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Gesprächsleitfaden für die Biografiearbeit

 
Nicht weniger als siebenmal erwähnt sie der MDK in seiner § 80-Prüfanleitung: die Biografiearbeit. Insbesondere für alle Pflegekräfte, denen bei dieser Informationssammlung regelmäßig das Gesprächsmaterial ausgeht, haben wir einen Leitfaden erstellt.
 

Über die Art und Weise, wie die Bewohnerbiografie erstellt werden soll, scheiden sich die Geister. Viele Experten raten von einem separaten "Interview" ab und empfehlen, die Fragen Stück für Stück etwa bei der Grundpflege oder bei der Essenseingabe zu stellen. Diese Vorgehensweise hat jedoch Nachteile: Eine gute Biografie lässt sich nicht "mal so nebenbei" beim Waschen erstellen. Insbesondere eine über mehrere Tage verteilte "Häppchentaktik" birgt das Risiko, dass Informationen schlichtweg vergessen werden.

Unser Tipp: Kochen Sie einen guten Kaffee, lassen Sie sich aus der Hauswirtschaft ein paar Kekse geben und führen Sie ein strukturiertes Gespräch. Als Grundlage können Sie unseren Gesprächsleitfaden verwenden.

Anmerkung: Einige Fragen, etwa die nach Krieg und Vertreibung, können schmerzliche Erinnerungen ans Tageslicht bringen. Da aber viele Verhaltsauffälligkeiten von Bewohnern auf verdrängte Kriegserlebnisse zurückgehen, kann sich eine solche Herausarbeitung für die spätere Betreuung lohnen.

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Gesprächsleitfaden für die Biografiearbeit

soziales Umfeld
  • Welchen Beruf übte Ihr Vater aus?
  • Welche Eigenschaften mochten Sie an Ihrem Vater und welche nicht?
  • War Ihre Mutter berufstätig oder versorgte sie den Haushalt?
  • Welche Eigenschaften mochten Sie an Ihrer Mutter und welche nicht?
  • Haben Sie Brüder oder Schwestern? Sind Ihre Geschwister älter oder jünger?
  • Wie war das Verhältnis zu den Geschwistern in der Jugend? Haben Sie sich häufig gestritten? Wie ist das Verhältnis heute?
  • Haben Sie Ihre Groß- oder Urgroßeltern bewusst erlebt?
  • In welcher Umgebung lebten Sie in Ihrer Jugend? Auf dem Land oder in der Stadt?
  • Lebten Sie in einem eigenen Haus oder zur Miete?
  • Hatten Sie Haus- oder Nutztiere?
  • Welche Lebensmittel hat Ihre Familie selbst produziert?
  • Welche Sprache oder welcher Dialekt wurde in Ihrem Elternhaus gesprochen?
  • Welche Aufgaben wurden Ihnen als Kind übertragen?
  • Welche Traditionen wurden von Ihrer Familie gepflegt?
  • Wie haben Sie Ihre Abende verbracht, als es noch kein Fernsehen gab?
Kindheit
  • Wurden Jungen und Mädchen unterschiedlich erzogen?
  • Genossen Sie eine strenge, eine religiöse oder eine liberale Erziehung?
  • Haben Sie Erinnerungen an Ihre Geburtsstadt (etwa bei Vertriebenen)?
  • Hatten Sie ein eigenes Kinderzimmer oder leben Sie mit anderen Geschwistern zusammen?
  • Waren Sie viel in der Natur oder lieber im Elternhaus?
  • Welche Streiche haben Sie Anderen gespielt?
  • Welche Charaktereigenschaften wurden Ihnen als Kind nachgesagt? Waren Sie schüchtern, wagemutig oder gar frech?
  • Hatten Sie einen Spitznamen? Wer gab Ihnen diesen Spitznamen?
  • Hatten Sie ein Kuscheltier oder eine Lieblingspuppe? Welchen Namen hatte es/sie?
  • Welche Spiele haben Sie mit anderen Kindern gespielt?
  • Haben Sie Erinnerungen an die Zeit in Jugendorganisationen (HJ, BDM, katholische Jugend, FDJ usw.)?
  • Welche Anekdoten und Familiengeschichten sind Ihnen in Erinnerung geblieben?
  • Welche Belohnungen gab es für gutes Benehmen oder gute Leistungen?
  • Wie wurden Sie bestraft (Schläge, Hausarrest oder ähnliches?)
  • Welche Sprichworte wurden in Ihrer Familie gerne verwendet?
  • Welche Lieder wurden in Ihrer Familie gerne gesungen?
  • Wie wurde Weihnachten, Ostern oder Sylvester gefeiert?
  • Wie haben Sie Ihre Freizeit oder Ferien verbracht?
Schulzeit / Jugend
  • Wie haben Sie Ihre Schulzeit empfunden?
  • Hatten Sie strenge Lehrer?
  • Wie waren Ihre Noten?
  • Welche Fächer mochten Sie? Welche nicht?
  • Hatten Sie einen Schwarm oder ein Idol?
  • Wann haben Sie Ihr Elternhaus verlassen?
Krieg, Verfolgung und andere einschneidende Erlebnisse
  • Haben Sie unter Verfolgung durch die Nazis gelitten?
  • Welche Erinnerungen haben Sie an den Krieg und den Bombenterror?
  • Welche Erinnerungen haben Sie an die Besetzung?
  • Wurden Sie zum Opfer von Gewalt durch die Truppen der Siegermächte?
  • Haben Sie im Krieg Angehörige verloren?
  • Wurden Sie vertrieben?
  • Haben Sie gefährliche Krankheiten oder Unfälle überstanden?
  • Gab es andere schreckliche Ereignisse in Ihrem Leben?
Berufsleben
  • Konnten Sie Ihren Beruf frei wählen?
  • Wie war Ihre Ausbildungszeit?
  • Waren Sie danach selbständig oder angestellt tätig?
  • Hatten Sie strenge Vorgesetzte?
  • Gab es schwierige Phasen der Berufstätigkeit?
  • Haben Sie Ihren Beruf später gewechselt?
  • Mussten Sie berufsbedingt häufiger umziehen?
  • Welche Bedeutung hatte die Berufstätigkeit für Sie? War es mehr als nur Gelderwerb?
  • Wie lange waren Sie berufstätig?
  • Haben Sie den Abschied aus dem Berufsleben bedauert?
Ehe / Partnerschaft?
  • Wer war Ihre erste große Liebe?
  • Haben Sie geheiratet?
  • Wo und wie haben Sie Ihren späteren Ehepartner kennen gelernt?
  • Wie war Ihre Lebenssituation, als Sie heirateten?
  • Welche Kosenamen haben Sie für einander verwendet?
  • Haben Sie Kinder?
  • Welche Werte wollten Sie Ihren Kindern vor allem vermitteln?
  • Haben Sie Erinnerungen an schwierige Erziehungsphasen?
  • Wie haben Sie das "Flüggewerden" der eigenen Kinder erlebt? Wie ist das aktuelle Verhältnis zu den Kindern?
  • Wie hat sich die Beziehung zu Ihrem Ehepartner im Laufe der Jahre verändert?
  • Gab es Scheidungen? Verstarb Ihr Ehepartner? Haben Sie erneut geheiratet?
Weiteres
  • Haben Sie ein besonderes Interesse für Politik?
  • In welchen Vereinen haben Sie sich engagiert?
  • Was haben Sie getan, um sich fit und gesund zu halten?
  • Haben Sie besonders enge Freundschaften geschlossen?
  • Haben Sie andere Länder besucht?
  • Haben Sie besonderes Interesse für Kultur, Musik, Theater?
 
   
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Gesprächsleitfaden; Biografie
Genereller Hinweis zur Nutzung des Magazins: Zweck unserer Muster und Textvorlagen ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Alle Muster müssen in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden. Unverzichtbar ist häufig auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.