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Version 1.08b - 2013 |
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Standard "Hypothermie
(Unterkühlung)" |
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In
den kalten Wintermonaten kann ein ungeplanter Ausflug ins Freie
gefährliche Folgen haben - vor allem in Kombination mit Demenz und
Alkohol. Wir zeigen Ihnen, wie Ihre Pflegekräfte die Schwere der
Unterkühlung korrekt einschätzen und die richtigen Maßnahmen wählen. |
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Wichtige Hinweise:
- Zweck unseres Musters ist es
nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser
Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die
Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
- Unverzichtbar ist immer auch eine
inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne
Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige
Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
- Dieser Standard eignet sich für
die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch
ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".
Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format)
verfügbar.
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Standard "Hypothermie
(Unterkühlung)" |
Definition:
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- Eine Hypothermie ist ein länger anhaltender
Abfall der Körpertemperatur unter die Grenze von 35°C. Der Wärmeverlust
betrifft den gesamten Körper und insbesondere den Körperkern.
Hauptursache ist der Kontakt mit kalter Luft oder mit kaltem Wasser.
- Der menschliche Körper kann verschiedene
Strategien nutzen, um die Unterkühlung zu beseitigen oder zumindest die
Folgen zu begrenzen. So können etwa die Muskeln durch anhaltendes
Zittern zusätzliche Wärme produzieren. Gleichzeitig kann die
Blutversorgung der Haut eingeschränkt werden, um Wärmeverluste
einzudämmen.
- Ab 27°C sind die Vitalfunktionen soweit
eingeschränkt, dass der Betroffene von medizinischen Laien für tot
gehalten werden kann. Wird ein Wert von 25°C unterschritten, führen
Kammerflimmern und Herzstillstand tatsächlich zum Tod. Bei Senioren
kann dieser Grenzwert bedingt durch den schlechteren Allgemeinzustand
ggf. deutlich höher liegen.
- Eine Unterkühlung ist abzugrenzen von einer
Erfrierung. Diese betrifft nur einzelne Körperbereiche wie etwa Finger,
Zehen, Ohren oder Nasenspitzen.
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Grundsätze:
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- Eine Unterkühlung kann dazu führen, dass der
Betroffene keine sichtbaren oder spürbaren Lebenszeichen zeigt. Er wird
dann fälschlicherweise für tot gehalten und nicht wiederbelebt. Ein
Bewohner ist aber erst dann "verstorben", wenn er von einem Arzt für
tot erklärt wurde.
- Wenn ein Bewohner nach einem (nächtlichen)
Sturz oder Unfall liegend angetroffen wird, ist stets von einer
Unterkühlung auszugehen.
- Wir halten engen Kontakt zum Hausarzt und
sprechen alle Maßnahmen mit ihm ab.
- Alle Beobachtungen und Vitaldatenmessungen
werden sorgfältig dokumentiert.
- Im Zweifelsfall werden wir immer einen Notarzt
rufen, um etwaigen Gesundheitsrisiken zu begegnen.
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Ziele:
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- Ein komatöser Bewohner wird nicht
fälschlicherweise für tot gehalten.
- Der Auslöser der Unterkühlung wird erkannt.
- Die Temperatur erreicht wieder den Normbereich.
Die Unterkühlung wird dabei nicht zu schnell korrigiert.
- Sekundärerkrankungen und Folgeschäden werden
vermieden.
- Der Bewohner hat das Gefühl, dass er sicher ist
und gut versorgt wird.
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Vorbereitung: |
allgemeine Maßnahmen
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- Wir halten pro Wohnbereich mindestens ein
Thermometer mit erweiterter Temperaturskala bereit.
- Wir stellen sicher, dass Bewohner angemessen
bekleidet sind, bevor sie unser Haus verlassen.
- Bei sturzgefährdeten Bewohnern legen wir großen
Wert auf eine fundierte Sturzprophylaxe.
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Ursachenforschung
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Wir prüfen, ob sich
der Auslöser der Unterkühlung bestimmen lässt. Häufige Ursachen sind:
- Auskühlung, etwa wenn ein Bewohner bei kalter
Witterung im Freien umherirrt. Dieses vor allem bei Missbrauch von
Drogen, Medikamenten oder Alkohol.
- fehlende Fettdepots bei ausgeprägter
Unterernährung
- Verlangsamung des Stoffwechsels, etwa als Folge
einer Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse)
- starker Blutverlust, etwa als Folge eines
Unfalls
- Kollaps oder Schock
- Beeinträchtigung des Hirnbereiches, der für die
Wärmeregulation zuständig ist (Hypothalamus)
- gestörtes Temperaturempfinden etwa durch Morbus
Parkinson, Apoplexie oder Diabetes Mellitus
- Sterbeprozess
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Symptome
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Die Art der Symptome
erlaubt Rückschlüsse auf die Schwere der Unterkühlung.
Stadium 1 (Erregung,
35 °C bis 32 °C)
- Der Bewohner ist erregt und wach, mitunter aber
auch bereits verwirrt.
- Der Bewohner zittert vor Kälte.
- Der Bewohner klagt über Schmerzen. Die
Schmerzempfindlichkeit kann aber auch reduziert sein.
- Die peripheren Gefäße werden eng gestellt
(Vasokonstriktion). Die Haut ist blass, trocken und marmoriert. Der
Bewohner hat eine "Gänsehaut" (Piloarrektion).
- Die Lippen und Nagelbetten sind zyanotisch.
- Der Stoffwechsel ist erhöht.
- Es kommt zu einer Hyperglykämie (erhöhte
Konzentration von Glukose im Serum).
- Die Atemfrequenz ist erhöht.
- Der Blutdruck ist erhöht.
- Es kommt zu Herzrhythmusstörungen mit einem
Anstieg der Herzfrequenz auf über 100 Schläge pro Minute (Tachykardie).
Stadium 2
(Erschöpfung, 32 °C bis 28°C)
- Das Kältezittern endet und die Muskeln
erstarren.
- Mit dem Licht einer Taschenlampe lässt sich die
Pupillenreaktion noch auslösen.
- Die Stoffwechselrate sinkt.
- Der Blutdruck ist normal bis erniedrigt.
- Der Bewohner ist schläfrig und verliert immer
wieder das Bewusstsein.
- Der Bewohner halluziniert.
- Die Herzfrequenz sinkt auf unter 60 Schläge pro
Minute (Bradykardie). Der Herzschlag wird ungleichmäßig.
- Die Atmung ist flach und unregelmäßig. Es kommt
ggf. zur Atemdepression.
Stadium 3 (Lähmung,
unter 28 °C)
- Die Pupillen sind geweitet und reagieren nicht
mehr auf das Licht einer Taschenlampe.
- Der Bewohner ist komatös und zeigt keine
Reflexe.
- Der Puls ist flach und kaum tastbar.
- Die Atmung ist minimal und von außen kaum
wahrzunehmen.
- Es kommt zum Kammerflimmern.
- Das Herz schlägt nicht (Asystolie) oder sehr
ungleichmäßig.
- Die Atmung setzt aus (Apnoe, also das
Ausbleiben der Atemströmung für mindestens 10 Sekunden).
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Durchführung:
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- Die Maßnahmen sind abhängig von der Schwere der
Unterkühlung. Eine Unterkühlung ersten Grades erfordert nicht
zwangsläufig die Alarmierung des Notarztes, dieses insbesondere dann,
wenn der Bewohner stets bei klarem Bewusstsein blieb.
- Bei einem Stadium zwei oder drei sowie bei
Bewusstlosigkeit ist hingegen immer von einer lebensbedrohlichen
Situation auszugehen. In solchen Fällen muss die Rettungsstelle
benachrichtigt werden.
Stadium 1
- Der Bewohner wird mittels Decken oder
Spezialfolie vor weiterer Auskühlung geschützt. Wenn die Beine nicht
zugedeckt werden, kann das Risiko gesenkt werden, dass das Blut dort
"versackt" und ein Schock als Folge des Volumenmangels eintritt.
- Durchnässte Kleidung wird ausgezogen und
ersetzt. Der Bewohner wird abgetrocknet.
- Durch die eigene Körperwärme steigt die
Temperatur um rund 0,5 °C bis 1 °C pro Stunde. Bei einer
schnelleren Erwärmung steigt das Risiko eines Kreislaufschocks.
- Die Erwärmung sollte von der Körpermitte
ausgehen und erst dann die Extremitäten erreichen.
- Die Arme und Beine werden nicht massiert.
- Sofern möglich sollte sich der Bewohner
körperlich bewegen.
- Sofern kein Schock vorliegt, darf der Bewohner
nicht in Schocklage gebracht werden.
- Der Bewohner erhält warme und gesüßte Getränke
und warme Speisen. Dem Bewohner wird in keinem Fall Alkohol angeboten,
da dieser zu einer Gefäßerweiterung führen würde.
- Die Vitalzeichen und der Bewusstseinszustand
werden engmaschig überwacht. Achtung: Durch die Langsamkeit des Pulses
ist es notwendig, dass dieser über einen Zeitraum von mindestens 30
Sekunden erfasst wird.
- In keinem Fall nutzen wir ohne ärztliche
Anweisung eine Wärmflasche oder eine Heizdecke. Diese Hilfsmittel
wärmen nur lokal und führen zu einer Gefäßerweiterung. In der Folge
kann der Bewohner zusätzlich auskühlen. Sinnvoll können hingegen warme
Packungen sein, die im Bereich des Körperstammes angelegt werden. Also
etwa im Nacken, in den Armhöhlen oder in den Leisten.
- Bei Bewusstlosigkeit oder Kreislaufstillstand
wird der entsprechende Notfallstandard umgesetzt.
Stadium 2 und
Stadium 3
- Der Notarzt wird gerufen.
- Die Krankenhauseinweisung wird vorbereitet.
- Der Bewohner wird so wenig wie möglich bewegt,
da kaltes Blut in den Körperkern strömt und diesen abkühlt.
- Bis zum Eintreffen des Rettungswagens wird der
Bewohner vor weiterem Auskühlen geschützt und überwacht (siehe Stadium
1).
- Bei Unterkühlten kann eine Reanimation auch
nach 30 bis 60 Minuten noch erfolgreich sein.
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Nachbereitung:
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- In den folgenden Tagen ist mit einer
gesteigerten Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten zu rechnen. Wir
reagieren daher frühzeitig auf Atemwegserkrankungen, Schluckbeschwerden
usw. Insbesondere wird in der folgenden Woche dreimal täglich die
Körpertemperatur gemessen, um eine fiebrige Erkältung rechtzeitig zu
erkennen.
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Dokumente: |
- Berichtsblatt
- Vitalzeichenkontrollblatt
- Durchführungsnachweis
- Fragen an den Arzt
- Pflegeplanung
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Verantwortlichkeit
/ Qualifikation: |
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Weitere Informationen
zu diesem Thema |
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Hypothermie; Notfall; Unterkühlung |
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Genereller
Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und
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kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel
diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der
jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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