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Version 1.07a

Konzept zur psychosozialen Betreuung und
tagesstrukturierenden Maßnahmen in einem Alten- und Pflegeheim

 
Für konzeptionelles Arbeiten hat der MDK eine echte Schwäche. Insbesondere mit einem guten Beschäftigungskonzept lassen sich bei einer Prüfung so manche Bonuspunkte sammeln. Wir haben daher ein Textmuster für Sie erstellt, das auf 11 DIN-A4-Seiten Ihre Beschäftigungsangebote bis ins Detail abbildet.
 

Zu der Qualitätsprüfung des MDK gehört neben der Pflege, Hauswirtschaft und Verwaltung auch die soziale Betreuung der Heimbewohner. Deshalb fragt der MDK einige Punkte zur sozialen Betreuung ab. Er verlangt zwar nicht explizit ein eigenes Konzept zur sozialen Betreuung, aber dennoch ist es sinnvoll, ein eigenes kurzes Konzept mit den wichtigsten Aspekten der sozialen Betreuung in der eigenen Einrichtung zusammenzustellen. Alternativ kann der Text auch Bestandteil des Einrichtungs- oder Pflegekonzeptes sein.

Mit diesem Artikel wollen wir Ihnen einige Vorschläge unterbreiten, wie Sie Ihr Konzept zur sozialen Betreuung gestalten können. Darüber hinaus enthält dieses Beispielkonzept alle wesentlichen Punkte, die der MDK bei einer Qualitätsprüfung beantwortet haben möchte.

Der Übersichtlichkeit halber folgen hier noch einmal die Prüfkriterien des MDK (entnommen aus "Richtlinien / Erhebungsbogen / MDK-Anleitungen; Grundlagen der MDK-Qualitätsprüfungen in der stationären Pflege; Hrsg. Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e.V. (MDS) von 2005":

  • Werden Leistungen der sozialen Betreuung angeboten?
    • Gruppenangebote
    • Einzelangebote
    • jahreszeitliche Feste
    • Aktivitäten zur Kontaktaufnahme / Kontaktpflege mit dem örtlichen Gemeinwesen
  • Maßnahmen zur Kontaktpflege zu den Angehörigen
  • Sind die Angebote der sozialen Betreuung auf die Struktur und Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet?
  • Wird die soziale Betreuung durch festangestellte Mitarbeiter koordiniert?
  • Besitzt der für die Betreuung der gerontopsychiatrisch beeinträchtigten Bewohner zuständige Mitarbeiter spezielle Kenntnisse (Fort- und/oder Weiterbildung)? Wenn ja, welche?
  • Ist das Angebot an sozialer Betreuung ausreichend?
    • Angebot nahezu täglich
    • Angebot zu unterschiedlichen Tageszeiten (z.B. Montag vormittags, Dienstag nachmittags)
    • für Bewohner mit vollständiger Immobilität nahezu tägliches Angebot zur Tagesstrukturierung
    • für Bewohner mit gerontopsychiatrischen Beeinträchtigungen (z.B. Demenz, Depression) nahezu tägliches Angebot zur Tagesstrukturierung
  • Werden diese Angebote den Bewohnern in geeigneter Weise zur Kenntnis gebracht?
  • Wird Beratung angeboten?
 

Konzept zur psychosozialen Betreuung und
tagesstrukturierenden Maßnahmen in einem Alten- und Pflegeheim

  1. Beschreibung der Einrichtung und der Bewohnerstruktur
  2. Ziele der tagesstrukturierenden Maßnahmen
  3. Personalausstattung unseres sozialen Dienstes
  4. kurze Vorstellung der bei uns in der Einrichtung angewendeten therapeutischen Konzepte und deren Zielgruppe und Umsetzung
  5. weitere tagesstrukturierende Maßnahmen
  6. Einsatz ehrenamtlicher Mitarbeiter
  7. Beratungsangebote für unsere Bewohner sowie deren Angehörige
  8. Dokumentation und Informationsfluss
  9. Fort- und Weiterbildung des Personals in Bezug auf die Aktivierung unserer Bewohner
  10. Literatur- und Onlineverzeichnis

1. Beschreibung der Einrichtung und der Bewohnerstruktur

  • Das Alten- und Pflegeheim "Zur Mühle" ist 1985 von der Müller-Stiftung erbaut worden. Die Einrichtung liegt ruhig gelegen in einem Ortsteil von Mühlendorf.
  • Das Alten- und Pflegeheim verfügt über 100 Pflegeplätze für pflegebedürftige Menschen.
  • Dazu wurde ein Versorgungsvertrag nach § 72 SGB XI abgeschlossen. Die Einrichtung bietet eine allgemeine Pflege an. Sie ist Mitglied in einem Pflegeverband.

Das Alten- und Pflegeheim "Zur Mühle" hat zurzeit folgende Pflegestufenverteilung (Stand: 08/08):

  • Pflegestufe 0: 1
  • Pflegestufe I: 20
  • Pflegestufe II: 46
  • Pflegestufe III: 33

Unsere Bewohner, die wir derzeit betreuen, leiden vielfach unter gerontopsychiatrischen Krankheitsbildern, wie etwa vaskulärer Demenz, Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson oder Apoplexie. Daher ist der größte Teil unserer Bewohner kognitiv eingeschränkt, so dass die tagesstrukturierenden Maßnahmen und das Beschäftigungsangebot auf die verhältnismäßig große Gruppe von dementiell veränderten Menschen im Haus angepasst werden muss.

Die Bewohner leben auf vier Wohnbereichen verteilt auf 2 Etagen. Zu jedem Wohnbereich gehört ein Aufenthaltsraum, der jeweils so ausgestattet worden ist, dass sich die täglich angebotenen Aktivitäten gut durchführen lassen.

In jedem Raum befinden sich Stühle und Tische, ein gemütliches Sofa und Sessel, sowie Schränke mit den benötigten Materialien. Des Weiteren stehen dort ältere Schallplattenspieler zur Verfügung und alte Haushaltsgegenstände, wie etwa eine alte Schreibmaschine, ein altes Telefon, ältere Fotografien.

Jeder Wohnbereich unterscheidet sich visuell von den anderen, so dass es den Bewohnern leichter fällt sich zu orientieren.

(Beschreiben Sie hier kurz Ihre Einrichtung; oft kann der Text schon aus dem Pflegekonzept entnommen werden. Wichtig ist es hier bereits zu erfahren, welche Bewohner mit welchen Krankheitsbildern Sie betreuen und wie deren Verteilung aussieht. Darauf sollte selbstverständlich auch das Beschäftigungsangebot zugeschnitten sein. Beschreiben Sie außerdem ausführlich, wie die Räume ausgestattet sind, in denen hauptsächlich die Aktivitäten durchgeführt werden, alternativ können Sie auch Fotos einfügen.)

2. Ziele der psychosozialen Betreuung und der tagesstrukturierenden Maßnahmen

Das Alten- und Pflegeheim "Zur Mühle" arbeitet nach dem Pflegekonzept von Monika Krohwinkel. Unser Pflegeleitbild betont, dass zur ganzheitlichen Pflege eben auch die sozialen und emotionalen Bedürfnisse unserer Bewohner zählen.

Die Ziele des Betreuungs- und Beschäftigungsangebotes in unserem Haus sind daher:

  • Sicherung und Steigerung der Lebensqualität unserer Bewohner durch die soziale, physische und geistige Ansprache.
  • Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung der sozialen Kompetenz (z.B. entgegenwirken der Vereinsamung, knüpfen neuer sozialer Kontakte), aber auch der körperlichen und geistigen Fähigkeiten.
  • Das Betreuungs- und Beschäftigungsangebot durchgehend am Tag anzubieten. Wobei darauf geachtet wird, dass verschiedene Leistungsbereiche (z.B. Pflege und Hauswirtschaft) mit den Mitarbeitern des sozialen Dienstes zusammenarbeiten im Sinne eines integrativen Betreuungs- und Beschäftigungskonzeptes. So sollen die verschiedenen Angebote eben nicht nur von einer Berufsgruppe durchgeführt werden, sondern beispielsweise die Technik der Validation von Pflegekräften, Hauswirtschaftkräften und der Sozialpädagogin beherrscht werden. Die Koch- und Backgruppe beispielsweise wird von der Sozialpädagogin und punktuell einer Kraft aus der Hauswirtschaft betreut.
  • Das Betreuungs- und Beschäftigungskonzept soll so gestaltet sein, dass es für alle Bewohner eine sinnvolle Tages- und Wochenstruktur bietet. Besonders wichtig ist diese Struktur für unsere gerontopsychiatrisch veränderten Bewohner. Gleichförmigkeit und Wiederholung sind unverzichtbar für diese Gruppe, sie verleihen die notwendige Sicherheit im Alltag.

3. Personalausstattung unseres sozialen Dienstes

Für den sozialen Dienst beschäftigen wir eine festangestellte Sozialpädagogin mit 40 Stunden pro Woche, die sich durch verschiedene Fort- und Weiterbildungen (Validation, Anwendung der basalen Stimulation und des Snoezelen-Konzeptes) auf den Bereich der Bewohner mit Demenzen spezialisiert hat. Ihr hilfreich stehen zeitweilig Pflege- und / oder Hauswirtschaftskräfte sowie Praktikanten zur Seite.
Ihre Aufgaben sind in einer Stellenbeschreibung zusammengefasst und beinhalten in Kurzform folgende Punkte:

  • Erstellung der Heimzeitung
  • Erstellung und Aushang des wöchentlichen Beschäftigungsplanes an den schwarzen Brettern der Einrichtung
  • Organisation und Durchführung der wöchentlichen Gruppenangebote, wie etwa der Spiel-, Bastel-, Koch- und Backgruppen
  • Vorbereitung heiminterner Feste etc. bei aktiver Teilhabe der Bewohner an Planung und Durchführung
  • Durchführung von Besuchen im Zimmer, Einzeltherapie bei besonders gehemmten Bewohnern mit dem Ziel, sie langsam gruppenfähig zu machen und sie in die Heimgemeinschaft zu integrieren
  • Durchführung von Besuchen im Zimmer, Einzeltherapie z.B. basale Stimulation, 10-Minuten-Aktivierung bei bettlägerigen Bewohnern, die nicht mehr oder zurzeit nicht die Möglichkeit haben, an der Heimgemeinschaft teilzunehmen
  • Förderung von Interessengemeinschaften der Bewohner, Unterstützung bei der Freizeitgestaltung und Hobbyfindung.
  • Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern und Organisation der Einsätze
  • Besuch von Veranstaltungen, Einbeziehung anderer Institutionen z. B. offene Altenhilfe und Altentagesstätten bzw. Altenzentren etc.
  • Dokumentation und Weitergabe relevanter Informationen über den Bewohner in der Pflegedokumentation und ggf. eigene Aufzeichnungen

(Beschreiben Sie hier, mit welchem Personal und Qualifikationen Sie die Beschäftigungsangebote durchführen. Dem MDK ist an dieser Stelle wichtig zu wissen, dass nicht dauernd wechselnde Personen die Angebote durchführen und dass die Qualifikation der Mitarbeiter ausreicht. Aus diesem Grund sollte ein fester Mitarbeiter die Angebote und Aktivitäten durchführen und organisieren. Halten Sie dafür auch eine entsprechende Stellenbeschreibung vor. Dies ist auch ein wichtiger Punkt für die Außendarstellung der Einrichtung. Angehörigen und Dritten fällt sofort negativ auf, wenn ständig Ansprechpartner wechseln, zumal es dann auch oft keine geregelten Abläufe gibt.)

4. kurze Vorstellung der bei uns in der Einrichtung angewendeten
therapeutischen Konzepte und deren Umsetzung

Validation:

Die validierende Kommunikation ist eine Gesprächstechnik insbesondere für die Betreuung von Demenz-Patienten. Die validierende Kommunikation belässt den Bewohner in seiner Lebenswelt und versucht nicht, ihn in die existierende Realität zurückzuholen. Pflegekräfte sollen die Gefühlswelt und Motive der verwirrten Menschen akzeptieren ("to value", englisch = "wertschätzen") und somit eine Vertrauensbasis schaffen. Um Bewohnern unterschiedlicher Krankheitsstadien angemessen betreuen zu können, werden vier Stufen der Desorientierung unterschieden:

  • Stadium 1: Bewohner in diesem Stadium leiden zunächst nur unter geringen Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses. Sie können klar kommunizieren, lesen und schreiben. Sie sind in der Lage, sich weitgehend selbst zu versorgen. Häufig leiden diese Bewohner unter der Angst, die Kontrolle über ihre Körperfunktionen zu verlieren. Sie fürchten Veränderungen und klammern sich an bewährten Problemlösungsstrategien fest. Sie vermeiden Intimität und lehnen oftmals Berührungen ab.
  • Stadium 2: Das Kurzzeitgedächtnis versagt immer häufiger, während das Langzeitgedächtnis intakt bleibt. Namen, Orte und Tageszeiten werden verwechselt. Persönlicher Besitz wird verlegt. Bewohner können nicht mehr leserlich schreiben und komplexe Sätze bilden. Die Sinne lassen nach, insbesondere das Hör-, Seh- und Tastvermögen. Soziale Konventionen verlieren an Bedeutung.
  • Stadium 3: Der Bewohner führt ständig sich wiederholende Bewegungen aus, etwa rhythmische Schaukelbewegungen. Er schottet sich von seiner Umwelt ab, die Augen sind meist geschlossen. Ein Zeitgefühl gibt es nicht mehr. Ebenso fehlt die Fähigkeit, Emotionen zu kontrollieren wie Wut, Scham oder Sexualität. Das Sprachvermögen ist einem Wohlgefühl gewichen, das durch Singsang, kindliches "Gebrabbel", Summen oder Schnalzen ausgelöst wird.
  • Stadium 4: Pflegekräfte und selbst enge Angehörige werden nicht mehr erkannt. Der Bewohner zeigt keinen Antrieb mehr und bewegt sich selten. Die Muskeln sind schlaff. Erkrankte verbringen ihre Zeit damit, im Sessel zu sitzen oder in embryonaler Haltung im Bett zu liegen.
  • Die Grenzen zwischen diesen Stadien sind fließend. Manche Bewohner wechseln je nach Tageskonstitution zwischen verschiedenen Stadien.

Grundsätze:

  • Wir akzeptieren unsere verwirrten Bewohner vorbehaltlos. Wir versuchen nicht, sie zu ändern.
  • Im Gegensatz zu anderen Validationsverfahren versuchen wir nicht, unausgetragene Konflikte aus der Vergangenheit des Bewohners zu identifizieren und aufzulösen. Wir glauben auch nicht, dass solche Konflikte ursächlich für den Rückzug in eine "innere Welt" sind.
  • Der Rückzug in die Vergangenheit kann für den Bewohner angenehme Aspekte haben, die sein Leben erträglich machen. Der Bewohner begreift die Vergangenheit als einen Ort, wo er produktiv, gesund, sicher und geliebt ist.
  • Wir arbeiten eng mit den behandelnden Ärzten und den Angehörigen zusammen.

Ziele:

  • Wir möchten unseren Bewohnern die Gewissheit geben, dass wir ihre Gefühle für wahr und wertvoll halten.
  • Wir möchten die Würde der Bewohner schützen.
  • Wir wollen das Selbstwertgefühl der Bewohner steigern.
  • Wir möchten die verbale und nonverbale Kommunikation verbessern.
  • Die Stressbelastung unserer Bewohner soll reduziert werden.
  • Die Vergabe von Sedativa soll auf ein Mindestmaß reduziert werden.
  • Der Rückzug des Bewohners in eine "innere Welt" soll vermieden werden.
  • Bewohner sollen in Frieden mit sich und der Welt sterben können.

Umsetzung:

Da die Validation von nahezu allen Mitarbeitern beherrscht werden sollte, setzen wir die Schulung der Mitarbeiter mit Hilfe von Multiplikatoren in unserem Haus um. Aus jedem Wohnbereich werden eine Pflegefachkraft und eine Pflegehilfskraft zur Weiterbildung entsendet, des Weiteren zwei Mitarbeiter aus der Hauswirtschaft und eine Mitarbeiterin aus der Verwaltung. Diese wiederum haben nun die Aufgabe, ihr neues Wissen und die Fähigkeiten an ihre Mitarbeiter weiterzugeben. Dazu bekommen sie selbstverständlich ein Zeitkontingent zur Verfügung gestellt. Im Pflegebereich etwa wird in festgelegten Abständen ein Teil der Übergabezeit dazu genutzt.

10-Minuten-Aktivierung:

Die "10-Minuten-Aktivierung" macht es möglich, Bewohnern mit dementiellen Erkrankungen eine professionelle therapeutische Betreuung anzubieten. Das Konzept berücksichtigt die häufig begrenzten Personalressourcen ebenso wie die zeitlich limitierte Konzentrationsfähigkeit verwirrter Senioren. Grundlage der Aktivierung ist der gezielte Einsatz vertrauter Gegenstände aus der Vergangenheit der Bewohner.

Mit der "10-Minuten-Aktivierung" möchten wir folgendes erreichen:

  • Die Kommunikation zwischen Bewohner, den Mitarbeitern und den Mitbewohnern soll gestärkt werden.
  • Biografisch verankerte Fähigkeiten des Bewohners sollen wieder aufgespürt werden.
  • Gelebte Antriebe (Ordnungssinn, Disziplin, Fürsorglichkeit usw.) sollen wiedererweckt werden.
  • Die Biographie des Bewohners soll vervollständigt werden.
  • Unsere Mitarbeiter sollen den dementen Bewohner besser verstehen und ihn als Menschen erleben, der Hobbys und Interessen hat.
  • Das Körpergefühl und die Bewegungsfähigkeit sollen gestärkt werden.
  • Eine Überforderung von Demenz-Patienten wollen wir vermeiden.

Umsetzung:

  • Wir setzen die "10-Minuten-Aktivierung" am liebsten vormittags ein, da sich die Bewohner um diese Tageszeit am besten konzentrieren können. Sie kann aber auch nachmittags oder sogar nachts eingesetzt werden, bei z.B. unruhigen Bewohnern.
  • Wir führen die "10-Minuten-Aktivierung" jeden Tag durch. Wir ermitteln durch die Biografiearbeit, welche Themen für welchen Bewohner interessant sein könnten. Sehr belastende Gesprächsstoffe wie Krieg, Vertreibung und Hunger vermeiden wir. Dennoch dauert es manchmal sehr lange, bis wir einen Zugang zu den Erinnerungen des Bewohners schaffen können und sich ein echter Dialog entwickelt.
  • Jeder Wohnbereich verfügt über einen Schrank, in dem verschiedene Pappkartons aufbewahrt werden. Jeder Pappkarton steht für ein bestimmtes Thema, wie etwa Autopflege. Der Karton enthält dann z.B. ein Schwamm, ein alt bekanntes Autopflegemittel, einen Eiskratzer usw.
  • Die Kartons werden von außen besonders gestaltet und beschriftet. Damit sich die Themen nicht so schnell abnutzen, werden in den Teambesprechungen / Qualitätszirkeln die Ergebnisse der Biografiearbeit ausgewertet und neue Themen aufgenommen. Die Mitarbeiter des sozialen Dienstes haben dann die Aufgabe, die Kartons mit den Gegenständen herzustellen. Daneben gibt es auch Kartons, die allgemein eingesetzt werden können, also ohne biografischen Hintergrund.
  • Die Pflegekräfte können und sollen jederzeit, wenn sich die Gelegenheit bietet, einen Karton nehmen können und die Aktivierung mit einem thematischen Gespräch oder einer kleinen Aufgabe verbinden. Die 10-Minuten-Aktivierung kann in der Gruppe oder mit einem einzelnen Bewohner umgesetzt werden. Neue Mitarbeiter werden selbstverständlich geschult und eingewiesen.

basale Stimulation:

Die basale Stimulation nach Fröhlich ist ein Konzept, das ursprünglich in der Arbeit mit Schwerstbehinderten entwickelt worden ist. Bei schwerstbehinderten Menschen ist oft keine verbale Kommunikation möglich. Also muss eine nonverbale Kommunikation geschaffen werden. Daher eignet sich diese Form der Kommunikation auch sehr gut für Bewohner, die vollständig und schon über einen längeren Zeitraum immobil sind. Ziel ist es, dem Bewohner, der nicht mehr verbal kommunizieren kann und durch das lange Liegen, das Gefühl für seinen Körper meist verloren hat, durch gezieltes Berühren den Körper wieder erfahrbar zu machen. Dabei kommuniziert der Bewohner auf körperlicher Ebene, zeigt zum Beispiel Stress durch Schwitzen, eine beschleunigte Atmung und Abwehrverhalten. Wenn die Mitarbeiter darauf eingehen und ihre Maßnahmen anpassen, gewinnen sie Vertrauen. Der Bewohner spürt, dass auf ihn eingegangen wird und er eine Möglichkeit hat, Einfluss auf die Pflege zu nehmen und mitzubestimmen.

Umsetzung:

Die Mitarbeiterin wendet die basale Stimulation z.B. in einer Einzeltherapie bei immobilen Bewohnern regelmäßig in der Woche an. Mit verschiedensten Maßnahmen werden die einzelnen Sinne des Bewohners angesprochen:

  • das Hören
  • das Sehen
  • der Geschmack
  • der Tastsinn
  • das Riechen
  • Wahrnehmung von Vibrationen
  • Wahrnehmung von Lageveränderungen im Raum

Solche Maßnahmen können beispielsweise sein:

  • großflächige Berührungen einer Körperpartie
  • Musik oder Meeresrauschen abspielen usw.
  • Duftkerzen entzünden
  • Säcke gefüllt mit Erbsen in die Hände geben
  • Arme und Beine in ein Handtuch legen und langsam anheben und bewegen

Dabei werden die Reaktionen des Bewohners beobachtet. Unangenehme Maßnahmen werden sofort abgebrochen. Maßnahmen, die zum sichtlichen Wohlbefinden oder zu zielgerichtetem Handeln führen, werden fortgeführt.

Sämtliche Ergebnisse werden dokumentiert. So soll einer Deprivation vorgebeugt werden.

Ein weiterer Vorteil der Basalen Stimulation besteht darin, dass sie sehr gut in der Pflege von den Pflegekräften eingesetzt werden kann. Die Pflegekräfte können z.B. eine beruhigende oder belebende Ganzkörperwäsche durchzuführen ohne allzu großen zeitlichen Mehraufwand.

Musiktherapie:

Die Musiktherapie ist eine Form der nonverbalen Kommunikation und ist insbesondere für die Betreuung von demenziell erkrankten Bewohnern geeignet. Durch das passive Musikhören können wir Erinnerungen wachrufen, die mit diesen Klängen emotional verbunden sind.

Die Musiktherapie ist im Verlauf ähnlich zu Freizeitangeboten wie etwa dem Singkreis oder der Sitztanzgruppe. Allerdings steht bei der hier beschriebenen Maßnahme der therapeutische Ansatz deutlicher im Mittelpunkt.

Wir sind davon überzeugt, dass Musik über eine Heilkraft verfügt. Aber es wird darauf geachtet, dass der Bewohner der Musik niemals hilflos ausgesetzt wird.

Folgende Ziele wollen wir mit der Musiktherapie erreichen:

  • Die zwischenmenschliche Kommunikation wird gefördert.
  • Emotionale Prozesse werden aktiviert, insbesondere findet der Bewohner einen Weg, seine Gefühle auszudrücken.
  • Die Wahrnehmung der Außenwelt wird geschärft.
  • Der Sinn für Spaß und Freude wird gefördert.
  • Der Bewohner wird zu körperlicher Aktivität motiviert.
  • Physische und psychische Störungen werden bewältigt.

Wir nutzen die Musiktherapie bei verschiedenen Krankheitsbildern mit jeweils abweichender Zielsetzung.

  • Wir helfen Bewohnern mit Agitiertheit, also mit motorischer Unruhe und gesteigertem Bewegungsdrang. Betroffene Bewohner sollen sich über die Therapie hinaus entspannen.
  • Zurückgezogene und einsame Bewohner sollen neue soziale Kontakte knüpfen können, etwa durch die Teilnahme an Gruppensitzungen.
  • Immobile Bewohner werden regelmäßig in der Woche bei Einzelbesuchen durch neue Sinneseindrücke vor Deprivation geschützt.
  • Der Lebenswille von depressiven Bewohnern kann durch die Musik gestärkt werden.
  • Bei chronischen Schmerzzuständen kann die Musik ähnliche Wirkungen wie ein Analgetikum entfalten.
  • Bewohner mit Morbus Parkinson werden zu körperlicher Aktivität motiviert.
  • Bei sterbenden Bewohnern kann die Musik Ängste lösen und beruhigend wirken.

(Unsere Beispieleinrichtung betreut einen relativ großen Anteil an demenzkranken Bewohnern. Deshalb sind viele Angebote auch auf diese Gruppe zugeschnitten: Sie erfüllt damit eine weitere zentrale Forderung des MDK. Wenn die Verteilung entsprechend anders ist, also etwa die Gruppe der orientierten Bewohner überwiegt, sollten Sie andere Angebote beschreiben und hervorheben. Um die Fachlichkeit und Kompetenz der Einrichtung zu betonen, wurden hier in diesem Abschnitt bewusst Konzepte der Betreuung Demenzkranker ausführlich beschrieben.)

allgemeine tagesstrukturierende Angebote:

Einzelne Bewohner übernehmen zusammen mit den Hauswirtschaftsmitarbeitern kleinere Aufgaben, wie etwa Bügelwäsche zusammen zu legen, Blumen gießen, Gartenarbeit, Speisesaal eindecken, einkaufen.

Andere Bewohner beteiligen sich beispielsweise an der Erstellung der Heimzeitung, schreiben kleinere Texte, machen Fotos von unseren Aktivitäten usw., die dann erscheinen.

(Viele Tätigkeiten der Bewohner, die so nebenbei stattfinden und von den Mitarbeitern organisiert werden, sollten auch im Konzept Erwähnung finden. Meistens ist es den Mitarbeitern gar nicht bewusst, dass diese Tätigkeiten unter z.B. tagesstrukturierende Maßnahmen fallen. Eine Bewohnerin, die zweimal wöchentlich vormittags beim Wäsche zusammenlegen hilft, hat diese Tätigkeit als Hausfrau früher auch immer vormittags erledigt. Es teilt also ihren Tagesablauf sinnvoll auf. Ihr Pflichtgefühl wird angesprochen, sie macht es gern und freut sich, dass sie noch gebraucht wird.)

5. weitere tagesstrukturierende Maßnahmen

  • Um zu gewährleisten, dass alle Bewohner, Mitarbeiter, Angehörige und Besucher über unser vielfältiges Beschäftigungsangebot informiert sind, werden Wochenpläne in großer Schrift und auch für Rollstuhlfahrer gut lesbar an verschiedenen "schwarzen Brettern" im Haus ausgehängt.
Uhrzeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag
10.00 Uhr Gedächtnistraining /
Ratespiele im Speisesaal
Erinnerungsstunde backen oder Aktivitäten nach Bedarf basteln, Spaziergänge, malen   Zeitung lesen
15.30 Uhr Singnachmittag nach dem Kaffeetrinken im Speisesaal Sitzgymnastik und Sitztanz im Speisesaal Spielenachmittag im Speisesaal oder im Clubraum Bastelnachmittag Zeitung lesen
Film- und Diavortrag
19.00 Uhr bis 22.00 Uhr   gemütliche Runde für Nachtschwärmer im Aufenthaltsraum   gemütliche Runde für Nachtschwärmer im Aufenthaltsraum  

(Auf dem Wochenplan ist für den MDK sofort ersichtlich, ob täglich ein Beschäftigungsangebot für die Bewohner stattfindet. Der MDK hat zu dieser Frage, ob täglich ein Angebot stattfinden muss, ein Hintertürchen offen gelassen. Er verlangt ein "nahezu" tägliches Angebot. Nun lässt es sich vortrefflich darüber streiten, was "nahezu täglich" bedeuten soll. Nicht jedes Heim kann sich den Luxus einer fest angestellten Sozialpädagogin, wie in unserem Beispielheim, leisten. Für ein kleines Heim kann daher die Alternative sein, sich gute ehrenamtliche Mitarbeiter zu suchen, die Lücken mit eigenen Angeboten auffüllen. Wichtig ist es dabei, die Ehrenamtlichen z.B. zu schulen im Umgang mit Demenzkranken und ihnen Anreize zu geben, sich dauerhaft zu engagieren. Wichtig ist auch hier auf jeden Fall, einen festen Mitarbeiter als Verantwortlichen zu benennen und ihn entsprechend für diese Aufgabe zu schulen und ein Zeitkontingent einzuräumen. )

Erinnerungsstunde:

Ziel der Erinnerungsstunde soll ein Austausch der Bewohner über ihr Leben unterei

+++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++

 
   
 
 
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Schlüsselwörter für diese Seite Beschäftigung; Demenz; Zehn-Minuten-Aktivierung
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.