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Version 1.06b |
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Demenz: Häufig gestellte Fragen unserer Leser |
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Bei der
Versorgung von Demenzkranken mag es an vielem mangeln. Eines
jedoch gibt es im Überfluss: Konzepte und Skalen, die für sich
den letzten Stand der Weisheit in Anspruch nehmen. Höchste Zeit,
ein wenig Licht in
Domus, GDS, ROT & Co zu bringen. |
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Ich bin Bezugspflegekraft einer
Bewohnerin mit Alzheimer. Neulich erwähnte die Tochter,
dass die Krankheit ihrer Mutter in einer Memory-Klinik
festgestellt worden sei. Meine Frage: Was ist eine
Memory-Klinik? |
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- Eine Memory-Klinik (memory, englisch für erinnern)
oder eine Gedächtnissprechstunde ist eine Institution,
an die man sich wenden kann, wenn man abklären lassen
möchte, ob man selbst oder ein Angehöriger von einer
dementiellen Erkrankung betroffen ist.
- Diese Gedächtnissprechstunde wird oft von
Krankenhäusern, psychiatrischen Krankenhäusern oder etwa
von niedergelassenen Neurologen oder Psychiatern
angeboten.
- Diese bieten eine spezialisierte
Untersuchung an. Dabei wird der Patient befragt und
sowohl psychologisch als auch körperlich untersucht, ob
eine neurologische bzw. dementielle Erkrankung vorliegt.
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In der Diskussion über Wohnformen für
Demenzkranke fiel der Begriff "Domus-Prinzip. Was ist
darunter zu verstehen? |
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Der Begriff "Domus-Prinzip" steht für ein bestimmtes
Wohn- und Betreuungskonzept Demenzkranker, das in
England entwickelt worden ist. Hier leben in einem
Wohnbereich eine eng begrenzte Anzahl Demenzkranker im
fortgeschrittenen Stadium zusammen. Damit erreicht man
eine relativ homogene Gruppe mit ähnlichen Bedürfnissen,
auf die man dann mit veränderten Strukturen und Abläufen
wesentlich besser eingehen kann. Ein Beispiel: - Bewohner mit fortgeschrittener Demenz verlieren die
Fähigkeit, zwischen eigenem und fremdem Besitz zu
unterscheiden. Sie wandern umher, gehen in "fremden"
Zimmern an den Schrank und ziehen sich dort eine
Strickjacke über. In einer integrativen Einrichtung,
in der Demenzkranke mit nicht dementen Bewohnern
zusammen leben, führt dieses Verhalten naturgemäß immer
wieder zu Konflikten zwischen den Bewohnern.
- Aber in
einer Wohngruppe mit ausschließlich Demenzkranken wird
von vornherein festgelegt, dass die Kleidung aller
Bewohner auch durchaus von anderen Bewohnern getragen
werden darf. Das bedeutet, dass das Prinzip "mein und
dein" außer Kraft gesetzt ist und somit Konflikte erst
gar nicht entstehen. Die dementen Bewohner leben wie in
einer Familie mit einer individuellen
Tagesstrukturierung. Weitere Vorteile aus dieser
Wohnform ergeben sich auch daraus, dass die
Pflegekräfte, anders als in einer integrativen
Einrichtung, durchgängig und konsequent weitere Konzepte
etwa Validation, 10-Minuten-Aktivierung, basale
Stimulation, Snoezelen anwenden können.
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In einem Arztbericht stand über unseren
Bewohner zu lesen, dass er laut GDS-Reisberg-Skala
Stadium 5 eingestuft wurde? Was bedeutet das genau? |
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Die GDS (global deterioration scale)-Reisberg-Skala ist
ein Instrument zur Bestimmung des Schweregrads einer
Demenz. Sie wird gerne in Deutschland zusammen mit
weiteren Instrumenten eingesetzt. Sie ist unterteilt in
sieben Stadien, die die kognitiven Fähigkeiten
beurteilen, etwa die Merkfähigkeit, Verhaltensänderungen
usw.
- Stadium 1: keine Einbußen
- Stadium 2:
zweifelhafte kognitive Einbußen
- Stadium 3: geringe
kognitive Einbrüche
- Stadium 4: mäßige Einbußen
- Stadium 5: mittelschwere kognitive Störung
- Stadium 6:
schwere kognitive Einbrüche
- Stadium 7: sehr schwere
kognitive Einbrüche
Generell sind bei einer
dementiellen Erkrankung folgende Bereiche betroffen:
- Kognitive Fähigkeiten: Gedächtnis, Denken,
Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit,
Sprache, Sprechen und Urteilsvermögen
- Motorik: Im
späten Stadium Verlust der Fähigkeit zu gehen und der
Fähigkeit zu sitzen
- Verhaltensstörungen:
Schlafstörungen, Depression, Gereiztheit/Labilität,
Essstörungen, Halluzinationen, Angst usw.
Werden
die kognitiven Einschränkungen immer größer, so ist
damit auch die Selbstpflegefähigkeit immer weiter
eingeschränkt. Der Betroffene benötigt in allen AEDL
mehr Pflege und Unterstützung.
In den letzten Stadien
kommt es zum Verlust der Sprache, Inkontinenz,
Kontrollverlust über den gesamten Körper bis hin zum
Koma. Wobei die meisten Betroffenen nicht an der Demenz
versterben, sondern letztlich an anderen Erkrankungen.
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Welche Maßnahmen können konkret
ergriffen werden, wenn ein Bewohner eine starke
Weglauftendenz hat oder ziellos umherirrt? |
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Viele Demenzkranke haben, wenn sie neu
in eine Pflegeeinrichtung ziehen, ein Weglaufverhalten.
Bei näherer Betrachtung dürften wir uns als Pflegekräfte
darüber nicht wundern. Ein dementer Bewohner kämpft
jeden Tag mit Unsicherheiten und Verlusten. Er muss
damit fertig werden, dass er mehr und mehr Fähigkeiten
verliert. Bei einem Umzug des Bewohners wird ihm auch
noch die letzte Vertrautheit, nämlich das eigene Zuhause
genommen. Wen kann es da noch verwundern, wenn er wieder
nach Hause möchte, um der Verwirrung zu entkommen. Auch
Demente in einem fortgeschrittenen Stadium, die schon
länger in der Einrichtung sind und etwa gerade in ihrer
"Kindheit" leben, suchen ggf. nicht ihre letzte Wohnung
oder das Haus, in dem sie gelebt haben, sondern etwa ihr
Elternhaus in Ostpreußen. Indem man diese Bewohner
und ihre Bedürfnisse nach Sicherheit und Geborgenheit
ernst nimmt und ihre Gefühle wertschätzt, kann ggf. die
Weglauftendenz gemildert werden. Folgende Maßnahmen
können z.B. ergriffen werden: - Die Bezugspflegekraft
sollte eine gute Vertrauensbasis schaffen, so dass der
Grund des Flüchtens wegfällt.
- Validierende
Gesprächsführung, etwa: "Sie wollen nach Hause, weil es
Zuhause doch am schönsten ist. Erzählen Sie doch mal von
Ihren Eltern und Geschwistern!"
- In der
Biografiearbeit einen Schlüssel finden, der den Bewohner
veranlasst da zu bleiben, etwa in der Situation das alte
Familienfoto mit dem Elternhaus im Hintergrund zusammen
mit dem Bewohner betrachten.
- Den Bewohner in einem
geschützten Bereich umherwandern lassen.
- Bringen
Sie Orientierungsmöglichkeiten an, wie etwa Piktogramme
und Bilder. In der Nacht sollte es ausreichend
beleuchtet sein, um Stürzen vorzubeugen.
- Versuchen
Sie den Bewohner abzulenken, ihm eine Beschäftigung
anzubieten, die er mag, etwa Wäsche zusammenlegen.
Nutzen Sie bei den Beschäftigungen die individuellen
Antriebe Ordnung, Pflichtbewusstsein, Fürsorge und die
besonderen Fähigkeiten, über die jeder Mensch verfügt.
- Verändern Sie den Ein- und Ausgangsbereich, indem Sie
beispielsweise ein Verkehrsschild "Straße gesperrt"
aufhängen.
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Was ist unter einer Milieutherapie zu
verstehen? |
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In welchem Milieu fühlen Sie sich wohl? Möchten Sie
Ihren Alltag in einem Krankenhaus mit langen Fluren und
weißem Linoleumboden in einem einzigen Zimmer
verbringen, das von dem Flur abgeht? Zugegeben: Heute
sieht Gott sei Dank kaum ein Altenpflegeheim noch so
aus. Oder leben Sie lieber in einer Wohnung mit
einer Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad, das Sie
individuell gestalten können? Die Milieutherapie
meint, dass Demente in einem Wohnbereich leben können,
der eher einer Wohngemeinschaft gleicht. So normal wie
möglich eben (Normalisierungsprinzip). Dabei soll sich
die materielle und soziale Umwelt an die Bedürfnisse der
Demenzkranken anpassen. Das betrifft die
Tagesstrukturierung und die Gestaltung der Umgebung und
Räumlichkeiten. Sämtliche Maßnahmen, die das
ermöglichen, machen die Milieutherapie aus: - Rundgänge
- Tastbretter an den Wänden
- Schränke
und Garderoben für alle Bewohner zugänglich und
benutzbar
- helles Licht über 500 Lux mit
schattenfreier Ausleuchtung
- Barriere freie Gänge
mit Handläufen
- ausreichend Dämmerlichter für die
Nacht
- Wohnküche, in der die Bewohner bei der
Essenszubereitung helfen können.
- alte Möbel,
vertraute Einrichtungsgegenstände, Kramecken
- schön
angelegter Garten mit Erlebniszonen, etwa ein
Fischteich, Kaninchenstall mit Freilauf, Duft- und
Tastgarten usw.
- Validation, basale Stimulation,
Snoezelen-Bereich, 10-Minuten-Aktivierung usw.
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Wann und bei welcher Zielgruppe eignet
sich der Einsatz von ROT? |
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ROT steht für Realitäts-Orientierungs-Training. Dieses
Training kann als 24-Stunden-Konzept durchgeführt
werden, oder die betreffenden Bewohner werden in sog.
ROT-Gruppen zusammen gefasst. Ziel dieses Trainings soll
es sein, dass der Demente seine verbliebenen Fähigkeiten
ständig trainiert, um sie nicht zu vergessen. Es soll
die Orientierung zur eigenen Person, örtlich-räumlich,
zur Zeit und zur Situation trainiert und erhalten
werden. Dazu werden innerhalb der Wohngruppe bei dem
24-Stunden-Konzept folgende Maßnahmen durchgeführt: Orientierung zur Person: - Der Bewohner sowie
alle anderen Personen werden immer mit vollem Namen und
Titeln angesprochen.
- Die Pflegekräfte nutzen die
Biografiearbeit, um mit dem Bewohner über sein Leben,
seine Familie, Berufstätigkeit usw. zu reden.
zeitliche Orientierung:
- Große Uhren und Kalender
hängen an den Wänden in den verschiedensten Räumen.
- Auf ROT-Tafeln sieht man das Wetter und die Jahreszeit.
situative Orientierung:
- Ergotherapeuten üben
mit den Bewohnern regelmäßig etwa Kochen, Wasch- und
Anziehtraining usw.
- Die Pflegekräfte verwenden in
der Kommunikation einfach strukturierte Sätze, ermuntern
den Bewohner dazu, Antworten zu geben und zu
wiederholen. Sie wählen Gesprächsthemen mit aktuellem
Bezug, sprechen über Erinnerungen. Sie stellen Fragen,
und wenn der Bewohner richtig antwortet, wird er gelobt.
Antwortet er falsch, wird er vorsichtig und sensibel
korrigiert.
räumliche Orientierung:
- In der
Wohngruppe werden Schilder und Piktogramme aufgehängt,
die Auskunft über die Räume geben (z.B. Piktogramm
"Toilette" für das Bad).
- Mit Hilfe von
verschiedenen Farben werden die Räume unterscheidbar
gemacht usw.
Die Zielgruppe sind die Bewohner mit
einer leichten bis mittelschweren Demenz. Dieses Konzept
wird aber auch kritisch gesehen. Nachteile sind unter
anderem:
- Die enge und vorbestimmte Tagesstruktur
durch die vielen Trainingseinheiten.
- Beim Versagen
des Bewohners bei einzelnen Maßnahmen kann der
Betreffende mit Wut, Aggressionen oder Rückzug
reagieren. Der Betroffene wird ständig mit seinen
Defiziten konfrontiert.
- Es besteht die Gefahr der
ständigen Überforderung.
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Schlüsselwörter für diese Seite |
Demenz; Alzheimer;
Domus-Prinzip; ROT; Milieutherapie |
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jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt
angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen
bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert. |
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