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© pqsg 2008 |
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Standard "Passive
Musiktherapie" |
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Sterbende Menschen oder Demenzkranke
lassen sich mit Musik oftmals besser erreichen als mit Worten.
Allerdings verlangt eine erfolgreiche Musiktherapie nach viel
Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Denn wer mit Glenn Miller oder
Louis Armstrong aufgewachsen ist, wird als Pflegebedürftiger für
eine Operettenbeschallung nicht sonderlich dankbar sein. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es nicht,
unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert
und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte,
da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen.
Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten
Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für die
ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen
jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen
"Patient".
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Standard
"Passive Musiktherapie" |
Definition: |
- Die Musiktherapie ist eine Form der
nonverbalen Kommunikation und ist insbesondere für die Betreuung von
demenziell erkrankten Bewohnern geeignet. Durch das passive
Musikhören können wir Erinnerungen wachrufen, die mit diesen Klängen
emotional verbunden sind.
- Die Musiktherapie ist im Verlauf ähnlich zu
Freizeitangeboten wie etwa dem Singkreis oder der Sitztanzgruppe.
Allerdings steht bei der hier beschriebenen Maßnahme der
therapeutische Ansatz deutlicher im Mittelpunkt.
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Grundsätze: |
- Wir sind davon überzeugt, dass Musik über
eine Heilkraft verfügt.
- Der Bewohner darf niemals der Musik hilflos
ausgesetzt werden.
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Ziele: |
- Die zwischenmenschliche Kommunikation wird
gefördert.
- Emotionale Prozesse werden aktiviert,
insbesondere findet der Bewohner einen Weg, seine Gefühle
auszudrücken.
- Die Wahrnehmung der Außenwelt wird geschärft.
- Der Sinn für Spaß und Freude wird gefördert.
- Der Bewohner wird zu körperlicher Aktivität
motiviert.
- Physische und psychische Störungen werden
bewältigt.
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Vorbereitung: |
Indikation |
Wir nutzen die Musiktherapie bei
verschiedenen Krankheitsbildern mit jeweils abweichender Zielsetzung.
- Wir helfen Bewohnern mit Agitiertheit, also
mit motorischer Unruhe und gesteigertem Bewegungsdrang. Betroffene
Bewohner sollen sich über die Therapie hinaus entspannen.
- Zurückgezogene und einsame Menschen sollen
neue soziale Kontakte knüpfen können, etwa durch die Teilnahme an
Gruppensitzungen.
- Immobile Bewohner werden durch neue
Sinneseindrücke vor Deprivation geschützt.
- Der Lebenswille von depressiven Bewohnern
kann durch die Musik gestärkt werden.
- Bei chronischen Schmerzzuständen kann die
Musik ähnliche Wirkungen wie ein Analgetikum entfalten.
- Bewohner mit Morbus Parkinson werden zu
körperlicher Aktivität motiviert.
- Bei sterbenden Bewohnern kann die Musik
Ängste lösen und beruhigend wirken.
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Kontraindikationen |
- Der Nutzen der Musiktherapie zur Behandlung
von Zwangserkrankungen ist umstritten und konnte durch Studien
bislang nicht belegt werden.
- Im akuten Stadium einer Schizophrenie kann
eine Musiktherapie den Erkrankten noch weiter von der Realität
entrücken.
- Depressive Stimmungen können mit
gegenteiliger (also lustiger Musik) nicht therapiert werden. Zumeist
sind depressive Bewohner für solche musikalischen
Manipulationsversuche unempfänglich. Zudem könnte es der Betroffene
als persönliche Niederlage werten, dass er trotz aller
Aufmunterungsversuche der Pflegekräfte traurig bleibt.
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allgemeine Maßnahmen |
- Die Musiktherapie wird von erfahrenen
Pflegekräften durchgeführt, die für diese Aufgabe weitergebildet
wurden.
- Wir führen eine umfassende Biographiearbeit
durch, um musikalische Interessen des Bewohners zu klären. Da dieser
mental häufig nicht mehr in der Lage ist, unsere Fragen zu
beantworten, nutzen wir alternative Informationsquellen.
- Wir befragen Freunde und Angehörige zu
bevorzugten Interpreten und Musikrichtungen.
- Wir inspizieren die vorhandene
Musiksammlung des Bewohners, sofern diese erhalten ist. Dazu
zählen insbesondere Musikkassetten und Langspielplatten.
- Wir sammeln die notwendigen Tonträger. Dieses
können etwa Schallplatten/CDs aus privaten Beständen sein oder
Einkäufe vom Flohmarkt usw.
- Tendenziell sind Opern und klassische Musik
weniger geeignet für die Musiktherapie. Die Klangstruktur ist sehr
komplex, es gibt zumeist ein längeres Vorspiel und viele der
Bewohner hatten in ihrem Leben nur wenig Kontakt mit dieser
Musikrichtung.
- Ideal sind Operetten und Filmmusik aus den 40er-, 50er- und
60er-Jahren. Diese werden den meisten Bewohnern bereits bekannt sein
und sind sehr beliebt.
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Durchführung: |
allgemeine Maßnahmen |
- Die Musiktherapie erfolgt zumeist in Form
einer Einzelmaßnahme, da dann der therapeutische Nutzen größer ist.
Möglich ist aber auch eine Gruppenveranstaltung.
- Bewohner mit Hörstörungen werden näher an die
Boxen gesetzt. Alternativ können Kopfhörer genutzt werden, sofern
der Bewohner damit vertraut ist. Bei dementiell Erkrankten können
Kopfhörer allerdings auch Abwehrverhalten auslösen.
- Mögliche Störfaktoren werden ausgeschaltet,
also insbesondere Mobiltelefone.
- Der Bewohner muss beim Hören die Möglichkeit
haben, die Maßnahme zu beenden. Das Verhalten des Bewohners wird
deshalb überwacht. Sobald wir feststellen, dass die Musik negative
Reaktionen auslöst, wird die Maßnahme abgebrochen. Dieses
insbesondere bei Unwohlsein oder Aggressionen.
- Falls möglich nutzen wir einen Plattenspieler
und keine CDs, da insbesondere dementiell erkrankte Bewohner keinen
Bezug zu dem neuen Medium herstellen können. Hinsichtlich des Klangs
der alten Aufnahmen ist der Qualitätsunterschied zwischen CD und LP
zu vernachlässigen.
- Wir stellen ggf. Höraufgaben, um die
Konzentration des Bewohners auf das Stück zu erhöhen, etwa:
- Welche Instrumente können Sie
heraushören?
- Aus welcher Zeit kann das Stück stammen?
- Aus welchem Land könnte der Komponist
stammen?
- Wir fragen den Bewohner, welche persönlichen
Erinnerungen er mit der Musik verbindet.
- Das Musikhören wird thematisch in andere
Aktivitäten eingebunden. Wir lesen etwa Gedichte, deren Stimmung zum
Lied passt. Fotos des Sängers oder der Sängerin sowie alte
Zeitungsausschnitte können helfen, sich in die Vergangenheit
zurückzuversetzen und Emotionen wiederzubeleben.
- Wir ermuntern insbesondere demenzkranke
Bewohner, sich im Takt zu bewegen.
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Musiktherapie im Rahmen der
Sterbebegleitung |
- Wir nutzen die Musik, wenn der Bewohner
unruhig, verspannt oder ängstlich ist.
- Wir lassen Platz für alle Gefühle, also auch
Hoffnungslosigkeit, Furcht, Enttäuschung, Zorn und Hass.
- Ggf. spielen wir dem sterbenden Bewohner auf
einem Instrument vor.
- Im fortgeschrittenen Sterbeprozess können
viele Bewohner nicht mehr aktiv auf die Musik reagieren, etwa weil
sie sich bereits in einem Dämmerzustand befinden. Um dennoch die
Wirkung der Musik abschätzen zu können, achten wir auf verschiedene
Körperreaktionen. Etwa:
- beschleunigte oder verlangsamte Atmung
- Reflexbewegungen, etwa der Lidschluss
- motorische Impulse wie etwa Bewegungen
der Finger
- Die Pflegekraft kann bei selbst gemachter
Musik die Geschwindigkeit der Musik von verschiedenen Faktoren
abhängig machen. So kann die Atmung des Bewohners den Takt für das
Stück vorgeben.
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Weiteres |
- Die schmerzlindernde Wirkung der Musik kann
im Rahmen der Physiotherapie genutzt werden. Der Bewohner kann die
Musik etwa über einen Kopfhörer verfolgen, während beispielsweise
kontrahierte Gliedmaßen passiv durchbewegt werden. Eine ggf.
parallel verabreichte Schmerzmittelgabe kann schrittweise reduziert
werden.
- Verschiedene Lieder können in den Tagesablauf
fest integriert werden. So können Demenzkranke mit Schlafliedern auf
das baldige Zubettgehen vorbereitet werden.
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Nachbereitung: |
- Die Reaktionen des Bewohners werden
sorgfältig dokumentiert. Die Ergebnisse fließen in die Planung der
nächsten Maßnahme ein. Insbesondere wird Musik, auf die der Bewohner
negativ reagierte, bei der nächsten Sitzung nicht mehr genutzt.
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Dokumente: |
- Berichtsblatt
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit /
Qualifikation: |
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Musiktherapie; Musik;
Demenz; Sterbebegleitung |
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Genereller
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Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch
kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel
diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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