Standard
"Pflege bei Blasenverweilkatheter" |
Definition: |
- Die
Nutzung eines Blasenverweilkatheters ermöglicht den sicheren
Urinabfluss bei Senioren, die auf regulärem Weg kein Wasser lassen
können. Gleichzeitig jedoch stellt die Nutzung solcher Systeme hohe
Ansprüche an die Hygiene.
- Keime
können einerseits bereits bei der Katheterisierung in die Blase
eingebracht werden. Sie können aber auch bei einem bereits liegenden
Katheter entlang der Harnröhrenwand einwandern. Und oftmals werden Sie
vom Katheter selbst in die Blase gespült, wenn der Urin aus dem
Urinbeutel in die Blase zurückfließt. In der Folge erleidet der
Bewohner eine Zystitis, also eine Entzündung der Harnblase und der
Harnleiter.
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Grundsätze: |
- Eine
lückenlose Hygiene ist der entscheidende Faktor bei der
Zystitisprophylaxe. Lückenlos bedeutet: Schon eine einzige
Nachlässigkeit kann eine ansonsten gut funktionierende Hygiene
aushebeln.
- Der
Schutz vor einer Blaseninfektion ist wichtiger als die Aktivierung des
Bewohners zu einer eigenständigen Intimhygiene. Da die meisten Senioren
mit den hohen Hygieneanforderungen überfordert sind, nehmen wir Ihnen
diese Maßnahme ggf. frühzeitig ab.
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Ziele: |
- Durch
konsequente Umsetzung hygienischer Standards wird eine Verschleppung
pathogener Keime von der Harnröhrenmündung in die Blase und somit eine
Infektion der Blase und der Niere verhindert.
- Infektionen
werden frühzeitig erkannt und zeitnah behandelt.
- Der
Bewohner ist über die Wichtigkeit der Intimhygiene informiert. Im
Rahmen seiner Fähigkeiten beteiligt er sich an den notwendigen
Maßnahmen.
- Ein
freier Harnabfluss wird gewährleistet.
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Vorbereitung: |
Beobachtung |
- Der Zustand des
Bewohners wird engmaschig überwacht, um eine sich entwickelnde
Infektion zeitnah zu entdecken und bereits im Frühstadium zu
therapieren. Wir achten auf relevante Anzeichen, etwa:
- Der Bewohner klagt
über Schmerzen im Unterbauch.
- Die Körpertemperatur
ist erhöht.
- Der Urin ist
verändert, insbesondere weicht er im Geruch, in der Farbe oder in der
Menge vom Üblichen ab.
- Der
Bewohner wird über die Bedeutung einer frühzeitigen Krankheitserkennung
informiert und für die Symptome sensibilisiert.
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Beratung des Bewohners und seiner Angehörigen |
- Wir
suchen den Kontakt zu den Herstellern der Ableitungssysteme. Oftmals
bieten diese Informationsmaterial an, mit dem Bewohner und Angehörige
in die Handhabung eingewiesen werden können.
- Wir
erklären dem Bewohner, dass er jede Manipulation am Katheter
unterlassen muss. Wenn es dennoch zu einer ungewollten Manipulation
gekommen ist, sollte sich der Bewohner bei der Pflegekraft melden,
damit sie den potentiell kontaminierten Bereich desinfiziert.
- Wenn
der Bewohner mobil ist und das Bett verlassen kann, wird er in die
richtige Handhabung des Urinbeutels eingewiesen.
- Sofern
keine entsprechende Kontraindikation vorliegt, sollte der Bewohner viel
Flüssigkeit zu sich nehmen. Er sollte mindestens eineinhalb bis zwei
Liter Flüssigkeit pro Tag ausscheiden. Damit werden Ablagerungen am
Katheter und die Infektionsgefahr reduziert.
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weitere Maßnahmen |
- In
der Vergangenheit war es üblich, das System im Rahmen des
Blasentrainings abzuklemmen. Da diese Maßnahme wirkungslos ist und
sogar das Verletzungs- und Infektionsrisiko steigert, wird diese nicht
mehr durchgeführt.
- Routinemäßige
Blasenspülungen steigern das Infektionsrisiko. Sofern es keine
zwingende urologische Indikation dafür gibt, unterlassen wir solche
Spülungen.
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Intim- und Katheterpflege |
- Vor
und nach jeder Pflegemaßnahme führt die Pflegekraft eine hygienische
Händedesinfektion durch.
- Wir
prüfen regelmäßig, ob der Katheter durchgängig ist.
- Beim
Mann wird der Penis regelmäßig auf die Ausbildung eines Ödems der
Vorhaut kontrolliert (sog. "Paraphimose").
- Der
Intimbereich und der Katheter werden zweimal täglich mit Waschlotion
gesäubert. Waschlappen und Handtücher werden nach jeder Anwendung
gewechselt.
- Das
aus dem Körper herausragende Katheterstück wird gereinigt.
Wischrichtung ist vom Körper weg in Richtung Urinauffangbeutel.
- Ablagerungen
können mit einer dreiprozentigen Wasserstoffperoxid-Lösung ("H2O2")
entfernt werden. Die Pflegekraft darf nicht am Katheter ziehen.
- Wenn
Sekretabsonderungen oder Verkrustungen auftreten, wird die
Eintrittsstelle des Katheters zweimal täglich desinfiziert. Wir nutzen
dafür Octenisept oder Betaisodona.
(Hinweis:
Der Nutzen von regelmäßigen Schleimhautdesinfektionen zur Vermeidung
von Harnwegsinfektionen ist umstritten. Offenbar kommt es nur zu einer
kurzfristigen Reduktion der Keimbesiedlung im Bereich der
Harnröhrenöffnung.)
- Wir
prüfen, ob der Bewohner in der Lage ist, die Intimpflege eigenständig
durchzuführen. Wenn es daran Zweifel gibt, wird diese Maßnahme
frühzeitig von den Pflegekräften übernommen.
- Wir
stellen sicher, dass nach jedem Stuhlgang eine umfassende Reinigung
erfolgt. Wenn der Katheter mit Stuhl verschmutzt ist, wird dieser mit
sterilen Kompressen und einem Schleimhautantiseptikum gereinigt. Die
Wischrichtung ist immer von der Harnröhrenöffnung weg in Richtung Gesäß.
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Durchführung: |
Umgang mit dem Harnableitungssystem |
- Das
Harnableitungssystem muss immer geschlossen bleiben, da es sonst leicht
zu Infektionen kommen kann. Nur bei therapeutischen Blasenspülungen,
Medikamentenapplikationen oder anderen besonderen Umständen darf das
System geöffnet werden. Danach wird das Harnableitungssystem
ausgetauscht.
- Wir
nutzen spezielle Halterungen, um den Urinbeutel sicher zu fixieren. Wir
stellen sicher, dass der Urinbeutel stets unterhalb des Blasenniveaus
gelagert wird, um einen Rückfluss von Urin in die Blase zu vermeiden.
(Hinweis: Neue Produkte bieten zumeist eine Rückflussblockierung.) Bei
Lagerungen o.ä. Maßnahmen kann es notwendig sein, den Beutel für einige
Momente höher als Blasenniveau zu lagern. In diesem Fall wird der
Zuleitungsschlauch kurzfristig abgeklemmt.
- Die
Pflegekraft stellt sicher, dass der Schlauch des Harnableitungssystems
nicht abgeknickt oder verdreht ist oder durchhängt. Eine dadurch
ausgelöste Harnstauung begünstigt die Keimvermehrung.
- Der
Katheter sollte ohne Zug am Unterbauch in Richtung Leiste liegen. Der
Bewohner darf nicht auf dem Schlauch liegen. Dieses kann ebenfalls zu
einer Harnstauung oder zu Druckstellen führen.
- Das
Harnableitungssystem wird so aufgehängt, dass es den Fußboden nicht
berührt. Der Ablasshahn muss immer in der Lasche stecken.
- Der
Urinbeutel wird entleert, bevor der Urin mit der Rücklaufsperre in
Kontakt kommt. Das Ventil bleibt dabei geöffnet, bis das System
vollständig entleert wurde. Der Urin darf nicht spritzen oder nachtropfen und somit
eine Umgebungskontamination verursachen.
- Der
Ablassstutzen darf nicht mit dem Auffanggefäß oder mit dem Boden in
Kontakt kommen.
- Die
Pflegekraft trägt dabei unsterile Handschuhe, um eine Keimübertragung
zu vermeiden.
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Weiteres |
-
Katheterträger, die mobil sind und sich außerhalb des Bettes bewegen,
sollten ggf. einen Auffangbeutel nutzen, der unter der Kleidung
getragen werden kann. Wenn dieses nicht möglich ist, sollte der
Urinbeutel in ein Tragesystem mit Haltegriff gehängt werden. Dieses
kann falls nötig auf dem Fußboden abgestellt werden.
- Bei
immobilen Seniorinnen kann eine sterile, eingeschnittene Kompresse vor
der Harnröhrenöffnung platziert werden. Diese nimmt Sekret auf und
bietet einen rudimentären Schutz bei Stuhlinkontinenz.
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Nachbereitung: |
- Alle
relevanten Beobachtungen werden dokumentiert und ggf. dem behandelnden
Hausarzt berichtet.
- Verweilkatheter
können je nach Materialeigenschaften und Neigung zu
Verkrustungen mehrere Wochen liegen bleiben und werden nach ärztlicher
Anweisung gewechselt.
- Ggf.
wird die Pflegeplanung aktualisiert. Die Notwendigkeit einer
Katheterisierung wird kritisch hinterfragt. Die Maßnahme wird stets so
schnell wie möglich beendet.
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Dokumente: |
- Berichtsblatt
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Leistungsnachweis medizinische Behandlungspflege Fragen an den Arzt
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Verantwortlichkeit / Qualifikation: |
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