Bewohner alles verstanden haben.
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Diskussion |
Aufbauend auf dem Gelesenen sollte
sich nun eine Diskussion ergeben. Für das Gelingen sind verschiedene
Faktoren wichtig:
- Der Gruppenleiter richtet Fragen an die
Bewohner. Dieses vor allem, um wirklich alle Teilnehmer in das
Gespräch einzubeziehen. Zurückhaltende Bewohner werden ermutigt,
ihre Ansichten ebenfalls mitzuteilen.
- Der Gruppenleiter sollte offene Fragen
stellen, die dem Bewohner ein weites Feld für die Beantwortung
lassen. Fragen, die sich mit "ja/nein" beantworten lassen, sind
nicht sinnvoll.
- Suggestivfragen werden unterlassen.
- Der Gruppenleiter bezieht selbst keine
Stellung, sondern sammelt lediglich die verschiedenen Meinungen.
- Wenn die Diskussion zu weit vom Thema
abschweift, muss der Gruppenleiter abwägen, ob er das Gespräch
wieder auf den Ursprung zurückführt.
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Weiteres |
- In der Regel sollte der Gruppenleiter eine
Diskussion "laufen lassen". In einigen Fällen stockt aber das
Gespräch. Der Gruppenleiter kann dann weitere Elemente einbringen,
wie etwa Spiele, ein Gedicht oder ein Lied.
- Der Gruppenleiter fragt die Bewohner, ob
diese Wünsche für das Thema der nächsten Woche haben. Ggf. wird über
die Vorschläge abgestimmt.
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Nachbereitung: |
- Der Raum wird gelüftet und aufgeräumt.
- Relevante Beobachtungen werden an die
Bezugspflegekräfte weitergegeben.
- Die Lesestunde wird protokolliert.
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Dokumente: |
- Berichtsblatt
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit /
Qualifikation: |
- Pflegekräfte
- Ergotherapeuten
- Krankenschwestern
- Altentherapeuten und
- ähnliche in der Altenarbeit tätige
Berufsgruppen
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Tagespflege; Lesestunde;
Beschäftigung; Buch; Zeitung; Zeitschrift; Vorlesestunde |
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Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch
kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel
diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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