Notfallstandard
"Verhalten bei Aspiration" |
Definition: |
- Die
Aspiration eines Fremdkörpers ist eine gravierende Bedrohung für die
Gesundheit oder gar für das Leben eines Klienten. Eine Unterbrechung
der Atmung und somit der Sauerstoffversorgung kann schon nach wenigen
Minuten schwere Hirnschädigungen auslösen.
- Vor allem folgende
Risiken sind in der Altenpflege relevant:
- Ein Klient leidet
unter Schluckstörungen und aspiriert Speisereste bei der
Nahrungsaufnahme.
- Der Klient
verschluckt einen festen Gegenstand. Dies kann etwa ein Teil seiner
Zahnprothese sein. Dementiell erkrankte Senioren verschlucken
Gegenstände aus Langeweile oder in Verkennung des Risikos.
- In seltenen Fällen
erfolgt das Verschlucken auch absichtlich, etwa als Versuch einer
Selbsttötung oder zum Erzwingen von Aufmerksamkeit.
- Der
Heimlich-Handgriff ist eine Rettungsmaßnahme zur Entfernung eines
Fremdkörpers aus der Luftröhre (Trachea). Die Pflegekraft übt einen
plötzlichen Druck auf den Thorax aus. Die Atemluft wird dadurch in
Richtung Mund gepresst und befördert das Hindernis aus der Luftröhre.
Der betroffene Klient kann dabei entweder stehen oder liegen.
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Grundsätze: |
- Wenn
eine schwere Atemnot nicht binnen einer oder zwei Minuten beseitigt
ist, werden wir immer einen Notarzt rufen. Dieses auch auf die
"Gefahr", dass sich der Zustand des Klienten normalisiert, bevor der
Arzt eintrifft.
- Der
Notruf erfolgt auch dann, wenn der Klient diesen nicht wünscht, etwa
weil er die Gefährdung nicht korrekt einschätzt.
- Die
wichtigsten Ressourcen zur Rettung des Klienten sind die Besonnenheit
und die Erfahrung der Pflegekraft. In keinem Fall darf die Pflegekraft
in Panik geraten.
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Ziele: |
- Der
Fremdkörper wird entfernt.
- Die
freie Atmung wird schnell wieder hergestellt.
- Der
Klient wird nicht unnötig geängstigt.
- Der
Heimlich-Handgriff wird vermieden, wenn ein milderes Mittel zur
Wiederherstellung der Atmung genutzt werden kann.
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Vorbereitung: |
allgemeine Maßnahmen |
- Erste
Hilfe bei einer Aspiration wird regelmäßig im Team geübt. Wir arbeiten
eng mit den Anbietern entsprechender Kurse zusammen.
- Das
Absauggerät des Klienten ist immer einsatzbereit.
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Symptome |
Wir
achten auf Symptome, die auf eine Aspiration schließen lassen:
- Der
Klient klagt über Schmerzen hinter dem Brustbein.
- Der
Klient berichtet über das Gefühl, dass die Nahrung "stecken geblieben"
wäre.
- Dem
Klienten ist übel. Er klagt über Bauchschmerzen.
- Der
Klient erleidet einen anhaltenden und quälenden Hustenreiz.
- Es
kommt zur Atemnot und zum Erstickungsgefühl.
- Beim
Einatmen ist ein pfeifendes Geräusch zu hören.
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Durchführung: |
allgemeine Maßnahmen |
Wenn
es hinreichende Anzeichen für eine Aspiration gibt, werden die
entsprechenden Notfallmaßnahmen eingeleitet.
- Der
Notarzt wird gerufen.
- Die
Mundhöhle wird untersucht und falls nötig freigeräumt. Ggf. wird der
Klient abgesaugt.
- Bei
Atemstillstand wird der Klient beatmet.
- Die
weiteren u.g. Maßnahmen werden durchgeführt.
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Nutzung eines Sessels |
- Der
Klient soll sich über die Rückenlehne eines Sessels beugen.
- Der
Klient wird aufgefordert, tief einzuatmen und dann kräftig zu husten.
- Die
Pflegekraft kann das Abhusten unterstützen, indem sie mit ihren Händen
Druck auf die Außenflanken des Brustkorbes ausübt. Alternativ kann dem
Klienten zwischen die Schulterblätter geklopft werden.
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Heimlich-Handgriff |
Der
Heimlich-Handgriff ist die letzte Option, die nur dann angewandt wird,
wenn Lebensgefahr besteht, alle anderen Rettungsmaßnahmen erfolglos
bleiben und mit einem rechtzeitigen Eintreffen des Notarztes nicht zu
rechnen ist.
Der
Klient sitzt oder steht:
- Die
Pflegekraft umfasst den Klienten von hinten. Die Hände werden in der
Magengrube ("Epigastrium") zusammengeführt. Eine Hand wird zur Faust
geballt. Die andere Hand umgreift das gegenüberliegende Handgelenk.
- Die
Pflegekraft führt nun einen oder mehrere schnelle und kräftige
Druckstöße in Richtung Zwerchfell durch.
Der
Klient liegt auf dem Boden:
- Der
Klient wird in eine Rückenlage gebracht.
- Die
Pflegekraft kniet mit gespreizten Beinen über dem Klienten. Sie setzt
beide Hände übereinandergelegt in der Magengrube auf und drückt in
Richtung Zwerchfell.
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Nachbereitung: |
- Alle
Beobachtungen und Maßnahmen werden genau dokumentiert.
- Beim
Eintreffen des Notarztes muss dieser über die bislang erfolgten
Maßnahmen zur Rettung des Klienten informiert werden. Insbesondere nach
einem Heimlich-Handgriff muss der Zustand des Klienten über mehrere
Tage in einer Klinik überwacht werden. Es kann zu inneren Verletzungen
gekommen sein, insbesondere Magen-, Leber- oder Milzrupturen.
- Die
Pflegedienstleitung wird (sofern noch nicht geschehen) informiert.
- Ggf.
werden die Angehörigen informiert.
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Dokumente: |
- Berichtsblatt
-
Vitaldatenblatt
-
Medikamentenblatt
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Verantwortlichkeit /
Qualifikation: |
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