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Version 1.05

Standard "Transfer eines immobilen Bewohners von Bett zu Bett mit drei Pflegekräften"

 
Der Pflegebedürftige ist vollständig immobil, dafür aber 100 Kilo schwer. Und weit und breit kein Lifter für den Transfer. Jetzt hilft keine Kinästhetik mehr, sondern nur noch ein gut koordinierter Kraftakt.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!
 

Standard "Transfer eines immobilen Bewohners von Bett zu Bett mit drei Pflegekräften"
Definition:
  • Verschiedene Maßnahmen erfordern es, dass Bewohner vorübergehend aus dem Bett mobilisiert werden müssen. Dieses etwa, wenn die Matratze ausgetauscht werden soll.
  • Teilweise mobile Senioren werden für diese Zeit kurzfristig in den Stand und dann in einen bereitstehenden Sessel transferiert. Bei vollständig immobilen Senioren ist das nicht möglich. Sie müssen von einem Bett in ein bereitstehendes anderes Bett mobilisiert werden. In der Regel nutzen wir dafür einen Lifter. Dieser kann auch von einer einzelnen Pflegekraft bedient werden. Ein solcher Transport ist rücken- und kräfteschonend.
  • In Einzelfällen muss ein solcher Transfer jedoch ohne technische Hilfe durchgeführt werden. Es sind dann drei Pflegekräfte erforderlich, die den Senioren gemeinsam aus seinem Bett herausheben, ihn zu einem anderen Bett tragen und dort wieder ablegen.
Grundsätze:
  • Da sich für diesen Transfer drei Pflegekräfte synchron bewegen müssen, ist ein aufeinander eingespieltes Team notwendig.
  • Auch bei einem leichten Senioren sind immer drei Pflegekräfte erforderlich. Ein solcher Transfer lässt sich mit nur zwei Pflegekräften i.d.R. nicht sicher durchführen.
  • Das Lagern ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel berufliche Erfahrung erfordert. Daher werden Praktikanten, Zivildienstleistende oder Pflegeschüler nur assistierend eingesetzt.
Ziele:
  • Der Bewohner wird sicher von einem Bett in ein anderes Bett transferiert.
  • Der Bewohner hat Vertrauen zu uns. Er erlebt den Transfer ohne Angstgefühle.
  • Der Kräfteaufwand für die Pflegekraft wird minimiert. Die Prinzipien des rückenschonenden Arbeitens werden beachtet.
Vorbereitung: Indikation
Der hier beschriebene Transfer muss die Ausnahme bleiben. Er wird nur durchgeführt, wenn die Nutzung eines Lifters nicht möglich ist. Also etwa:
  • Ein Transfer mittels Lifter bereitet dem Bewohner große Schmerzen.
  • Der Bewohner lehnt die Nutzung eines Lifters vehement ab oder hat große Angst davor; dieses etwa aufgrund einer dementiellen Erkrankung, Wahnvorstellungen usw.
  • Es steht kein Lifter zur Verfügung, etwa weil der Lifter defekt ist.
  • Der Transfer muss schnell erfolgen. Es bleibt keine Zeit zum An- und zum Ablegen der Gurte, die bei einem Transfer per Lifter genutzt werden.
weitere Maßnahmen
  • Dieser Transfer wird regelmäßig im Team geübt. Es ist wichtig, dass die Bewegungen synchron erfolgen.
  • Der Heimbewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert (unabhängig von der Kommunikationsfähigkeit).
  • Die Pflegekräfte schaffen Platz, um ungehindert arbeiten zu können. Es wird etwa der Bettbügel aufgehängt und der Nachttisch weg geschoben.
  • Die Bettliegefläche wird auf Arbeitshöhe gefahren, um ein rückenschonendes Arbeiten zu ermöglichen.
  • Die Pflegekräfte führen eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Sofern die Pflegekräfte den Bewohner noch nicht genau kennen, informieren sie sich genau über dessen Zustand. Relevant sind insbesondere Bewegungseinschränkungen sowie die zu erwartende Schmerzbelastung bei Transfers.
  • Alle Gegenstände werden aus dem Bett entfernt und an geeigneter Stelle zwischengelagert. Dazu zählen etwa Stofftiere, Lagerungshilfsmittel usw.
  • Ab- und zuleitende Systeme (Katheter, Sondenschläuche usw.) werden gesichert.
  • Das zweite Bett wird in der Nähe des ersten Bettes abgestellt. Ideal ist, wenn beide Betten im 90°-Winkel zueinander stehen. Das Fußende des einen Bettes sollte am Kopfende des anderen Bettes stehen. Beim folgenden Transfer müssen dann die Pflegekräfte nur eine viertel Drehung durchführen, um von einem Bett zum anderen Bett zu gelangen.
  • Es wird sichergestellt, dass im Bereich vor den Betten keine Gegenstände auf dem Boden liegen, über die die Pflegekräfte später stolpern könnten.
  • Die drei Pflegekräfte stellen sich an die Bettseite des ersten Bettes, die dem zweiten Bett am nächsten steht. Damit wird die Wegstrecke beim Transfer reduziert.
  • Die körperlich stärkste Pflegekraft sollte in der Mitte stehen und trägt später den Beckenbereich des Bewohners. Die nächst stärkere steht am Kopfende des Bettes. Sie hebt später den Oberkörper und stützt den Kopf. Die schwächste Pflegekraft steht am Fußende des Bettes und trägt die Beine des Bewohners.
  • Die Pflegekraft mit der größten Berufserfahrung übernimmt die Führung. Sie gibt die Kommandos, damit alle Schritte synchronisiert erfolgen
Durchführung:
  • Die Arme des Bewohners werden auf seiner Brust abgelegt und ggf. verschränkt.



  • Die Pflegekräfte schieben ihre Arme unter den Körper des Bewohners. Die Kontaktpunkte sind:
    • Rücken und Schulterblätter (Bei bewusstlosen und sehr geschwächten Senioren muss der Kopf mit einer Hand unterstützt werden. Die zweite Hand lagert dann unter den Schulterblättern.)
    • oberhalb und unterhalb des Gesäßes
    • an den Oberschenkeln und an den Waden



  • Die Pflegekräfte ziehen den Bewohner zunächst zu sich heran in Richtung Bettkante. Der Körper des Bewohners gleitet dabei "wie auf Schienen" auf den Armen der Pflegekräfte über die Matratze. Ist er an der Bettkante angekommen, wird er gleichzeitig vom Bett abgehoben. Das Anheben erfolgt rückenschonend "aus den Knien" heraus.



  • Die Pflegekräfte gehen zwei Schritte zurück. Sie führen nun eine viertel Drehung durch und stehen in Richtung zweites Bett.


  • Die drei Pflegekräfte tragen den Bewohner nun zum zweiten Bett und legen ihn vorsichtig auf der Matratze ab. Auch das Absenken erfolgt wieder "aus den Knien".
  • Der Bewohner wird in Richtung Bettmitte geschoben. Die Pflegekräfte ziehen ihre Arme unter dem Körper des Bewohners wieder heraus.
Nachbereitung:
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt. Der Bewohner wird gebeten, bei Schmerzen oder Schwindel umgehend eine Pflegekraft zu rufen.
  • Die Maßnahme wird im Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
  • Alle relevanten Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden dokumentiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
  • Die ggf. geplante Pflegemaßnahme schließt sich nun an.
  • Wir hinterfragen kritisch, welche Faktoren den Einsatz eines Lifters verhinderten. Das Tragen eines Bewohners mit drei Pflegekräften kann keine Dauerlösung sein.
Dokumente:
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Lagerungs- und Bewegungsplan
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
  • alle Pflegekräfte
 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Übergewicht; Adipositas; Sturzprophylaxe; Mobilisierung; Transfer
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.