Was ist eine Mangelernährung?
- Es können grundsätzlich zwei Formen der Mangelernährung unterschieden werden:
- Eine unzureichende Energiezufuhr
(Unterernährung), etwa durch Hungern (in Industrieländern häufig
Anorexia nervosa), sowie durch Krankheiten, die die Nährstoffaufnahme
bzw. die Verstoffwechselung behindern (z. B. Morbus Crohn, Diabetes
mellitus).
- Eine ausreichende Energiezufuhr, aber ein
Mangel an Proteinen, Vitaminen und / oder Mineralien, etwa durch eine
sehr einseitige Ernährung ohne frisches Obst und Gemüse
(Mangelernährung).
Welche Risikofaktoren haben einen Einfluss? Wer ist besonders gefährdet?
Krankheiten, medikamentöse Therapie, Alterserscheinungen:
- akute und chronische Krankheiten, ggf. mit Schmerzzuständen
- Krankheiten, die mit dem Verlust kognitiver Fähigkeiten einhergehen, etwa Demenz
- Nebenwirkungen von Medikamenten, z. B.
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Geruchs- und Geschmacksveränderungen,
Müdigkeit, Appetitlosigkeit
- körperliche Einschränkungen, etwa eine Halbseitenlähmung, Einsteifung einzelner Gelenke
- Erkrankungen, die zu einem erhöhten Energie-
und Nährstoffbedarf bzw. zu einem erhöhten Flüssigkeitsbedarf führen,
etwa Infektionen mit Fieber, Wundheilungsstörungen z. B. Dekubitus,
Tumorerkrankungen, erhöhter Bewegungsdrang bei demenziellen Erkrankungen
- eingeschränkter Geruchs- und Geschmackssinn
- Schluckstörungen
- schlechter Mund- und Zahnstatus
psycho-soziale Einschränkungen:
- Depression
- Mangel an sozialen Kontakten, soziale Isolation
- Ungünstig gelerntes und gelebtes Ernährungsverhalten durch Armut, Gewohnheit, Unwissen, Drogenabhängigkeit
- Ängste vor Allergien oder Unverträglichkeiten
- Wahnvorstellungen, etwa die Vorstellung, das Essen und die Getränke könnten vergiftet sein
- religiöse oder weltanschauliche
Ernährungsgewohnheiten (etwa koscheres Essen im Judentum, vegetarische
Ernährung, Verzicht auf Schweinefleisch bei Moslems)
ungeeignete Umgebungsfaktoren:
- Lärm im Speisesaal,
- Unterbrechung der Mahlzeit,
- unangenehme Gerüche,
- Ablehnung von Tischnachbarn,
- keine flexiblen Essenszeiten,
- mangelnde Unterstützung seitens des Personals,
- fehlende Hilfsmittel, um eine selbständige Nahrungsaufnahme zu ermöglichen usw.
Bei Ihnen /
Ihrem Angehörigen / Ihrem Betreuten wurde im Rahmen einer Risikoanalyse ein
Ernährungsdefizit festgestellt.
Wir
schlagen deshalb folgende Maßnahmen vor, damit der Ernährungszustand wieder
verbessert wird:
O |
Durchführung einer Ernährungsberatung
|
O |
Logopädie zur Behandlung der Schluckstörung
|
O |
Besuch eines Zahnarztes bei Kaubeschwerden und schlechtem Mundstatus (Entzündungen, Mundtrockenheit)
|
O |
Facharztbesuch Gastroenterologie zum Abklären von Erkrankungen des Verdauungsapparates
|
O |
Einsatz
von Hilfsmitteln, z. B. besonderes Besteck, Tasse mit Griffverstärkung,
Teller mit erhöhtem Rand, Benutzung von Trinkhalmen
|
O |
Wunschkost, also die Wahlmöglichkeit der Speisen für den Bewohner
|
O |
Einbezug des Bewohners in die Speisenherstellung (hat eine appetitanregende Wirkung),
|
O |
Einsatz von Fingerfood (mundgerechte Zubereitung des Essens)
|
O |
Einsatz
von Trinknahrung (sog. "Astronautenkost". Sie gibt es für zahlreiche
Krankheitsbilder, u.a. auch hochkalorische Trinknahrung für
Demenzkranke)
|
O |
Essen
mit einheitlicher Konsistenz. (Diese Speisen sind nicht zwangsläufig
immer püriert. Es gibt etwa auch passierte, dickflüssige Gerichte.
Falls möglich wird etwa nur das Fleisch oder der Fisch püriert, nicht
aber die anderen Komponenten. Oder das Brot wird von der Rinde befreit
und ist so leichter zu kauen.)
|
O |
Überprüfung
der täglich einzunehmenden Medikamente auf Nebenwirkungen wie Übelkeit/
Erbrechen und Störung der Geschmacksempfindungen
|
O |
Behandlung einer Depression
|
O |
Diskussion aller Beteiligten über die Anlage einer PEG unter Beachtung des Bewohnerwillens (Patientenverfügung)
|
O |
_______________________________ |
O |
_______________________________ |
O |
_______________________________ |
Die wichtigsten Fragen
Was ist der Expertenstandard Ernährung?
- 2009 wurde in Deutschland von verschiedenen
Fachleuten ein Expertenstandard zum Ernährungsmanagement entwickelt.
Dieser beschäftigt sich mit Maßnahmen und Möglichkeiten, mit denen
Pflegebedürftige richtig und ausgewogen ernährt werden können. Hier
wird auch beschrieben, wie eine Magensonde zur Ernährung möglichst
lange hinausgezögert oder sogar ganz vermieden werden kann.
Was ist ein Ernährungsscreening und - assessment?
- Wir nutzen PEMU. Das steht für "Pflegerische
Erfassung von Mangelernährung und deren Ursache". PEMU ist zweiteilig
und besteht aus einem Screening- und aus einem Assessment-Teil. Das
Screening ("Durchleuchten") ist eine einfache kurze Abfrage, um
Risikofaktoren für eine Mangelernährung und für einen
Flüssigkeitsmangel zu erkennen. Wird dabei eine Gefahr oder sogar eine
schon bestehende Mangelernährung oder ein Flüssigkeitsmangel
festgestellt, wird mit dem Assessment ("Beurteilung") fortgefahren.
Dieses geht wesentlich tiefer in die Ursachenforschung. Mithilfe der
Ergebnisse können Pflegemaßnahmen festgelegt werden.
Wer kommt für die Kosten der Sondennahrung auf?
- Die Kosten für die Sondennahrung übernimmt immer die Krankenkasse, wenn eine entsprechende Erkrankung vorliegt.
Wer bezahlt die spezielle Trinknahrung (Astronautenkost)?
- Wenn die Trinknahrung medizinisch notwendig
ist, etwa um einen erheblichen Gewichtsverlust in kurzer Zeit zu
stoppen, dann übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Aber manchmal
ist es auch notwendig, sich bei Ablehnung durch die Krankenkasse zu
wehren und einen Widerspruch einzulegen.
Kann mein Angehöriger trotz einer Magensonde noch normal essen?
- Ja, sofern er oder sie keine erhebliche
Schluckstörung aufweist, kann z.B. ein Joghurt eingegeben werden. Es
ist sehr sinnvoll und wünschenswert, dass der Bewohner mit einer
Magensonde auch über den normalen Weg isst. Damit wird er nicht
ausgegrenzt und kann mit allen Sinnen genießen.
Wenn Sie verschiedene Maßnahmen zur Vermeidung oder zur
Linderung einer Mangelernährung nicht wünschen, können Sie diese
hier eintragen:
weitere Anmerkungen:
Ich
wurde über Maßnahmen zur Vermeidung oder zur Linderung einer Mangelernährung aufgeklärt.
______________________________
Datum, Unterschrift Pflegebedürftiger/ Datum,
Angehöriger/ Gesetzlicher Betreuer |
________________________ Unterschrift Mitarbeiter |
|