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Vers. 2.12g

Standard "Pflege von Senioren mit einem suprapubischen Blasenkatheter"

 
Neun von zehn Harnwegsinfektionen in Pflegeheimen sind das Ergebnis eines transurethralen Blasenkatheters. Kein Wunder also, dass diese Maßnahme mittlerweile als "Bakterienschleuder" verschrien ist. Aber auch die suprapubische Ableitung (durch die Bauchdecke) stellt hohe Ansprüche an die Hygiene.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".

 

Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von Senioren mit einem suprapubischen Blasenkatheter"

Definition:
  • Ein suprapubischer Blasenkatheter ist eine künstliche Methode, um Urin aus der Blase abzuleiten. Dafür wird die gefüllte Harnblase oberhalb des Schambeines punktiert. Durch die Öffnung wird ein Katheter eingeführt. Je nach System wird der Katheter in der Harnblase geblockt oder auf der Haut durch eine Fixierung vor dem Herausrutschen geschützt.
  • Im Vergleich zur transurethralen Ableitung treten deutlich weniger Komplikationen auf. Vor allem das Infektionsrisiko ist wesentlich geringer. Da der Intimbereich nicht berührt ist, wird diese Maßnahme zumeist gut akzeptiert.
  • Durch den Katheter wird das Blasen- und Toilettentraining nicht beeinträchtigt. Der Bewohner kann also trotz des Katheters normal Urin lassen. Auch die Bestimmung des Restharns kann einfach durchgeführt werden.
  • Die Anlage der Blasenfistel erfolgt im Krankenhaus oder im Rahmen eines ambulanten Eingriffes. Danach muss das System nur alle acht Wochen durch den Arzt gewechselt werden.
  • Für diese Form der Harnableitung gibt es verschiedene Synonyme: suprapubische Blasenpunktionsfistel, suprapubischer Blasendauerkatheter, perkutane suprapubische Blasenpunktion sowie Zystostomie.
Grundsätze:
  • Die Maßnahme wird nur dann durchgeführt, wenn der Bewohner zustimmt.
  • Wenn eine anhaltende Katheterisierung der Harnblase erforderlich ist, ist ein suprapubischer Blasenkatheter im Vergleich zur transurethralen Ableitung zumeist die bessere Wahl.
  • Die Durchführung der suprapubischen Blasenpunktion ist Aufgabe des Arztes.
  • Blasenkatheter werden nur gelegt, wenn es dafür eine klare medizinische Indikation gibt. Inkontinenz allein ist keine Rechtfertigung.
Ziele:
  • Durch eine einwandfreie Hygiene wird eine Infektion der Harnwege vermieden.
  • Eine Schleimhautverletzung mit Blutungen wird vermieden.
  • Die Würde des Bewohners bleibt gewahrt.
  • Die Lebensqualität wird verbessert.
  • Die Schmerzbelastung wird auf ein Minimum reduziert.
  • Ein freier Harnabfluss wird gewährleistet.
  • Die Harnausscheidung wird überwacht und Krankheiten sicher erkannt.
  • Kontaminationsfreie Urinproben können gewonnen werden.
Vorbereitung: allgemeine Vorbereitung
  • Wir bilden unsere Fachkräfte regelmäßig zum Thema Wundversorgung fort und halten aktuelle Fachliteratur bereit.
  • Wir benennen einen Wundbeauftragten, der eine entsprechende Weiterbildung erhält.
  • Sofern nicht anders verordnet führen wir den Verbandswechsel alle zwei Tage durch.
Indikation / Kontraindikation

Wir prüfen, ob die Indikation für einen suprapubischen Blasenkatheter gegeben ist:

  • Die Harnröhre ist verletzt oder krankhaft verändert.
  • Es liegt eine Stenose der Harnröhre vor.
  • Der Bewohner leidet unter einer Blasenentleerungsstörung (Restharn / Harnverhalt).
  • Die Funktion der Nieren soll überprüft werden.
  • Eine Operation im Urogenitalbereich ist geplant.
  • Die korrekte Blasenentleerung muss trotz dementieller Veränderung sichergestellt werden.

Ein suprapubischer Blasenkatheter ist kontraindiziert bei folgenden Krankheitsbildern:

  • Der Bewohner leidet unter einer Blutgerinnungsstörung oder unter Aszites (Ansammlung von Flüssigkeit in der freien Bauchhöhle).
  • Im Bereich der Blase wurde ein Tumor gefunden.
  • Es gibt eine Störung der Darmpassage infolge einer Darmlähmung oder eines Darmverschlusses.
  • Es gibt Verwachsungen im Unterbauch.
Material für den Verbandswechsel

Wir stellen das Material bereit, das für einen Verbandswechsel benötigt wird. Alternativ ist dieses komplett in einem Verbandsset für suprapubische Blasenkatheter enthalten.

  • 1 Paar Einmalhandschuhe
  • sterile Einmalhandschuhe oder sterile Pinzette
  • Hautdesinfektionsmittel
  • Wund- und Schleimhautdesinfektionsmittel
  • sterile Schlitzkompressen
  • sterile Kompressen
  • steriler Pflasterverband
  • Schere, Mullbinde
  • ggf. Einmalrasierer
  • NaCl-Lösung
weitere Vorbereitung für einen Verbandswechsel
  • Der Bewohner wird über die bevorstehende Maßnahme informiert und um Zustimmung gebeten.
  • Der Bewohner wird nach Beschwerden befragt, insbesondere nach Schmerzen, die die Wunde auslöst.
  • Der Bewohner wird bequem gelagert.
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Das Bett wird durch eine Einmalunterlage vor Verschmutzungen geschützt.
Durchführung: Verbandswechsel

Der Verband wird alle zwei bis drei Tage sowie bei Bedarf gewechselt.

  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und legt die Einmalhandschuhe an.

  • Die Pflegekraft entfernt vorsichtig den alten Bauchdeckenverband und entsorgt diesen im Abwurfbehälter.
  • Das Pflaster, das bislang den Schlauch fixierte, wird entfernt.
  • Zudem kann das Areal mit einem Einmalrasierer vom Haarwuchs befreit werden. Der nächste Verbandswechsel wird damit deutlich angenehmer für den Bewohner.
  • Die Pflegekraft inspiziert die Wunde. Sie achtet vor allem auf Hautveränderungen und den unkontrollierten Austritt von Urin. In diesen Fällen wird umgehend der Arzt informiert.
  • Die Pflegekraft legt die sterilen Einmalhandschuhe nach einer erneuten Händedesinfektion an.

  • Der Hautbereich wird desinfiziert.

  • Das Hautareal um die Einstichstelle und den Katheter wird mit einem Tupfer und dem Desinfektionsmittel behandelt. Die Pflegekraft arbeitet dabei von innen nach außen. Jede Manipulation am Katheter oder gar ein Ziehen werden strikt unterlassen.
  • Vorhandene Krusten können mit einer Kompresse und NaCl-Lösung entfernt werden.
  • Bei Entzündungen kann die Einstichstelle nach ärztlicher Anordnung mit einer Jodlösung versorgt werden.
  • Durch Palpation der Wundumgebung stellt die Pflegekraft fest, ob der Bereich gerötet, geschwollen oder erwärmt ist.

  • Das Hautareal wird mit zwei Schlitzkompressen abgedeckt. Diese liegen sich gegenüber und "umfassen" mit ihrem Schlitz den Schlauch. Für das Auflegen kann die Pflegekraft wahlweise sterile Handschuhe oder eine sterile Pinzette nutzen.

  • Eine normale sterile Kompresse wird zusätzlich auf das Wundareal aufgebracht. Mit einem elastischen Klebestreifen wird der Verband zusätzlich fixiert. Der Schlauch darf dabei weder verdrehen oder abknicken. Es darf zudem auch nicht zu Druckstellen kommen.
  • Mit zusätzlichen "Pflasterzügeln" kann verhindert werden, dass bei Zug auf den Katheter die Naht ausreiß

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++






























 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Blasenkatheter; Prophylaxe; Katheterisierung; Inkontinenz; Einmalkatheterisierung; Dauerkatheterisierung
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