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Version 3.05b - 2015

Standard "Blutzuckerbestimmung"

 
Die korrekte Blutzuckermessung ist prinzipiell eine kinderleichte Maßnahme, die eigentlich jede Pflegeschülerin sicher beherrschen sollte. Andererseits können Fehlmessungen gravierende Folgen nach sich ziehen. Es ist also in jedem Fall besser, auch diesen Vorgang zu standardisieren. Unser Textmuster können Sie mit wenigen Anpassungen in Ihr QM-Handbuch übernehmen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Blutzuckerbestimmung"
Definition:
  • Blutuntersuchungen zählen zu den zentralen diagnostischen Mitteln der modernen Pflege und Medizin. Da die Entnahme von venösem oder von arteriellem Blut für den betroffenen Bewohner häufig unangenehm ist, nutzen wir wann immer möglich Kapillarblut. Dieses entnehmen wir aus dem Ohrläppchen oder aus der Fingerbeere.
  • Die Blutzuckerkontrolle ist eine Messung des Zuckergehalts im Blut durch eine kapillare Blutentnahme. Die Überprüfung ist regelmäßig durchzuführen insbesondere bei Patienten mit Diabetes mellitus.
  • Die Blutzuckerkonzentration (also die Menge Glukose, die sich im Blut befindet) wird gemessen in Milligramm pro Deziliter. Dieser sog. "Blutzuckerspiegel" liegt normalerweise zwischen 70 bis 110 mg/dl (Nüchternwert). Dauerhaft erhöhte Werte sind ein Anzeichen für verschiedene Krankheiten wie etwa Diabetes mellitus oder ein Pankreaskarzinom.
  • Der diagnostische Wert der Bestimmung mittels Kapillarblut ist deutlich höher als die Bestimmung mittels Urinuntersuchung, da ein gesteigerter Blutzuckerwert erst nach Überschreiten der Nierenschwelle im Urin messbar wird.
  • Grundsätzlich zählt die Blutabnahme zu den ärztlichen Aufgaben. Sie kann aber an eine Pflegekraft delegiert werden, sofern deren Qualifikation dafür nachgewiesen wurde. Als invasive Maßnahme ist stets die Zustimmung des Bewohners erforderlich.
Grundsätze:
  • Blutzuckerkontrollen können im Rahmen von Notfallsituationen Leben retten. Es ist daher zwingend darauf zu achten, dass das Messgerät permanent funktionsfähig ist und dass jederzeit Teststreifen verfügbar sind.
  • Bei der Blutzuckerbestimmung besteht stets Infektionsgefahr durch Stichverletzungen. Eine verwendete Lanzette muss immer mit größter Vorsicht entsorgt werden.
Ziele:
  • Der Blutzuckerwert wird korrekt ermittelt.
  • Kritische Blutzuckerwerte werden schnell und korrekt erkannt, insbesondere reagieren wir angemessen auf eine Hypo- oder Hyperglykämie.
  • Die Blutentnahme ist so schmerzarm wie möglich.
  • Die Fähigkeit des Bewohners, mit dem Daumen und mit dem Zeigefinger Tastinformationen zu gewinnen, bleibt auch langfristig erhalten.
Vorbereitung: Indikation
  • Der behandelnde Arzt gibt mittels einer ärztlichen Verordnung vor, nach welchem zeitlichen Schema der Blutzucker ermittelt wird. Davon wird nur unter zwingenden Umständen abgewichen, insbesondere etwa bei einem Notfall.
  • Bei Diabetikern, denen Insulin nach einem festen Schema injiziert wird, kann der Blutzuckerwert Rückschlüsse auf eine erforderliche Anpassung der Dosis geben.
  • Bei Diabetikern mit einem stark schwankenden Blutzuckerwert schützt diese Kontrolle vor hypoglykämischen Krisen nach der Insulingabe.
  • Wird Insulin nach dem Basis-Bolus-Prinzip gespritzt, wird anhand der Höhe des Blutzuckerspiegels die erforderliche Insulinmenge bestimmt.
  • Bei Bewusstseinsveränderungen ermöglicht es die Blutzuckerbestimmung, eine Hypo- oder Hyperglykämie auszuschließen.
  • Auf Anordnung des Arztes wird auch ein Tagesprofil erstellt. Dafür wird zu festgelegten Tageszeiten der Wert gemessen.
Auswahl des Entnahmepunktes:
  • Die Entnahme aus dem Ohrläppchen ist nicht nur vergleichsweise schmerzarm, sondern erspart empfindlichen Bewohnern den Anblick des eigenen Blutes. Die Infektionsgefahr ist geringer als bei einem Einstich in die Fingerbeere, da ein Ohrläppchen seltener mit verkeimten Gegenständen in Kontakt kommt. Nachteilig hingegen ist die geringe Blutmenge, die auf diese Weise entnommen werden kann. Auch ein Selbsttest ist zumeist nicht möglich; die Maßnahme muss also von einer Pflegekraft übernommen werden. Es droht zudem eine Verschmutzung der Oberkleidung durch Blutstropfen.
  • Schwankungen im Blutzuckerspiegel können abhängig vom Punktionsort auftreten. Die Finger als Teil der Körperperipherie sind zumeist stärker davon betroffen als das Ohrläppchen. Daher können zeitgleich gewonnene Blutstropfen aus dem Ohrläppchen und der Fingerspitze unterschiedliche Blutzuckerwerte aufweisen.
notwendiges Material:
  • digitales Messgerät
  • passende Messstreifen
  • 2 sterile Lanzetten oder Lanzettengerät (Die Einstichtiefe muss regelbar sein zwischen einem halben und zwei Millimetern)
  • Einmalhandschuhe
  • mehrere Tupfer
  • Abwurfbehälter
  • stichsicherer Abwurfbehälter für Lanzetten
  • alkoholfreies Hautdesinfektionsmittel
  • Pflaster
weitere Maßnahmen
  • Jede Pflegekraft hat sich mit der Funktion des Messgeräts sorgfältig vertraut zu machen. Dazu zählt insbesondere das Lesen der Betriebsanleitung.
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert und um Zustimmung gebeten. Auch bewusstlose Patienten werden informiert.
  • Nach Möglichkeit sollte der Bewohner die Messung selbstständig oder unter Anleitung durchführen. Die korrekte Handhabung des Geräts wird ihm ggf. von der Bezugspflegekraft demonstriert. Wenn ein speziell für Senioren entwickeltes Gerät zur Verfügung steht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Bewohner dieses eigenständig bedienen kann. Ebenso wichtig wie die richtige Messung ist es, dass der Bewohner die Daten zuverlässig in ein Diabetikertagebuch niederschreibt. Er muss überdies wissen, bei welchen Blutzuckerwerten die jeweiligen Maßnahmen erforderlich werden.
  • Wir sorgen für reguläre Messbedingungen. Sehr niedrige Umgebungstemperaturen unter 15°C. sowie sehr hohe Temperaturen von über 30°C. können die Messung verfälschen. Auch Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit wie ungelüftete Badezimmer sind ungeeignet.
  • Nach Möglichkeit sollte sich der Bewohner bequem auf einen Stuhl setzen. Bei einem stehenden Bewohner besteht die Gefahr, dass dieser (durch den Anblick des Bluts) kollabiert und sich beim Sturz verletzt.
  • Die Arbeitsfläche, also etwa das Spritzentablett, wird desinfiziert.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht die Einmalhandschuhe über.
Durchführung: Nutzung des Messgerätes
  • Die Pflegekraft schaltet das Gerät ein und überprüft die Funktionsfähigkeit.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass die Codenummer des Gerätes mit dem der Teststreifencodenummer übereinstimmt. Der Code erscheint beim Einschalten des Geräts.
  • Die Pflegekraft prüft, ob das Verfallsdatum der Teststreifen überschritten wurde.
  • Der Teststreifen mit dem Applikationsfeld wird bis zum "Klickpunkt" in das Messgerät eingeführt. Das Gerät zeigt an, dass die Blutaufnahme jetzt erfolgen kann.
Einstich in die Fingerbeere
  • Der Bewohner wird aufgefordert, sich die Hände zu waschen. Seifenreste werden sorgfältig mit klarem Wasser entfernt. Danach sollte sich der Bewohner die Hände mit einem sauberen Handtuch gründlich abtrocknen. (Hinweis: Unsichtbare Speisereste wie etwa Marmelade an den Fingern können das Messergebnis nach oben verfälschen. Wasserrückstände können dazu führen, dass das Messergebnis zu niedrig ausfällt.)
  • Wir stellen sicher, dass die Punktionsstelle keine Rückstände von Pflegeprodukten aufweist. So kann etwa Handcreme bei einer Punktion des Fingers die Messwerte verfälschen.
  • Die Pflegekraft erfragt, welche Punktionsstelle der Bewohner bevorzugt, bzw. welche Stelle zuletzt besonders ergiebig war.
  • Falls der Bewohner exsikkiert ist, kann sich die Blutentnahme als schwierig erweisen. Häufig lässt sich die Ergiebigkeit der Entnahmestelle steigern, wenn diese zuvor massiert oder mit warmem Wasser erwärmt wird. Auch ein Ausstreichen des Fingers in Richtung Fingerkuppe kann den Blutfluss verbessern. Sinnvoll kann es auch sein, den Arm einige Minuten nach unten hängen zu lassen.
  • Die Pflegekraft inspiziert die geplante Einstichstelle und achtet auf eventuelle Hautveränderungen. (Hinweis: Ständige Blutentnahmen schädigen das Gewebe der Fingerkuppen. Wir verwenden für die Blutentnahme bevorzugt den kleinen Finger, den Ringfinger und den Mittelfinger. Diese sind für das Ertasten von Gegenständen weniger wichtig als der Daumen und der Zeigefinger. Dieses insbesondere bei der rechten Hand von Rechtshändern, bzw. bei der linken Hand von Linkshändern.
  • Die Punktionsstelle wird desinfiziert. Die Pflegekraft wartet die Einwirkzeit von zumeist 30 Sekunden ab. Das Desinfektionsmittel muss nun vollständig verflogen sein. (Alkoholrückstände beeinflussen das Messergebnis. Wir sind uns bewusst, dass die Erforderlichkeit einer Hautdesinfektion vor der Punktion in der Wissenschaft kontrovers diskutiert wird. Wir haben uns nach sorgfältiger Abwägung dazu entschlossen, den betroffenen Hautbereich grundsätzlich vor jeder kapillaren Blutentnahme zu desinfizieren.)
  • Oftmals ist es möglich, eine bereits vorhandene Einstichstelle erneut zu nutzen. Die Pflegekraft inspiziert dafür die Einstichstelle. Mit minimalem Druck lässt sich bei guter Durchblutung ein Blutstropfen gewinnen. Dem Bewohner bleibt damit der Einstich mit der Lanzette erspart. (Hinweis: Dieser Punkt ist in der Fachliteratur umstritten.)
  • Die Pflegekraft sticht seitlich in die Fingerkuppe ein. Die vordere Fingerkuppe ist sehr schmerzempfindlich.
  • Der Stich sollte nicht zu zaghaft erfolgen, da er ansonsten wiederholt werden muss. Die Schmerzintensität ist abhängig von der Einstichtiefe. Je tiefer der Stich erfolgt, um so unangenehmer wird die Punktion für den Bewohner. Gleichzeitig gilt aber auch, dass für die Gewinnung einer ausreichenden Blutmenge eine gewisse Einstichtiefe erforderlich ist. Da insbesondere Diabetiker ihr ganzes Leben lang den Blutzucker engmaschig überwachen müssen, ist es sehr wichtig, hier die richtige Balance zu finden.
Einstich in das Ohrläppchen
  • Der Bewohner wird aufgefordert, sich die Haare ausreichend zurückzustreifen.
  • Die Punktionsstelle wird desinfiziert (siehe oben).
  • Die Pflegekraft ergreift mit der linken Hand das rechte Ohrläppchen. Sie fixiert gleichzeitig zwischen den Fingern und der Unterseite des Ohrläppchens einen Tupfer. Dieser ragt so weit über das Ohrläppchen hinaus, dass ein ungewollt abgehender Blutstropfen aufgefangen wird.
  • Die Pflegekraft übt moderaten Druck auf das Ohrläppchen aus, um die Haut zu spannen.
  • Mit der rechten Hand ergreift die Pflegekraft die Einstichhilfe. Sie setzt das Gerät auf der Oberseite des Ohrläppchens auf und löst es aus.
Anwendung von Stechhilfen:
  • Die Lanzette wird in das Gerät eingelegt, bis die Einrastposition mit einem Klicken erreicht ist.
  • Der Lanzettenverschluss wird von der Stechhilfe abgedreht.
  • Die Stechhilfe wird an der gewählten Einstichstelle aufgesetzt und ausgelöst.
  • Hinweis: Wir beginnen stets mit einer geringen Einstichtiefe. Falls die gewonnene Blutmenge nicht reicht, muss dieser Wert erhöht w

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++
































 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
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